Einführung in die Wahlforschung am Beispiel der Bundestagswahl


Seminararbeit, 1999

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. EINLEITUNG
I.1 Was verbirgt sich hinter dem Begriff der ,,Meinungsforschung" ?
I.2 Das berechnete Orakel

II. Vorstellung einiger Meinungs- und Wahlforschungsinstitute in der Bundesrepublik Deutschland
II.1 Forschungsgruppe Wahlen e.V.
II.2 infas (Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH)
II.3 Emnid
II.4 Infratest-dimap
II.5 PSEPHOS

III. AUSWERTUNG

ANLAGE

Literatur- und Quellenverzeichnis

I. Einleitung

In dieser Seminararbeit habe ich den Versuch unternommen, nach einer allgemeinen, problemorientierten Einführung, den Aufbau sowie die Arbeits- und Vorgehensweisen verschiedener, namenhafter Meinungs- und Wahlforschungsinstitute vergleichend zu dokumentieren.

Meine anschließende Beurteilung orientierte sich an diesen Ergebnissen.

Als wesentliche Informationsquelle habe ich das umfassende Angebot des world-wide-webs (Internet) genutzt.

Eine grundsätzliche Schwierigkeit in dieser Seminararbeit lag in der Infor-mationspolitik der genannten Institute, die nur sehr ungern Auskünfte über Ihr(e) Einrichtung/Unternehmen und insbesondere Arbeitsweisen erteilten.

Leider ist eine Vorstellung des ,,Instituts für Demoskopie" (Allensbach) nicht möglich, da sich dieses weder im Internet (wie auch FORSA) präsentiert noch jegliche verwertbare Informationen nach meiner brieflichen Bitte herausgab.

Ich hoffe dennoch, einen umfassenden Eindruck vermitteln zu können.

I.1 Was verbirgt sich hinter dem Begriff ,,Meinungsforschung" ?

Meinungsforschung (Demoskopie) ist ein Teilbereich der empirischen Sozialforschung. Sie ist die Methode, durch Befragung genau umrissener Bevölkerungsgruppen deren Einstellung zu aktuellen, meist politischen, wirtschaftlichen und sozialen Problemen festzustellen, um so Aufschlüsse über die Meinungen und Lebensverhältnisse der Bevölkerung zu gewinnen1.

Die Meinungsforschung beruht auf der Erfahrung, dass ein Querschnitt durch die Meinungen und Verhaltensweisen einer relativ kleinen Zahl von Menschen in vielen Fällen ein ziemlich genauer Spiegel der Gesamtmeinung oder des Gesamtverhaltens ist2, sofern die soziologische Zusammensetzung der befragten Gruppe nach Alter, Geschlecht, Beruf, Einkommen, Wohnweise u. a. die gleiche ist, wie bei der Gesamtgruppe (sog. ,,repräsentative Stichprobe").

Bei einer Repräsentativbefragung wird in der Regel durch (meist neben-beruflich tätige) Interviewer eine je nach der Größe der zu erforschenden Gesamtheit und dem gewünschten Genauigkeitsgrad unterschiedlich große Zahl von Personen (etwa 1 000 bis 3000) befragt.

Die Antworten erlauben nach ihrer exakten Auswertung Voraussagen von hoher Wahrscheinlichkeit (durchschnittlich ist mit Fehlschätzungen von 2% bis 4% zu rechnen).

Erste Versuche von Meinungsforschung wurden im 18. Jahrhundert unternommen, so z.B. die Untersuchungen (Enquéten) mittels Fragebogen über das Haushaltsbudget der arbeitenden Klassen3 in England und zur Lage der Armen4.

In den Jahren 1881-1912 hat in Deutschland der ,,Verein für Sozialpolitik" unter maßgeblicher Beteiligung von Max Weber mehrere Erhebungen durchgeführt. Den Anstoß zur neueren Entwicklung der Methode gab in den USA der Psychologe G. H. Gallup mit der Gründung des ,,American Institute of Public Opinion" und durch den bei der amerikanischen Präsidentenwahl von 1936 erbrachten Nachweis der Überlegenheit relativ kleiner, aber reprä-sentativer Stichproben über die früher hauptsächlich von Zeitschriften durch-geführten Massenbefragungen.

Die Meinungsforschung hat für Wirtschaft, Politik und empirische Sozial-forschung wesentliche Bedeutung; sie umfasst Befragungen zur Marktlage (Marktforschung), zur Feststellung von Bedarfs- und Geschmacksrichtungen der Verbraucher (Verbraucherforschung) und der Auswirkungen von Werbemaßnahmen (Werbeforschung) sowie die Erforschung politischer Einstellungen (Wählerforschung). Da die von der Meinungsforschung ver-mittelte Information auch meinungsbildend wirken kann, besteht besonders im letzteren Fall die Möglichkeit der Meinungsbeeinflussung (z.B. vor Wahlen)5.

Die Auswirkungen veröffentlichter, repräsentativer Meinung sind nach wie vor umstritten; sie hängen z.B. davon ab, mit welcher Zielsetzung Ergebnisse der Meinungsforschung gewonnen und veröffentlicht werden6.

