Der Entry Standard als Kapitalquelle für den Mittelstand

Kapitalmarktrechtliche Zulassungs- und Zulassungsfolgepflichten bei Erstemission von Aktien und Anleihen


Hausarbeit, 2013

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Der Kapitalmarkt als Kapitalquelle für den Mittelstand

2. Der Entry Standard als Börsensegment der FWB

3. Rechtliche Pflichten von Emittenten im Entry Standard
3.1 Allgemeine Einbeziehungsbestimmungen
3.2 Besondere Einbeziehungsbestimmungen
3.2.1 Entry Standard für Aktien
3.2.2 Entry Standard für Anleihen
3.3 Zulassungsfolgepflichten

4. Fazit

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Der Kapitalmarkt als Kapitalquelle für den Mittelstand

Der Mittelstand spielt in der deutschen Wirtschaft eine wichtige Rolle.[1] Jedoch stehen derzeit mittelständische Unternehmen vor einer relativ neuen Herausforderung bei der Deckung ihres Kapitalbedarfs: Banken passen sich an die gestiegenen Anforderungen von regulatorischen und wettbewerbsrechtlichen Bestimmungen auf den Kreditmärkten, wie z.B. Basel II und III, an. Banken werden daher auch restriktiver bei der Kreditvergabe, einer wesentlichen Finanzierungsquelle des Mittelstands. Für diesen wird die Kredit-finanzierung schwieriger. Er benötigt deshalb eine bankenunabhängige Finanzierungs-quelle.[2] Diese stellt die Kapitalmarktfinanzierung dar, die für mittelständische Unternehmen Bedeutung gewinnt.[3] Am Kapitalmarkt stehen zwei Alternativen zur Wahl: Aktien und Anleihen.[4] Beide zählen zu den bedeutendsten Wertpapieren (WP).[5] Bei der Ausgabe von Aktien kann die Eigenkapitalbasis des Unternehmens gestärkt werden[6], denn dem Unternehmen fließen die Emissionserlöse in Form von Eigenkapital zu.[7] Anleihen stellen dagegen eine bankenunabhängige Fremdkapitalquelle dar. Dazu müssen, anders als bei der Ausgabe von Aktien, keine Stimmrechte abgegeben werden.[8] Börsennotierte Anleihen sind für den Mittelstand in der aktuellen Niedrigzinsphase attraktiv, besonders da keine Rechtsformänderung z.B. in eine Aktiengesellschaft (AG) erforderlich und der Aufwand im Vergleich zur Aktienausgabe gering ist.[9] Um dem Mittelstand einen Kapital-marktzugang zu bieten, haben die Börsen, z.B. die Frankfurter Wertpapierbörse (FWB), spezielle Emissionssegmente gestaltet.[10]

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der kapitalmarktrechtlichen Perspektive der erstmaligen Emission von Aktien oder Anleihen mittelständischer Unternehmen in diesen Segmenten der FWB. Zunächst wird im zweiten Kapitel der Entry Standard (ES) als Marktsegment der FWB vorgestellt und auf die verschiedenen Möglichkeiten der Kapital-aufnahme eingegangen. Das folgende Kapitel 3 stellt die allgemeinen und besonderen Voraussetzungen für die Einbeziehung in den ES, letztere differenziert nach Aktien und Anleihen, dar. Zudem wird auf die Zulassungsfolgepflichten für Emittenten von Aktien und Anleihen im ES eingegangen. Kapitel 4 zieht ein Fazit zum ES.

2 Der Entry Standard als Börsensegment der FWB

Die FWB ist einer der weltweit größten Handelsplätze für WP. Der Umsatzanteil von mehr als 90 Prozent macht sie zur größten der sieben Wertpapierbörsen in Deutschland.[11] Träger der FWB ist die Deutsche Börse AG (DBAG). Sie betreibt u.a. das elektronische Handelssystem für den Kassamarkt XETRA.[12]

Unternehmen stehen vor der Wahl des Börsensegments[13], denn der Wertpapierhandel in Deutschland ist in zwei Marktsegmente differenziert: „Regulierter Markt“ und „Freiverkehr“, der von der DBAG seit Oktober 2005 nur noch als „Open Market“ bezeichnet wird.[14] Letzteres hat sich historisch aus dem „geduldeten“ Handel nicht börsen-zugelassener WP in den Räumlichkeiten der Börse ergeben und ist im § 48 des Börsengesetzes (BörsG) geregelt.[15] Es handelt sich um ein privatrechtliches Segment nach § 57 BörsG und stellt keinen organisierten Markt im Sinne von § 2 Abs. 5 Wertpapier-handelsgesetz (WpHG) dar.[16]

