Die Auswirkungen von Mindestlohn auf die Beschäftigung


Seminar Paper, 2012

32 Pages, Grade: 1,7


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Inhaltsverzeichnis

1 Arbeit muss sich lohnen

2 Die Ökonomie des Mindestlohns
2.1. Mindesteinkommen als Armutsgrenze
2.2. Mindestlohn unter mikroökonomischer Betrachtung
2.3. Mindestlohn unter makroökonomischer Betrachtung (geschlossene Volkswirtschaft)

3 Erfahrungen mit dem Mindestlohn
3.1. Mindestlohneffekte für die deutsche Bauwirtschaft
3.2. Das Beispiel Deutsche Post
3.3. Was landet im Geldbeutel des Arbeitnehmers

4 Arbeit muss sich lohnen: Das Kombilohnmodell
4.1. Das bestehende Hartz IV System als Kombilohn
4.2. Mindestlohn bei Hartz IV wer trägt die Last für welchen Effekt?

5 Bildung als Faktor für Produktivität

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Entwicklung Arbeitslosenquote (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Abbildung 2 Standard Wettbewerbsmodell (eigene Darstellung)

Abbildung 3 Standard-Modell mit EU Erweiterung (eigene Darstellung in Anlehnung Weimann (2006))

Abbildung 4 Anomaler Verlauf der Angebotsfunktion (eigene Darstellung aus Gerhardt (2006), S. 44)

Abbildung 5 Monopson Modell (Quelle: Darstellung nach Ragacs (2002), S. 14)

Abbildung 6 Kosumgütermodell (Quelle: Blanchard (2012)

Abbildung 7 WS/PS Modell vollkommender Markt

Abbildung 8 WS/PS Modell Erhöhung (z) bei Anpassung µ (eigene Darstellung)

Abbildung 9 Mindestlohn - Verlauf mit Nachfrageeffekt (eigene Darstellung aus Präsentation)

Abbildung 10 Entwicklung Einkommen / Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf (Quelle: Fallstudie Mindeslohn Blanchard (2009) veröffentlicht auf der Seite der Wirtschaftsuniversität Wien)

Abbildung 11 Lohnwachstum gegenüber dem Vorjahr nach der Position in der Lohnverteilung (1995 bis 1997)

Abbildung 12 Weiterbeschäftigungswahrscheinlichkeit nach der Position in der Lohnverteilung (1995 bis 1997)

Abbildung 13 Einkommensverlauf bei Erhalt von ALG II (eigene Darstellung nach eigenen Berechnungen)

Abbildung 14 grafische Darstellung der Überwälzung auf Unternehmen

Abbildung 15 tabellarische Darstellung Effekt Mindestlohn 7,60 EUR (eigene Berechnung)

Abbildung 16 Die Lohnentwicklung unterschiedlicher Qualifikationsgruppen im Vergleich zu ungelernten Beschäftigen in Deutschland, 1984-2004 (Quelle: Blanchard et al. (2012, S. 405)

1 Arbeit muss sich lohnen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Entwicklung Arbeitslosenquote (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Nach dem die Arbeitslosenzahlen, trotz der Krisen 2007 und Folgejahre, konstant sinken, lohnt es sich wieder, in allen politischen Lagern laut über den Mindestlohn nachzudenken. Ist es doch ein schönes Thema, um alle emotional mitzunehmen. Unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten sind die Argumente in vielen Talkshows schwer nachvollziehbar. Man kann vermuten, dass das Ziel verfolgt wird, am besten das Verständnis und Weltbild des Zuschauers und damit des Wählers zu bestätigen, um seine Stimmen zu erhalten.[1]Wissenschaftliche Erkenntnisse finden bei diesen öffentlichen Diskussionen nur am Rande Beachtung und geben selten den erforderlichen Rahmen. Erwartungsgemäß treten viele Gewerkschaften für den Mindestlohn ein. Als Dachverband publiziert der DGB auf einer eigens erstellten Internet-Seite für Mindestlohn zielgruppenorientierte Argumente. Flankierend wird zum Thema dieser Arbeit behauptet: „Mindestlöhne verhindern Lohnarmut, erhöhen die Nachfrage in Deutschland und verschaffen neue Jobs.“[2]Dieses und die Argumente „Begrenzung des Sozialtransfers“, „Flankierung für Kombilöhne“ sollen folgend mit Hilfe von theoretischen und praktischen Beispielen auf ihren Wahrheitsgehalt untersucht werden.

