Die Automobilindustrie Südkoreas


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Die Rahmenbedingungen der koreanischen Industrie
2.1 Wirtschaftliche Entwicklung und Erfolgsfaktoren
2.2 Vom Protektionismus zur Liberalisierung

3. Die Entwicklung und Relevanz der Unternehmensgruppen („chaebols“)

4. Die koreanische Autoindustrie
4.1 Allgemeine Entwicklung
4.2 Daewoo
4.3 Hyundai

5. Ausblick und Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Südkorea hat eine schnelle wirtschaftliche Entwicklung genommen, in der die Autoindustrie eine wichtige Rolle spielte und noch immer spielt. Umstrukturierungen, abgeschlossene, von der Regierung initiierte, sowie zukünftige Übernahmen prägen dabei die Branche. Das Land hat es trotz aller Fehler und Nachteile geschafft, im neuen Jahrtausend der fünftgrößte Autoproduzent weltweit zu sein. Ein Arbeitsplatz in der Autoindustrie beeinflusst sieben bis zehn weitere in angeschlossenen Industrien. In Südkorea arbeiten insgesamt 1,5 Millionen Angestellte in verwandten Branchen, so dass fast jeder 30. Mensch direkt oder indirekt von der Automobilindustrie beeinflusst wird. (http://worldwide.hyundai-motor.com)

2. Die Rahmenbedingungen der koreanischen Industrie

2.1 Wirtschaftliche Entwicklung und Erfolgsfaktoren

Gegen Ende der 1950er und Anfang der 1960er Jahre zählte Südkorea zu den Entwicklungsländern mit einem durchschnittlichen BSP/Kopf von 87 US-$ , über 40 % der Bevölkerung lebten in absoluter Armut und da das Land kaum Rohstoffe und Industrien besaß, war es stark agrarisch geprägt. Die einzigen Lichtblicke waren Strukturreformen, die in der Landwirtschaft und im Bildungswesen durchgeführt wurden, die rückblickend eine Basis für die wirtschaftliche Entwicklung geschaffen haben.

Im Jahre 1996 zählte Südkorea mit einem durchschnittlichen BSP/Kopf von 11.380 $ zu den wohlhabenden Ländern auf der Welt, die Armut war beseitigt, die Arbeitslosigkeit und Analphabetenquote wurde auf geringe Prozentsätze gedrückt und das Land verzeichnete ein Wachstum des Einkommens seit 1962 von im Durchschnitt 8 % jährlich. (Lee 2001,S.21)

Die Asienkrise 1997/98 war verantwortlich für einen Einbruch der Wirtschaft, doch schon in den Jahren danach überwand Südkorea die Krise und die Wirtschaft wuchs erneut auf ein BSP im Jahre 2003 von ca. 9460 US-$ bei einer Arbeitslosigkeitsrate von 3,4%.(Fischer Weltalmanach 2004).

Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Das Wirtschaftswachstum gründete sich vor allem auf zwei Prinzipien, der effizienten staatlichen Lenkung der Wirtschaft sowie einer konsequenten Exportorientierung.

Die staatliche Lenkung wurde 1962 mit dem ersten 5-Jahres-Plan der neuen Regierung nach einem Militärputsch eingeführt. In ihm wurden die Planung aber auch direkte Eingriffe in unternehmerisches Handeln der Wirtschaft festgeschrieben, um die in Korea knappen vorhandenen Mittel optimal zu allokieren und Wachstum zu induzieren. Aufgrund dieser Knappheit der Ressourcen wie Devisen oder Bankkrediten bevorzugte der Staat seit Beginn der Industrialisierung in den 60ern die dynamischen Großunternehmen, da diese wenigen leistungsfähigen Firmen die Träger des Exports werden sollten. Die Großunternehmen sollten höhere Skalenerträge erwirtschaften, schnellere Innovationszyklen durch hohe FuE-Investitionen erzielen und durch eine Quasimonopol- oder Oligopolstellung im heimischen Markt eine bessere Kapazitätsauslastung sowie die Überwindung von Marktgrößenproblemen erreichen. Dies alles sollte dann zu einem Wachstum der Industrieproduktion führen. (Lee 2001, S.19) Kleinere und Mittlere Unternehmen blieben oft von den Plänen und Ausschreibungen benachteiligt und konnten sich so nur schlecht entwickeln. Die verschiedenen Etappen der Industrialisierung und die Schwerpunktsetzung der Entwicklungspläne veranschaulicht Tabelle 1.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab.1: nach Lee 2001, S.23

