Vom Ambigen bis zum Schimpfwort. Russland und die Genderfrage

Werden durch die Diskussion dieses Themas weitreichende Diskriminierungen offenbart oder künstlich Ungleichheiten geschaffen?


Studienarbeit, 2013

49 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Definitionen / Begriffserläuterungen für die folgenden Ausführungen
2.1 Ambigene
2.2 Hypokoristika
2.3 Schimpfwort
2.4 Relevante Fachbegriffe zum Thema

3. Macht und Sprache

4. Hypokoristika
4.1 Regeln und Konventionen für Hypokoristika
4.2 Namensgebung, Hypokoristika, Ambigene

5. Asymmetrie von Genderdiskriminierung in Genderstudien (Barchunova, 2003)

6. Feministische Linguistik
6.1 Forschungsgebiete der Feministischen Linguistik
6.2 Parole
6.3 Langue

7. Sex und Gender
7.1 Männliche und weibliche Geschlechterstereotype
7.2 Der Unterschied zwischen Sex und Gender
7.3 Gender – kommt es sprachlich zum Ausdruck oder wird es sprachlich hergestellt?
7.4 Gibt es eine „weibliche“ Sprache?
7.5 Modelle zur Entwicklung einer „weiblichen“ Sprache

8. Fünf Ebenen der Relevantsetzung von „Gender“ nach Kotthoff (2002)
8.1 Stimme und Prosodie
8.2 Unterschiedliche Gesprächsstile
8.3 „Doing Gender“ als Teil der Etikette und der Stilisierung des Körpers
8.4 Lokale Geschlechtsneutralität
8.5 Medienrezipienz – ständig vorhandene Gender-Folie

9. Unterschiede zwischen männlicher und weiblicher Sprache
9.1 Differenzhypothese vs. Defizithypothese,
9.2 Doing Gender Ansatz
9.3 Geschlechtsspezifischer Sprachgebrauch

10. Bild der Frau in Russland: Genderrelevante Schwerpunkte
10.1 Allgemeine Unterschiede und Daten über russische Männer und Frauen
10.2 Russische Frauen im Arbeitsleben

11. Sexus und Genus
11.1 Sexus
11.2 Markiertheitstheorie
11.3 Genusmarkierung
11.4 Sexusmarkierung
11.5 Genus
11.5.1 Das Genus im Russischen
11.5.2 Sexus und Genus....eine Verbindung

12. Geschlechtsunterschiede in der russischen und deutschen Sprache
12.1 Ein kritischer Blick auf die deutsche Sprache
12.2 Metaphorische Bedeutung von Worten mit Genus „Neutrum“ im russischen Sprachgebrauch

13. Schimpfwörter- eine Untersuchung mit besonderem Augenmerk auf Geschlechtsunterschiede (Scheffler, 2000)
13.1 Vorbedingungen für die Untersuchung von Schimpfwörtern
13.2 Funktionen von Schimpfwörtern in der Gesellschaft

14. Schimpfwörter im Russischen
14.1 Verschiedene positive und negative Bedeutungen einzelner Worte
14.2 Zoologische Schimpfwörter im Russischen
14.3 Schimpfwörter mit männlicher und weiblicher Form.

15. Zusammenfassung

16. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit in der russischen Sprache Diskriminierungen der weiblichen Formen im Sprachgebrauch ein Teil des Alltags sind und in welchen Formen und Bereichen eine solche Diskriminierung vorliegt. Hierzu soll auch die deutsche Sprache im Vergleich betrachtet und auf ähnliche Diskriminierungen untersucht werden.

Folgende Forschungsfrage soll in der vorliegenden Arbeit näher betrachtet werden:

„Vom Ambigen bis zum Schimpfwort – Russland und die Genderfrage. Werden durch die Diskussion dieses Themas weitreichende Diskriminierungen offenbart oder künstlich Ungleichheiten geschaffen?“

Neben der Linguistik beschäftigen sich auch wissenschaftliche Teilbereiche wie die Soziologie und Politik mit dem Unterschied und der Ungleichbehandlung zwischen Männern und Frauen. In Deutschland steht im dritten Artikel der Verfassung, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind. In der Theorie ist das sicher möglich und auch durchsetzbar. Leider sieht die Realität, wie in vielen anderen Fällen, anders aus. Immer noch werden häufig Unterschiede zwischen Männern und Frauen gemacht, so etwa in der Wirtschaft, wo sowohl im deutschsprachigen als auch im russischsprachigen Raum Frauen für dieselbe berufliche Tätigkeit wesentlich schlechter entlohnt werden als Männer. Auch ist es eine Tatsache, dass gerade jene Berufe, in welchen ein besonders hoher Frauenanteil auffällt, jene sind, die als besonders schlecht bezahlt herausragen.

