Erklärungsmodelle von Innovationen

Darstellung und kritische Würdigung


Seminararbeit, 2012

24 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsübersicht

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
1.2 Begriffsdefinitionen
1.2.1 Erklärungsmodell
1.2.2 Innovation und Innovationsprozess

2 Erklärungsmodelle von Innovationen
2.1 Technologischer Fortschritt als Black Box
2.2 Innovationsmodelle des linearen Paradigmas
2.2.1 Technology-Push-Modell
2.2.2 Market-Pull-Modell
2.2.3 Kritische Würdigung
2.3 Innovationsmodelle des interaktiven Paradigmas
2.3.1 Kopplungsmodell (‘Coupling’ model)
2.3.2 Chain-linked-Modell
2.3.3 Kritische Würdigung
2.4 Innovationsmodelle des Netzwerkparadigmas
2.4.1 Theorie der Innovationssysteme und innovativen Milieus
2.4.2 Cyclic Innovation Model (CIM)
2.4.3 Kritische Würdigung
2.5 Das evolutionstheoretische Paradigma der Innovation
2.5.1 Theoretische Grundannahmen
2.5.2 Ausblick und kritische Würdigung

3 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Verzeichnis der Internetquellen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Technology-Push-Modell

Abbildung 2: Demand-Pull-Modell

Abbildung 3: Chain-linked-Modell

Abbildung 4: Cyclic Innovation Model

1 Einleitung

1.1 Problemstellung und Zielsetzung

Die Existenz von Unternehmen ist in den vergangenen Jahrzehnten zu- nehmend an die Fähigkeit gekoppelt, im Wettbewerb um das Neue zu be- stehen. Vor diesem Hintergrund ist die Innovationsforschung daran interes- siert, allgemeingültige Erklärungsschemata des Innovationsphänomens aufzustellen und damit Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge aufzudecken (vgl. Reichert 1993, S. 20). Das Anliegen dieser Arbeit besteht darin, die in der Literatur vertretenen Erklärungsmodelle von Innovationen zu beschrei- ben, zueinander in Beziehung zu setzen und hinsichtlich ihres Erklärungs- gehaltes sowie ihrer Anwendbarkeit auf den unternehmerischen Innovati- onsprozess zu bewerten. Es gilt zu untersuchen, welche unterschiedlichen Paradigmen den vorgestellten Modellen zugrunde lagen und welche Ursa- chen für ihren Wechsel im historischen Kontext ausschlaggebend waren. Dabei sollen auch die in der Literatur vertretenen Einteilungen der Modelle nach Modellgenerationen kritisch hinterfragt werden.

Im Anschluss folgt zunächst eine Klärung der grundlegenden Begriffe die- ser Arbeit. Das darauffolgende Kapitel ist der Darstellung und kritischen Würdigung der Modelle sowie ihrer Beziehungen zueinander gewidmet.

1.2 Begriffsdefinitionen

1.2.1 Erkl ä rungsmodell

Der Modellbegriff ist grundsätzlich sehr weit zu fassen und schließt sowohl ikonische oder materiale Modelle (z. B. Modellflugzeug) als auch die in den Wirtschaftswissenschaften vorherrschende Form sprachlich-semantischer Modelle (z. B. Modell des Marktverhaltens von Wirtschaftssubjekten) ein (vgl. Gabler Wirtschaftslexikon 2011). Ganz allgemein kann ein Modell nach Stachowiak (1974) als verkürztes Abbild der Wirklichkeit verstanden werden. Durch die Verkürzung werden nur solche Attribute des repräsen- tierten Originals dargestellt, die den jeweiligen Modellerschaffern oder-benutzern relevant erscheinen, d. h. es werden vereinfachende Annahmen getroffen. Ein Modell setzt ferner eine bewusste Zuordnung zu dem model- lierten Original voraus. Es dient damit innerhalb eines bestimmten Zeitin- tervalls einem bestimmten subjektiven Zweck (vgl. Müller 1975). Diffe- renziert man nun wirtschaftswissenschaftliche Modelle nach der Art dieses Zwecks, so sind Beschreibungs-, Erklärungs-, und Entscheidungsmodelle zu unterscheiden. Während Beschreibungsmodelle auf die bloße Abbildung realer Phänomene beschränkt und damit rein deskriptiver Natur sind (z. B.betriebliches Rechnungswesen), befriedigen Erklärungsmodelle hierauf aufbauend ein bestimmtes Erkenntnisinteresse über das Zusammenwirken relevanter Einflussgrößen. Erklärungsmodelle können damit auch als An- wendung von Theorien auf diese realen Phänomene interpretiert werden. Sofern mit ihrer Hilfe Vorhersagen getroffen werden, bezeichnet man sie als Prognosemodelle. Ein Entscheidungsmodell liegt hingegen vor, wenn darüber hinaus auch Zielvorstellungen von Modellbenutzern berücksichtigt und Handlungsanweisungen abgeleitet werden, wenn es also auch norma- tiven Charakter besitzt (vgl. Gabler Wirtschaftslexikon 2011).

