Die Bundesrepublik Deutschland ist, wie andere moderne westliche Industriegesellschaften auch, gekennzeichnet durch eine pluralistische Gesellschaft, in der es naturgemäß divergierende Interessen gibt. In organisierter Form konkurrieren die unterschiedlichen Interessen um Macht und Einfluss auf den politischen Prozess.
Wie organisieren sich Interessen? Wie agieren Organisationen? Wann sind Organisationen besonders schlagkräftig? Dies sind Fragen, die nur auf Grundlage einer Theorie der Organisationen und ihres kollektiven Handelns beantwortet werden können. Einen zentralen Beitrag dazu leistet der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Mancur Olson mit seiner 1965 erschienenen Studie Die Logik des kollektiven Handelns, die als Basis der vorliegenden Arbeit dient.
Ziel dieser Arbeit ist es zu überprüfen, inwieweit seine in diesem Werk aufgestellten Thesen geeignet sind, die Existenz und Effektivität politischer Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland zu erklären. Dies ist vor allem auch im Hinblick darauf interessant, dass die empirischen Untersuchungen und Beispiele, die Olson zur Untermauerung seiner Thesen anführt, ganz überwiegend auf US-amerikanischen Verhältnissen beruhen und deshalb nicht ohne weiteres auf Deutschland übertragen werden können. Dazu wird zunächst kurz auf traditionelle Erklärungsansätze im Bereich der Gruppentheorien eingegangen. Da Olsons Theorie zu diesem Bereich zählt und auf der Kritik an diesen früheren Ansätzen basiert, ist dies für das bessere Verständnis seiner 'Logik des kollektiven Handelns' wichtig. Anschließend werden ausgehend von dieser Kritik, Olsons Hauptthesen zur Erklärung der Existenz und Effektivität politischer Organisationen vorgestellt, um sie anhand von Beispielen zu veranschaulichen und zu überprüfen. Zum Schluss beschäftigt sich die Arbeit noch mit der Kritik an Olsons Theorie, bevor dann ein Fazit gezogen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffliche Grundlagen
- Kollektives Handeln und politische Organisationen
- Gruppe und kollektive Güter
- Traditionelle Gruppentheorien und Olsons Kritik daran
- Die Logik des kollektiven Handelns nach Mancur Olson
- Die Systematik der Gruppen
- Das Trittbrettfahrer-Dilemma
- Selektive Anreize
- Die Theorie vom Nebenprodukt
- James Wilsons Kritik an Olsons Theorie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Theorie des kollektiven Handelns nach Mancur Olson und untersucht ihre Anwendbarkeit auf politische Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland. Sie hinterfragt, inwiefern Olsons Thesen die Existenz und Effektivität dieser Organisationen erklären können, insbesondere im Hinblick auf die US-amerikanische Perspektive seiner ursprünglichen Analyse.
- Die Logik des kollektiven Handelns und die Herausforderungen bei der Bereitstellung kollektiver Güter
- Die Rolle von selektiven Anreizen und der Theorie des Nebenprodukts
- Kritik an Olsons Theorie und ihre Relevanz für die deutsche Situation
- Vergleich von Olsons Theorie mit traditionellen Gruppentheorien
- Die Anwendung der Theorie auf die Analyse politischer Organisationen in der BRD
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Fragestellung vor und erläutert den Hintergrund der Analyse. Sie argumentiert, dass eine Theorie des kollektiven Handelns notwendig ist, um die Organisation von Interessen und das Agieren von Organisationen zu verstehen. Mancur Olsons Werk "Die Logik des kollektiven Handelns" wird als Grundlage der Arbeit vorgestellt.
- Begriffliche Grundlagen: Dieses Kapitel definiert zentrale Begriffe, wie kollektives Handeln, politische Organisationen, Gruppe und kollektive Güter. Die Definitionen werden im Kontext der Argumentation von Olson erläutert.
- Traditionelle Gruppentheorien und Olsons Kritik daran: Dieses Kapitel beleuchtet die traditionellen Ansätze zur Erklärung des Gruppenverhaltens und zeigt Olsons Kritik daran auf. Olson argumentiert, dass die traditionellen Theorien keine befriedigende Antwort auf die Frage nach den Ursachen der Existenz von Gruppen liefern.
- Die Logik des kollektiven Handelns nach Mancur Olson: Dieses Kapitel präsentiert die Kernthese von Olsons Theorie und untersucht, inwieweit diese ein plausibles Erklärungsmodell für politische Organisationen in der BRD bietet. Es analysiert verschiedene Aspekte der Theorie, wie die Systematik der Gruppen, das Trittbrettfahrer-Dilemma, selektive Anreize und die Theorie vom Nebenprodukt.
Schlüsselwörter
Kollektives Handeln, politische Organisationen, Interessenvertretung, Gruppenverhalten, kollektive Güter, Trittbrettfahrer-Dilemma, selektive Anreize, Nebenprodukt-Theorie, Mancur Olson, Bundesrepublik Deutschland, politische Ökonomie, Gruppentheorie, Empirische Analyse.
- Arbeit zitieren
- Urban Kaiser (Autor:in), 2003, Die Logik kollektiven Handelns nach Mancur Olson: Ein plausibles Erklärungsmodell zur Existenz und Effektivität politischer Organisationen in der BRD?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26511