Gerade in der Linguistik gibt es deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen, wobei dieses Problem allein schon nicht so einfach zu definieren ist. In diesem Zusammenhang ist nicht nur zwischen den biologischen Formen Mann und Frau zu unterscheiden, sondern in einem weiteren Sinne auch, wie in den Sozialwissenschaften üblich, zwischen Sex und Gender sowie im linguistischen Bereich zwischen Sexus und (grammatikalischem) Genus. Somit wird die Frage nach einer möglichen Diskriminierung der Weiblichkeit zu einem äußerst komplexen Thema.

Das Thema der Diskriminierung von Frauen in der Linguistik wurde in letzter Zeit auch im Osten näher betrachtet, nachdem eine gewisse Öffnung zum Westen hin und ein Zugang zu den westlichen Wissenschaften möglich waren. Im Rahmen der feministischen Linguistik (vgl. Tafel 1999) werden verschiedene Fragen der weiblichen Diskriminierung bearbeitet und zahlreiche Studien zu diesem Thema durchgeführt.

In der vorliegenden Arbeit soll nun näher auf die Frage eingegangen werden, wo sich sprachliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern finden und wo es im linguistischen Bereich Diskriminierungen der femininen Formen in jeder Variante gibt. Es sollen geschlechtsspezifische Unterschiede in der russischen Sprachstruktur und –verwendung näher betrachtet werden.

An diesem Punkt soll ein wichtiger Faktor betont werden: in der vorliegenden Arbeit soll keine Prüfung der russischen Sprache auf Sexismus durchgeführt und auch keine Bewertung der einen oder anderen genannten Sprache vorgenommen werden. Es geht ausschließlich um die neutrale Betrachtung von (sprachlichen) Unterschieden.

Hierzu werden in einem ersten Schritt die relevanten Fachbegriffe näher erläutert, anschließend wird auf die verschiedenen Möglichkeiten, Männlichkeit und Weiblichkeit zu definieren, eingegangen. Nach einer detaillierten Beschreibung der Unterschiede im Sprachgebrauch der beiden Geschlechter wird noch kurz auf die Situation der Frauen in Russland eingegangen, um den kulturellen Bereich mit dem Linguistischen zu verbinden.

2. Definitionen / Begriffserläuterungen für die folgenden Ausfüh- rungen

Hier soll näher auf die im Folgenden verwendeten Begriffe und Fachausdrücke eingegangen werden.

2.1 Ambigene

Unter Ambiguität versteht man die Tatsache, dass manche Wörter auf verschiedene Arten interpretiert werden können. Ambigene liegen in verschiedenen Formen vor. In diesem Rahmen sollen lexikalische Ambigene miteinander verglichen werden, wobei die Grenze mit den anderen Formen allerdings oftmals verschwimmt: Bei den Homonymien handelt es sich um Lexeme, die zwar dieselbe Form haben, aber unterschiedliche Bedeutungen. Ein Beispiel wäre hier Bank/Bänke (Sitzgelegenheit) und Bank/Banken (Geldinstitut). Hier liegt die Unterscheidung in der Pluralbildung, bei dem Wort Kiefer würde die Unterscheidung im Genus des Wortes liegen.

Des Weiteren soll hier noch bedacht werden, dass man innerhalb der Homonymie zwei verschiedene Formen unterscheiden kann. Bei der Homophonie ist die Lautform des Wortes gleich wie etwa bei Lehre/Leere oder Wal/Wahl. Im Gegensatz dazu ist bei der Homographie die Schriftform gleich wie etwa weg/Weg.

