Sucht und Sehnsucht. Die Bedeutung der Drogen in REQUIEM FOR A DREAM (2000)


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Verschiedene Filmperspektiven auf das Thema Drogenkonsum
2.1. Trainspotting – Drogensucht als Lebensstil der Rebellion
2.2. Fear & Loathing in Las Vegas – Drogen als Hilfsmittel zur Jagd nach Träumen

3. Drogen in Darren Aronofskys Requiem for a Dream
3.1. Requiem for a Dream – Abhängigkeit von materiellen Drogen
3.2. Requiem for a Dream - Abhängigkeit von im materiellen Dingen

4. Fazit

5. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Drogenkonsum und Abhängigkeit in Requiem for a Dream (2000, R: Darren Aronofsky) ist das Kernthema dieser Hausarbeit. Herausgearbeitet werden soll, welche Bedeutung Drogen in Requiem for a Dream haben und was die Charaktere des Films antreibt, diese zu nehmen. Da die beiden Filme Trainspotting (1996, R: Danny Boyle) und Fear & Loathing in Las Vegas (1998, R: Terry Gilliam) sich ebenfalls mit Drogen auseinandersetzen, ermöglichen sie eine erweiterte Sicht auf Aronofskys Film.

Als Sujet waren Drogen im Mainstreamkino bis 1980 weitgehend tabu. Der Grund dafür ist in der kategorischen Ablehnung illegaler Drogen in den westlich orientierten Gesellschaften zu suchen. Damals herrschte – wie heute – oft die irrtümliche Meinung, Drogen existierten nur in der Ober- und Unterschicht, und seien Substanzen, die unabhängig von der Persönlichkeit des Konsumenten auf Anhieb süchtig machten.[1] Die drei in dieser Hausarbeit vorgestellten Filme zeichnen ein anderes Bild, das realistischer und authentischer erscheint.

Im ersten Kapitel liegt das Augenmerk auf dem 1996 von Danny Boyle inszenierten Film Trainspotting. Dieser Film zeigt Drogensucht als Lebensstil, als Akt der Rebellion gegen einen von der Gesellschaft vorgeschriebenen Geburt-Schule-Arbeit-Tod-Lebensablauf. Damit lässt er sich weder als Anti- noch als Pro-Drogen-Film einordnen. Seine wertungsfreie Haltung und der Charakter der Rebellion unterscheiden ihn von Requiem for a Dream. Beide zeigen jedoch der Mittelschicht zugehörige Jugendliche und ihren Drogenkonsum im Alltag.

Als zweites wird die Funktion der Drogen in dem 1998 von Terry Gilliam inszenierten Film Fear & Loathing in Las Vegas untersucht. Gilliam thematisiert darin weder Drogensucht noch Drogen im Alltag. Er zeigt Drogen wie auch Requiem for a Dream als Mittel, die Realität zu überwinden und Träume erleben zu können. Am Ende kommt er zu einem ähnlichen Fazit, dem Tod der Träume.

Im Hauptteil dieser Hausarbeit wird Darren Aronofskys 2000 gedrehter Film Requiem for a Dream zunächst auf seine Inszenierung materiellen Drogen hin untersucht. Dabei unterscheidet Aronofsky nicht zwischen illegalen und legalen Substanzen. Er zeigt, dass materielle Drogen lediglich ein Mittel sind, von den wesentlichen Bedürfnissen abzulenken und hinterfragt somit die Nutzung von Drogen im Allgemeinen.

Danach wird die Rolle der nicht-materiellen Süchte, wie die nach Annerkennung, Liebe und Hoffnung, analysiert. Darin liegt die eigentliche Botschaft und Grundaussage des Films.

2. Verschiedene Filmperspektiven auf das Thema Drogenkonsum

2.1.Trainspotting – Drogensucht als Lebensstil der Rebellion

Als Trainspotting 1996 ins Kino kam, löste er eine große Kontroverse aus. Dem Regisseur wurde unterstellt, den Drogenkonsum zu glorifizieren. Die Aussage des Films, dass Menschen Drogen nehmen, weil es ihnen Spaß macht[2], war mit der kategorischen Ablehnung illegaler Drogen moralisch nur schwer zu vereinbaren.

Trotz dieser vehementen Kritik geht es in Trainspotting zu keinem Zeitpunkt um eine Glorifizierung von Drogen oder Sucht. Der Film, der auf dem Roman „Trainspotting“ von Irvine Welsh basiert, ist weder ein Pro- noch ein Antidrogenfilm.[3] Der Film bemüht sich vielmehr um eine wertungsfreie Darstellung der Drogenthematik aus der subjektiven Perspektive der Konsumenten[4] und zeigt dem Zuschauer sowohl die Vor- wie auch die Nachteile eines Lebens als Drogensüchtiger. Dabei schreckt er ebenso wenig davor zurück, die schönen wie die grausamen Seiten des Konsums zu beleuchten. Die schöne Seite: „Take the best orgasm you ever had, multiply it by 1000 and you’re still not there.“[5] - die grausame Seite ist etwa der durch die Drogensucht der Charaktere verschuldete Tod von Allisons Baby. Für den Protagonisten Mark Renton sind Drogen Gefängnis und Freiheit gleichzeitig. Sie sind sein Gefängnis und seine persönliche Hölle, während dem kalten Entzug in der Wohnung seiner Eltern; befreien ihn jedoch am Ende des Films, als er das Geld des Drogendeals stiehlt und in die neu gewonnene Freiheit aufbricht.[6]

