Unter dem Begriff Globalisierung wird heute in erster Linie eine Epoche verstanden, die mit der Nachkriegszeit ihren Anfang nahm und, insbesondere nach dem Ende des Kalten Kriegs, durch zunehmende weltweite Vernetzung gekennzeichnet ist. Dieser Prozess der „Intensivierung und Beschleunigung grenzüberschreitender Transaktionen bei deren gleichzeitiger räumlicher Ausdehnung“ wird nicht nur als ökonomisches Phänomen betrachtet, sondern umfasst auch kulturelle und politische Konvergenztendenzen auf internationaler Ebene. Gerade der Aufstieg Chinas – ein Land, das in dieser Arbeit als Beispiel angeführt wird – wird oftmals mit dem transformativen Potential der Globalisierung in Beziehung gesetzt. Globalisierung verstanden als ein Prozess reversibler internationaler Vernetzung reicht freilich viel weiter zurück. Wie in dieser Arbeit gezeigt wird, bietet das „lange“ 19. Jahrhundert, im speziellen die wilhelminische (Vorkriegs-)Zeit, die Möglichkeit, das Phänomen Globalisierung aus seinem heutigen Kontext herausgehoben zu untersuchen und zu verstehen.
Der Fokus der vorliegenden Arbeit liegt auf der zunehmenden Vernetzung der Welt in den Jahrzehnten vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs liegen. Hierbei werden insbesondere internationale Trends ins Auge gefasst, also solche, die nicht auf ein oder wenige Länder begrenzt waren. „International“ ist in diesem Zeitraum freilich als auf die (westlichen) Industrieländer beschränkt zu verstehen, zu denen sich schließlich auch Japan gesellte, nachdem das Land ab der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Umkehr seiner isolationistischen Politik einleitete. In der Tat lässt sich Globalisierung auch heute noch als eine Art „Westernisierung“ betrachten, da sie in involvierten Ländern politische, ökonomische und kulturelle Institutionen bedingt, die oftmals mit dem Westen assoziiert werden. Hierzu zählen beispielsweise Freihandel, der Fortschrittsgedanke, kulturelle Offenheit, u. dgl. m.
Nach einer Darstellung der technologischen, ökonomischen und institutionellen Wandlungen im 19. Jahrhundert wird am Beispiel Chinas erörtert, wie eine von den westlichen Großmächten betriebene Politik der gewaltsamen Öffnung des Landes ideologische und wirtschaftliche Motive widerspiegelte, an denen das internationale Denken der Zeit deutlich wird. Schließlich wird die Frage beantwortet, inwiefern die voranschreitende Globalisierung in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg als generisches Phänomen zu betrachten ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Vernetzung der Welt im 19. Jahrhundert
- Technologie
- Wirtschaft
- Institutionen
- Das Beispiel China: Im Fokus der Großmächte
- Die Augen auf China gerichtet
- Ziele und Methoden der Großmächte in China
- Zusammenfassung
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit widmet sich der Erforschung des Phänomens der Globalisierung im „langen“ 19. Jahrhundert, insbesondere in der wilhelminischen (Vorkriegs-)Zeit. Dabei wird die Frage untersucht, inwieweit bereits in dieser Zeit Tendenzen einer intensiven internationalen Vernetzung zu beobachten sind und wie diese mit der heutigen Globalisierung in Beziehung stehen.
- Die Entwicklung der Globalisierung im 19. Jahrhundert
- Technologische, ökonomische und institutionelle Veränderungen
- Die Rolle der westlichen Großmächte in China
- Der Einfluss der Globalisierung auf Politik und Wirtschaft
- Vergleich der Globalisierung im 19. Jahrhundert mit der heutigen Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Das erste Kapitel führt in die Thematik der Globalisierung im 19. Jahrhundert ein und beleuchtet die verschiedenen Debatten um den Beginn und den Verlauf dieses Prozesses. Dabei werden insbesondere die unterschiedlichen Ansichten zur „Protoglobalisierung“ und zur ersten Globalisierungswelle ab dem 19. Jahrhundert diskutiert.
Die Vernetzung der Welt im 19. Jahrhundert
Dieses Kapitel befasst sich mit den technologischen, ökonomischen und institutionellen Veränderungen, die im 19. Jahrhundert zu einer zunehmenden Vernetzung der Welt führten. Dabei werden die Erfindung der Dampfmaschine, das Aufkommen von Eisenbahn, Dampfschifffahrt und Telekommunikation sowie die wachsende Bedeutung des Weltmarkts und der internationalen Institutionen hervorgehoben.
Das Beispiel China: Im Fokus der Großmächte
Das dritte Kapitel untersucht die Rolle Chinas im Kontext der Globalisierung im 19. Jahrhundert. Es werden die Motive und Methoden der westlichen Großmächte bei der Öffnung Chinas beleuchtet, wobei auch die ideologische Dimension dieser Politik im Vordergrund steht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Globalisierung, Internationalisierung, wilhelminische Epoche, 19. Jahrhundert, China, westliche Großmächte, Technologie, Wirtschaft, Institutionen, Imperialismus, Protektionismus, Freihandel, Westernisierung.
- Quote paper
- Moritz Mücke (Author), 2013, Globalisierung in der wilhelminischen Epoche 1890-1914. Internationale Trends, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265527