Ökonomisches vs. integratives Konzept in der sozialwissenschaftlichen Bildung

Ein Vergleich zweier Bildungskonzepte


Term Paper, 2013

19 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Gliederung:

1. Einleitung

2. Das Konzept der ökonomischen Bildung

3. Die integrative sozialwissenschaftliche Bildung

4. Der Begriff der "Mündigkeit"

5. Die Bildungskonzepte im Vergleich anhand einer Abituraufgabe des GEW

6. Fazit

7. Quellen

1. Einleitung

Bereits seit den 1970er Jahren[1] wird ständig eine ausgedehntere ökonomische Bildung in den allgemeinbildenden Schulen gefordert, wobei die Befürworter dieser Bildungsinhalte in jüngster Zeit vermehrt die Einführung eines eigenen Fachs "Wirtschaft" fordern. Dabei stützen sie sich auf diverse Studien, die eklatante Mängel von Schülerinnen und Schüler (in der Folge als SuS abgekürzt) bei ökonomischen Sachwissen offenbaren und somit die Verstärkung ökonomischer Bildung anzeigen sollen[2]. Außerdem argumentieren Befürworter, dass jedes Individuum bereits früh in seinem Leben mit wirtschaftlich geprägten Lebenssituationen konfrontiert wird und entsprechend auf diese vorbereitet werden muss, um sein Leben selbstbestimmt und erfolgreich gestalten zu können, wodurch die ökonomische Grundbildung "[...] zum integralen Bestandteil der schulischen Allgemeinbildung werden [muss]"[3]. Des Weiteren resultiert die größer werdende Bedeutung ökonomischer Bildung aus einem gesellschaftlichen Wandel, nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Volkswirtschaften und dem damit verbundenen ideologischen Sieg des Kapitalismus[4]. Dadurch wurde die kritische Auseinandersetzung mit dem westlichen Wirtschafssystemen aufgegeben, was zu "[...] einer Zeit ökonomischer Selbstverständlichkeiten [...]"[5] führte. Diese Selbstverständlichkeit beinhaltet auch die breite Akzeptanz der marktwirtschaftlichen Ordnung als Merkmal einer "guten Gesellschaft"[6], wodurch das "[...] Wissen über die Marktwirtschaft und über marktwirtschafltich angemessenes Handeln [einen] prominenten Platz in der Bildung [gebührt]"[7]. Des Weiteren gewinnen wirtschaftliche Themen im aktuellen Zeitgeschehen eine immer größere Relevanz[8]. Das jüngste Beispiel ist die globale Wirtschaftskrise, die noch Jahre später das politische Handeln prägt und im Zuge der wirtschaftlichen Konsolidierung immer neue gesellschaftliche Brandherde – vor allem in Südeuropa – entfacht. Doch auch abseits müssen sich Politik und Gesellschaft im Zuge der Globalisierung und anderer Faktoren immer neueren Herausforderungen stellen, wodurch ökonomische Themen – und dadurch auch die Forderung nach einem eigenen Schulfach immer stärker ins Gewicht fallen. Diese Faktoren mögen zwar die Forderung unterstützen, dass die ökonomische Bildung Teil einer umfassenden Schulbildung sein soll [Unbekannt1] aber dennoch bleibt kritisch zu hinterfragen, ob dafür ein eigenes Fach – mit einer betont ökonomischen Perspektive auf die Lebenswelt - im Schulkanon geschaffen werden soll [Unbekannt2] oder ob die Vermittlung wirtschaftsaffiner Themen auch in bestehenden Schulfächern realisiert werden kann. Letztere Position wird von den Befürwortern einer integrativen sozialwissenschaftlichen Bildung bevorzugt. Sie setzt ökonomische Themen in Kontext zu politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Faktoren und versucht dadurch einen multiperspektivischen und interdisziplinären Blick auf gegenwärtige Probleme zu schaffen.

Die folgende Hausarbeit soll unter folgender These verfasst werden: "Die integrative sozialwissenschaftliche Bildung ist in der Lage die SuS auf ökonomisch geprägte Lebenssituationen vorzubereiten, wodurch die Forderung nach einem eigenen Schulfach "Wirtschaft" haltlos ist."

