Die politische Rolle der Frauen im Prinzipat. Flavische und Julische Frauen im Vergleich


Trabajo Escrito, 2011

20 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Rolle der Frauen in Staat und Gesellschaft

3. Die julisch-claudischen Kaiserinnen
3.1 Livia - Gattin des Augustus
3.2 Agrippina - Ehefrau, Politikerin und Mutter

4. Die flavischen Kaiserinnen
4.1 Flavia Domitilla - Frau des ‚homo novus‘ Vespasian
4.2 Domitia Longina - Ebenbild des Domitian

5. Vergleich

6. Schluss

7. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Tod des letzten julisch-claudischen Kaisers Nero im Jahr 68 n.Chr. stürzte das römische Reich in einen Bürgerkrieg, der erst nach dem sogenannten Vierkaiserjahr 69 n.Chr. mit der Ausrufung des Feldherrn Titus Flavius Vespasianus zum Imperator beendet wurde.1 Dieser begründete die flavische Dynastie und befriedete und sanierte den römischen Staat. Der erste flavische Prinzeps knüpfte an die augusteische Form des Prinzipats und damit gleichzeitig an die julisch-claudische Dynastie an. Das bedeutete, Vespasian führte das Prinzipat im Sinne des Augustus fort und nutzte den offenen Charakter dieser Staatsform, welche von den senatorischen Geschichtsschreibern auch als ‚Scheinrepublik‘ bezeichnet wird, um das römische Reich als oberster und bedeutendster Privatmann Roms nach seinen Vorstellungen zu führen.2 Die Stellung des Prinzeps hatte ihren Schwerpunkt außerhalb der republikanischen Ordnung in einer mit rechtlichen Begriffen nicht erfassbaren politischen Ideologie.3 Gerade der bis heute ungeklärte Umgang der Römer mit dem Charakter dieser Staatsform, eine Mischung aus Republik und Monarchie, ließ Platz für einen ungeahnt großen Handlungsspielraum von politischen Personen. Der Prinzeps an sich stand stets im Fokus der Geschichtsschreibung, doch auch deren Ehefrauen bewegten sich im politischen Geschehen und beeinflussten dieses.4 Frauen des frühen Prinzipats galten als Repräsentantinnen der Dynastie und mussten auch vor Volk und Senat die Werte des Herrscherhauses verkörpern.5 Die Rolle der Frauen veränderte sich je nach der unterschiedlich stark ausgeprägten monarchischen oder republikanischen Prägung der einzelnen Kaiser zu ihrer Zeit, und wurde zudem noch stark von den jeweiligen Herrscherpersönlichkeiten an sich beeinflusst. Die Kaiserinnen standen demnach von Dynastie zu Dynastie unterschiedlich stark in der Öffentlichkeit und hatten so auch unterschiedlich großen politischen Handlungsspielraum neben ihren Aufgaben als Ehefrau und Mutter. Auch wenn die Frauen aufgrund von gesellschaftlichen Schranken nach Vorgaben der Republik nicht aktiv am politischen Leben teilnehmen konnten, übten sie trotzdem Einfluss auf ihre mächtigen Männer aus. Der direkte Vergleich von Frauen der julisch-claudischen und der flavischen Dynastie wird anhand der breiten Sekundärliteratur und den antiken Quellen vorgenommen. Welche Frauen besaßen mehr Freiheiten? Warum wurden andere eher im Hintergrund gehalten? Welche Erklärungen findet die Geschichtsforschung dafür? Diese Fragen in Bezug auf die Staatsform des Prinzipats sollen nun im Weiteren erforscht und erklärt werden.

