Was in den USA schon längst gang und gebe ist, steht spätestens nach dem sogenannten „Lübecker Fall“ auch in Deutschland erneut zur Diskussion: die Legalität der Untersuchungen des Erbgutes von im Reagenzglas gezeugten Embryonen. 1995 hatte ein Lübecker Ehepaar einen Antrag auf die Durchführung einer PID (Präimplantationsdiagnostik) gestellt, da beide Ehepartner Träger eines Gens der Mukoviszidosemutation ΔF508 sind. Das Risiko, diese Genmutation auf Nachkommen zu übertragen, lag hierbei, da beide Elternteile betroffen waren, bei 25%. Einem bereits geborenen Kind des Paares war diese Krankheit, welche ein stark erschwertes Leben und eine niedrige Lebenserwartung bedeutet, schon vererbt worden, bei zwei weiteren Schwangerschaften führte eine pränatale Diagnostik zu Abtreibungen, da bei beiden Föten das mutierte Gen entdeckt wurde. Die zwei Professoren Diedrich und Schwinger der Universitätsklinik zu Lübeck baten daraufhin die Ethikkommission der Universität zu Lübeck „um ein Votum zur Frage der Präimplantationsdiagnostik (PID) bei einer Frau bzw. bei einem Ehepaar“. [Oehmichen, S.16] Diskussionen um die Frage einer „neuen Eugenik“ wurden hierdurch ebenso entfacht wie auch die Frage nach dem Sinn einer erneuten „Schwangerschaft auf Probe“ [Bundesärztekammer, S. 29/30]. Des Weiteren verstoße nach Meinung vieler Kritiker die Forschung an Embryonen klar gegen das Embryonenschutzgesetz (ESchG) von 1990. Zudem wird die Gefahr der Entstehung einer Welt ähnlich der in dem Film „Gattaca“ prognostiziert, in der Menschen natürlichen Ursprungs keine Chancen mehr in Beruf und Gesellschaft haben. Auch von der Erschaffung von „Designer-Babys“ ist die Rede, denn in den USA beispielsweise ist es bereits möglich, sich das Geschlecht des Kindes schon im Vorwege auszusuchen. Zusätzlich befürchten die PID-Gegner eine Abwertung und sinkende Toleranz bezüglich Behinderter. Andererseits haben Studien aus Ländern, in denen die PID bereits erlaubt ist, belegt, dass jegliche befürchteten Folgen der Einführung und Legalisierung der PID völlig unbegründet sind. Es stellt sich daher grundsätzlich die Frage, ob die Menschheit wirklich alles tun darf und tun sollte, was sie könnte. Was wäre, wenn der Mensch zwecks Erhaltung der Art irgendwann sogar dazu gezwungen würde, eben dies zu tun, wie es nach den Reaktorunfällen in Japan nunmehr der Fall sein könnte, um ein absolutes Gen-Chaos zu vermeiden?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Präimplantationsdiagnostik
- Aktuelle Situation in Deutschland und ethische Problematik
- Selektion und eine Zukunft nach dem Vorbild „Gattaca“
- Positive Eugenik
- Utilitarismus
- Glück
- Anwendung auf PID
- Aktuelle Situation in Deutschland und ethische Problematik
- Wann ist ein Mensch ein Mensch?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit setzt sich mit der Frage auseinander, ob die Präimplantationsdiagnostik (PID) aus utilitaristischer Sicht vertretbar ist. Dabei werden die Ansichten von Bentham und Mill herangezogen, um zu untersuchen, ob die Legalisierung der PID dem größtmöglichen Glück für die größtmögliche Zahl der Menschen dient.
- Ethische und rechtliche Aspekte der Präimplantationsdiagnostik
- Der Utilitarismus als ethisches Prinzip
- Die Anwendung des Utilitarismus auf die PID
- Die Frage nach dem Beginn des menschlichen Lebens
- Die gesellschaftlichen Folgen der PID
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die aktuelle Debatte um die PID in Deutschland vor und führt die Fragestellung der Hausarbeit ein.
- Kapitel 2 erläutert das Verfahren der PID und seine aktuelle rechtliche Situation in Deutschland sowie in anderen Ländern. Es werden auch die ethischen Probleme, die mit der PID verbunden sind, diskutiert.
- Kapitel 3 untersucht die Frage nach dem Beginn des menschlichen Lebens im Kontext der PID.
Schlüsselwörter
Präimplantationsdiagnostik, PID, Utilitarismus, Bentham, Mill, Glück, ethische Problematik, Embryonenschutzgesetz, Eugenik, Designer-Babys, Selektion, Gesellschaft, Recht, Moral.
- Arbeit zitieren
- Melissa Grönebaum (Autor:in), 2010, J. S. Mill "Utilitarismus". Ist die Präimplantationsdiagnostik utilitaristisch vertretbar?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268369