Die Modernisierung bei Weber und Durkheim


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

18 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Dimensionen sozialen Wandels
2.1. Begriff und Probleme
2.2. Formen sozialen Wandels

3. Modernisierung
3.1 Weber und die Modernisierung
3.2 Durkheim und die Modernisierung

4. Schlußbetrachtung

5. Literaturverzeichnis

Die Modernisierung bei Weber und Durkheim

1. Einleitung

In Zeiten globaler Veränderungen, insbesondere auf dem Gebiet der Wirtschaft und der Politik, macht es Sinn, sich mit der Modernisierung zu beschäftigen. Denn dieser Umwälzungsprozeß wird in allen Lebensbereichen aufgefunden. Und da die Modernisierung ein Wandlungsprozeß ist, wird sie durch den großen Prozeß des Sozialen Wandels eingeschlossen.

In der Arbeit „Modernisierung bei Durkheim und Weber, liegt der Ausgangspunkt der Betrachtung in der Auseinandersetzung mit dem Begriff des Sozialen Wandels. Im zweiten Teil soll speziell das Thema Modernisierung bei den Soziologen Weber und Durkheim betrachtet werden. Da beide etwa zur gleichen Zeit gelebt haben, könnte davon ausgegangen werden, dass beide Soziologen bei der Untersuchung des Modernisierungsprozesses den gleichen Ausgangspunkt haben und somit sich ähnlichen Problemstellungen widmen. Das dies nicht der Fall war, soll diese Hausarbeit zeigen. Dabei sollen die beiden Denkweisen im Vordergrund stehen, die ihre Wurzeln in der Verschiedenheit ihrer Ausgangspunkte haben.

Die Literaturlage zu diesem Thema ist breit gefächert. Zum einen werden Texte von Durkheim und Weber herangezogen. Zum anderen kommen hauptsächlich Darstellungen von Dirk Kaesler, Günter Wiswede und Thomas Kutsch sowie von Christian Lahusen als Sekundärliteratur zur Anwendung.

2. Dimensionen Sozialen Wandels

2.1 Begriff und Probleme

Der Begriff des sozialen Wandels wurde von W.F. Ogburn in die Soziologie eingeführt, um ältere Begriffe wie „Fortschritt“ oder „Evolution“ abzulösen. Um eine inhaltliche Bestimmung des sozialen Wandels vollziehen zu können, muß man sich mit konkreten Prozessen beschäftigen. Damit wird man vor folgenden Ausgangsfragen stehen:

1. Wer oder was wandelt sich – gemessen woran?
2. Welchen Umfang bzw. Reichweite hat der Wandel?
3. Welche Richtung wird der Wandel haben?
4. Welche Ursachen, Folgen und Qualität hat dieser Wandel?.

Schon Ogburn versuchte eine mögliche, aber keineswegs ausschließliche Erklärung von sozialen Wandel aufzuzeigen. Er stellte fest, daß sich in komplexen Gesellschaften verschiedene Lebensbereiche in durchaus unterschiedlichem Rhythmus wandeln und dass gewöhnlich Spannungen bestehen zwischen materiellen Veränderungen im ökonomisch-technischen Bereich und den sozial-kulturellen Möglichkeiten der Anpassung an diese Veränderungen. Als Beispiel einer solchen Form von Diskontinuität wäre die Diskrepanz zwischen wirtschaftlichem Wachstum im Nachfragebereich einerseits und technischem Fortschritt andererseits. Diese Diskrepanz könnte unter Umständen Konsequenzen in bezug auf die Absatzsituation von Unternehmungen oder die Lage auf dem Arbeitsmarkt haben. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Teilbereiche der Gesellschaft in unterschiedlichem Maße dem sozialen Wandel unterliegen.[1]

Für die Beantwortung der zweiten und dritten Frage ist es ratsam, eine Unterscheidung zwischen Prozessen des Wandel innerhalb eines sozialen Systems und Wandlungen des Systems selber zu treffen. Bevorzugung durch Soziologen genießt nur der letztgenannte Typ. Demnach würden solche Vorgänge wie Moden und Konjunkturschwankungen nicht im Zentrum der Analyse sozialen Wandels stehen. Hier tritt deshalb ein Problem auf, da keiner sagen kann, ob inneren Vorgänge nicht gerade Prozesse des sozialen Wandels des Gesamtsystems oder wichtiger Teilsysteme einleiten.