Viele Studien haben sich mit den Effekten nach der Einführung von Mindestlohn beschäftigt. Einige Studien bestätigen die Argumente der Befürworter von Mindestlohn und attestieren ihm positive Effekte. Die Mehrheit resümiert aber negative Effekte. Eine klare Positionierung kann man nicht erkennen.[3]Die anerkannteste Studie von König und Möller (2007) wird nachfolgend im Kapitel 3.1 beschrieben. Diese Studie kommt zwar nicht zu einem klarem Urteil, ob Mindestlöhne positive oder negative Folgen auf die Ökonomie der Volkwirtschaft haben, sie zeigt jedoch die notwendige dezidierte Betrachtung der Rahmenbedingungen auf.

Am Anfang dieser Arbeit werden zunächst die ökonomischen Zusammenhänge beschrieben. Im zweiten Teil soll anhand von praktischen Beispielen die Theorie untersetzt werden. Abschließend zeigen wir an Hand des Harz IV Modells das praktizierte Kombilohn Modell Deutschlands, welches als Mindesteinkommensabsicherung gedacht ist und damit eine Form des Mindestlohns darstellt. Die Frage nach einem Weg aus dem Niedriglohnbereich soll im Fazit beleuchtet werden.

2 Die Ökonomie des Mindestlohns

2.1 Mindesteinkommen als Armutsgrenze

Das Mindesteinkommen ist ein Instrument der sozialen Absicherung eines marktwirtschaftlichen Systems. Deutschland ist eines der wenigen Ländern dieser Welt, in dem ein umfassendes Sozialsystem existiert, welches jedem seiner Bürger einen Mindeststandard sichert.[4]Dieser Mindeststandard ist zum einen definiert in der Höhe des unpfändbaren Einkommens und zum anderen in der Höhe des Mindesteinkommens auf der Basis der Harz IV Sätze. Grundlage für die Bestimmung dieser Sätze ist die Armutsgrenze in Deutschland.[5]Damit pegelt sich das unpfändbare Einkommen bei ca. 1000 EUR ein. Ein Harz IV Empfänger erhält pauschal 374,00 EUR. Dazu Wohn- und Heizungsgeld sowie diverse andere Erstattungen, die zur Sicherung des Mindestlebensstandard zählen. Mit ca. 750,00 EUR monatlichem Einkommen darf ein alleinstehender Harz IV Empfänger rechnen. Für Kinder gibt es noch zusätzliche Zuschläge. Die Differenz zwischen Pfändungsgrenze und dem Harz IV Einkommen stellt das Lohnabstandgebot dar, welches dafür sorgen soll, dass Verschuldete, deren Vermögen gepfändet wird, noch einen Anreiz haben, überhaupt Arbeiten zu gehen. Anderenfalls wäre zu erwarten, dass alle Privatinsolvenzschuldner sich nach dem Gerichtstermin bei der Arbeitsagentur melden.

Daraus kann abgeleitet werden, dass der Reservationslohn unter ungünstigen Umständen bei ca. 750,00 EUR liegt. Nach der wissenschaftlichen Rationalitätsannahme des Homo Oeconomicus sollte niemand das Bestreben haben, unter 750 EUR Nettolohn seine Arbeit anzubieten. Die Glückforschung zeigt aber zum Beispiel, dass Menschen durchaus bereit sind, für weniger Verdienst ihre Arbeit anzubieten. Zum normalen Einkommen kommt noch der Nutzen aus der Zufriedenheit des Individuums. Menschen die durch die Arbeit am sozialen Umfeld teilhaben, bereichern ihr Leben. Das stiftet ihnen neben dem geringen Verdienst ein Nutzen, der sie motiviert für weniger als 750 EUR arbeiten zu gehen.[6]Dieser geringe Verdienst reicht aber nicht aus, um den Lebensunterhalt in Deutschland zu bestreiten. Mit dem Schlagewort „Lohnarmut“, setzt an dieser Stelle die Diskussion um den Mindestlohn an. 750 EUR entspricht einem Stundenlohn von netto 4,50 EUR bei einer 38,5 h Woche.[7]In der Mindestlohndebatte kursieren Werte von 7,50 bis 9,50 EUR/h, bei dem sich das Arbeiten wieder rentieren soll und damit die Lohnarmut bekämpft wird. Zudem soll damit die Kaufkraft erhöht werden, was wiederum Konsum-Nachfrage schafft und Arbeitsplätze erzeugt.

