Kant "Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft". Der Mensch zwischen Gut und Böse


Dossier / Travail de Séminaire, 2013

20 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Autor und sein Werk

3. Die Natur des Menschen
3.1. Die Anlage zum Guten
3.2. Der Hang zum Bösen
3.3. Das radikal Böse

4. Die Religion in Bezug auf die Wiederherstellung des Guten

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

Einleitung

„Der Mensch ist von Natur aus böse.“ Mit diesem Satz greift Kant ein Problem auf, welches wohl seit Menschengedenken Problem der Moralphilosophie ist. Doch was genau meinte Kant damit? Der Satz könnte entweder so interpretiert werden, als sagte er, die Natur trüge das Böse von außen an den Menschen heran oder aber, dass jeder Mensch von sich aus böse auf die Welt kommt, die gesamten Menschheit also böse ist. Naheliegender ist jedoch, dass Kant weder das Eine, noch das Andere meint. Er geht viel mehr von einem Hang zum Bösen aus, dem jeder Mensch verfallen kann. Wie in der Bibel im ersten Buch Mose berichtet wird, waren die Urmenschen, und an diesem Bespielt orientiert sich auch Kant, unschuldig. Die ersten Menschen, Adam und Eva, lebten im Garten Eden und wurden ahnungslos vom Bösen, symbolisiert durch eine Schlange, verführt. Als Strafe, da sie gegen Gottes Gesetz verstoßen und damit gesündigt hatten, verwies Gott die Menschen aus dem Paradies und erlegt der Frau zur Strafe beispielsweise die schmerzliche Geburt von Kindern auf. Jenes Vergehen wird als sogenannte Ursünde betrachtet. Kant erklärt mit ihrer Hilfe, dass der Kern des Menschen gut sei, jedoch verdorben wird, und begibt sich damit in den Bereich der Religionsphilosophie. Doch wenn der Mensch eigentlich gut ist, warum lässt Kant dann verlauten, dass der Mensch von Natur aus böse sei? Und was bedeutet überhaupt böse sein? Gottes Gebote, die Vorgaben von Propheten, ganz gleich in welcher Religion, und auch die Gesetze schreiben vor, welche Taten richtig und welche falsch sind, demnach welches Handeln als gut und welches als böse angesehen werden kann. Zuwiderhandeln gegen das Gesetz wird bestraft, der Mensch gilt als böse, das Lernen bereits kleine Kinder. Doch die Frage, die sich stellt, ist doch, welche Kriterien ein Mensch erfüllen muss, um gerechterweise als gut oder böse bezeichnen werden zu können. Hinter der Tat stecken schließlich eine Gesinnung und eine Absicht. Alleine die Tat zu betrachten, sollte für die Kategorisierung eines Menschen daher nicht ausreichen. Die Natur des Menschen, von der Kant hier spricht, beschreibt nicht alleine die Taten eines Menschen, sondern auch seine Beweggründe.  Begriffe wie Sinnlichkeit, Vernunft und Freiheit dürfen bei der Betrachtung der Gutheit beziehungsweise Schlechtheit der menschlichen Natur nicht außer Acht gelassen werde, denn als freies Lebewesen sollte der Mensch, indem er seine Vernunft einsetzt, fähig sein, selbst abzuwägen und zu entscheiden, ob er moralischen Gesetzen Folge leistet oder nicht. Betrachtet man den Sündenfall von Adam und Eva, so scheint dies die erste Wahlsituation der Menschheit zu sein, in welcher das Böse siegt. Kant geht dieser Annahme nach. Er prüft im ersten Stück seines Werkes „Die Religion innerhalb der Grenzen der reinen Vernunft“, welches die Grundlage dieser Arbeit sein soll, wie weit der Mensch selbst entscheiden kann, ob er gut oder böse ist, und woher das Böse kommt. Die Leitfrage dieser Arbeit ist daher, wie Kant zu dem Entschluss kommt, dass der Mensch von Natur aus böse sei. Folgende weitere Fragen, welche sich hieraus ergeben, sind ebenfalls zu klären: Was ist das Böse und woher kommt es? Liegt es im Ermessen jedes einzelnen, gut oder böse zu sein? Bietet Kants Ansicht nach die Religion dem Menschen Hilfe im Kampf zwischen Gut und Böse?