1.2.2 Innovation und Innovationsprozess

Der Innovationsbegriff wird in der betriebswirtschaftlichen Literatur auf viel- fach verschiedene Weise definiert. Allen Definitionen gemein ist zunächst der Aspekt der Neuartigkeit. Einer gängigen Klassifizierung zufolge können Produkt- und Prozessinnovationen unterschieden werden. Durch Produk- tinnovationen werden Leistungen auf den Markt gebracht, durch die neue Zwecke oder vorhandene Zwecke in einer völlig neuartigen Weise erfüllt werden können. Prozessinnovationen werden hingegen innerbetrieblich umgesetzt, um durch neuartige Faktorkombinationen effizienter produ- zieren zu können. Ferner kommen Neuerungen jenseits der Technik in Be- tracht, wie etwa im Bereich organisationaler oder marktbezogener Struktu- ren (vgl. Hauschildt / Salomo 2011, S. 9 f.). Eine weitere wichtige Unter- scheidung betrifft den Grad der Neuartigkeit. Das Spektrum reicht von re- volutionären Innovationen bis hin zu evolutionären, d. h. von gänzlich neu- artigen Produkten auf gänzlich neuen Märkten zu graduellen Verbesserun- gen und Produktdifferenzierungen (vgl. Burr 2004, S. 24). Die Einschät- zung, ob ein Vorgang bereits als innovativ einzustufen oder dem „norma- len“ Routinegeschehen zuzuordnen ist, entzieht sich mangels objektiver Selektionskriterien der Nachprüfbarkeit. Innovation ist somit das, was für innovativ gehalten wird (vgl. Hauschildt / Salomo 2011, S. 18). Für die fol- genden Modellbetrachtungen empfiehlt sich die Einnahme einer betriebli- chen Perspektive. Innovationen sind danach alle Produkte oder Verfahren, die innerhalb eines bestimmten Unternehmens erstmalig eingeführt werden (vgl. Hauschildt/ Salomo 2011, S. 20).

Burr (2004) bringt die prozessuale Dimension des Innovationsbegriffes zum Ausdruck, indem er zwischen Innovation im engeren und weiteren Sinne differenziert. Unter Innovation i. w. S. ist danach der gesamte Innovations- prozess zu verstehen, der die Inventionsphase, die Phase der Innovation i. e. S. und die Diffusionsphase umfasst. Eine Invention stellt zunächst nur eine neuartige Erfindung dar, als Ergebnis vorausgegangener Forschungsund Entwicklungsaktivitäten. Erst durch die ökonomische Nutzung dieser Erfindung - durch Umsetzung in ein marktgängiges Produkt oder Nutzung innerhalb des Unternehmens - wird die Invention schließlich zur Innovation. Zuletzt folgt die Diffusionsphase, die Phase der laufenden Verwertung (vgl. Hauschildt/Salomo 2011, S. 21).