Weiterhin wurde festgestellt, dass die Beurteilung sozialer Wandlungsprozesse eine Frage der „Perspektive“ des Forschers sei. Zum einen kann diese Perspektive zum Maßstab des Handelns für geplanten sozialen Wandel sowohl im Hinblick auf die Motivation als auch auf die Effizienz gemacht werden. Zum anderen kann durch die Perspektive die Beantwortung der Frage offen bleiben, ob man sozialen Wandel als langfristigen Wachstumsprozeß oder als tiefgreifende Strukturveränderung ansehen will oder ob man auch beides zusammenfügen könnte. Die Wahl der Perspektive bestimmt demnach die Signifikanz sozialen Wandels. Dies gilt natürlich auch für spezifische Perspektiven, die einmal die ökonomische oder technische, die soziale oder kulturelle Dimension in den Vordergrund stellen oder auch beim Individuum selbst ansetzen. Hier kann eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen der sozialen Struktur sowie der ökonomisch-technischen Struktur einerseits und den jeweiligen Kulturmustern oder Wertorientierungen andererseits, die man auch als „kulturelle Struktur“ verstehen kann, beobachtet werden. Eingespannt in dieses Abhängigkeitsnetz sind auch die Individuen oder Gruppen als „Handelnde“, deren „personale Struktur“ (Motivations- , Persönlichkeits- und Verhaltensstruktur) eine Widerspiegelung der Umweltstrukturen ist. Natürlich können die Individuen auch mit mehr oder weniger großen Erfolg auf die Gestaltung dieser Umwelt einwirken.

Zum Schluß könnte man die möglichen Inhalte oder Bereiche sozialen Wandels wie folgt festlegen. Betroffen sind hier:

1. die kulturelle Struktur , zum Beispiel Wandel der Wertorientierungen, Weltperspektiven, Glaubens- und Wissensinhalte
1. die soziale Struktur, dass heißt Wandel von Schichtungsstrukturen, familiären Strukturen usw.
2. die ökonomische Struktur, zum Beispiel Wandel der Produktions- und Konsumtionsverhältnisse, Wandel betrieblicher Organisationsformen usw.
3. die personale Struktur, zum Beispiel der Sozialisationsformen, Steigerung der Leistungsmotivation usw.[2]

2.2 Formen sozialen Wandels

Wie zuvor kurz umrissen, kann sich ein Wandel auf verschieden dimensionierte Bereiche beziehen. Auf diese Weise können verschieden breite Felder gesellschaftlicher Veränderung abgesteckt werden. Demnach läßt sich ein Wandel der Bevölkerungsstruktur gleichermaßen zum Gegenstand beschreibender und erklärender Analyse machen wie Veränderungen der Arbeitsmotivation oder der Arbeitszufriedenheit, veränderte Selbstmordraten oder das Ansteigen der Zahl jugendlicher Straftäter. Deshalb ist es wichtig, zunächst Ordnungskriterien für die verschiedenen Formen des sozialen Wandels zu entwickeln. Häufig ist daher von einem partiellen (begrenzten) oder totalem (unbegrenzten) Wandel die Rede. Solche Unterscheidungen sind jenseits der beschreibenden Ebene nützlich für die Formulierung von Hypothesen. Als Beispiel wären hier Duncan und Blau genannt, die bei ihrem Studium der Mobilität feststellten, dass ein Ansteigen der Mobilität auf einem bestimmten Sektor die Wahrscheinlichkeit des Ansteigens der Mobilität auf anderen Sektoren nach sich zieht. Allgemein kann man daher davon ausgehen, dass Veränderungen in bestimmten Teilsystemen Tendenzen zur Änderung in anderen Teilsystemen auslösen. Dies führt langfristig gesehen zu einem neuen Gleichgewichtszustand zwischen den Teilsystemen.

