Im achtzehnten Jahrhundert lebte in Frankreich ein Mann, der zu den genialsten und abscheulichsten Gestalten dieser an genialen und abscheulichen Gestalten nicht armen Epoche gehörte. […] Er hieß Jean-Baptiste Grenouille […].
Mit diesen Worten führt Patrick Süskind die Hauptfigur seines Weltbestsellers
„Das Parfum“ ein und führt dem Leser gleich zu Beginn die Zwiespältigkeit dieser Person vor Augen. Im Laufe des Romans begleitet der Leser das Geruchsgenie Grenouille bei seiner Lebensaufgabe – der Kreation des perfekten Parfums. Dabei lernt er ihn als gnadenlosen Serienmörder kennen, der 25 junge Frauen tötet, um sein Werk zu vollbringen. Doch ebenso tritt die Hauptfigur als verängstigtes Wesen auf, das darüber entsetzt ist, sich selbst nicht riechen zu können. Zwischen Bewunderung und Hass sowie Mitleid und Ekel gegenüber diesem einsamen, genialen Ungeheuer fühlt sich der Leser hin- und hergerissen. Ihm wird eine „Extremfigur“ mit „bizarre[m] Charakter“ präsentiert: Grenouille besitzt eine abgrundtief böse Seite und dennoch ist er in gewisser Weise eine zu bemitleidende Kreatur, die in totaler Einsamkeit und weit entfernt von jeglichen Gefühlszuwendungen lebt.
Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen sollen im Folgenden die zahlreichen, teils gegensätzlichen Eigenschaften Grenouilles an geeigneten Textstellen herausgearbeitet und untersucht werden. Welche Charaktere schreibt der Autor seinem Helden zu und worin besteht die Eigentümlichkeit der Figur? Wie kann eine so außergewöhnliche Persönlichkeit wie Grenouille trotz ihrer ambivalenten Charakterzüge funktionieren? In der Literatur beschäftigt man sich seit Jahren mit Süskinds rätselhaftem Genie, in zahlreichen Figureninterpretationen werden seine Eigenschaften erforscht und gedeutet. In dieser Arbeit wird insbesondere auf die Betrachtungen von Bernd Matzkowski, Friedel Schardt, Werner Frizen und Marilies Spancken zurückgegriffen, die sich intensiv mit Jean-Baptistes Wesen auseinandergesetzt haben. Interessante Aspekte liefern auch María Cecilia Barbetta und Katja Schettler, die die Hauptperson des „Parfums“ aus der Perspektive des Neo-Phantastischen bzw. der Postmoderne beleuchten. Auf die Werke dieser beiden Autorinnen wird ebenfalls Bezug genommen. Bei der Figurenanalyse liegt der Fokus auf nachstehenden Aspekten, die man Süskinds Protagonisten in der Forschungsliteratur überwiegend zuschreibt:
Grenouilles animalischer Charakter – sein Dasein als „Zeck“
Grenouille – das abscheuliche Mons
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grenouille – Süskinds Hauptfigur wird „unter die Lupe genommen“
- Grenouilles animalischer Charakter – sein Dasein als „Zeck“
- Grenouille - das abscheuliche Monstrum
- Grenouille als Gespenst
- Grenouille - Phänomen und Schöpfer
- Grenouille - „Luzifer“ und „Dracula“
- Grenouille - „Die Geschichte eines Mörders“
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die komplexe und zwiespältige Persönlichkeit Jean-Baptiste Grenouilles aus Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“ zu analysieren. Die Arbeit befasst sich mit den zahlreichen und teils gegensätzlichen Eigenschaften Grenouilles und untersucht, wie der Autor diese vielschichtige Figur gestaltet.
- Grenouilles animalischer Charakter und seine Isolation in der Gesellschaft
- Grenouilles Rolle als abscheuliches Monstrum und seine Fähigkeit, Menschen zu manipulieren
- Grenouilles einzigartige Verbindung zu Gerüchen und seine Suche nach dem perfekten Parfum
- Grenouilles Rolle als Schöpfer und die Ambivalenz seiner Persönlichkeit
- Grenouilles Beziehung zu anderen Figuren im Roman und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt Jean-Baptiste Grenouille als Hauptfigur des Romans „Das Parfum“ vor und hebt die Zwiespältigkeit seiner Persönlichkeit hervor. Die Arbeit untersucht Grenouilles Charakter in Bezug auf verschiedene Aspekte, darunter seine animalischen Züge, seine Rolle als Monstrum und sein Leben als einsames Genie.
- Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit Grenouilles animalischem Charakter und seinem Dasein als „Zeck“ in der Gesellschaft. Es wird darauf hingewiesen, dass Grenouille bereits von Geburt an ein Außenseiter ist und von anderen Menschen abgelehnt wird. Seine außergewöhnliche Riechfähigkeit wird in Verbindung mit Animalität gebracht, und es wird untersucht, wie diese Fähigkeit ihn prägt.
- Das dritte Kapitel untersucht Grenouilles Rolle als abscheuliches Monstrum und seine Fähigkeit, Menschen zu manipulieren. Es wird gezeigt, wie er seine Macht über Gerüche nutzt, um Menschen zu kontrollieren und zu zerstören.
- Das vierte Kapitel befasst sich mit Grenouilles einzigartige Verbindung zu Gerüchen und seine Suche nach dem perfekten Parfum. Es wird gezeigt, wie diese Suche ihn treibt und ihn gleichzeitig immer weiter von der menschlichen Welt entfernt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Patrick Süskind, Das Parfum, Jean-Baptiste Grenouille, Geruch, Animalität, Monstrum, Genie, Isolation, Manipulation, Schöpfer, Zwiespältigkeit, Charakteranalyse, Figureninterpretation.
- Arbeit zitieren
- Julia Ratajczak (Autor:in), 2013, Die Zwiespältigkeit Jean-Baptiste Grenouilles in Süskinds "Parfum", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267197