In den Abendstunden des 25. April 1945, am Markustag, zwei Wochen vor Ende der NS-Herrschaft, verübten Angehörige der 4. Kompanie des I. Bataillons des SS- und Polizeiregiments 13 auf dem Peršmanhof in der Nähe von Eisenkappel/Železna Kapla ein schauerliches Massaker an Angehörigen der Familien Sadovnik und Kogoj. Elf Personen wurden erschossen: vier Erwachsene (die Altbäurin, das Besitzerehepaar und die Schwester des Besitzer) sowie sieben Kinder (drei Kinder der Besitzer, zwei Kinder der Schwester des Besitzers und zwei Kinder der Familie Kogoj vom Nachbarhof Čemer). Das Wohnhaus und drei Wirtschaftsgebäude sind abgebrannt, fünf Ermordete verkohlten in den Flammen. Drei der im Haus anwesenden Kinder überlebten, zwei davon schwer verletzt.
Das Massaker am Peršmanhof im April 1945
Der wohl schlimmste Zusammenstoß zwischen Partisanen und SS-Polizistenereignete sich am 25. April 1945 am Peršmanhof der Familie Sodovnik in KopreinPetzen, wo sich die Partisanen schon öfter wegen der günstigen Lage und demgenügend vorhandenen Platz in mehreren Gebäuden aufgehalten und übernachtethatten. Außerdem wurden sie von der Familie versorgt und geschützt, bei dem sichvor allem die Kinder hervortaten. Am Tag vor diesem Ereignis hatte eine Gruppe vonMinenlegern der Dritten Bataillon einen Teil des Schmalspureisenbahngleiseszwischen Eisenkappel und Kühnsdorf sowie eine Lokomotive und einen Postwagonzerstört. Weil das Bataillon wegen dem Zustrom von Kämpfern feindlicher Einheiten,vor allem russischer Soldaten, ständig wuchs, kam es zu einerLebensmittelknappheit bei den Bergbauernhöfen, sodass es Lebensmittelaktionen inden Tälern bei der deutschgesinnten Bevölkerung und Zuwanderern durchführenmusste. Gerade an diesem Tag unternahm das gesamte Bataillon eine solche Aktionund kam um die Mittagszeit mit Lebensmittel voll beladen, sogar mit einem Ochsen,dem sie einen Bauern in Feistritz ob Bleiburg abgenommen hatten, zum Peršmanhof.Ermüdet vom langen Weg und einer nicht durchgeschlafenen Nacht begaben siesich sofort in die Scheune zur Ruhe, währenddessen die Fleischer und Köche dasMittagessen zubereiteten. Die Einheit des SS-Polizeiregiments 13, in der vorwiegendUngarn dienten, verfolgte das Bataillon, die durch ein vom Hof weit entferntenHinterhalt des Bataillons überrascht wurde. Sie hätte sich nämlich dem Hofunbemerkt genähert, wenn nicht ihre Vorhut in der Nähe des Hofes der ÄfliegendenStreife“ der Partisanen begegnet wäre. Es kam zu einem kurzen Schusswechsel,wobei zwei SS-Polizisten ums Leben kamen, und die Partisanen sich daraufhinzurückzogen. Diese SS-Polizeieinheit überfiel gegen vier Uhr nachmittags unverhofftdas Bataillon, welches sich am Hof mit zwei Kompanien und mit dem Stab derAbteilung sowie dessen Schutz mit leichter und schwerer Bewaffnung aufhielt. DiePartisanen waren gerade dabei, sich zum Mittagessen begeben, und es entstand einaugenblickliches Durcheinander, wobei sich die Partisanen zerstreuten. Eine größereGruppe begab sich hinter dem Stall zum Bach, während einige geistesgegenwärtigdas Feuer erwiderten. Der Kommandant der Abteilung Ivan Uranič-Drago fing sie aufund führte sie in Richtung Wald, der über dem Hof lag, woraufhin sich das Bataillon auf Standorte in den Wald zurückzog. Beim Bataillon befanden sich beim Angriff auch Karel Prušnik-Gašper und Dušan Pirjevec-Ahac sowie andere Aktivisten, diesich ebenfalls sofort zurückzogen. Der Aktivist Drago Druškovič aus Slovenj Gradec,der am 10. Februar den Überfall auf den Bunker bei der Arichwand überlebte,forderte die Hausfrau auf, die Familie solle sich auch mit den Partisanenzurückziehen, aber sie antwortete ihm, dass es schon mehrere Male eine ähnlicheSituation gab, und die Polizei ihnen nichts zugefügt hätte. Beim Feuergefechterlangte die SS-Polizeieinheit bald die Oberhand und die Fensterscheiben desHauses gingen in Brüche, in dem sich sowohl das Archiv, Schreibmaschinen alsauch Waffen sowie Ausrüstung der Partisanen befanden. Daher versuchten Kurieresowie Angehörige des Stabschutzes durch die Hintertür ins Haus zu gelangen, um zuretten, was noch zu retten war. Aufgrund eines Gegenangriffes konnten die SSPolizisten von den Gebäuden zurückgedrängt werden und einiges an