2. Die Rolle der Frauen in Staat und Gesellschaft

Bevor jeweils zwei Frauen aus jeder Dynastie genauer beleuchtet werden, zunächst ein paar allgemeine Worte zu der Situation von Frauen in der antiken Gesellschaft. Im antiken Griechenland hielt man die Frauen aus dem öffentlichen Leben fern. Die geschlechtliche Trennung wurde vor allem räumlich hervorgehoben. Die griechischen Männer im klassischen Athen waren an allen öffentlichen Orten unterwegs, während die ehrbare Frau aufgrund der öffentlichen Meinung zu Hause bleiben musste und nur die Sklavinnen für Besorgungen losgeschickt wurden. Auch mussten sich die griechischen Frauen der klassischen Epoche bedeckt halten und schlicht kleiden, sodass unter keinen Umständen Streitereien oder Eifersucht unter den Männern provoziert werden konnte.6 Erst in der hellenistischen Epoche wurde unter den griechischen Frauen eine wachsende Teilnahme am öffentlichen Leben bemerkt, was die römische Matrone bereits viel früher tat, da sie nicht ganz und gar zurückgezogen in ihren Häusern lebte und so durchaus Staatsangelegenheiten interessiert verfolgten konnte.7 Das römische Reich band die Frau also mehr in die Öffentlichkeit ein, doch sie besaß keine Rechte über ihre Person hinaus. Ihre Stellung war abhängig vom sozialen Rang ihrer Familie und der Zugang zu politischen Angelegenheiten blieb ihr verwehrt. Diese gesellschaftliche Position galt zudem nur den freigeborenen Römerinnen. Die Sklavinnen blieben rechtlos. Es ist unter anderem auch typisch für die römische Kultur, dass Männer und Frauen einem ausgeprägten Rollenverhalten anstatt einer individuellen Persönlichkeit nachgingen. Der lateinische Begriff ‚persona‘ wird deshalb auch mit ‚Rolle‘ anstatt mit ‚Person‘ übersetzt.8 Der Zusammenhalt der Gesellschaft sollte durch festverteilte Rollen gesichert werden. Nur durch Leistungen für das Gemeinwesen konnte man herausragende Stellungen im gesellschaftlichen und politischen Bereich legitimieren. Dadurch war es notwendig die ‚mores maiorum‘, bestimmte Verhaltensnormen, einzuhalten.9 Für die römischen Frauen galt in erster Linie das traditionelle Bild der Ehefrau und Mutter, um die Nachkommenschaft im römischen Reich zu sichern. Frauen waren den Männern untergeordnet und mussten dem Idealbild einer treuen, keuschen, bescheidenen, reinen und liebenden Matrone und Hausfrau entsprechen. Die Geschlechter wurden demnach stark typisiert und es herrschte über die Römische Republik hinaus auch während des Prinzipats eine konservative gesellschaftliche Haltung.10 Aus der Sicht der heutigen Forschung war das Römische Reich ein Kaiserreich, doch die römischen Bürger zu der Zeit waren überzeugt in einer Republik zu leben, somit muss bewusst werden, dass man die Titel ‚Kaiser‘ und ‚Kaiserin‘ damals offiziell nicht verwendet hat. Auch wenn über diese Frauen gesprochen wird, steht ihre Person entweder in Verbindung zum Prinzeps oder zur Dynastie. Allgemein ist nun festzustellen, dass Frauen während des Prinzipats zunehmend besser gestellt wurden, vor allem, wenn die betroffene Frau vermögend und aus guter Familie war. So konnte die Position eines Prinzeps dementsprechend gestärkt werden und die Frau konnte im Gegenzug gesellschaftliche Freiheiten genießen.11 Eine gesellschaftlich hochgestellte und beliebte Dame eines Prinzeps konnte so dank der vielleicht bewusst offengehaltenen Lücke der Staatsform des Prinzpats bei den republikanischen Senatoren über den Gesetzen stehen und besondere Privilegien genießen, die ihr nach gesellschaftlichen Normen trotz allem nicht zugestanden wären.12 Hinter einer außerehelichen Bindung mit einer Frau von hohem Rang lassen sich so auch leicht politische Ziele vermuten, da ein starkes dynastisches Gefühl von Zusammenhalt den Mitgliedern jener Dynastie auch ein erhöhtes politisches Gewicht zufallen ließ.13 Frauen wurden deshalb nach wie vor nach Gefallen und zu bestimmten politischen Zwecken verlobt und verheiratet.14 Mit dem Beginn des Bürgerkrieges, ausgelöst durch den Mord an Gaius Iulius Caesar im Jahr 44 v.Chr. verloren viele adelige Männer in den zahlreichen Kämpfen ihr Leben und Vermögen, welches so auch vermehrt in weibliche Hände geriet. Frauen konnten so bei einem anstehenden Generationenwechsel durch die Wahl ihrer Partner in gewissem Maße die Machtverteilung beeinflussen.15 Weiterhin bestand aber die Notwendigkeit der Eheschließungen natürlich in erster Linie in der Kinderzeugung und dem Fortbestand des Staates. Die Dynastie musste gesichert und durch Nachwuchs stabilisiert werden.16 Frauen war es in Rom zwar nicht erlaubt aktiv Macht auszuüben, aber sie waren gleichzeitig auch unverzichtbarer Bestandteil einer Dynastie, obwohl sie keinen festen Platz im Machtgefüge des römischen Staates einnahmen.17 Man konnte den gesellschaftlichen Raum in einen öffentlichen, die ‚res publica‘, und einen privaten Raum, die ‚domus‘, einteilen. Das Privatleben war somit der festgelegte weibliche Handlungsraum. Die Frauen gestalteten und leiteten die Domus, nahmen auch am Familienrat teil und konnten Entscheidungen von Männern und Söhnen im Privaten beeinflussen. Die feste Aufteilung der Räume konnte aber an folgender Stelle durchbrochen werden,18 da das eigene Haus auch Raum für feierliche Empfänge und Einladungen zu wichtigen politischen Treffen bot. Die römische Domus wurde somit Projektionsfläche für die eigene Stellung in der Öffentlichkeit und eigenes Machtzentrum zu dem auch die Ehefrauen als Gastgeberinnen und Hausherrinnen uneingeschränkten Zugang hatten.19 Ein Zitat des römischen Senators Cato besagt, dass „sobald die Frauen anfangen gleichgestellt zu sein, sind sie auch schon überlegen“. Dadurch spricht er den Frauen der Oberklasse einen gewissen Bildungsstand zu, durch welchen sie fähig gewesen wären am intellektuellen Leben der Männer teilnehmen zu können, was ihnen aber durch ihre gesellschaftliche Stellung verwehrt blieb.20 Die Frau aber konnte durch ihr Handeln und Auftreten das Ansehen eines Prinzeps negativ oder positiv beeinflussen, wenn die familiäre Herkunft geschmäht oder die Treue der Gattin angezweifelt wurde.21 Die indirekten Einflussmöglichkeiten dieser Frauen sind demnach vorhanden, aber durch die unterschiedliche Ausgangssituation der Dynastien verschieden ausgeprägt. Dies gilt es nun durch einen Vergleich der Dynastien der Julier und der Flavier auszuarbeiten.

