Ramon Lull und "Das Buch vom Heiden und den drei Weisen". Toleranz und Dialogbereitschaft am Beispiel des Islams


Dossier / Travail, 2013

15 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ramon Lull und Das Buch vom Heiden und den drei Weisen
2.1. Ramon Lull
2.2. Beschreibung des Werks
2.3. Historisch-kulturelle Einordnung des Quelltextes

3. Der Umgang Lulls mit der Andersgläubigkeit
3.1. Der Heide und der Christ
3.2. Der Heide und der Sarazener
3.3. Kritische Betrachtung

4. Schlussbetrachtung

5. Literaturverzeichnis

6. Anhang

1. Einleitung

Der katalanische Theologe Ramon Lull, lat. Raimundus Lullus, zählt wohl im interkulturellen bzw. interreligiösen Gebiet zu einer der „schillerndsten“[1], „faszinierendsten und zugleich eigenartigsten Gestalten“[2] des Mittelalters. Der Mallorquiner wird als „geniale(r) Autodidakt, (…) Philosoph, Theologe und Universalgelehrter“[3] betrachtet, welcher „noch heute durch seine ungewöhnliche Biographie und seine enorme literarische Produktivität“[4] Aufmerksamkeit erregt. Dafür spricht unter anderem auch das als an der Universität Freiburg errichtete „Raimundus-Lullus-Institut“[5]. Als Studentin dieser Universität ist es daher besonders interessant, sich weiter mit dem Wirken Lulls zu beschäftigen. Wenn Lull auch zu Lebzeiten mit seinen Werken nicht den von ihm ersehnten Erfolg erzielte, so rückt er heute doch vermehrt ins Interesse vieler Theologen und Philosophen, denn das Verhältnis Lulls zu den Andersgläubigen war stark geprägt durch sein Aufwachsen und „Zusammenleben (mit) Menschen aus drei Religionen“[6], weshalb dieses von einer für mittelalterliche Theologen ungewöhnliche „religiöse Toleranz“[7] zeugte. Betrachtet man die momentane Weltsituation, in welcher Aufstände aufgrund eines von Christen produzierten, islamverherrlichenden Schmähvideos herrschen, so kann religiöse Toleranz selbst heute noch nicht als selbstverständlich bezeichnet werden.

Auf Grund dessen, möchte ich in der vorliegenden Arbeit analysieren, wie diese besondere Einstellung Lulls gegenüber Andersgläubigen in seinem Werk ‚Das Buch vom Heiden und den drei Weisen‘, in welchem sich die drei größten monotheistischen Religionen gegenüberstehen, deutlich wird. Die Untersuchung erfolgt in der Form einer Quellenanalyse und konzentriert sich auf die Begegnung des Heiden mit dem Christentum und dem Islam.

Im Folgenden wird erst der Verfasser und das Werk an sich kurz vorgestellt und anschließend wird eine kulturelle und historische Einordnung des mittelalterlichen Textes vorgenommen. Im Hauptteil erfolgt die Bearbeitung der oben beschriebenen Fragestellung durch die Analyse des Dialoges zwischen dem Heiden und dem Vertreter des Christentums sowie jenem zwischen dem Heiden und dem Vertreter des Islam, welche daraufhin miteinander verglichen werden sollen. Abschließend werden die durch die Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse noch einmal zusammengefasst.

2. Ramon Lull und Das Buch vom Heiden und den drei Weisen

Das Leben des Ramon Lull war sehr unbeständig, mit Höhen und Tiefen und unterzog sich einer radikale Wende im Alter von 30. Die Anzahl seiner Werke ist mit knapp 300 Stück sehr groß und die Zeit und Umstände in denen er lebte waren außergewöhnlich. An dieser Stelle soll darüber und auch über sein Werk ein kurzer Überblick verschafft werden.

2.1. Ramon Lull

Ramon Lull wird 1232 auf Mallorca geboren und lebt am Hof des Königs. 1256 heiratet er und bekommt zwei Kinder. Er lebt ein weltliches Leben, bis ihn mehrere Visionen ereilen und er zu der Überzeugung kommt „er müsse sein Leben radikal ändern, es ganz in den Dienst Christi stellen und sich für die Verbreitung der christlichen Wahrheit einsetzen“[8]. Er lässt sein altes Leben zurück, schließt sich 1263 den Franziskanern an und studiert als Autodidakt, Philosophie, Medizin und Theologie. Auch Arabisch wird ihm von einem maurischen Sklaven[9] gelehrt. Spätestens als es zwischen ihnen zu einem religionsbezogenen Streit kommt, der mit Selbstmord des Sklaven endet, kommt Lull zu der Einstellung, dass Gewalt „nicht das Ziel einen Gesprächs zwischen Religionen sein“[10] könne. Lull strebt danach, seinen „göttlichen Auftrag“[11] zu erfüllen und das „beste Buch der Welt (zu) schreiben, dass alle Menschen friedlich und vereint in einer einzigen Religion leben können.“[12] Er will die Vereinigung des christlichen, jüdischen und islamischen Glaubens ermöglichen, da er von historischen Überschneidungen der monotheistischen Religionen ausgeht. 1276 gründet Llull das erste  Missionskloster in Miramar in der Missionare für die arabische Welt ausgebildet werden sollen, die des hebräischen und arabischen mächtig sind. Lull will außerdem, dass die Christen sich ihres Glaubens bewusst werden, denn „wer ‚nur‘ glaubt, ohne verstehen zu wollen, schöpft seine Möglichkeiten nicht aus“[13] Nur vernünftige Argumente, „einsichtige Gründe und Dialog“[14] seien fähig, die Andersgläubigen vom Christentum zu überzeugen. Ein von ihm entwickeltes logisches System soll dabei helfen. Lull unternimmt viele Reisen um seine Theorie unter Beweis zu stellen und religiöse Dialoge zu führen, wobei er auf viel Widerstand stößt. Trotzdem hält er an seiner Überzeugung fest und nimmt Zwangsentschiffungen, Aufstände, Gefängnis und schlussendlich sogar den Tod durch Steinigung in Kauf.

