In der Auseinandersetzung mit der Geschichte Athens im 5. vorchristlichen Jahrhundert wird allenthalben der exzeptionelle Charakter betont, welcher dem athenischen Engagement zur Begründung Thuriois beizumessen ist. Die Besonderheit des Thurioiprojektes ist darin zu sehen, dass hier die erste, auf Basis der Quellen eindeutig nachzuweisende Initiative der in den vorangegangenen Jahrzehnten zur Großmacht aufgestiegenen Polis im Westen gegeben ist. Die Gründung fällt in eine Zeit, in der Athen seine hegemoniale Stellung im Seebund ausgebaut hatte und weiter zu festigen suchte. Zugleich war der Dualismus zwischen Athen und Sparta zu seiner vollen Ausprägung gekommen. Es war eine Zeit relativer Stabilität und des Friedens, die der Erschütterung der griechischen Staatenwelt durch den Peloponnesischen Krieg voran ging. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach der Motivation, welche dieser Wendung nach Westen zugrunde lag und wie sich diese in den Rahmen athenischer Außenpolitik der 440er Jahre einordnen lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Friedensschluss von 446/5
- Frieden als Voraussetzung athenischer Hegemonialpolitik
- Verzicht auf die Erweiterung des Machtbereichs
- Athenische Interessen bei der Gründung Thuriois
- Das erste Engagement und die Unterstützung der Sybariten
- Religiöse Propaganda und machtpolitische Interessen
- Das Kongressdekret als Folie der Bewertung des Thurioiprojektes
- Legitimierung durch Divination.....
- Dominanz der Athener ?
- Die Frage des Stadtgründers
- Thurioi sich selbst überlassen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das athenische Engagement bei der Gründung der Kolonie Thurioi im 5. Jahrhundert v. Chr. und analysiert die Motivationen hinter dieser Entscheidung. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Zusammenhang mit der athenischen Hegemonialpolitik im Seebund und dem Friedensschluss von 446/5. Der Fokus liegt dabei auf der Bedeutung des Thurioiprojektes im Kontext der athenischen Außenpolitik der 440er Jahre.
- Die Rolle des Friedensvertrages von 446/5 für die athenische Hegemonialpolitik
- Das Hilfegesuch der Sybariten und die athenische Reaktion
- Die Bedeutung des panhellenischen Kongresses von 449 für das Thurioiprojekt
- Die Rolle der Orakelsprüche in der Gründung Thuriois
- Die Frage nach der athenischen Dominanz und der Beziehung zwischen Thurioi und Athen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und beleuchtet die Besonderheit des athenischen Engagements bei der Gründung Thuriois. Im zweiten Kapitel wird der Friedensschluss von 446/5 als entscheidender Faktor für die athenische Außenpolitik analysiert. Dabei wird die Bedeutung des Friedensvertrages für die Konsolidierung der Herrschaft über den Seebund und die Begrenzung des athenischen Expansionsstrebens im Westen hervorgehoben. Das dritte Kapitel behandelt das Hilfegesuch der Sybariten und die athenische Reaktion auf diese Bitte. Hierbei wird auch die Frage der zeitlichen Abfolge der Ereignisse beleuchtet. Darüber hinaus wird die Einordnung des Thurioiprojektes in den Kontext des panhellenischen Kongresses von 449 und die Bedeutung der Orakelsprüche diskutiert.
Schlüsselwörter
Athen, Thurioi, Hegemonialpolitik, Seebund, Friedensschluss 446/5, Sybariten, panhellenischer Kongress 449, Orakelsprüche, Stadtgründung, athenische Dominanz.
- Arbeit zitieren
- André Schnücke (Autor:in), 2014, Das Thurioiprojekt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266091