2 Erklärungsmodelle von Innovationen

2.1 Technologischer Fortschritt als Black Box

Bis in die 1950er Jahre hinein blieb das Zusammenspiel von Forschung, Entwicklung und Innovation in den Wirtschaftswissenschaften weitestge- hend unerforscht. Ein erster Versuch der Annäherung kann nach Marinova/ Phillimore (2003) in der neoklassischen Wachstumsfunktion Solows aus dem Jahr 1957 gesehen werden, in der die Rate des technologischen Fort- schritts als exogene Größe einfließt. Während technologischem Fortschritt die Treiberfunktion wirtschaftlichen Wachstums zukommt, wird der Prozess seiner Entstehung zugleich in das Innere einer Black Box verlagert, und somit auf seine Input-Output-Beziehungen reduziert. Damit einher geht die Forderung, Wissenschaft und Forschung den größtmöglichen Freiraum einzuräumen (vgl. Marinova/Phillimore 2003, S. 45).

Die Errungenschaft des Black-Box-Modells kann darin gesehen werden, erstmals die strategische Relevanz des Innovationsprozesses erkannt zu haben. Die abzuleitende Handlungsanweisung ist denkbar einfach: „Inves- tiere in Forschung und beziehe daraus neue Technologien.“ Allerdings bie- tet das Modell zu diesem Zusammenhang keine Erklärung an, weshalb es in die meisten Modelltypologien der Literatur verständlicherweise keine Aufnahme gefunden hat, sondern vielmehr den Ausgangszustand zu Be- ginn der Typologie markiert (vgl. Rothwell 1994, S. 40).

2.2 Innovationsmodelle des linearen Paradigmas

2.2.1 Technology-Push-Modell

Der erste Versuch, einen Blick in die Black Box zu werfen und die Zusam- menhänge von Wissenschaft, Technologie und Wirtschaft zu erklären, wurde mit der technologieinduzierten Variante des linearen Paradigmas unternommen (Technology Push-Modell). Das Modell geht davon aus, dass jegliche Innovation ihren Ursprung in der Grundlagenforschung nimmt und anschließend streng sequentiell mehrere Phasen durchläuft (vgl. Godin 2006, S. 639). Der Markt erntet letztlich die Früchte der Wissenschaft (vgl.Rothwell 1994, S. 40). Inhalt und Anzahl der Phasen weichen in der Lite- ratur voneinander ab (vgl. Godin 2006, S. 650 ff.). In seiner am häufigsten zitierten Form hat das Modell nach Godin (2006) folgende Ausprägung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Technology-Push-Modell

Ähnlichkeit mit dem Black-Box-Modell besteht letztlich insofern, als wiede- rum eine Abhängigkeit des Outputs an innovativen Produkten und Prozes- sen vom Input in Grundlagenforschung gegeben ist. Neuartig ist hingegen der prozessuale, stufenweise Charakter. Die Ursprünge des Technology- Push-Modells sind umstritten. Eine in der Literatur bis heute gängige An- nahme führt es auf einen einflussreichen Bericht Vannevar Bushs, seiner- zeit Direktor des US-amerikanischen Office of Scientific Research and De- velopment, an den amerikanischen Präsidenten aus dem Jahr 1945 zurück („Science: The Endless Frontier“). Bush verficht darin die damals weit ver- breitete Auffassung der Überlegenheit „reiner“, allein dem Wissenserwerb verpflichteter gegenüber angewandter, zweckgebundener Wissenschaft. Er begründet sein Werben um institutionelle Förderung mit der Schrittmacher- funktion der Grundlagenforschung, von welcher die angewandte Forschung und letztlich die gesamte Gesellschaft profitiere (vgl. Bush, 1945). Godin (2003) widerlegt die Urheberschaft Bushs, indem er dessen Postulat einer einseitigen Austauschbeziehung bereits in Reden und Schriften Industriel- ler aus den 1910er und -20er Jahren nachweist. Dessen ungeachtet veror- tet er die eigentlichen Wegbereiter des Technology-Push-Modells in US- amerikanischen, kanadischen und zwischenstaatlichen Institutionen, die Ende der 1940er Jahre Grundlagenforschung, angewandte Forschung und Entwicklung definitorisch voneinander abzugrenzen begannen, um die je- weiligen Aufwendungen des privaten Sektors statistisch zu erfassen und politischer Einflussnahme zugänglich zu machen (vgl. Godin 2003, S. 647 ff.). Diese Bestrebungen mündeten schließlich in das sog. Frascati- Handbuch der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- wicklung (OECD) aus dem Jahr 1962, das von den Mitgliedsländern ein- heitlich übernommen wurde und folgende Definitionen enthielt:

“ Fundamental Research: Work undertaken primarily for the advancement of sci entific knowledge, without a specific practical application in view.