Diese Argumentationskette der Mindestlohnbefürworter hört sich plausibel an, widerspricht jedoch den ökonomischen Modellen der Wirtschaftswissenschaften. Das traditionelle neoklassische Standard- Wettbewerbsmodell prognostiziert steigende Arbeitslosigkeit bei der Einführung von Mindestlöhnen über dem Marktpreisgleichgewicht.

2.2 Mindestlohn unter mikroökonomischer Betrachtung

Löhne entstehen am Markt in der Interaktion zwischen Arbeitnehmern, die die Arbeit anbieten und Arbeitgebern, die die Arbeit nachfragen. Die Angebots- und Nachfragemenge steht in Relation zum Preis der Arbeit. Diese Elemente werden im neoklassischen Modell des idealen Marktes dargestellt. Angebot (S) und Nachfrage (D) sind im Gleichgewicht, wenn die Bedingungen: vollkommender Wettbewerb, keine asymmetrischen Informationen oder andere Marktstörungen vorliegen.[8]Die Funktion der Anbieter steigt im Preis, da für einen hohen Preis / Stundenlohn viele Arbeitnehmer bereit sind, die Arbeit anzubieten, während die Nachfrage nach Arbeit der Arbeitgeber mit steigenden Lohnkosten sinkt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Standard Wettbewerbsmodell (eigene Darstellung)

Im Gleichgewicht treffen sich Angebot und Nachfrage und bilden den optimalen Marktpreis und die Marktmenge.

Im Fall von staatlich festgelegten Mindestlöhnen greift der Staat in den Markt ein. Tut er das unterhalb des Gleichgewichtpreises, hat dieser Eingriff keine Wirkung (Pm), weil mehr Arbeitsnachfrage vorhanden ist, als Arbeit angeboten wird. Sollte der Mindestpreis aber signifikant über dem Gleichgewichtspreis (P*) liegen, hat das, wie in der Grafik zu sehen, massivere Folgen auf den Arbeitsmarkt. Das Überangebot an Arbeit muss vom Staat aufgekauft werden, was im Fall der Einführung des Mindestlohns der Aufkauf bzw. die Unterstützung der zusätzlichen Arbeitslosen ist.[9]Der Anreiz dieses Mindestlohns wirkt sich auch auf den europäischen Binnenmarkt aus. Im Kapitel 3.1 wird dies z.B. an der Baubranche erläutert. So ist es für viele nichtdeutschen EU-Bürger sehr interessant, ihre Arbeitskraft ebenfalls auf den deutschen Markt anzubieten, was die Situation der deutschen Arbeitnehmer weiter verschärft, da die Angebotskurve nach rechts verschoben wird, wie auf folgender Grafik dargestellt ist.

[...]


[1]Beobachtet in der Sendung „Phönix Runde“ am 25.02.2010 mit Franz-Josef Möllenberg (Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten), Heinrich L. Kolb (FDP), Michael Schlecht (DIE LINKE., Chefvolkswirt) und Prof. Ronnie Schöb (Wirtschaftswissenschaftler)

[2]Vgl. NET\cstrom (18.01.2012).

[3]Vgl. Meyer (2007), S. 11 f.

[4]Vgl. Donges et al. (2008), S. 3.

[5]Vgl. Hauser (2008), S. 107.

[6]Vgl. Rätzel (2010).

[7]Alle Netto Einkommens Berechnungen in dieser Arbeit wurden mit Hilfe des Lohnrechner/Gehaltsrechner 2012 niva internet solutions erstellt. Vgl. niva (2012).

[8]Vgl. Gerhardt (2006), S. 43.

[9]Vgl. Weimann (2006), S. 298ff.

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Details

Title
Die Auswirkungen von Mindestlohn auf die Beschäftigung
College
Otto-von-Guericke-University Magdeburg  (Fakultät für Wirtschaftswissenschaften)
Course
Praxisseminar MBA
Grade
1,7
Author
Year
2012
Pages
32
Catalog Number
V265971
ISBN (eBook)
9783656557524
ISBN (Book)
9783656557517
File size
1681 KB
Language
German
Keywords
auswirkungen, mindestlohn, beschäftigung
Quote paper
Thomas Schmidt (Author), 2012, Die Auswirkungen von Mindestlohn auf die Beschäftigung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/265971

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