In der Bundesrepublik Deutschland entstanden nach 1945 eine große Zahl von Instituten für Markt- und Meinungsforschung. Dem Arbeitskreis Deutscher Marktforschungsinstitute e. V., Nürnberg, gehören 27 Mitgliedsinstitute an.

I.2 Das berechnete Orakel

Um sich vor bösen Überraschungen zu schützen oder den richtigen Zeitpunkt für ihre Unternehmungen zu finden, ließen Feldherren, Könige und Präsidenten immer wieder die Sterne oder andere Medien nach der Zukunft befragen. Heute setzt man auf Wahlforschung und wissenschaftliche Metho-den. In präzisen Zahlen und Statistiken hofft man, Ärger und Hoffnungen der Bürgerinnen und Bürger zu quantifizieren und zu qualifizieren. Die Parteien nutzen Umfragen auch, um die eigenen Wähler zu mobilisieren und die der Konkurrenz zu demotivieren. Im letzten Jahr mochten die Regierungsparteien jeden kleinen Aufstieg aus ihrer schlechten demosko-pischen Ausgangslage z.B. als Trendwende gedeutet sehen7.

Die kommerziellen Institute arbeiten meist in der Konsumentenforschung und testen daneben im Auftrag von Parteien oder Medien auch die Auffassung der BürgerInnen zu politischen Fragen. Die großen Institute, die in den Medien für bunte Schaubilder sorgen sind (in Klammern: bekannte große Kunden): Institut für Demoskopie Allensbach (FAZ), Emnid (NTV, Spiegel) Forschungs-gruppe Wahlen (ZDF), Forsa (RTL, Die Woche), Infas (WDR) und Dimap / Infratest (mdr, BILD ).

Die wissenschaftlichen Institute liefern in der Regel Hintergründe über gesellschaftliche Trends. Sie präsentieren ihre Ergebnisse bislang nur selten im Internet.

In bunten Torten- oder Säulendiagrammen wird die Stimmung der Bürgerinnen und Bürger auf die Stelle hinter dem Komma verzeichnet. So als könnte man sie tatsächlich genau messen. Die Umfragen haben mit zwei großen methodischen Problemen zu kämpfen, die ihre Aussagen einschränken8 :

1. Die Befragten sollen für die Wählerschaft repräsentativ sein. Um das zu schaffen, um also mit Alten und Jungen, mit Frauen und Männern, mit verschiedenen Berufsgruppen, Regionen usw. angemessen vertreten zu sein, müßte man eine Größenordnung erreichen, die ein Vielfaches über den üblichen 1200 bis 2000 Befragten liegt. Eine solche Untersuchung will aber nur selten jemand bezahlen. Also behilft man sich mit einer Zufallsauswahl, die repräsentativ sein soll, weil alle Wahlberechtigten theoretisch die gleiche Chance haben, befragt zu werden. Doch diese Chance reduziert sich an ganz praktischen Hindernissen: Man trifft ausgesuchte Personen nicht an oder sie weigern sich zu antworten etc.
2. Diese zufällig Ausgewählten setzen sich oft in ihren politischen Vorlieben anders zusammen als die Wählerschaft insgesamt. Dabei gibt es in Einzelfällen erhebliche Abweichungen. Da man aber nicht weiß, wie groß im konkreten Fall diese Abweichung ist, behilft man sich mit Durchschnittswerten. Im Ergebnis heißt das: Bei den üblichen 1.200 Befragten liegt für die großen Parteien das Ergebnis mit einer Wahrscheinlichkeit von 92% in einem Bereich, der etwa 3,5% um den angegebenen Wert schwankt. Wenn also eine Umfrage 35,7 % für die SPD angibt, wäre es korrekt zu sagen: Die SPD liegt zwischen 32,2 und 39,2%. Und auch das ist nur zu 92% sicher.

Mit solchen Zahlen läßt es sich prächtig spekulieren, aber nicht wirklich etwas anfangen. Für die Wahlkämpfer sind daher von mehreren Instituten bestätigte langfristige Trends der Wählerwünsche, der Images von Parteien und Spitzen-kandidaten, ja sogar die öffentliche Wirkung der veröffentlichen Zahlen wichtiger als das präzise einzelne Ergebnis. Daneben nutzen die Wahlkämpfer Forschungsinstitute, um Medien und Gegner zu beobachten, um Plakate und Slogans oder Anzeigen zu testen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Einführung in die Wahlforschung am Beispiel der Bundestagswahl
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Proseminar: Einführung in die Pol. Soziologie und Wahlforschung
Note
1,7
Autor
Jahr
1999
Seiten
16
Katalognummer
V2676
ISBN (eBook)
9783638116169
Dateigröße
518 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In dieser Seminararbeit habe ichden Versuch unternommen, nach einer allgemeinen, problemorientierten Einführung, den Aufbau sowie die Arbeits- und Vorgehensweisen verschiedener, namenhafter Meinungs- und Wahlforschungsinstitute in der Bundesrepublik Deutschland vergleichend zu dokumentieren. 126 KB
Schlagworte
Einführung, Wahlforschung, Beispiel, Bundestagswahl, Proseminar, Einführung, Soziologie, Wahlforschung
Arbeit zitieren
Stefan Wagner (Autor:in), 1999, Einführung in die Wahlforschung am Beispiel der Bundestagswahl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2676

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