Die Geschichte Liverpools ähnelt der des Ruhrgebietes in zahlreichen Aspekten. Vom einst dünn besiedelten und wirtschaftlich rückständigen Gebiet entwickelten sich beide durch den Einfluss der industriellen Revolution innerhalb kürzester Zeit zu industriellen Ballungsgebieten mit überragender wirtschaftlicher Bedeutung. Fabriken, Industrieflächen und multikulturelle Arbeiterviertel prägten schlagartig das Bild der Region. Weniger schnell konnten sich Liverpool und das Ruhrgebiet dahingegen an den Rückgang der industriellen Produktion anpassen.
Dies führte zum rapiden Rückgang der Arbeitsplätze, somit zur Arbeitslosigkeit, sozialen Problemen und brachliegenden Industrieflächen.
Die Folgen des industriellen Zeitalters wie Umweltschäden und unattraktive Stadtbilder bedingten hohe Abwanderungsraten und verhinderten die Neuansiedlung moderner Unternehmen.
Insofern stellen der strukturelle Wandel und die Etablierung von Kreativwirtschaft in beiden Fällen eine Möglichkeit dar, die Regionen wirtschaftlich „wiederzubeleben“.
2008 hatte Liverpool die Möglichkeit mit der Veranstaltung des Kulturhauptstadtjahres den strukturellen Wandel nach außen zu tragen und durch gezieltes Standortmarketing sein Image zu verbessern. Im Jahr 2010 wird auch das Ruhrgebiet die Chance dazu erhalten, da es in diesem Jahr ebenfalls Veranstaltungsort der europäischen Kulturhauptstadt sein wird.
Am Beispiel von Liverpool als Kulturhauptstadt 2008 lässt sich verdeutlichen, inwiefern dieses Großevent den Wandel vom ruinösen Industriegebiet zur kreativwirtschaftlichen Region beschleunigen oder hemmen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Forschungsportrait
- 1 Entwicklung zum Industriegebiet
- 2 Wirtschaftlicher Niedergang
- 3 Strukturwandel und Aufschwung
- 4 Kulturhauptstadt Europas
- 4.1 Geschichte der europäischen Kulturhauptstadt
- 4.2 Liverpool als Kulturhauptstadt 2008
- 4.3 Ergebnisse der Kulturhauptstadt Liverpool 2008
- 4.4 Beitrag des Großevents Kulturhauptstadt zum kreativwirtschaftlichen Wandel Liverpools
- 4.5 Empfehlungen für die Kulturhauptstadt RUHR.2010
- Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Belegarbeit analysiert den strukturellen Wandel Liverpools und untersucht den Einfluss des Großevents Kulturhauptstadt 2008 auf diesen Prozess. Sie stellt die Frage, ob Liverpool als Kulturhauptstadt 2008 ein Vorbild für RUHR.2010 sein kann und welche Auswirkungen ein solches Großevent auf den kreativwirtschaftlichen Wandel einer Region haben kann.
- Entwicklung Liverpools vom Industriegebiet zum Kreativzentrum
- Wirtschaftlicher Niedergang und Strukturwandel
- Die Rolle der Kulturhauptstadt als Katalysator für den Wandel
- Herausforderungen und Chancen von Großevents für die Stadtentwicklung
- Vergleich von Liverpool und dem Ruhrgebiet als Kulturhauptstädte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Darstellung der Entwicklung Liverpools zum Industriegebiet. Sie beschreibt die Bedeutung des Hafens und die Entstehung des ältesten Industriegebiets der Welt im Dreieck Leeds — Liverpool — Birmingham. Der Einsatz der Eisenbahn führte zur Entstehung großer Arbeitersiedlungen in unmittelbarer Nähe der Fabriken, wodurch Liverpool zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten Industriegebiete Europas zählte.
