Die vorliegende Ausarbeitung beschäftigt sich mit Leonardo Boffs Werk Kleine Sakramentenlehre. Sie wurde angefertigt für eine mündliche Staatsexamensprüfung, in der sich mit einer Monographie in einem kritischen Blick beschäftigt werden muss.
Eingangs handelt es sich um eine Nacherzählung, die seinen Gedankengang wiederspiegelt. Es wird sich an die Reihenfolge seines Buches gehalten, wobei manche Kapitel sinnhaft zusammengefasst und die Thesen seines letzten Kapitels zu den jeweiligen Stellen hinzugezogen werden.
Daraufhin wird auf der Autor vorgestellt und sein Werk kritisch reflektiert.
Zum Schluss wird nur kurz dargestellt, was laut Lexikonartikeln ein Sakrament ist, da Boff dazu ausführlich Stellung nimmt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2.1. Eingangstor zum Gebäude der Sakramente
2.2. Gegenstände als Sakramente
2.3. Lebensgeschichten als Sakramente
2.4. Personen als Sakramente
2.5. Das Sakrament des Hauses
2.6. Die sieben Sakramente
2.7. Ex opere operato und non ponentibus obicem
2.8. Sacramentum
2.9. Dia-bolisches und Sym-bolisches im Universum des Sakraments
3. Zum Autor
4. Rezension
5. Was sind Sakramente?
6. Literatur:
1. Einleitung
Die vorliegende Ausarbeitung beschäftigt sich mit Leonardo Boffs Werk Kleine Sakramentenlehre. Sie wurde angefertigt für eine mündliche Staatsexamensprüfung, in der sich mit einer Monographie in einem kritischen Blick beschäftigt werden muss.
Eingangs handelt es sich um eine Nacherzählung, die seinen Gedankengang wiederspiegelt. Es wird sich an die Reihenfolge seines Buches gehalten, wobei manche Kapitel sinnhaft zusammengefasst und die Thesen seines letzten Kapitels zu den jeweiligen Stellen hinzugezogen werden.
Daraufhin wird auf der Autor vorgestellt und sein Werk kritisch reflektiert.
Zum Schluss wird nur kurz dargestellt, was laut Lexikonartikeln ein Sakrament ist, da Boff dazu ausführlich Stellung nimmt.
2. Aufbau und Inhalt
Leonardo Boff ordnet sein Werk in vierzehn Kapitel, wobei das erste Kapitel versucht in die Sakramentenlehre einzuführen und das letzte Kapitel die wichtigsten Aussagen des Buches in Thesen zusammenfasst. In den dazwischenliegenden zwölf Abschnitten stellt er zu anfangs einen Gegenstand, Geschichte oder eine Person dar, die für ihn sakramentalen Charakter besitzen und erläutert diese Sichtweise. Mithilfe dieser Beispiele leitet er dazu über, was ein Sakrament ausmacht und beinhaltet.
2.1. Eingangstor zum Gebäude der Sakramente
Am Anfang bringt Leonardo Boff an, dass sein Werk nur Leser verstehen und nachvollziehen können, die nicht nur von der Wissenschaft geleitet sind, sondern von einem anderen unsichtbaren Geist, der „den geheimen Sinn […] [zeigt], der in die Dinge ein-geschrieben ist.“[1] Dadurch kann er die Botschaft der Welt vernehmen, die aus Zeichen besteht, die er deuten kann, womit er Gott als Grundlage aller Sachen und Zeichen näher kommt. Wenn der Mensch die Stimme der Sachen wahrnimmt, „dann entsteht das Gebäude der Sakramente“ (SL,12).
Boff ist der Ansicht, dass der neuzeitliche Mensch dieses Wahrnehmen der Zeichen nicht verloren hat, da er Mensch bleibt, der diese Fähigkeit grundsätzlich besitzt. Er schafft sich eigene Symbole, „die seinem Innenleben Ausdruck verleihen“ (SL,12). Trotzdem kann es durchaus sein, dass der moderne Mensch „blind und taub […] [ist] gegenüber […] sakramentalen Riten […], [die] kaum für und aus sich“ (SL,12f.) sprechen, sondern stattdessen bedarf das Geheimnis des Zeichens besonderer Erklärung. Dies kann dazu führen, dass sich das Individuum den sakramentalen Symbolen verschließt, wobei er gleichzeigt die „Fenster seiner eigenen Seele [verriegelt], denn das Symbolische und Sakramentale bilden tiefgreifende Dimensionen der menschlichen Wirklichkeit“ (SL,13).
