Kind of Blue. Miles Davis und die Entstehung eines Meisterwerkes


Research Paper (undergraduate), 2011

12 Pages, Grade: 1


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Das Album

2. Der Protagonist

3. Die Entstehung

4. Literaturverzeichnis

Kind of Blue

Miles Davis und die Entstehung eines Meisterwerkes

„Es ist eine Sache, bloß ein Stück oder ein Programm zu spielen, aber es ist etwas ganz anderes, der Musik praktisch eine neue Sprache zu erschaffen. Und das hat KIND OF BLUE getan.“ – Chick Corea (Konrad 2008: 72)

1. Das Album

Bei Kind of Blue handelt es sich um ein 1959 entstandenes Jazz-Album, das viele Fans, Experten und Musikliebhaber bis heute als einen absoluten Meilenstein der Jazzgeschichte verstehen. So bezeichnete der Jazz-Pianist und Komponist Herbie Hancock das Album als erste Tür im Leben seiner Generation (vgl. Konrad 2008: 72). Wie kein anderes Album der Jazzgeschichte sollte Kind of Blue als ganzheitliches Werk empfunden werden. Musikkritiker unterstellen den sechs Protagonisten, mit größter Gelassenheit und Souveränität ans Werk gegangen zu sein und behaupten, dass im Jazz noch nie so virtuos mit der Pause, mit Auslassungen oder mit Momenten der Stille gearbeitet wurde (vgl. Lehmkuhl 2009: 75).

Es lässt sich also ohne Übertreibung behaupten, dass Kind of Blue zu den wichtigsten Dokumenten der Jazzgeschichte gehört. Für den Komponisten György Ligeti – ein Vertreter der klassischen Musikavantgarde – war es ein so rares musikalisches Meisterwerk, dass das Album von ihm mit den späten Streichquartetten Beethovens verglichen wurde. Über kein Werk des Jazz ist so viel geschrieben worden wie über dieses von dem Sextett Miles Davis, Cannonball Adderley, John Coltrane, Bill Evans, Paul Chambers und Jimmy Cobb (Wynton Kelly wirkte „nur“ bei dem Titel „Freddie Freeloader“ mit) fabrizierte Kunststück (vgl. Sandner 2010: 183f.).

„Kind of Blue ist ein musikalisches Gesamtkunstwerk, das mehr ist als die Summe seiner wunderbar ausgeführten Teile. Die melodische Ornamentik, abgrundtief wie ein altkastilischer Brunnen, der wie Walt Whitmans „Grashalme“ sich im Wind wiegende Sechsachteltakt, der gestopfte Trompetenton von Miles Davis, die wie Chopins Regentropfen auf die Harmoniewechsel eines Blues fallenden Töne des Pianisten Bill Evans, ein scheuer Klangsensualismus aller Instrumentalisten – das alles fügt sich zu einer Komposition wie „Flamenco Sketches“ zusammen, die man in solcher Gestalt im Jazz bis zu diesem Zeitpunkt kaum finden wird.“ (Sandner 2010: 185).

Die Homogenität der Stimmung auf Kind of Blue kombiniert mit den brillanten Reaktionen von verschiedenen Musikern auf die von Miles Davis ausgearbeiteten Zusammenhänge führten dazu, dass dieses Album eines der wegweisendsten und bahnbrechendsten Alben und einer der beständigsten Klassiker des Jazz wurde. Das Album wurde gleichermaßen von Nichtmusikern und Musikern gekauft, geliebt und studiert. Diese Platte hatte im Laufe der Zeit auch großen Einfluss auf viele heute weltberühmte Künstler. Egal, wie oft man dem Album seine Aufmerksamkeit schenkt, jedes Mal enthüllt es neue Freuden und frische Tiefen (vgl. Carr 1999: 150).

Ashley Kahn und Eric Nisenson haben über die Aufnahme und die Entstehung des Werkes ganze Bücher geschrieben. Richard Williams hat dann versucht, den Einfluss dieser Einspielungen auf Musiker und andere Künstler zu untersuchen. Alles in allem wurde die LP in den vierzig Jahren bis zum Millennium mehr als sechs Millionen Mal verkauft, mehr als jede andere Schallplatte des Jazz. Ein halbes Jahrhundert nach dem Erscheinen von Kind of Blue haben sich 2009 weltweit Autoren zum fünfzigjährigen Jubiläum des Albums mit dieser historischen Aufnahme befasst und das Gesamtkunstwerk gewürdigt. Auf eine Art und Weise, wie man sonst vielleicht nur zu den jeweiligen Jubiläen, die Uraufführungen von Mozarts „Don Giovanni“ oder Beethovens Neunter würdigt (vgl. Sandner 2010: 184).