Auch bei der Polysemie liegt ein spezieller Fall von lexikalischer Ambiguität vor. Hier hat ein einzelnes Wort eine ganze Reihe von zusammenhängenden Bedeutungen. Hier handelt es sich um eine Veränderung der Bedeutung, diese ändert sich nicht komplett (vgl. http://fak1-alt.kgw.tu-berlin.de).

2.2 Hypokoristika

Unter einem Hypokoristikum versteht man eine Koseform oder eine bekannte Kurzform eines Namens. Ein Beispiel aus dem Deutschen wäre hier Gerd anstatt Gerhard. Die Wortherkunft des Begriffes Hypokoristikum liegt im Griechischen. Das griechische Wort hypokoristikón hat die Bedeutung einer Kurz- bzw. Koseform (vgl. www.duden.de).

Dabei geht es nicht um Pseudonyme oder Künstlernamen, die mit ihrer ursprünglichen Form in keiner Weise etwas zu tun haben.

2.3 Schimpfwort

Unter einem Schimpfwort versteht man eine Beleidigung, eine Schmähung. Diese hat im Allgemeinen einen konkreten Adressaten.

2.4 Relevante Fachbegriffe zum Thema

Unter Movierung versteht man die Tatsache, dass an ein männliches Wort etwa eine Endung angefügt und dadurch ein weibliches Wort gebildet wird. Ein Beispiel wäre hier etwa Hund/Hündin (vgl. http://www.wortbedeutung.info).

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Einteilung der Sprachwissenschaft in Teilgebiete. So gelten die Pragmatik, Semantik und Lexikologie als Teilgebiete der sprachlichen Bedeutung, Phonetik/Phonologie, Morphologie und Syntax als Teilgebiete des sprachlichen Ausdrucks (vgl. Heinz 2007).

3. Macht und Sprache

Mithilfe der Sprache können sehr unterschiedliche Informationen, Emotionen und Meinungen etc. ausgedrückt werden. Mittels Sprache kann gelogen oder die Wahrheit gesagt werden. Auch die Regelung der gesellschaftlichen und sozialen Ordnung ist zu guter Letzt auf der Sprache in jeder ihrer Formen aufgebaut.

Mittels der Sprache werden des Weiteren auch Einstellungen zu Menschen geprägt, es werden Meinungen und Gedanken mittels der Sprache ausgedrückt. Als sprachliche Diskriminierung wird somit jede Form der sprachlichen Äußerung bezeichnet, die in irgendeiner Form einzelne Personen oder auch Gruppen von Menschen beleidigt oder abwertet. Das trifft sowohl für Frauen in verschiedenen Sprachen zu, als auch für bestimmte kulturelle Unterschiede. Sprachliche Vorurteile sind oftmals das Ergebnis von negativen Einstellungen, welche sich im Sprachgebrauch etablieren (vgl. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur 2001).

Weber (2009) ist in ihrer Studie der Frage nachgegangen, ob man Sprache verwenden kann, um Geschlecht auszudrücken. Weiters sollte untersucht werden, in welcher Form das geschehen kann. In ihrer These geht Weber davon aus, dass Geschlecht ein Konstrukt ist und durch die Sprache Geschlecht dargestellt und auch produziert werden kann. Es zeigt sich deutlich, dass Sprache eine Widerspiegelung der Wirklichkeit darstellt. Im Deutschen wie im Russischen existieren Begriffe wie Hausfrau und Hausherr, wobei die Hausfrau eine Ableitung des Wortes Hausherr darstellt und im Status deutlich unterhalb des Hausherren steht.

Auch bei den Adjektiven zeigen sich die Asymmetrien zwischen den maskulinen und den femininen Formen. Ein Beispiel hierfür ist das russische Wort одинокий, welches für eine Frau verwendet wird, die nicht mit einem Mann liiert, also ledig ist. Durch die unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes, welches neben der Bedeutung „alleinstehend“ auch die Bedeutung „einsam“ hat, zeigt sich deutlich die Sichtweise, dass eine ledige Frau auch einsam zu sein hat.