Im weiteren Verlauf geht Boff auf drei Phasen eines sogenannten „Spiel des Menschen mit der Welt“ (SL,13) ein: Befremden, Beherrschen und Gewöhnen. Die erste Phase besteht darin, dass der Mensch die Dinge bewundert und sie ihn verängstigen, wodurch er sich mit ihnen eingehend beschäftigt und sich ihnen vergewissert. Daraufhin beherrscht er die Dinge aufgrund von wissenschaftlicher Arbeit. Letztendlich nimmt der Mensch die Dinge an und sie gehören zu seinem Leben, wodurch sich sein Leben geändert hat und den Dingen Zeichen- und Symbolcharakter zukommt und sie somit zu Sakramenten werden. Demnach kann jeder Gegenstand zum Symbol und jede Verhaltensweise zu einem Ritus für uns werden. Dies erklärt Boff am Beispiel des eucharistischen Mahls: Das Brot hat sakramentalen Charakter nicht aufgrund der mit dem Verzehr herbeigeführten Sättigung, sondern der Vergegenwärtigung des Herrenmahls. Die Handlung des Essens bekommt symbolischen Charakter. Das Sakrament hat einen menschlichen Ursprung. „Diese universale Sakramentalität erreichte in Jesus Christus, dem Ursakrament Gottes, ihre größte Dichte“ (SL,15), die dann auf die Kirche übertragen wurde. Die Übertragung findet vornehmlich in den sieben Sakramenten ihre Verwirklichung, obwohl jede Handlungsweise der Kirche sakramental ist. Alles kann sakramentalen Charakter erlangen, worauf Boff später anhand von Beispielen eingehen wird.
Die sprachliche Struktur von Sakramenten ist narrativ, das bedeutet, sie will das eben erwähnte Spiel des Menschen mit der Welt erzählen und vergegenwärtigen und nicht argumentieren. Denn „religiöse Wahrheit [ist] […] gelebte Erfahrung“ (SL,17), das heißt, die Begegnung ist wichtig für das Verstehen und Annehmen von Sakramenten. Zudem ist sprachliche Struktur von Sakramenten „auto-implikativ […] [und] performativ “ (SL,18f.). Sakramente beziehen den Menschen mit ein und verändern ihn innerlich, sodass sein Zugang zur Welt ein anderer wird und er zusätzlich in der Welt anders handelt. Die sakramentale Sprache führt zur Umkehr, die zur Erlösung führen kann (vgl. SL,117).
2.2. Gegenstände als Sakramente
Ein Aluminiumbecher kann zu einem Symbol werden, indem er schon lange im Familienbesitz ist und somit keinem anderen Becher gleicht, da schon viele von ihm getrunken haben, die für die Familie von Bedeutung sind. Wenn das Wasser im Becher innerhalb der familiären Geborgenheit getrunken wird, schmeckt es anders und besser. Jeder, der von ihm getrunken hat, hat seine eigene Geschichte erzählt. Der Becher wurde unter den Familienmitgliedern weitergereicht und somit hat der Becher eine eigene Geschichte bekommen, womit er „beginnt zu sprechen“ (SL,26). Dem Becher wird ein subjektiver Wert verliehen und wird so zu einem Zeichen, „das mich auf etwas hinweist (e-vocar), mich herausfordert (pro-vocar) und zusammen mit anderen Menschen für Situationen, Erinnerungen und Sinngehalte zusammenruft (con-vocar), das die Sache konkretisiert und darstellt“ (SL,27).
Auch ein aufbewahrter Zigarettenstummel kann zu einem Sakrament werden, wenn er eine Bedeutung bekommt, indem es beispielsweise die letzte Zigarette darstellt, die ein Mensch geraucht hat, womit die Erinnerung an ihn weiterlebt. Infolgedessen erzählt der Zigarettenstummel von der Eigenart des Gestorbenen, da er seine Vorliebe repräsentiert, und bekommt besonderen Wert für die Hinterbliebenen. Der Stummel wird von einem Objekt zu einem Subjekt und ist keine einfache Sache mehr. Es „lebt, spricht vom Leben und begleitet […] [das] Leben“ (SL,31), wie ein Sakrament. „Wenn eine weltliche Wirklichkeit […] an eine andere, von ihr verschiedene Größe erinnert, übernimmt sie eine sakramentale Funktion“ (SL,31).
Ein Brot ist ein Sakrament, wenn es beispielsweise die rituelle Funktion hat, nicht nur zu sättigen, sondern die Familie an einen Tisch zu führen. Das besondere „sakramentale Brot“ (SL,36) unterscheidet sich von anderen Broten, da mit ihm individuelle Erfahrungen verknüpft sind und es jeweils anderen Sinn erhält. Das wegen seiner Beschaffenheit aus verschiedenen Zutaten immanente Brot wird zu etwas Transzendentem, dadurch dass es „trans-parent für eine trans-zendente Wirklichkeit“ (SL,39) wird und alle Erfahrungen, die hinter diesem Brot stecken, durchlässig werden.
Eine Weihnachtskerze kann symbol- und zeichenhaft werden, wenn sie zu einem besonderem Geschenk wird, sodass sie an Nächstenliebe erinnert und in hoffnungsloser Stunde Geborgenheit spendet.
Die von Boff gewählten Beispiele zeigen, dass sich alles zu einem Sakrament entwickeln kann, wenn der Mensch sich dem öffnet. Die Zeichen im Alltag haben sakramentalen Charakter insofern sie „Innenleben und Herz“ (SL,24) besitzen und Bedeutung für einen tragen und die Sicht auf die Dinge und die Welt wandeln. Eine Sache wird von einem Objekt zu einem Subjekt, indem es an Wert gewinnt und das Innere eines Menschen berührt. „Jedes Zeichen ist ein Zeichen von einer Sache oder einem Wert für jemanden“ (SL,31).
[...]
[1] Boff. Sakramentenlehre, S. 11. Künftig zitiert mit Sigle SL, Seitenangabe.
- Arbeit zitieren
- Elisabeth Esch (Autor:in), 2014, Zu Boffs Werk "Kleine Sakramentenlehre", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268426