3. Die julisch-claudischen Kaiserinnen

3.1 Livia - Gattin des Augustus

Augustus´ dritte Ehefrau, Livia Drusilla, war aus heutiger Sicht die erste römische Kaiserin und soll daher im Vergleich bedacht werden. Livia war vor Augustus die Ehefrau des Senators Tiberius Claudius Nero, aus welcher Ehe sie die gemeinsamen Söhne Tiberius und Drusus in die Ehe mit Augustus einbrachte.22 Sie stammte väterlicherseits vom altberühmten Patriziergeschlecht der Claudier ab.23 Ihre Familie gehörte somit der altrömischen Aristokratie an, welche in den Wirren um Caesars Nachfolge mehrfach die politischen Seiten wechselte. Die Heirat mit einer Frau aus der alten republikanischen Aristokratie stärkte die öffentliche Stellung des Augustus und signalisierte Aussöhnung und Anknüpfen an die republikanische Tradition. Augustus wollte dadurch das Vertrauen der städtischen römischen Bevölkerung für sich gewinnen. Es kann dementsprechend nicht von einer reinen Liebesheirat ausgegangen werden, sondern Livias Exmann Tiberius Claudius Nero sicherte sich durch die Scheidung von Livia einen Aufschwung seiner politischen Karriere.24 Der Geschichtsschreiber Tacitus hingegen berichtet von einem Raub der Livia durch Augustus, welche zu dem Zeitpunkt der Heirat mit Augustus hochschwanger war.25 Die Geschichtsforschung geht allerdings von dieser ‚Brautraubversion‘ als einer gegnerischen Propaganda des Antonius aus Zeiten des zweiten Triumvirns aus. Letztendlich aber wertete Livia durch diese politische Heirat Augustus´ familiären Hintergrund auf.26 Sie führte die ‚Domus Augusta‘ als ein Musterbild des römischen Familienlebens. Sie wahrte stets ihren guten Ruf, begleitete ihren Ehemann auf Reisen und wurde seine Helferin und Beraterin.27

[...]