Nach Aussagen von Miles Davis wollte er mit dem Album einen Sound verwirklichen, der ihn an die alten Zeiten erinnerte. Davis schilderte, wie er früher mit seinem Cousin die dunklen Landstraßen in Arkansas entlangging und sie dabei Gospelsongs aus den Kirchen hörten. Mit Kind of Blue wollte Davis diesen Klang und auch, was er damals empfunden hatte, wieder auferstehen lassen (vgl. Davis/Troupe 1990: 283).

Die Trompete, welche Miles Davis für die Aufnahmen des Albums Kind of Blue verwendete, ist zurzeit am Campus der University of North Carolina in Greensboro ausgestellt. Die Trompete wurde der Universität von Arthur Gist - der Miles Davis 1949 kennenlernte und ein guter Freund von ihm wurde - gespendet. Dieses Geschenk war Anlass genug, um das Jazz Programm der University of North Carolina in „Miles Davis Jazz Studies Program“ umzubenennen (vgl. Rowe 2009: o.S.).

Nach Auskunft von Eric Nisenson (vgl. 2000: ix) ist Kind of Blue immer noch eines der am meistgefragtesten Alben in den Vereinigten Staaten von Amerika. So war es sogar noch 1998 das meistverkaufte Jazz-Album des Jahres. Bei Umfragen von sowohl dem Rolling Stone Magazin sowie Amazon.com wurde es, genreübergreifend, zu einem der besten zehn Alben aller Zeit gewählt. Darüber hinaus ist es das einzige Jazz-Album in der Geschichte, welches Doppel-Platin-Status erreichte.

Zum Schluss dieses Kapitels soll noch festgehalten werden, dass nur sehr selten in der Musikgeschichte umwälzende Ereignisse – wie in diesem konkreten Fall die modale Spielweise – so sanft eingeführt worden sind. Miles Davis selbst sagte über das Album einmal, dass es einfach zur richtigen Stunde am richtigen Tag gemacht wurde. Es war wahrscheinlich der richtige Zeitpunkt mit den richtigen Musikern (vgl. Sandner 2010: 184f.).

2. Der Protagonist

Im zweiten Kapitel dieser Arbeit soll nun kurz auf den Hauptprotagonisten von Kind of Blue - Miles Davis - eingegangen und beobachtet werden, wie sich Davis’ Reise bis zur Entstehung von Kind of Blue gestaltete. Allerdings muss hier erwähnt werden, dass eine genaue, vollständige Beleuchtung des kompletten Lebens von Davis den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen würde. Hierfür empfiehlt sich ein Blick in die deutschsprachigen Miles Davis-Biographien von Jörg Konrad, Tobias Lehmkuhl oder Wolfgang Sandner, um nur einige zu nennen. Weiters gibt es natürlich auch eine Autobiographie des Jazz-Trompeters, Komponisten und Bandleaders.

Miles Davis wurde am 25. Mai 1926 in Alton, Illinois, als zweites Kind einer zur gehobenen Mittelklasse gehörenden Familie geboren. Seine Mutter entstammte aus einem musisch geprägten Elternhaus und spielte selbst Geige und Klavier. Sein Vater war Zahnarzt. Allgemein wird seine Kindheit, welche er in St. Louis am Ostufer des Missouri verbrachte, als sehr sorgenfrei beschrieben. Die erste Trompete erhielt Miles im Alter von dreizehn Jahren von seinem Vater. Daraufhin erhielt Davis bei einem Verwandten seinen ersten Trompetenunterricht und wurde Mitglied eines Schulorchesters. Wenig später kaufte er sich seine ersten Jazzplatten von Art Tatum und Duke Ellington. Ab diesem Zeitpunkt begeisterte er sich für diese Musik (vgl. Konrad 2008: 9). Relativ früh wusste Miles Davis, wohin für ihn die Reise gehen sollte. Auch seinem Musiklehrer war schon bald klar, dass aus ihm nichts anderes als ein Künstler werden kann. Miles war ein selten gesehenes Talent. Er verschlang alles, was mit Musik zu tun hatte, wollte alles wissen und können und konnte bald auch alles (vgl. Sandner 2010: 46).

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Details

Title
Kind of Blue. Miles Davis und die Entstehung eines Meisterwerkes
College
University of Salzburg  (Fachbereich Geschichte)
Grade
1
Author
Year
2011
Pages
12
Catalog Number
V264523
ISBN (eBook)
9783656539414
ISBN (Book)
9783656542513
File size
514 KB
Language
German
Keywords
kind, blue, miles, davis, entstehung, meisterwerkes
Quote paper
Josef Schopf (Author), 2011, Kind of Blue. Miles Davis und die Entstehung eines Meisterwerkes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/264523

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