2.2. Kurzzusammenfassung des Werks

Das Buch vom Heiden und den drei Weisen, lat. Liber de gentili et tribus sapientibus, welches ursprünglich in Katalanisch geschrieben wurde, entstanden um 1276, ist „Lulls wichtigste und ausführlichste Schrift zum Religionsdialog“[15] und zählt ebenfalls zu seinen ältesten Werken. Es handelt sich um einen philosophisch-theologischer Dialog, da der Versuch unternommen wird, „durch Gedankliche Zusammenarbeit und Austausch zu gemeinsamen Urteilen (zu) gelangen“[16], welcher aufgeteilt ist in einen Prolog und vier Bücher und „der traditionellen, aristotelischen Dreiteilung in Anfang, Hauptteil und Schluss“[17] folgt. Der L.del gentil beschreibt das Gespräch zwischen drei Weisen, jeweils einem Vertreter der drei größten monotheistischen Religionen, und einem Heiden, welcher ziellos und depressiv im Wald umherirrt. Er Trifft auf die drei Weisen, welche sich in der Hoffnung getroffen hatten, sich zu „einem einzigen Gesetz und einem einzigen Glauben zusammenfinden (zu) können“[18]. Die junge Dame „Intelligentia“ stellt ihnen 5 Bäume vor, von denen zwei je 21 und drei je 49 Blüten tragen. Die Blüten kombinieren die sieben Grundwürden Gottes, die sieben Tugenden, und die sieben Lasten auf unterschiedliche Weise (vergl. S. 11-15). Als der Heide auf die Weisen trifft, beschließen diese ihm den Glauben an Gott mit Hilfe des Blättersystems näher zu bringen. Zuerst wird die Existenz Gottes bewiesen, in welchem Punkt sich alle drei Religionen einig sind. Als der Heide erfährt, dass es nicht nur eine Religion gibt ist er erschüttert und verzweifelter als zuvor. Daher bittet der Heide alle drei Weisen über ihren jeweiligen Glauben zu berichten, ohne, dass außer ihm selbst irgendwer den Erzählenden unterbrechen dürfe. Die folgenden drei Bücher beinhalten die Beweisführung der jeweiligen Glaubensartikel. Jedoch führt der Dialog „zu keinem konkreten Ergebnis“[19], da sie drei Weisen es ablehnen die Zugehörigkeitsentscheidung des Heiden anzuhören. Sie wollten das Problem der einzig wahren Religion lieber weiterhin unbeeinflusst mit Gründen der Vernunft diskutieren.

[...]


[1] Tenge-Wolf, Viola: “Ramon Llull im WWW”.

URL: http://www.theol.uni-freiburg.de/institute/ist/qut/llull/?searchterm=Lullus [30.09.2012]

[2] Euler, W.A. (1995): „Lulls Verhältnis zu den Andersgläubigen: zwischen Dialog und Monolog“, in: Lohr, C. (Hg.):

Anstöße zu einem Dialog der Religionen. Freiburg: Verlag der Katholischen Akademie der Erzdiözse. S. 71-97, hier: S. 72

[3] Euler (1995): 72

[4] Euler (1995): 72

[5] Euler (1995): 72

[6] Colomer, E. (1964): Lulls Verhältnis zu den Andersgläubigen: zwischen Dialog und Monolog“, in: Lohr, C. (Hg.):

Anstöße zu einem Dialog der Religionen. Freiburg: Verlag der Katholischen Akademie der Erzdiözse. S. 50-71, hier: S. 51

[7] Colomer (1964):50

[8] Lull, Ramon: Das Buch vom Heiden und den drei Weisen. Hg. und übersetzt von Theodor Pindl (1998). Stuttgart: Reclams Universal-Bibliothek. S.263.

[9] Schäfer, Detlef (2002): Ramon Lull. Zwischen Bibel und Koran. Petersberg: Micheal Imhof Verlag. S.222.

[10] Lull: 264

[11] Schäfer(2002): 227.

[12] Schäfer(2002):227.

[13] Lull: 276.

[14] Lull: 266.

[15] Lull: 285

[16] Friedlein, Roger (2004): „Der Dialog bei Ramon Llull. Literarische Gestaltung als apologetische Strategie.“ In:

Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie 318. Tübingen: Max Niemeyer Verlag GmbH. S. 14.

[17] Friedlein (2004): 73

[18] Lull: 16

[19] Lull: 290

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Ramon Lull und "Das Buch vom Heiden und den drei Weisen". Toleranz und Dialogbereitschaft am Beispiel des Islams
Université
University of Freiburg
Note
1,3
Auteur
Année
2013
Pages
15
N° de catalogue
V268371
ISBN (ebook)
9783656587682
ISBN (Livre)
9783656587668
Taille d'un fichier
878 KB
Langue
allemand
Mots clés
ramon, lull, buch, heiden, weisen, toleranz, dialogbereitschaft, beispiel, islams
Citation du texte
Melissa Grönebaum (Auteur), 2013, Ramon Lull und "Das Buch vom Heiden und den drei Weisen". Toleranz und Dialogbereitschaft am Beispiel des Islams, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268371

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