In diesem Essay wird dargestellt, welche Rolle die Familie in Vicki Baums "Liebe und Tod auf Bali" inne hat, und inwiefern daraus Rückschlüsse auf das Verhältnis zwischen Mann und Frau in der damaligen Zeit gezogen werden können.
Thema:
Die Rolle der Familie und das Verhältnis zwischen Mann und Frau
in Vicki Baums „Liebe und Tod auf Bali[1] “
In ihrem 1937 erschienenen Buch schildert Vicki Baum die exotische Kultur und das intakte, von Ritualen bestimmte Leben eines balinesischen Dorfes. Es wird dabei sowohl über das Leben der einfachen Bauern und Fischern auf Bali, als auch über das der Fürsten und Radjas berichtet. In der balinesischen Gesellschaft gilt wie auch in anderen Gesellschaften des 19./20. Jahrhundert, dass die Bauern den Fürsten und Großgrundbesitzern Untertan sind und einen großen Teil ihrer Ernten und Güter an sie abgeben müssen. Dazu gehört auch, dass die Bauern ihre Kinder an den Fürstenhof abzugeben haben, wenn dies von einem Fürsten so befohlen wird. Das Leben der Bauern ist also von einer permanenten Fügung geprägt. Bis auf Entscheidungen, die unmittelbar mit dem Familien- und Arbeitsleben der Bauern zu tun haben, ist ihr Leben fremdbestimmt. Im Wesentlichen beschränkt sich die Aufgabe der Bauern in der balinesischen Gesellschaft darauf, ein Stück Land zu bebauen - ansonsten sind sie Eigentum des Fürsten.
Das Frauenbild ist im Allgemeinen von einer hierarchischen Unterordnung geprägt, was im Laufe des Buches an einer Vielzahl von Textstellen deutlich wird. Beispielsweise in der Beschreibung Putuhs, der drei Frauen besessen hatte, von denen ihnen insgesamt fünf Kinder geboren wurden (S. 9). Insbesondere die Fürsten und Radjas leben in Polygamie, was beispielsweise auf Seite 38 deutlich wird, wenn von Nebenfrauen die Rede ist. Oder auf Seite 65, wo die Frauen des Onkels erwähnt werden.
Ferner werden Frauen auch als Besitztümer angesehen, über die der Besitzer frei verfügen kann: „Er [der Fürst Alit] war jung und reich und hatte die Macht. Er besaß viele schöne Frauen, viele kluge und treue Berater und mehr Reisfelder, als das Auge übersehen konnte.“ (S. 40) Die Frauen eines Fürsten erscheinen im Buch mitunter auch wie Schmuck, mit dem er sich gerne zeigt: „Er lächelte seinen Frauen zu, die sich in einem Zug formierten […]. Sie waren schön, und sein Auge ruhte zufrieden auf ihrer Schönheit aus. „Ihr riecht wie ein Blumengarten“ (S. 51). Die Auffassung von Liebe zu einer Frau oder zu mehreren Frauen scheint somit bei den Fürsten eine besondere zu sein.
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[1] Baum, Vicki. Liebe und Tod auf Bali. Köln: Kiepenhauer & Witsch, 1965.
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- Jens Goldschmidt (Author), 2010, Vicki Baums „Liebe und Tod auf Bali“. Die Rolle der Familie und das Verhältnis zwischen Mann und Frau, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/267375