„Das Erstinterview wird als ein offener, unstrukturierter Handlungsdialog aufgefasst, dessen Ziel es ist, die unbewusste Persönlichkeit des Patienten […] zur Darstellung kommen zu lassen. Das therapeutische Moment steht damit gleichberechtigt neben dem diagnostischen bereits in dieser ersten Begegnung im Mittelpunkt.“ (Laimböck A. 2011, S.1) Diese im allgemeinen einmalige, zeitlich begrenzte Gesprächssituation (vgl. Argelander 1970, S.16), fordert insbesondere die Kompetenz des Analytikers , unbewusste Konfliktlagen des Patienten, die sich in der aktuellen Beziehungssituation zwischen Patient und Therapeut widerspiegeln, innerhalb kürzester Zeit zu erfassen und gegebenenfalls bereits im Erstgespräch zu deuten (vgl. Laimböck A. 2000, S.53). Mit dem Erstinterview geht eine hohe innere Erwartungshaltung und Gespanntheit auf Seite des Patienten einher, sich in diesem für ihn existenziellen Erstkontakt zu öffnen und erkannt zu werden. „Deshalb inszeniert der Patient gerade in diesem Gespräch in besonders markanter Weise, prägnant und vollständig, seine unbewusste Verfassung“ (ebd. S.54). Die Besonderheit des Erstgesprächs konnte zudem von Argelander nachgewiesen werden, indem er aufzeigte, dass zur Erstellung von Diagnosen die psychoanalytische Erfahrung bestätigt, „daß der Auftakt von besonderer Bedeutung ist, auch wenn man ihn erst viel später versteht“ (Argelander H. 1991, S.186).
Vor diesem Hintergrund sollte die Bedeutung des Erstinterviews deutlich geworden sein, mit dem sich die vorliegende Arbeit beschäftigen wird. Besonders im Hinblick darauf, dass das psychoanalytische Erstinterview „die aktuelle Psychodynamik in der Zwei-Personen-Beziehung und eine Beziehungsdiagnostik in den Vordergrund stellt“ (Laimböck A. 2011, S.24) ergibt sich die Frage, welche therapeutischen Prinzipien zu beachten sind, um eine notwendige vertrauensvolle Beziehung aufbauen zu können. Welche Faktoren hemmen bzw. fördern diese besondere Beziehung? Welche unbewussten Prozesse beeinflussen die Interaktion zwischen Patient und Therapeut? Kann es gelingen, diese unbewussten Vorgänge zum Vorteil der Therapie zu nutzen und wo liegen mögliche Fehlerquellen bei einem Erstinterview? Diesen Gedanken soll unter der Fragestellung „Welche Probleme und Möglichkeiten ergeben sich aus dem psychoanalytische Erstinterview nach Argelander?“ begegnet werden. Dazu wird Kapitel 1 einen kurzen historischen Überblick über Entstehung und Systematisierung des Erstinterviews liefern. Kapitel
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Erstinterview - Ein historischer Abriss
- Die Herstellung der Gesprächssituation
- Die Ziele des psychoanalytischen Erstinterviews
- Die therapeutische Beziehung.
- Übertragung und Gegenübertragung als zentrale Beziehungsparameter .....
- Schwierigkeiten und Fehler beim Erstinterview........
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Problemen und Möglichkeiten des psychoanalytischen Erstinterviews nach Argelander. Das Ziel ist es, die Bedeutung des Erstinterviews für die Diagnostik und Therapie aufzuzeigen und die therapeutischen Prinzipien zu beleuchten, die zu einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Patient und Therapeut führen. Die Arbeit befasst sich mit den Faktoren, die diese Beziehung hemmen oder fördern, sowie mit den unbewussten Prozessen, die die Interaktion zwischen Patient und Therapeut beeinflussen.
- Die Bedeutung des Erstinterviews für die Diagnostik und Therapie
- Die Rolle der therapeutischen Beziehung im Erstgespräch
- Die unbewussten Prozesse der Übertragung und Gegenübertragung
- Mögliche Schwierigkeiten und Fehler beim Erstinterview
- Die Bedeutung der Gesprächssituation und der Art der Anmeldung für das Erstinterview
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz des psychoanalytischen Erstinterviews dar und führt die Fragestellung der Arbeit ein. Sie betont die Bedeutung des Erstgesprächs für die Diagnostik und Therapie und die Wichtigkeit einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Patient und Therapeut.
- Das Erstinterview - Ein historischer Abriss: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Entwicklung des psychoanalytischen Erstinterviews. Es beleuchtet die Vorläufer des Erstgesprächs und die Bedeutung der Arbeiten von Freud, Gill, Newman, Redlich und Balint für die Entwicklung der heutigen Formen des Erstinterviews.
- Charakteristika psychoanalytischer Erstinterviews: Dieses Kapitel betrachtet die Charakteristika des psychoanalytischen Erstinterviews nach Argelander. Es beschreibt die Gesprächssituation, die Ziele des Erstinterviews und die spezielle therapeutische Beziehung, die diesem zugrunde liegt. Zudem werden die unterschiedlichen Datenquellen, aus denen Informationen gewonnen werden können, systematisiert.
- Übertragung und Gegenübertragung als zentrale Beziehungsparameter: Dieses Kapitel widmet sich den unbewussten Prozessen der Übertragung und Gegenübertragung, die als zentrale Beziehungsparameter in der aktuellen Beziehungssituation zwischen Patient und Therapeut angesehen werden können. Es untersucht deren Bedeutung für die psychoanalytische Methode und deren Relevanz im Erstgespräch.
- Schwierigkeiten und Fehler beim Erstinterview: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Schwierigkeiten und möglichen Fehlern, die im Zusammenhang mit dem Erstinterview auftreten können. Es betrachtet diese Probleme auf unterschiedlichen Ebenen (institutioneller, interpersoneller und intrapsychischer).
Schlüsselwörter
Psychoanalytisches Erstinterview, Argelander, Übertragung, Gegenübertragung, Therapeutische Beziehung, Diagnostik, Therapie, Gesprächssituation, Unbewußte Prozesse, Fehlerquellen, Schwierigkeiten.
- Citation du texte
- Master of Arts Kathrin Mütze (Auteur), 2012, Das psychoanalytische Erstinterview nach Argelander. Probleme und Möglichkeiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/268543