Des Weiteren zeigt Weber (2009) auf, dass eine Person von ihrer Umwelt auch so behandelt wird, wie sie begrifflich benannt wird. Als Beispiel wird angeführt, dass eine Frau, die als Oma bezeichnet wird, auch als Oma behandelt wird. Des Weiteren wird von der als „Oma“ bezeichneten Frau erwartet, dass sie sich entsprechend ihrer Rolle als Oma verhält, mit allen Rechten und Pflichten. Somit wird deutlich klar, dass es sich bei dem Geschlecht als Konstrukt nicht nur um eine Unterscheidung zwischen Männern und Frauen handelt, also um eine Differenzierung zwischen männlich und weiblich, sondern auch um eine Frage der Rollen in der sozialen Welt (vgl. Weber 2009).

4. Hypokoristika

Unter Hypokoristika versteht man, wie in Kapitel 2 beschrieben, eine Kurz- oder Koseform eines Namens. Diese werden sowohl in der deutschen, als auch in der russischen Sprache verwendet. Diese Abkürzungen sind nicht zufällig, sie folgen bestimmten, festen, linguistischen Regeln und Konventionen. Insbesondere Vornamen, die in einem bestimmten Kultur- und Sprachraum besonders häufig vertreten sind, werden zu einem großen Anteil abgekürzt. Dabei handelt es sich um die oben beschriebenen Koseformen. Besonders im deutschen, hispanischen und russischen Sprachraum werden Hypokoristika besonders häufig verwendet.

Ein Beispiel aus der russischen Sprache wäre hier etwa die Abkürzung des Namens Sergei, wobei hier die Verniedlichungsformen Seriy, Seryoga oder auch Seryozhenka (usw.) üblich sind.

4.1 Regeln und Konventionen für Hypokoristika

Die abgeleiteten Formen können sich etwa aus dem Anfang, der Mitte, oder dem Ende eines Wortes bestehen. Oftmals ist die abgeleitete Form jedoch keine Kurzform, es handelt sich um eine, etwa durch Suffixe, verlängerte Form des ursprünglichen Namens. Innerhalb eines Sprachraums werden oftmals die linguistischen Eigenheiten der jeweiligen Sprache angewandt. Das hat zur Folge, dass die Hypokoristika aus dem einen Sprachraum nicht als Abkürzungen oder Koseformen der Grundform erkannt werden, wenn sie eine Person aus einem anderen Sprachraum hört.

Somit lassen sich auch innerhalb eines bestimmten Sprachraums gewisse Muster erkennen, die allerdings keine systematischen linguistischen Regeln aufweisen. Daher ist es auch nicht möglich, eindeutige Regeln für die Hypokoristika zu erstellen. Um ihnen auf die Schliche zu kommen, muss eine namenskundliche Erforschung durchgeführt werden.

Ein weiteres Problem in diesem Bereich ist, dass es für verschiedene Grundformen dieselbe Abkürzung gibt, wie etwa Jo für Johanna oder auch Joel (vgl. Lisbach 2011).

4.2 Namensgebung, Hypokoristika, Ambigene

Annähernd jede bekannte Volksgruppe vergibt in ihrer Kultur übliche Individualnamen, welche als zentrale Information das biologische Geschlecht enthalten. Trotzdem existieren einige wenige Volksgruppen, bei denen der Aspekt des männlichen und weiblichen Geschlechts bei der Namensgebung nicht wichtig ist (vgl. Alford In Laarmann 2007, S. 6). Auch im deutschsprachigen Raum ist in den meisten Fällen das biologische Geschlecht einer Person am Vornamen ablesbar. Weiters ist es so, dass in der deutschen Sprache jene Namen, die Männer bezeichnen, in der Regel ein maskulines Genus haben, während jene Vornamen, die Frauen bezeichnen, im Allgemeinen ein feminines Genus vorweisen.

Allerdings ist es auch im deutschen Sprachraum der Fall, dass es eine große Anzahl von Vornamen gibt, welche sowohl den Männern, als auch den Frauen zugeordnet werden können. Oftmals sind diese aus einem anderen Sprachraum übernommen. So bezeichnet „Andrea“, als italienischer Männername, im deutschsprachigen Raum meistens eine Frau, jedoch eben nicht immer. Ein Beispiel aus dem russischen Sprachraum wäre hier „Sascha“, was sowohl eine Kurzform von Alexandr oder auch für Alexandra sein kann. Bei diesen sogenannten geschlechtsambigen Vornamen kann eine Zuordnung zu einem biologischen Geschlecht anhand des Namens nur unsicher erfolgen.

