Der katalanische Theologe Ramon Lull, lat. Raimundus Lullus, zählt wohl im interkulturellen bzw. interreligiösen Gebiet zu einer der „schillerndsten“ , „faszinierendsten und zugleich eigenartigsten Gestalten“ des Mittelalters. Der Mallorquiner wird als „geniale(r) Autodidakt, (…) Philosoph, Theologe und Universalgelehrter“ betrachtet, welcher „noch heute durch seine ungewöhnliche Biographie und seine enorme literarische Produktivität“ Aufmerksamkeit erregt. Dafür spricht unter anderem auch das als an der Universität Freiburg errichtete „Raimundus-Lullus-Institut“ .
Als Studentin dieser Universität ist es daher besonders interessant, sich weiter mit dem Wirken Lulls zu beschäftigen. Wenn Lull auch zu Lebzeiten mit seinen Werken nicht den von ihm ersehnten Erfolg erzielte, so rückt er heute doch vermehrt ins Interesse vieler Theologen und Philosophen, denn das Verhältnis Lulls zu den Andersgläubigen war stark geprägt durch sein Aufwachsen und „Zusammenleben (mit) Menschen aus drei Religionen“ , weshalb dieses von einer für mittelalterliche Theologen ungewöhnliche „religiöse Toleranz“ zeugte.
Betrachtet man die momentane Weltsituation, in welcher Aufstände aufgrund eines von Christen produzierten, islamverherrlichenden Schmähvideos herrschen, so kann religiöse Toleranz selbst heute noch nicht als selbstverständlich bezeichnet werden.
Auf Grund dessen, möchte ich in der vorliegenden Arbeit analysieren, wie diese besondere Einstellung Lulls gegenüber Andersgläubigen in seinem Werk ‚Das Buch vom Heiden und den drei Weisen‘, in welchem sich die drei größten monotheistischen Religionen gegenüberstehen, deutlich wird. Die Untersuchung erfolgt in der Form einer Quellenanalyse und konzentriert sich auf die Begegnung des Heiden mit dem Christentum und dem Islam.
Im Folgenden wird erst der Verfasser und das Werk an sich kurz vorgestellt und anschließend wird eine kulturelle und historische Einordnung des mittelalterlichen Textes vorgenommen. Im Hauptteil erfolgt die Bearbeitung der oben beschriebenen Fragestellung durch die Analyse des Dialoges zwischen dem Heiden und dem Vertreter des Christentums sowie jenem zwischen dem Heiden und dem Vertreter des Islam, welche daraufhin miteinander verglichen werden sollen. Abschließend werden die durch die Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse noch einmal zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ramon Lull und Das Buch vom Heiden und den drei Weisen
- Ramon Lull
- Beschreibung des Werks
- Historisch-kulturelle Einordnung des Quelltextes
- Der Umgang Lulls mit der Andersgläubigkeit
- Der Heide und der Christ
- Der Heide und der Sarazener
- Kritische Betrachtung
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Haltung des katalanischen Theologen Ramon Lull gegenüber Andersgläubigen. Dabei wird insbesondere sein Werk „Das Buch vom Heiden und den drei Weisen“ untersucht, in welchem der Dialog zwischen einem Heiden und Vertretern des Christentums und des Islam im Vordergrund steht. Das Ziel ist es, die Toleranz und Dialogbereitschaft Lulls am Beispiel des Islams zu beleuchten und dessen Einfluss auf die mittelalterliche Debatte um den interreligiösen Austausch aufzuzeigen.
- Ramon Lulls Leben und Werk
- Lulls Dialogmodell im „Buch vom Heiden und den drei Weisen“
- Die Darstellung des Islams in Lulls Werk
- Lulls Beitrag zum interreligiösen Dialog im Mittelalter
- Die Bedeutung von Lulls Werk in der heutigen Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt Ramon Lull als eine Schlüsselfigur im Bereich des interreligiösen Dialogs im Mittelalter vor. Das zweite Kapitel bietet einen Überblick über Ramon Lulls Leben und Werk, einschließlich einer Beschreibung des Buches „Das Buch vom Heiden und den drei Weisen“. Im dritten Kapitel erfolgt eine kritische Analyse des Dialogs zwischen dem Heiden und den Vertretern des Christentums und des Islam, um Lulls Verständnis von Toleranz und Dialogbereitschaft zu ergründen.
Schlüsselwörter
Ramon Lull, interreligiöser Dialog, Toleranz, Islam, Christentum, Mittelalter, „Das Buch vom Heiden und den drei Weisen“, Quellenanalyse, Dialogmodell, Andersgläubigkeit.
- Quote paper
- Melissa Grönebaum (Author), 2013, Ramon Lull und "Das Buch vom Heiden und den drei Weisen". Toleranz und Dialogbereitschaft am Beispiel des Islams, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268371