Hierfür müssen zuerst die bestehende Positionen – also das Konzept der ökonomischen Bildung und der integrativen sozialwissenschaftlichen Bildung – erläutert werden, um einen detaillierten Einblick in die jeweiligen Positionen zu erhalten. Darüber hinaus muss der Begriff der Mündigkeit analysiert werden, da beide Konzepte beanspruchen die SuS am ehesten zur Mündigkeit befähigen zu können. Im Anschluss soll mit Hilfe des Gutachten des Gemeinschaftsausschusses der deutschen gewerblichen Wirtschaft (in der Folge mit GEW abgekürzt) das Kompetenzmodell der ökonomischen Bildung überprüft werden und das Erreichen der Lernziele überprüft werden. Hierbei soll auch das Konzept der integrativen sozialwissenschaftlichen Bildung Anwendung finden und geprüft werden, welches Modell die Ziele eher erreicht. In der folgenden Hausarbeit werde ich aus Gründen der besseren Lesbarkeit nur männliche Ausdrücke für Handelnde verwenden, wobei dies beide Geschlechter gleichermaßen umfassen soll.

2. Das Konzept der ökonomischen Bildung

Die Unterstützer dieses Konzepts beobachten eine zunehmende Ökonomisierung der Lebenswelt und immer komplexer und vielfältiger werdende ökonomische Herausforderungen an den Einzelnen, wodurch sie gezwungen seien auf ökonomische Kompetenzen zurückzugreifen, um "[...] die Chancen zur persönlichen Entfaltung [...]"[9] wahren zu können. Die Vermittlung ökonomischer Kompetenzen im gängigen Schulkanon wird allgemein als unzureichend benannt, da "[...] Preiskalkulation in Mathe, Globalisierung in Deutsch [und] Wirtschaftsgeographie in Erdkunde [...]"[10] vermittelt wird und dabei die "[...] erforderliche systematische Vermittlung [...]"[11] fehlen würde. Des Weiteren bezeichnen die Unterstützer das informelle Lernen über Sozialisierungsprozesse in ökonomischen Fragen als unzureichend, da sich die wirtschafltiche Realität gegenwärtig zu tiefgreifend und rasant verändere, sodass die Schule die Rolle der systematischen Vermittlung des Wissens einnehmen müsse[12]. Mit Hilfe ökonomischer Bildung sollen die SuS in die Gesellschaft integriert werden, indem sie "[...] zur individuellen Lebensführung, zur gesellschaftlichen Teilhabe sowie zur politischen Mitwirkung [...]"[13] befähigt werden und wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen erkennen und mitgestalten können. Die zu Grunde liegende Idee ist hierbei ein Kreislauf, wobei ökonomisch geprägte Lebenssituationen bestimmte Anforderungen an die Akteure stellen, die situationsübergreifende, domänenspezifische (hier also ökonomische, Anm. d. Verf.) Kompetenzen für deren Bewältigung benötigen, welche widerum in neuen Lebenssituationen aktualisiert und überprüfbar werden. Jene Kompetenzen werden als individuelles Potenzial betrachtet, die

[...]


[1] Vgl. Hermann May,Ökonomische Bildung als Allgemeinbildung, In: ApuZ/12, 2011, S.3.

[2] Ebd.

[3] Ebd.

[4] Vgl. Reinhold Hedtke,Ökonomische Bildung im Boom, In: AWT-Info, H. 2001, 2002, S. 85.

[5] Ebd.

[6] Ebd.

[7] Ebd.

[8] Vgl. Hedtke,Ökonomische Bildung, S.85f.

[9] Thomas Retzmann et.al.,Ökonomische Bildung an allgemeinbildenden Schulen, Kiel, 2010, S.11.

[10] Otto Kentzler,Ökonomische Bildung an allgemeinbildenden Schulen, S.3.

[11] Retzmann et.al.,Ökonomische Bildung an allgemeinbildenden Schulen, S.11.

[12] Ebd.

[13] Ebd.

Excerpt out of 19 pages

Details

Title
Ökonomisches vs. integratives Konzept in der sozialwissenschaftlichen Bildung
Subtitle
Ein Vergleich zweier Bildungskonzepte
College
Bielefeld University  (Institut für Soziologie)
Course
Die ökonomische Perspektive im sozialwissenschaftlichen Unterricht
Grade
1,3
Author
Year
2013
Pages
19
Catalog Number
V266565
ISBN (eBook)
9783656570059
ISBN (Book)
9783656569985
File size
453 KB
Language
German
Keywords
Sozialwissenschaften, ökonomische Bildung, allgemeinbildende Schule, Bildung, sozialwissenschaftliche Bildung, integrative Bildung Vergleich, Mündigkeit, Wirtschaft, politische Bildung, Schüler, Schülerinnen, Konzepte, Konzept
Quote paper
Sascha Pliske (Author), 2013, Ökonomisches vs. integratives Konzept in der sozialwissenschaftlichen Bildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266565

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