Munition undAusrüstung konnte gerettet werden, bevor die SS-Polizeieinheit neuerlich mit allerKraft zurückschlug, sodass sich auch die restlichen Partisanen von den Gebäuden inden Wald zurückziehen mussten. Wegen der Übermacht verschanzte sich dasBataillon im Wald, wo die Partisanen auf den Augenblick für einen neuerlichenÜberfall warteten und rätselten, was zur Rettung des Bauernhofes zu unternehmensei. Zur gleichen Zeit erblickten sie Rauch, der sich vom Hof ausbreitete, und eszeigte sich eine Flamme, die die Gegend wie am Tage erhellte, obwohl es schonNacht wurde, und das Feuer breitete sich schnell auf die Holzgebäude aus. Vom Hofhörte man Gewehrsalven, die Partisanen aber konnten nichts mehr unternehmen, dadie Übermacht der SS-Polizei zu groß war und jeder neuerliche Versuch einesAngriffs ein zu gefährliches Wagnis gewesen wäre. Daher begab sich das Bataillonzum Mozganhof, wo sie die übrigen Angehörigen, die sich sofort nach dem Angriffgänzlich zurückgezogen hatten, auffanden. Sie rätselten, was wohl mit denEinheimischen passiert war. Während die SS-Polizei den Hof angezündet und sichdann zurückgezogen hatte, ließen sie noch vorher ihre Wut an der Familie aus underschossen elf zivile Personen, wobei die Opfer Familienmitglieder desPeršmanhofes sowie des benachbarten Čemerhofes waren. Die Partisanen hattenSchwerverletzte zu beklagen, in den Gebäuden war einiges an Munition und Waffenverbrannt. Am nächsten Morgen sandte der Stab eine stärkere Patrouille zum Hof,um zu eruieren, was mit der Familie geschehen war. Sie stellte fest, dass nur dreiKinder überlebt hatten, nämlich Ciril, Anna und Amalija, und beide Mädchen waren schwer verletzt. Die Kinder wurden versorgt und zugleich schilderten sie den Partisanen, was sich tatsächlich nach dem Rückzug des Bataillons ereignet hatte. Am 27. April wurden die Mitglieder des engeren Bataillonsstabes mit einem militärischen Verweis bestraft, da der Stab der Kärntner Abteilung ihnen vorwarf, sie hätten es zugelassen, dass sich etliche Partisanen und Mitglieder der Kommandotruppen am Peršmanhof von ihren Einheiten trennten und somit das Bataillon in eine kritische Lage versetzten.1
In der Amtlichen Darstellung der Sicherheitsdirektion für das Bundesland Kärntenvom 15. März 1952 wird ein Zusammenhang zwischen den Verschleppungen, vorallem ihrer Massierung im Bereich Eisenkappel, Bleiburg und Eberndorf-Völkermarktund den mit großer Härte geführten Partisanenkampf in den letzten Kriegsmonatendes Jahres 1945 hergestellt. So wird auf eine Kampfhandlung am 15. April (sic!)1945 zwischen einer Einheit des SS-Polizeiregimentes 13 und einerPartisaneneinheit im Raum von Koprein-Petzen hingewiesen, in deren Verlauf Ädiegesamte Familie des vlg. Perschmann (sic!) vom Kleinkind bis zur Großmutterniedergemacht“ wurde. Ä11 Tote und 2 schwerverletzte Kinder waren das Ergebnisdieser ‚militärischen‘ Kampfhandlung.“2
Tamara Griesser-Pečar nimmt in ihrer Darstellung der Verschleppungsaktionendurch die Partisanen im Mai 1945 in ihrem Buch Das zerrissene Volk. Slowenien1941-1946 auf den in der Amtlichen Darstellung erwähnten Absatz zum Massakeram Peršmanhof Bezug und übernimmt dessen Interpretation über die Massierung imgenannten geographischen Raum. Während die Amtliche Darstellung die Opfer desPeršman-Massakers als Folge der Kampfhandlungen beschreibt, also offen lässt,durch wen sie zu Tode gekommen sind, schreibt sie die Urheberschaft desMassakers den Partisanen zu. ÄEine österreichische Untersuchung führte dies daraufzurück, daß gerade in diesem Gebiet kurz vor dem Zusammenbruch mit besondererHärte gekämpft worden war, wobei die Partisanen auch damals nicht allein gegen dieDeutschen gekämpft hatten, sondern zum Beispiel am 15. April 1945 anlässlich einerKampfhandlung zwischen dem SS-Regiment 13 und einer Partisaneneinheit imRaum von Koprein-Petzen eine ganze Familie vom Kleinkind bis zur Großmutterniedermetzelten.
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1 Vgl. Linasi, Koroški partizani, S. 435ff.
2 ÖStA, SDfBK, ZI. 500/g/SD/52/A, S.6.
- Citation du texte
- DI MMag Fabian Prilasnig (Auteur), 2014, Das Massaker am Peršmanhof im April 1945, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269088