Dennoch geht es in Trainspotting um mehr als nur die Drogensucht, die Charaktere wählen diesen Weg absichtlich als Rebellion gegen das konservative und festgefahrene System der Gesellschaft. Der Romanautor Welsh thematisiert den Kampf des Individuums gegen den Staat.[7] Die Mittelschicht und Arbeiterklasse führen ein Leben ohne wirkliche Wahl. Die einzige, gesellschaftlich akzeptierte Option ist der von Mark Renton zynisch per Voice-Over beschriebene Geburt-Schule-Arbeit-Tod-Lebensablauf.[8]

Mark und seine Freunde wollen diesen Weg nicht einschlagen, Trotzdem sie wissen, dass es nicht für immer gut gehen kann, wählen sie den gesellschaftlich verteufelten Weg der Drogensucht.

Trainspotting zeigt Drogensucht als Lebensstil im Kontrast zum „normalen“ Gesellschaftsleben.

2.2. Fear & Loathing in Las Vegas – Drogen als Hilfsmittel zur Jagd nach Träumen

Im Gegensatz zu Trainspotting konzentriert sich Fear & Loathing in Las Vegas auf einen vollkommen anderen Aspekt und Effekt des Drogenkonsums. Drogensucht oder generell Drogenkonsum im Alltag werden in Fear & Loathing in Las Vegas nicht thematisiert. Drogen sind hier lediglich ein Werkzeug, eine Brille, um eine neue Sicht auf die Realität zu bekommen und auf diesem Wege herauszufinden, ob der American Dream noch existiert.[9]

Dieser Traum ist das zentrale Motiv in Fear & Loathing in Las Vegas. Der Autor Duke und sein Anwalt Dr. Gonzo fliehen aus der Absurdität und Frustration des Alltags, um in Las Vegas das Herz oder den Tod des American Dreams zu suchen.[10]

Der Film spielt in der Zeit des Vietnamkriegs und der Kennedy-Verschwörung. , Es ist eine Zeit, in der Hoffnungen sterben und der American Dream zu bröckeln beginnt.[11] Der beste Ort um seinen Zustand zu überprüfen, ist der zur Stadt gewordene American Dream selbst: Las Vegas, die Stadt des Spiels, des Glamours und des schnellen Reichtums.

Doch die Realität selbst ist für die Protagonisten bereits paradox und unwirklich geworden. Deshalb versuchen sie durch alle nur denkbaren Drogen so high wie möglich zu werden, um so die Grenzen der Realität zu durchbrechen und eine neue Sicht auf die Welt zu erlangen. Ihr Körper ist dabei nur Vermittler zwischen ihnen und der Welt, in der sie leben. Sie manipulieren ihn auf vielfältige Weise, um unterschiedliche Bewusstseinszustände zu erreichen.[12]

Durch die Inszenierung ihrer Trips und ihrer exzessiven Handlungen stellt der Film, wie der Filmwissenschaftler Tons May es sagt, eine „mediated drug experience itself“[13] dar, und kreiert damit eine Beziehung des Zuschauers zu den Protagonisten. So möchte der Regisseur den Zuschauer dazu animieren, die Echtheit seiner eigenen Welt zu hinterfragen.[14]

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Tod der Träume und Hoffnungen sowie die Drogen als Vehikel, diese zu erleben Hauptgegenstand von Fear & Loathing in Las Vegas sind.

[...]


[1] Vgl. Gnawing vultures from within- Meier, S.5

[2] Vgl. Addicted- Lowe, S.214

[3] Vgl. Addicted- Lowe, S.207

[4] Vgl. Post-Classical Cinema- Thanouli, S.102

[5] Trainspotting- 1996, R: Boyle, TC: 03:05min

[6] Vgl. Addicted- Lowe, S.214

[7] Vgl. Addicted- Lowe, S.214

[8] Vgl. Post-Classical Cinema- Thanouli, S.168-169

[9] Vgl. Gnawing vultures from within- Meier, S.9

[10] Vgl. Addicted- May, S.215

[11] Vgl. Addicted- May, S.219

[12] Vgl. Gnawing Vultures from within - Meier, S.9

[13] Addicted- May, S.217

[14] Vgl. Addicted- May, S.220

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Sucht und Sehnsucht. Die Bedeutung der Drogen in REQUIEM FOR A DREAM (2000)
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Film, Theater- und empirische Kulturwissenschaft)
Veranstaltung
Individualstile
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
14
Katalognummer
V266849
ISBN (eBook)
9783656571704
ISBN (Buch)
9783656571612
Dateigröße
513 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Requiem for a Dream, Drogen, Film, Aronofsky, Filmwissenschaft, Sucht, Filmanalyse, Fear and Loathing in Las Vegas, Trainspotting
Arbeit zitieren
Dominik Meise (Autor:in), 2012, Sucht und Sehnsucht. Die Bedeutung der Drogen in REQUIEM FOR A DREAM (2000), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/266849

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