Ein weiteres Problem in Bezug auf die Geschlechtszuordnung sind jene Vornamen, die aus anderen Sprachräumen kommen und im deutschen Sprachraum eher unbekannt sind. Hier wäre der türkische Vorname „Kaya“ ein Beispiel, welcher aus phonosemantischen Gründen oftmals intuitiv falsch zugeordnet wird.

Bestimmte Vornamen sind in unterschiedlichen Sprachen von verschiedener konnotativer Bedeutung, weil die Namen bereits „vorbesetzt“ sind. So werden etwa die Namen „Lolita“ oder auch „Evita“ durch ihre Konnotation weiblich besetzt (vgl. Laarmann 2007).

5. Asymmetrie von Genderdiskriminierung in Genderstudien
(Barchunova, 2003)

Eine Geschlechterdiskrimierung muss nicht immer offen und beabsichtigt passieren. Genauso oft werden Frauen auf eine versteckte Art und oftmals unbeabsichtigt diskriminiert. Diesen Fall nennt man asymmetrisch.

In Russland wurden die ersten ernst zu nehmenden Gendertheorien in den 90er Jahren durchgeführt, als im Westen deutliche Erfolge in diesem Bereich zu verzeichnen waren. Obwohl zu dieser Zeit ein Zugang zu westlicher Forschung für russische Wissenschaftler möglich war, blieben viele, aber nicht alle, in ihren alten Traditionen gefangen. Hierzu gehören auch das Frauenbild und das Konzept der Geschlechterrollen. Somit bewegt sich die Genderforschung in Russland in einem sehr diverseren Umfeld.

Das Konzept der Genderasymmetrie wird in westlichen Ländern in der Forschung wesentlich anders gebraucht als in den östlichen Ländern, obwohl beiderlei Kulturen es verwenden. Im Westen sind die Begriffe Symmetrie/Asymmetrie in diesem Zusammenhang stark mit dem psychoanalytischen Feminismus sowie kulturellen Studien verknüpft. In der russischsprachigen Genderwissenschaft werden die Konzepte der Symmetrie/Asymmetrie sehr stark mit Gleichheit/Ungleichheit (Diskriminierung) in Verbindung gebracht. Ein „bildnerisches“ Beispiel für die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern ist etwa in der Malerei von Porträts zu sehen, wo es zumeist die Männer sind, die Malen, wobei Frauen ihnen Modell stehen und somit als Objekte der Kunst betrachtet werden.

In der Studie von Barchunova wurden die Texte von Schulbüchern bezüglich ihrer Genderrepräsentationen verglichen. Es zeigte sich eine Asymmetrie zwischen den Geschlechtern, sowohl in der Quantität, als auch in der Art, wie Männer und Frauen dargestellt werden. Auch bzgl. der Medien, wie etwa TV oder Radio, stellte sich im Rahmen der Studie heraus, dass Frauen seltener im jeweiligen Medium vertreten sind und mit einer großen Anzahl von negativen Konnotationen bedacht werden.

Ein Beispiel, wie die Asymmetrie zwischen den Geschlechtern verwirklicht ist, ist der Begriff „Feminist“ an sich. Wenn dieser Begriff vom Englischen in Russische übersetzt werden soll, dann steht der Übersetzer vor dem Problem, das „feminist“ einen männlichen Feministen bezeichnet. Im Russischen wäre für eine weibliche Feministin das Wort „feministka“ zu verwenden, welches eigentlich nur eine Ableitung der männlichen Form ist und im Allgemeinen kaum verwendet wird.

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Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
Vom Ambigen bis zum Schimpfwort. Russland und die Genderfrage
Untertitel
Werden durch die Diskussion dieses Themas weitreichende Diskriminierungen offenbart oder künstlich Ungleichheiten geschaffen?
Note
1
Autor
Jahr
2013
Seiten
49
Katalognummer
V264547
ISBN (eBook)
9783656539544
ISBN (Buch)
9783656543367
Dateigröße
674 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ambigen, schimpfwort, russland, genderfrage, werden, diskussion, themas, diskriminierungen, ungleichheiten
Arbeit zitieren
Manuela Aberger (Autor:in), 2013, Vom Ambigen bis zum Schimpfwort. Russland und die Genderfrage, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/264547

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