2.Der Autor und das Werk

Das Werk „Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“ erschien erstmals 1793. Das erste Stück des Werkes, über das radikal Böse, mit welchem sich diese Hausarbeit  befasst, wurde damals ohne weitere Zensurprobleme genehmigt. Der „Mann, der sein ganzes Leben der Suche nach der absoluten Wahrheit widmete“[1], veröffentlichte dieses nämlich bereits 1792 in der Aprilausgabe der Berlinischen Monatsschrift. Als Kant hier jedoch auch das zweite Stück veröffentlichen wollte, gelang dies nicht, da das Stück, so die Zensoren, ‚ganz in die bibl. Theologie einschlage‘[2]; es wurde ein Druckverbot verhängt. Kant veröffentlichte daher 1773 alle vier Teile gemeinsam als „Philosophische Religionslehre“ unter dem „offenbar erst kurzfristig formulierten Titel ‚Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft‘“ bei einem Verlag, und umgeht damit die Zensur mit Hilfe einer Unbedenklichkeitsbescheinigung der Theologischen Fakultät Königsberg, was ausreichend war, da das Werk nun lediglich als „Schrift eines Universitätsangehörigen“ angesehen wurde.[3] Die abschließende Druckerlaubnis erfolgte dann durch die philosophische Fakultät Jena. Dass dieser Zensurstreit, dem Kant durchaus aus dem Weg hätte gehen können, nicht unerheblich war, machte Kant in seiner Vorrede deutlich, in welcher er mehrmals darauf einging. Die zweite und erweiterte Auflage seines Werkes erschien 1794. Es handelte sich hierbei um ein komplexes und „ungemein vielschichtiges Werk“[4], da sich „In diesem Buch […] gleich mehrere, je für sich genommen schon ausgesprochen komplexe Ebenen treffen“[5].

„Es sind […] wenigstens vier Themengebiete, die in der Religion Kants aufeinandertreffen: Das grundsätzliche Problem des philosophischen Selbstverständnisses überhaupt, die Möglichkeit einer „Philosophischen Religionslehre“ im Besonderen, der Komplex theologischer und kritios historischer Fragen und die gesellschaftspolitische Fragestellungen der Bedingungen und Grenzen menschlicher Gemeinschaft.“[6]

Kant geht von einem wahren Kern der Religion aus und lässt keinen Raum für Wunder. Religion müsse von der Praktischen Vernunft ausgehen. „Bezeichnend für Kant ist die Verbindung von Moral und Religion und nicht zufällig auch die Reihenfolge, in der die Begriffe miteinander verbunden sind.“[7] Die Moral „bedarf zum Behuf ihrer selbst [sowohl objektiv, was das Wollen, als auch subjektiv, was das Können betrifft] keineswegs der Religion, sondern vermöge der reinen praktischen Vernunft, ist sie sich selbst genug.“[8] Der Mangel an Moralität könne durch nichts ersetzt werden, was nicht aus dem Menschen und seiner Freiheit selbst entspringt, sie bedürfe keiner weiteren Bestimmungsgründe, keinem Zweck. „Handle so, dass du wollen kannst, dass deine Maxime ein allgemeines Gesetz werden“, unter dem Wissen von Freiheit und der Achtung der Vernunft. Kant sieht die Vernunft als Maßstab für das, was für den Menschen heilig ist. Naturgesetze treten mit Notwendigkeit ein. Das Moralgesetz dagegen wird befolgt oder nicht. Was der Mensch will, das entscheidet er selbst. Wollen ist jedoch nicht mit wünschen gleichzusetzen, denn wenn man etwas will, dann setzt man seine ganze Kraft dafür ein, Wünsche sind dagegen schwach. Allerdings, obwohl die Moral an sich keines Zwecks bedarf, kann „Ohne alle Zweckbeziehung […] gar keine Willensbestimmung im Menschen stattfinden“[9]. Kant sagt, dem Menschen sei ein absoluter Endzweck gesetzt. Dieser sei immer in dem Wissen, dass es einen Grund geben muss, wenn er den Grund auch nicht zwingend weiß. Die Moral brauche keinen Zweck, aber aus ihr gehe ein Zweck hervor, da im Nachhinein doch die Frage nach dem Zweck, dem Grund, beantwortet werden könne. „So bedarf es zwar für die Moral zum Rechthandeln keines Zwecks, sondern das Gesetz, welches die formale Bedingung des Gebrauchs der Freiheit überhaupt enthält, ist ihr genug.“[10] Aber aus der Moral müsse doch ein Zweck hervorgehen – das höchste Gut der Welt, die Vernunft, brauche einen Endzweck zur Rechtfertigung. Die Glückseligkeit wird als subjektiver Endzweck aller vernünftigen Weltwesen gesehen, das höchste Gut ist Gott. Die