Eine zweite Form des sozialen Wandels ist die Trennung zwischen Wandlungsvorgängen geringerer oder größerer Reichweite. Allerdings sind Wandlungen kleinen Formats selten Gegenstand expliziter Untersuchungen dieses Forschungsbereiches gewesen. Wobei hier darauf hingewiesen werden muß, dass allmähliche Änderungen dieser Art langfristig gesehen kumulative Effekte haben können, wenn sie denn in die gleiche Richtung wirken. Als Beispiel solcher Wandlungen wäre das Gefüge sozialer Gruppen zu nennen. Kurz gesagt sind das Prozesse, die zwar oft ohne das man es merkt vonstatten gehen, die aber unter bestimmten Bedingungen Wandlungen größeren Ausmaßes einleiten können.

Eine dritte wichtige Unterscheidung fragt danach, inwieweit sozialer Wandel kontrolliert abläuft. In der Fachliteratur unterscheidet man zwischen geplanten und ungeplanten, geregelten und ungeregelten Veränderungen. In einem etwas anderem Sinngehalt ist auch von „reversiblen“ (umkehrbaren) im Gegensatz zu irreversiblen (nicht umkehrbaren) gesellschaftlichen Prozessen die Rede. Diese Unterscheidung wurde unausweichlich, da die Diskussion über den sozialen Wandel heute oft vom Gedanken getragen wird, dass gesellschaftliche Prozesse steuerbar und planbar wären. Weiterhin schreibt Günter Wiswede: „Sicherlich gilt, das kurzfristige Strategien, die Veränderungen geringer Reichweite anstreben, größere Aussicht auf Erfolg haben und dass langfristige Strategien oder gar Utopien oftmals die Grenzen des Machbaren übersehen und die Konsequenzen und Nebenwirkungen ihrer Bemühungen nur nebelhaft oder ganz und gar falsch einschätzen.“.[3]

Zur Vollständigkeit möchte ich darauf hinweisen, dass es Möglichkeiten gibt, den sozialen Wandel zu steuern, wobei man hier auch auf Grenzen trifft, die nur schwer oder auch gar nicht zu überschreiten sind.

Die vierte und letzte Unterscheidung des sozialen Wandels fragt nach der Plötzlichkeit seines Auftretens. Plötzliche und abrupte Wandlungen, wie sie zum Beispiel Marx in den Vordergrund stellt, stehen im deutlichem Gegensatz zu allmählich, evolutionären Prozessen, welche der Funktionalismus vordergründig beschreibt.

Nach den wichtigsten Unterscheidungen über mögliche Formen des sozialen Wandels sollen nun einige Verlaufsformen, die sozialer Wandel annehmen kann, im Vordergrund stehen. Verlaufsmodelle beziehen Annahmen oder Befunde über gewisse Richtungen ein, die für den sozialer Wandel von Bedeutung sind. Ihre Bestimmung bezieht sich demnach entweder auf die Vergangenheit oder aber auf die Zukunft. Es sollen hierbei vier Haupttypen solcher Verlaufsformen unterschieden werden.

[...]


[1] Vgl. Wiswede, Günter; Kutsch, Thomas: (1978). S. 1f.

[2] Vgl. Schmid, Michael: (1982). S. 13ff.

[3] Wiswede, Günter; Kutsch, Thomas: (1978). S. 9.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Modernisierung bei Weber und Durkheim
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (Soziologie)
Veranstaltung
Max Weber
Note
1
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V26850
ISBN (eBook)
9783638290661
ISBN (Buch)
9783638789189
Dateigröße
525 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Modernisierung, Weber, Durkheim, Weber
Arbeit zitieren
Magister Artium Patrick Fengler (Autor:in), 2003, Die Modernisierung bei Weber und Durkheim, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/26850

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