Dem Zweck der Exportorientierung dienten alle nationalen Vorteile, was bei mangelnden Rohstoffvorkommen vor allem das große gut ausgebildete, billige und relativ willfährige Reservoir der Arbeitskräfte war. „Die Exportförderung überlagerte alle anderen wirtschaftlichen Ziele“ (Lee 2001, S.23), da der Binnenmarkt klein war und nur durch eine exportinduzierte Entwicklung Wirtschaftswachstum erwartet werden konnte.

Eine Übersicht über die Erfolgsfaktoren gibt Lee, S.25-31:

1. Die fortgesetzten Strukturreformen im Agrarsektor und im Bildungswesen nach 1948 führten u.a. zu einem Verstädterungsprozess und der Unterstützung der Exportindustrie mittels Subventionen und Ressourcentransfer einerseits, andererseits auch zu einer Senkung der Analphabetenquote von ca. 80% auf fast 0%.
2. Der starke Wille der Führungskräfte, die Wirtschaftsentwicklung auch gegen Widerstände durchzusetzen, trug zum Aufschwung bei, z.B. Installation des „Economic Planning Board“ oder die Exportförderungskonferenz.
3. Das Ausmaß des effektiven staatlichen Entwicklungskonzeptes und die effiziente Durchsetzung in sinnvollen 5-Jahres-Plänen
4. Die Exportorientierung und zeitliche Abfolge der Importsubstitution
5. Die Einkommensdynamik durch steigende Investitionen und andauernden Exportüberschuss, was eine ungewöhnliche aber Wachstum generierende Markkonstellation bedeutet
6. Orientierung auf Großunternehmen, da sie Träger des Industrialisierungsprozesses und der Exportorientierung waren. Mittel waren v.a. Bankkredite und Devisen, die bevorzugt an die dynamischen Unternehmensgruppen vergeben wurden.
7. Die positiven soziokulturellen Faktoren wie die homogene Gesellschaftsstruktur oder das konfuzianische Wertesystem (z.B. die hohe Fähigkeit zur Bildung von Humankapital)
8. Erfolgreiche Bevölkerungspolitik. Am Anfang gab es ein großes Arbeitskräfteangebot, doch die Regierung erkannte, dass eine zu hohe Wachstumsrate Probleme bringen würde → Bevölkerungswachstum von 3,0 % (1961) auf 0,92 % (1999) gesenkt.

Seit etwa Mitte der 1980er Jahre ist die Entwicklung charakterisiert von verstärkten Auslandsinvestitionen der koreanischen Unternehmen, der Erlangung höherwertiger Technologien durch Ankauf von Patenten und Lizenzen sowie der Abschließung von Joint Ventures mit Transnationalen Unternehmen, was vor allem durch die Liberalisierung der Märkte und des Finanzsystems ermöglicht wurde. Lee bilanziert: „Handels- / Arbeitsmarkt- und Wechselkurspolitik in Südkorea wurden als strategisch wichtige Instrumente zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit im Weltmarkt benutzt.“ (Lee 2001, S.150)

2.2 Vom Protektionismus zur Liberalisierung

Seit dem Beginn der Industrialisierung in Korea in den 60ern verfolgte die koreanische Regierung eine sehr restriktive Haltung gegenüber Ausländischen Direktinvestitionen (ADI) im Inland. Die wenigen Investitionen wurden zudem strikt reguliert. Weiterhin wurden selbst exportstarke Industrien von der Weltmarktkonkurrenz durch hohe Importhürden wie beispielsweise hohen Zollschutz, quantitative Restriktionen und informelle Barrieren abgeschottet, um die sich im Inland entwickelnde Wirtschaft zu schützen. Die Importe wurden beschränkt auf essentielle, noch nicht im Land produzierte Waren sowie auf die Güter, die einheimische Unternehmen als Inputfaktoren für ihre Produktion brauchten. So konnte eine Unterstützung der als strategischen Industrien deklarierten Branchen stattfinden, auf die die koreanische Regierung ihre Schwerpunkte setzte und diese förderte.