Applied research: Work undertaken primarily for the advancement of scientific knowledge, with a specific practical aim in view.

Development: The use of fundamental and applied research directed to the intro- duction of useful materials, devices, products, systems, and processes of the im- provement of existing ones ” (OECD 1962, S. 12, zitiert nach Godin, 2003, S. 645).

Einzug in den wirtschaftswissenschaftlichen Diskurs nahm das Modell erst in den frühen 1960er Jahren, als die o. g. Terminologie bereits das öffentli- che Bewusstsein, die staatliche Subventionspraxis und nicht zuletzt das verfügbare Datenmaterial bestimmte (vgl. Godin 2003, S. 660). Im Zentrum dieses Diskurses stand die formelle Integration der Lehre Schumpeters (1939), wonach Invention - als Ausfluss des dreistufigen Modells - noch keine ökonomische Relevanz besitzt und nicht mit dem Innovationsbegriff gleichzusetzen ist. Innovation setzt vielmehr unternehmerisches Handeln voraus. Diese Überlegungen führten letztlich zur Erweiterung der dreistufi- gen Sequenz um den Aspekt der ökonomischen Verwertung, d. h. um Pro- duktion und Diffusion als vierter Stufe (vgl. Godin 2003, S. 655 ff.).

Der größte Vorteil des technologieinduzierten Ansatzes besteht in seiner Verständlichkeit. Hinzu kommt, dass die Vorgänge innerhalb des Modells aufgrund der Verfügbarkeit statistischer Daten empirisch gut überprüft wer- den konnten (vgl. Godin 2003, S. 660 ff.). Von den privatwirtschaftlichen Aufwendungen stellten jene für Grundlagenforschung nach den Erhebun- gen der 1950er und -60er Jahre stets den bei weitem kleinsten der drei Teile dar (vgl. Godin 2003, S. 651 f.). Daher entsprach die für Unternehmen abzuleitende Empfehlung letztlich derjenigen des Black Box Modells.

Bei näherer Betrachtung weist das Technology-Push-Modell eine Vielzahl von Schwächen auf:

- Das Modell verfügt über einen geringen Erklärungsgehalt, da die Über-gänge zwischen den Stufen im Unklaren bleiben. Die rein technologie- induzierte Sichtweise vermag ferner eine Vielzahl realer Errungenschaf- ten - v. a. graduelle Verbesserungen bestehender Produkte - nicht zu erklären, da die Einflüsse der Nachfrageseite unberücksichtigt bleiben.
- Mangels Rückkopplungsszenarien sind Lerneffekte nicht erklärbar.
- Bei normativer Interpretation des Modells sind den Forschungsabteilun-gen nahezu universitäre Freiheiten zuzugestehen. Da im Umkehr- schluss keine Ausrichtung an strategischen Unternehmenszielen er- folgt, kommerzielle Aspekte vielmehr ans Ende des Prozesses gestellt werden, werden ökonomische Fehlentwicklungen ggf. zu spät erkannt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Erklärungsmodelle von Innovationen
Untertitel
Darstellung und kritische Würdigung
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Fakultät für Wirtschaftswissenschaft)
Veranstaltung
Innovation als Herausforderung für Unternehmen
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
24
Katalognummer
V268081
ISBN (eBook)
9783656586555
ISBN (Buch)
9783656586500
Dateigröße
524 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
erklärungsmodelle, innovationen, darstellung, würdigung
Arbeit zitieren
Andreas Noak (Autor:in), 2012, Erklärungsmodelle von Innovationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268081

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