Kapitel 2 beleuchtet den wirtschaftlichen Niedergang Liverpools von 1970 bis 1980. Die rege Gewerkschaftstätigkeit verhinderte eine Reformierung veralteter Arbeitsweisen und hemmte somit eine rechtzeitige Überleitung auf kostengünstigere Produktionsmethoden. Der Rückgang der verarbeitenden Industrie führte zu hoher Arbeitslosigkeit, sozialen Problemen und brachliegenden Industrieflächen. Auch die korrupte Labourpartei in der Stadtverwaltung verschlimmerte die Situation durch trotzkistische Aktionen. Die Folgen des industriellen Zeitalters wie Umweltschäden und unattraktive Stadtbilder bedingten hohe Abwanderungsraten und verhinderten die Neuansiedlung moderner Unternehmen.
Kapitel 3 beschreibt den Strukturwandel und Aufschwung Liverpools. Die Einführung einer neuen Managementstruktur durch die Liberaldemokraten schuf zahlreiche neue Arbeitsplätze und ersetzte eingesessene Manager durch innovative Fachkräfte. Die Senkung der Kommunalausgaben trug zur Überwindung der Finanzkrise bei. Die Stadtverwaltung entwickelte die „Vision für Liverpool" mit dem Ziel, bis zum Jahr 2006 als „untemehmensfreundlichste Stadt Großbritanniens" zu gelten. Diverse Maßnahmen wie die vollständige Privatisierung des Flughafens und die Sanierung des Stadtzentrums führten zu einem Zuwachs an Arbeitsplätzen im wissensintensiven Dienstleistungsbereich, was typisch für den kreativwirtschaftlichen Wandel ist.
Kapitel 4.1 gibt einen Überblick über die Geschichte der europäischen Kulturhauptstadt. Die Idee zur jährlichen Emennung und Programmgestaltung zu einer europäischen Kulturhauptstadt geht auf das Jahr 1983 zurück. Die damalige griechische Kultusministerin Melina Mercouri prägte die Idee zu einem solchen europaweiten Großevent. Mit dem Kulturhauptstadttitel erhält die veranstaltende Stadt die Möglichkeit ihre nationale Identität darzustellen und ihre Rolle in Europa im eigenen Sinne (neu) zu definieren. Seit Oktober 2006 bewertet die Europäische Kommission den Erfolg der Kulturhauptstadt durch einen Bericht über die Vorjahresergebnisse bezüglich der Ziele und Kriterien der Veranstaltung.
Kapitel 4.2 beleuchtet Liverpool als Kulturhauptstadt 2008. Das Großevent der „Kulturhauptstadt Europas 2008" konnte als Katalysator dieser positiven Entwicklung und Kommunikationsplattform für dessen Ergebnisse genutzt werden. Projekte weisen im Allgemeinen den Vorteil auf, dass sie durch ihre zeitliche Begrenztheit die Komplexität des Problems verringern. Die Bündelung finanzieller und personeller Ressourcen aus verschiedenen Bereichen steigert das Innovationspotenzial. Liverpool nutzte 2008 die Promotion seiner zahlreichen Museen, Galerien, Konzerthallen, Cafés, Clubs und Theater, die vorher neben den prestigeträchtigen Beatles-Einrichtungen keine Beachtung fanden. Gleichzeitig blieb die Stadt aber ihrem ursprünglichen Image treu und kommunizierte durch diverse Veranstaltungen ihre musikalische Geschichte. So eröffnete beispielsweise ein eigens für Liverpool geschriebenes Musical mit Ringo Starr als einem bekannten Sohn der Stadt das Kulturhauptstadtjahr.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den strukturellen Wandel, die Kulturhauptstadt, den kreativwirtschaftlichen Wandel, Liverpool, das Ruhrgebiet, Großevents, Stadtentwicklung, Image, Tourismus, Kultur, Kreativwirtschaft, Industrie, Wirtschaft, Soziales, Politik, Nachhaltigkeit und die Europäische Union.
- Citation du texte
- Carolin Busch (Auteur), 2009, Der strukturelle Wandel Liverpools und der Einfluss des Großevents Kulturhauptstadt 2008 – Vorbild für RUHR.2010?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265406