Die Marktsegmente stellen unterschiedliche Transparenzanforderungen an Unternehmen. Im „Regulierten Markt“ gibt es den „Prime Standard“ für etablierte und mittelständische Unternehmen, die internationale Investoren ansprechen wollen, sowie den „General Standard“, der für Unternehmen, die national tätig sind und vor allem deutsche Investoren ansprechen wollen.[17] Für kleine und mittlere Unternehmen sind die Anforderungen des General Standard und des Prime Standard jedoch oft schwer überwindbare Hürden.[18] Eine Alternative stellt der Open Market dar, in welchem die hohen Transparenzanforderungen und strengen Anlegerschutzbestimmungen für organisierte Märkte nicht gelten.[19] Das Primärmarktsegment im Open Market ist der ES. Dessen Zielgruppe sind kleine und mittelständische Unternehmen[20], die ihre Aktien bei geringen formalen Pflichten in den Handel einbeziehen wollen.[21] Dennoch ermöglicht der ES, dass Unternehmen sich gegenüber dem restlichen Open Market differenzieren und sichtbarer positionieren können. Zudem ist der ES ein Einstiegssegment, welches auf den Wechsel in den General Standard oder den Prime Standard und die damit verbundenen höheren Anforderungen vorbereiten soll.[22][23][24][25][26]

Einen zusammenfassenden Überblick über die Marktsegmente gibt die folgende Abbildung. In dieser ist auch der ES für Unternehmensanleihen angesprochen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Börsensegmente der FWB[27]

Dieses relativ neue Segment erweitert das Konzept des ES für Aktien um die Möglichkeit, unabhängig von einer Börsennotierung mittels Anleihen Fremdkapital aufzunehmen.[28] Analog zum ES für Aktien, auf dessen Struktur zurückgegriffen wird, gelten geringere Transparenzanforderungen als am Regulierten Markt. Attraktiv ist dies besonders für junge, wachsende und mittelständische Unternehmen, die ihre Gesellschaftsstruktur beibehalten und sich dennoch sichtbar positionieren wollen.[29][30] Formale Voraussetzungen wie eine bestimmte Unternehmensgröße, ein Branchenfocus oder ein Mindestanleihe-volumen existieren nicht.[31]

Nach dieser Vorstellung des ES für Aktien und für Unternehmensanleihen stellt sich die Frage nach den rechtlichen Pflichten, die Emittenten bei und nach der erstmaligen Einbeziehung von WP in den ES zu erfüllen haben. Das folgende Kapitel 3 stellt diese differenziert nach allgemeinen und besonderen Einbeziehungsbestimmungen und Zulassungsfolgepflichten dar.

[...]


[1] Vgl. Preysing (2013): S. 16.

[2] Vgl. Preysing (2013): S. 16.

[3] Vgl. Schempf (2012): S. 35.

[4] Vgl. Deutsche Börse AG (2012b): S. 3.

[5] Vgl. Schempf (2012): S. 15.

[6] Vgl. Becker (2010): S. 175–176.

[7] Vgl. Perridon/Steiner/Rathgeber (2009): S. 371.

[8] Vgl. Deutsche Börse AG (2012b): S. 10.

[9] Vgl. Preysing/Rieß (2011): S. 34.

[10] Vgl. Preysing (2013): S. 16.

[11] Vgl. Deutsche Börse AG (2013f).

[12] Vgl. Zantow/Dinauer (2011): S. 91.

[13] Vgl. Becker (2010): S. 177.

[14] Vgl. Schempf (2012): S. 21.

[15] Vgl. ebd: S. 22.

[16] Vgl. Deutsche Börse AG (2013n): S. 1.

[17] Vgl. Deutsche Börse AG (2012b): S. 7.

[18] Vgl. Deutsche Börse AG (2005).

[19] Vgl. Deutsche Börse AG (2013n): S. 1–2.

[20] Vgl. Deutsche Börse AG (2013p).

[21] Vgl. Deutsche Börse AG (2013n): S. 9.

[22] Vgl. Deutsche Börse AG (2005): S. 5.

[23] Vgl. Fickel (2006): S. 30.

[24] Vgl. Deutsche Börse AG (2013n): S. 2.

[25] Vgl. Zantow/Dinauer (2011): S. 91.

[26] Vgl. Schempf (2012): S. 24.

[27] Übernommen aus: Deutsche Börse AG (2013j).

[28] Vgl. Deutsche Börse AG (2011): S. 3.

[29] Vgl. Deutsche Börse AG (2013m).

[30] Vgl. Deutsche Börse AG (2011): S. 3.

[31] Vgl. ebd.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Der Entry Standard als Kapitalquelle für den Mittelstand
Untertitel
Kapitalmarktrechtliche Zulassungs- und Zulassungsfolgepflichten bei Erstemission von Aktien und Anleihen
Hochschule
SRH Hochschule Riedlingen
Veranstaltung
Wertpapier- und Kapitalmarktrecht
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
19
Katalognummer
V264479
ISBN (eBook)
9783656538745
ISBN (Buch)
9783656543183
Dateigröße
597 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
entry, standard, kapitalquelle, mittelstand, kapitalmarktrechtliche, zulassungs-, zulassungsfolgepflichten, erstemission, aktien, anleihen
Arbeit zitieren
Christian Sander (Autor:in), 2013, Der Entry Standard als Kapitalquelle für den Mittelstand, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/264479

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