Die Rahmenbedingungen der Wirtschaft waren also eine protektionistische und national entwickelte Industriepolitik seitens des Staates. Auf dem Automobilsektor wurde die Entwicklung von dominierenden inländischen Autokonzernen gefördert, Kia, Hyundai, Daewoo, Ssangyong und Samsung.

Seit den 80er Jahren kam es zu einem langsamen Politikwandel, der Ende der 90er immer offener auf eine Liberalisierung und Deregulierung des koreanischen Marktes hinausläuft. Korea wurde offener für globale Finanzströme. Auf dem Automarkt wurde Samsung Motors, der Automobilableger der erfolgreichsten Unternehmensgruppe Koreas, von Renault übernommen und Daewoo, Koreas zweitgrößter Automobilproduzent, von General Motors übernommen.

Dieser Paradigmenwechsel wurde durch interne und externe Drücke ausgelöst.

Im Inland waren die „chaebols“, die koreanischen Großkonzerne, der Meinung, in der immer komplexeren weltweiten Ökonomie strategisch besser und effektiver zu funktionieren, wenn sie autonomer arbeiteten und die Wirtschaft weniger reguliert wäre. Zumal es für die Regierung immer schwieriger wurde, die Wirtschaft zu steuern und organisieren. Im Zuge der politischen Demokratisierung der Gesellschaft in den 80ern erhielten die Großkonzerne mehr Eigenständigkeit vom Staat, die sie in Verbindung mit ihrer ökonomischen Macht nachdrücklich für die Forderung nach Deregulierung des Marktes einsetzten. (Park 2003,S.180) Die externen Gründe waren vielfältiger. Die USA tolerierten immer weniger ihr hohes Außenhandelsdefizit und verstärkten daraufhin den Druck zur verstärkten Öffnung für amerikanische Unternehmen auf diejenigen Staaten mit Überschüssen gegenüber der USA, deren Märkte bisher relativ abgeschottet waren. Ein weiterer wichtiger Faktor war der Beitritt Südkoreas zur OECD, die freie Kapitalströme und Warenaustausch forderte. Zur Bewältigung der Asienkrise Ende 1997 schließlich stellte der IWF Bürgschaften und Kredite zur Verfügung, forderte jedoch im Gegenzug mehr Offenheit und Deregulierung. (Park 2003, S.182) Die Finanzkrise war teilweise hausgemacht. Sie gründete sich partiell auf die Ineffizienz der Regierung bei der Kreditlenkung. Korea besaß lange Jahre nur ein staatliches Bankensystem, mit dessen Hilfe Kredite nicht nur aus betriebswirtschaftlich vernünftigen Gründen, sondern auch gerade als Instrument zur Unterstützung bestimmter Branchen, bzw. Unternehmen, vergeben wurden. Kredite waren oft nur schlecht abgesichert und als nach der Teil-Liberalisierung des Finanzwesens private Institute Kapitalgeschäfte tätigten, waren diese hochriskant. Hinzu kam eine mangelnde Finanzaufsicht und die horrende Verschuldung der Unternehmensgruppen, die aufgrund hoher Investitionen in Kapital- und Technologieintensiven Industrien entstand. Letztendlich führte die teilweise Liberalisierung des Finanzmarktes zu einem erhöhten Kapitalimport und einer daraus resultierenden Überbewertung der koreanischen Währung. (Lee 2001, S.24)

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Automobilindustrie Südkoreas
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Geographisches Institut)
Veranstaltung
Vorbereitungsseminar Exkursion "Südkorea" SoSe 2004
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
19
Katalognummer
V26402
ISBN (eBook)
9783638287470
Dateigröße
513 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Ein Überblick über die Autoindustrie Koreas, beinhaltet weiterhin die wirtschaftliche Entwicklung und eine Besonderheit Koreas, die Unternehmensgruppen.
Schlagworte
Automobilindustrie, Südkoreas, Vorbereitungsseminar, Exkursion, Südkorea, SoSe
Arbeit zitieren
Lars Schieber (Autor:in), 2004, Die Automobilindustrie Südkoreas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26402

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Automobilindustrie Südkoreas



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden