Heinz Rühmann und Zarah Leander zählten zu den wichtigsten Filmstars des Dritten Reiches.
Sie waren Aushängeschilder und Repräsentanten des Systems, sie sorgten mit ihren Filmen und Liedern für Ablenkung in schweren Zeiten und hielten den "schönen Schein" des Regimes aufrecht, in dessen Schatten die Nazis ihre verbrecherische Politik betreiben konnten.
Dennoch verkörperten die beiden Mimen mit ihrem Starimage und mit ihren Rollen zugleich Merkmale, die der nationalsozialistischen Ideologie entgegenstanden. Besonders Zarah Leander entsprach mit ihrem exotischen Äußeren, der tiefen Stimme, dem fremdländischen Akzent und ihrer Rolle als Diva und Vamp in keiner Weise der Vorstellung eines nationalsozialistischen "Rasseweibes".
Und auch der kleine, schmächtige Rühmann verkörperte nicht den angepassten deutschen Helden, der Befehle ohne nachzudenken ausführt, sondern eher den "Kleinbürger auf Abwegen", der aufmuckt und nicht selten mit der Obrigkeit in Konflikt gerät. Ihre Filme sind keine Propagandastreifen, sondern auf den ersten Blick meist unpolitische Unterhaltung, seichte Komödien oder rührselige Melodramen.
Warum waren gerade sie die hochdotierten Stars in einem System, das mit Macht alles Abweichende unterdrückte?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das System
- Zwischen Kontrolle und Kommerz — die Filmwirtschaft im NS-Regime
- Der „Schirmherr" und sein Film
- Der Spielfilm im Dritten Reich
- Die Stars
- Zum Starbegriff
- Zur Geschichte des Starsystems
- Stars und ihre Funktion im Film des Dritten Reiches
- Die gefeierte Diva — Zarah Leanders Karriere in Hitlers Deutschland
- Das Reich braucht eine neue Diva — Die Ufa entdeckt Zarah Leander
- Opportunistische Karrierefrau oder unangepasster Star? Zarah Leander und der Nationalsozialismus
- Synchrone Kontinuität im Leander-Image
- Diachrone Kontinuität im Leander-Image
- Der kleine Mann als Star — Heinz Rühmann im Film der NS-Zeit
- Heinz Rühmanns Karriere in der Weimarer Republik
- Opportunismus oder innere Emigration? Heinz Rühmann und der Nationalsozialismus
- Synchrone Kontinuität im Rühmann-Image
- Diachrone Kontinuität im Rühmann-Image
- Die Filme
- Exkurs: Zur Renaissance des Propagandafilms um 1940
- Zarah Leander in Die große Liebe (1942)
- Entstehungskontext des Films
- Der innerfilmische Starkult um Zarah Leander in Die große Liebe
- Die große Liebe als Heimatfrontfilm
- Die große Liebe als Melodram
- Durchhalteschlager oder Trostlieder? Zur Bedeutung der Musik in Die große Liebe
- Heinz Rühmann in Quax, der Bruchpilot (1941)
- Heinz Rühmann und sein Flieger-Film. Zum Entstehungskontext
- Erziehung zur Autorität — Quax, der Bruchpilot im Kontext der Wehrertüchtigungspropaganda
- „Der notorische Zivilist." Widersprüchliche Tendenzen in Quax, der Bruchpilot
- Heinz Rühmann in Die Feuerzangenbowle (1944)
- Die Filmproduktion um 1943
- Bombenstimmung im schalldichten Studio — Dreharbeiten in Babelsberg
- Die Feuerzangenbowle als faschistischer Erziehungsfilm?
- Gefährlicher Eskapismus? Die Feuerzangenbowle als widersprüchlicher Film
- Die Feuerzangenbowle als Kultfilm
- Das Publikum
- Vorbemerkung zur Publikumsforschung
- Meinungsforschung im Dritten Reich — „Meldungen aus dem Reich" des Sicherheitsdienstes der SS (SD)
- Exemplarische Rezeptionszeugnisse
- Ergebnis: Harmlose Stars oder nützliche Idole? Die Rolle der Schauspieler Zarah Leander und Heinz Rühmann im Film des Dritten Reiches
- Quellenverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die wissenschaftliche Hausarbeit untersucht die Rolle der Filmstars Zarah Leander und Heinz Rühmann im Dritten Reich. Sie analysiert, warum gerade diese beiden Schauspieler, die mit ihren Rollen und ihrem Starimage auf den ersten Blick der nationalsozialistischen Ideologie widersprachen, zu den wichtigsten Filmstars des NS-Regimes avancierten. Dabei wird die Frage geklärt, wie das Starsystem im Dritten Reich funktionierte, welche Funktion Stars im Kontext der NS-Propaganda spielten und wie sich die beiden Schauspieler selbst zum System stellten.
- Die Filmwirtschaft im Dritten Reich und Goebbels' Filmpolitik
- Die Rolle der Stars im nationalsozialistischen Kino
- Die Karriere von Zarah Leander und Heinz Rühmann im Dritten Reich
- Die Analyse der Filme „Die große Liebe", „Quax, der Bruchpilot" und „Die Feuerzangenbowle"
- Die Wirkung der Filme auf das Publikum im Dritten Reich
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die beiden Filmstars Zarah Leander und Heinz Rühmann vor und erläutert die Leitfrage der Arbeit: Warum waren gerade sie die hochdotierten Stars in einem System, das mit Macht alles Abweichende unterdrückte?
Das zweite Kapitel widmet sich der Filmwirtschaft im Dritten Reich und Goebbels' Filmpolitik. Es wird deutlich, dass die Dominanz des Unterhaltungs- und Gefühlskinos keine zufällige Entwicklung war. Goebbels setzte auf ein Unterhaltungskino, das auf Affektreaktionen beim Publikum abzielte, um es anschließend in eine gewünschte Richtung zu lenken. Die Arbeit geht auf die Widersprüche zwischen Goebbels' Strategie der unsichtbaren Propaganda und der marktwirtschaftlich organisierten Filmproduktion ein.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Starbegriff und der Geschichte des Starsystems. Es wird gezeigt, dass das Starsystem im Dritten Reich nach den gleichen Mechanismen wie in Hollywood funktionierte. Die Arbeit analysiert, wie Stars im Kontext der NS-Propaganda eingesetzt wurden und welche Rolle die Schauspieler Zarah Leander und Heinz Rühmann im Film des Dritten Reiches spielten.
Im vierten Kapitel werden die erfolgreichsten Filme von Zarah Leander und Heinz Rühmann im Dritten Reich analysiert. „Die große Liebe" (Rolf Hansen, D 1942) wird als Heimatfrontfilm und Melodram untersucht, „Quax, der Bruchpilot" (Kurt Hoffmann, D 1941) als Beitrag zur Wehrertüchtigungspropaganda und „Die Feuerzangenbowle" (Helmut Weiss, D 1944) als faschistischer Erziehungsfilm. Die Arbeit zeigt, dass alle drei Filme sowohl systemkonforme als auch widersprüchliche Tendenzen aufweisen.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Wirkung der Filme auf das Publikum im Dritten Reich. Es wird gezeigt, dass die Rezeption von Filmen nicht nur von den Intentionen der Machthaber, sondern auch von individuellen Sozialisationsprozessen und privaten Erlebnissen geprägt war. Die Arbeit analysiert die „Meldungen aus dem Reich" des Sicherheitsdienstes der SS (SD) und zeigt, dass die NS-Propaganda nicht immer die gewünschte Wirkung erzielte. Die Arbeit untersucht exemplarisch Zeitzeugen- und Zeitgenossenberichte, um die Wirkung der Filme auf das Publikum zu beleuchten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Film im Dritten Reich, die nationalsozialistische Filmpolitik, den Starkult, die Filmwirtschaft, die Propaganda, die Stars Zarah Leander und Heinz Rühmann, die Filme „Die große Liebe", „Quax, der Bruchpilot" und „Die Feuerzangenbowle" sowie die Publikumsrezeption.
- Arbeit zitieren
- Söhnke Callsen (Autor:in), 2011, Hitlers willige Mimen? Zarah Leander und Heinz Rühmann als Film-Stars im 3. Reich., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266605