In seinem Plädoyer für die von ihm massgeblich beeinflusste "Lebensphilosophie" setzt sich Dilthey im hier bearbeiteten Kapitel kompakt mit der gesamten Philosophiegeschichte auseinander. Dilthey listet hier auf, welche Gründe für die Entstehung und Entwicklung der jeweiligen philosophischen Epochen massgebend waren, aber auch, warum diese im weiteren Verlauf der philosophiegeschichtlichen Entwicklung nach und nach ihre Relevanz verloren haben. Hier zeigt Dilthey u.a., warum angesichts der historischen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen die Systemphilosophien überflüssig geworden sind.
Inhaltsverzeichnis
- Die Formen der Philosophie in der modernen Zeit, wie sie in den Begriffen von ihr zum Ausdruck kommt
- Einleitung
- Die Entwicklung der Philosophie in der Antike
- Die mittelalterliche Philosophie
- Die Moderne
- Die Renaissance
- Descartes
- Hobbes und Spinoza
- Leibniz
- Locke, Hume und Kant
- Die neue deutsche Metaphysik
- Das Ende der Metaphysik
- Die unmetaphysische Philosophie
- Der Neukantianismus
- Der Positivismus
- Die Philosophie als Wissenschaft der inneren Erfahrung oder als Geisteswissenschaft
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Wilhelm Diltheys Essay „Über das Wesen der Philosophie“ I befasst sich mit der Entwicklung der Philosophie in der modernen Zeit und analysiert die unterschiedlichen Formen und Methoden, die in dieser Periode dominierten. Dilthey verfolgt das Ziel, das Wesen der Philosophie in ihrer historischen Entwicklung zu verstehen und zu beleuchten, wie sich die Philosophie im Laufe der Zeit von der Metaphysik zur Geisteswissenschaft wandelt.
- Die Entwicklung der Metaphysik in der Moderne
- Die Kritik an der traditionellen metaphysischen Methode
- Die Entstehung der unmetaphysischen Philosophie
- Die Philosophie als Wissenschaft der inneren Erfahrung
- Die Rolle der Geisteswissenschaften in der modernen Philosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Dilthey beginnt seine Analyse mit einer kurzen Betrachtung der Philosophie in der Antike und im Mittelalter, um dann den Fokus auf die Moderne zu legen. Er beschreibt die Veränderungen in der Metaphysik, die durch das Aufkommen der Naturwissenschaften und deren spezifische Methodik ausgelöst wurden. Descartes übernimmt methodische Grundzüge aus den Naturwissenschaften und entwickelt ein Verfahren, das auf Evidenz und der Ableitung von allgemeinen Prinzipien aus einfachen Begriffen basiert. Hobbes, Spinoza und Leibniz setzen dieses Verfahren fort und präzisieren es weiter. Locke, Hume und Kant kritisieren jedoch diese Methode, da sie die Komplexität des menschlichen Bewusstseins und die Bedingungen der Erkenntnis nicht ausreichend berücksichtigt. Kant führt den Begriff der „transzendentalen Metaphysik“ ein, die die Erkenntnis von Gegenständen von den Voraussetzungen des auffassenden Bewusstseins aus betrachtet. Dilthey stellt fest, dass auch dieser Ansatz nicht in der Lage ist, die Frage nach der objektiven Geltung der Erkenntnis zu beantworten. Die Metaphysik erreicht schließlich ihr Ende, da die Einzelwissenschaften einen Boom erleben und die Philosophie sich auf die wissenschaftliche Erkenntnis als solche konzentriert. Dilthey unterscheidet drei Wege der unmetaphysischen Philosophie: den Neukantianismus, den Positivismus und die Philosophie als Wissenschaft der inneren Erfahrung oder als Geisteswissenschaft. Der Neukantianismus betont die Besinnung des Geistes auf seine eigenen Verhaltensweisen und die Beziehung der Erkenntnis zu den Zwecken der menschlichen Vernunft. Der Positivismus hingegen konzentriert sich auf die „Positivität“ der Ergebnisse der Einzelwissenschaften, ohne neue gegenständliche Erkenntnisse hinzuzufügen. Dilthey argumentiert, dass die Aufgabe der Philosophie darin besteht, das Ganze der Wirklichkeit zur Erkenntnis zu bringen, indem sie die innere Beziehung der Einzelwissenschaften klärt. Die Philosophie als Wissenschaft der inneren Erfahrung geht vom gesamten Erfahrungsgehalt im Bewusstsein aus und strebt nach einer umfassenden Erfassung der Realität.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Philosophiegeschichte, die Metaphysik, die moderne Philosophie, die unmetaphysische Philosophie, die Geisteswissenschaft, die innere Erfahrung, die Naturwissenschaften, die Erkenntnis, die Evidenz, die Methode, die objektive Geltung und die Beziehung zwischen Philosophie und Wissenschaft.
- Citar trabajo
- Michael Veit (Autor), 2013, Wilhelm Diltheys Interpretation der Philosophiegeschichte in seinem Werk „Über das Wesen der Philosophie“, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265927