„Moral führt also unumgänglich zur Religion, wodurch die sich zur Idee eines machthabenden moralischen Gesetzgebers außer dem Menschen erweitert, in dessen Willen dasjenige Endzweck […] ist, was zugleich der Endzweck des Menschen sein kann und soll.“[11]

Ein anderer Weg zur Religion existiert für Kant nicht. Die einzig wahre Religion für Kant ist die Vernunftreligion. Daher prüft er in diesem Werk nicht nur die historische, und christliche Religion kritisch, sondern übt auch Kritik an der Kirche als Institution, was auch den entstandenen Zensurstreit erklärt. Da das Gebot „Gehorche der Obrigkeit“ auch moralisch ist, sieht auch Kant sich gezwungen, sich der Gewalt der Zensur zu unterwerfen, geht wohl aus diesem Grunde nicht direkt dagegen an, sondern umgeht die Zensur schlichtweg geschickt. Kant selbst sieht in seinem Werk allerdings keinen Eingriff in die Theologie, sondern eher eine Bereicherung. Er greife die Religion nicht an, er betrachte sie lediglich aus der Vernunft heraus und prüfe, ob die historische Offenbarung zum Vernunftglauben zurückführen kann.

„Wenn dieses zutrifft, so wird man sagen können, daß zwischen Vernunft und Schrift nicht bloß Verträglichkeit, sondern auch Einigkeit anzutreffen sei, so daß wer der einen (unter Leitung der moralischen Begriffe) folgt , nicht ermangeln wird, auch mit der anderen zusammenzutreffen.“

Andernfalls würde zwischen Vernunfterkenntnis und Offenbarung das von vielen angenommene Verhältnis, welches ähnlich dem Verhältnis von Öl und Wasser sei, wahrhaftig bestehen. Sein Werk beschreibt Kant daher als einen „Leitfaden“[12]. Des Weiteren macht er darauf aufmerksam, dass eine Religion, welche der Vernunft den Krieg erkläre, im Generellen wohl auf Dauer keinen Bestand haben könne, eine wahre Religion durch ihn also nicht angreifbar sein sollte.

Im seiner ersten Abhandlung, ‚Von der Einwohnung des bösen Prinzips neben dem guten: oder über radikale Bösen in der Menschlichen Natur‘, welche schon in der Berlinischen Monatsschrift erschien und im Folgenden genauer betrachtet werden soll, bezieht Kant die Religion auf die Anlagen des Menschen, welche er als teils gut, teils böse betrachtet, und analysiert das Verhältnis der auf den Menschen einwirkenden Prinzipen, von denen das eine als gut, das andere als böse betrachtet wird. Kritiker behaupten, das erste Stück könne separat von den anderen Stücken betrachtet werden, Kant jedoch betont, dass  dieses „wegen des genauen Zusammenhangs der Materie von dieser Schrift, welche in den drei jetzt hinzukommenden die völlige Ausführung derselben enthält, nicht wegbleiben (konnte)“. In den drei weiteren Stücken betrachtet Kant den ‚Kampf der Prinzipien um die Herrschaft über den Menschen, den ‚Sieg des guten Prinzips über das Böse und die Stiftung eines Reichs Gottes auf Erden‘, sowie abschließend ‚die Religion und das Pfaffentum‘.

[...]


[1] Kenny, S.111

[2] Stangneth, S.XXXVIII

[3] Stangneth, S.XXXIX

[4] Stangneth, S.LIX

[5] Stangneth, S.LIX.

[6] Stangneth, S.LX

[7] Sacken, S.64

[8] Kant, S.3

[9] Kant, S.5

[10] Kant S.6

[11] Kant, S.7

[12] Kant S.12

Fin de l'extrait de 20 pages

Résumé des informations

Titre
Kant "Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft". Der Mensch zwischen Gut und Böse
Université
University of Freiburg
Note
2,0
Auteur
Année
2013
Pages
20
N° de catalogue
V268373
ISBN (ebook)
9783656587644
ISBN (Livre)
9783656587613
Taille d'un fichier
557 KB
Langue
allemand
Mots clés
kant, religion, grenzen, vernunft, mensch, böse
Citation du texte
Melissa Grönebaum (Auteur), 2013, Kant "Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft". Der Mensch zwischen Gut und Böse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268373

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