1 S. Pfeiffer, Die Zeit der Flavier. Vespasian-Titus-Domitian, S.7-13.

2 W. Kunkel/ H. Niederländer (Hg.), Kleine Schriften. Zum römischen Strafverfahren und zur römischen Verfassungsgeschichte, Weimar 1974, S.385.

3 W. Kunkel, Römische Rechtsgeschichte. Eine Einführung. Köln, Wien 19788, S.56.

4 A. Barrett, Vespasian’s Wife, Latomus 64, 2005, S.385-396.

5 A. Alexandridis, The Other Side of the Coin: The Women of the Flavian Imperial Family, in: N. Kramer (Hg.), Tradition und Erneuerung: Mediale Strategien in der Zeit der Flavier, Berlin 2010, S.191-237.

6 S.B. Pomeroy, Frauenleben im klassischen Athen, Stuttgart 1985, S.118-124.

7 Ebd. S.269.

8 J. Martin, Familie, Verwandtschaft und Staat in der römischen Republik, in: J. Spielvogel (Hg.), Res publica reperta. Zur Verfassung und Gesellschaft der römischen Republik und des frühen Prinzipats, Stuttgart 2002, S.13-24.

9 W. Eck, Agrippina die Jüngere neben Claudius: der Weg zur Macht, in: H. Temporini-Gräfin Vitzthum (Hg.), die Kaiserinnen Roms: von Livia bis Theodora, München 2002, S.133-150.

10 S. Grebe, Traditionelles und Unkonventionelles in den Geschlechterrollen, in: C. Ulf/R. Rollinger (Hg.), Frauen und Geschlechter. Bilder-Rollen-Realitäten in den Texten antiker Autoren zwischen Antike und Mittelalter, Wien 2006, S.81-87.

11 U. Kahrstedt, Kulturgeschichte der römischen Kaiserzeit, München 1944, S.284-287.

12 Ebd. S.14f.

13 E. Meise, Untersuchungen zur Geschichte der julisch-claudischen Dynastie, Vestigia 10, München 1969, S.2-5.

14 W. Knoll, Römische Erotik, in: A.K. Siems (Hg.), Sexualität und Erotik in der Antike, WdF 605, Darmstadt 1988, S.77-80.

15 C. Kunst, Livia. Macht und Intrigen am Hof des Augustus, Stuttgart 2008, S.62f.

16 Duby (Hg.), Geschichte des privaten Lebens. Vom Römischen Imperium zum Byzantinischen Reich, Frankfurt a.M. 1989, S.46-49.

17 C. Kunst/ U. Wiemer (Hg.), Grenzen der Macht: zur Rolle der römischen Kaiserfrauen, Stuttgart 2000, Einleitung S.1-4.

18 Alexandridis 2010, S.192.

19 Kunst 2008, S.59f.

20 E. Kornemann, Große Frauen des Altertums, Wiesbaden 1947, S.175.

21 M.P. Vinson, Domitia Longina, Julia Titi and the Literary Tradition, Historia 38, 1989, S.431-450.

22 H. Bengtson, Grundriss der Römischen Geschichte mit Quellenkunde, HdA III,5,1, 1982³, S.274.

23 Kornemann 1947, S.181f.

24 Kunst 2008, S.43-46.

25 Tac. Ann. 5,1.

26 Kunst 2008, S.49-58.

27 Tac. Ann. 3,32,6.

Final del extracto de 20 páginas

Detalles

Título
Die politische Rolle der Frauen im Prinzipat. Flavische und Julische Frauen im Vergleich
Universidad
University of Tubingen
Calificación
1,7
Autor
Año
2011
Páginas
20
No. de catálogo
V265369
ISBN (Ebook)
9783656549420
ISBN (Libro)
9783656548867
Tamaño de fichero
488 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
rolle, frauen, prinzipat, flavische, julische, vergleich
Citar trabajo
Mandy Morelli (Autor), 2011, Die politische Rolle der Frauen im Prinzipat. Flavische und Julische Frauen im Vergleich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265369

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