„Zwischen Bedürfnis (Hunger) und Befriedigung (Essen und Trinken) setzt der Mensch das ganze kulturelle System der Küche“.
Während Tiere instinktiv auf Nahrungsmittelsuche gehen und dies lediglich tun, um ihren Hunger zu stillen, ist der „Mensch von klein auf bei Auswahl, Zubereitung und Aufnahme von Nahrungsmitteln auf gesellschaftliche Hilfe angewiesen, d.h. er befriedigt seine organischen Bedürfnisse fast ausschließlich mit tradierten, erlernten Methoden“. Es sind also die Normen und Konventionen einer Gesellschaft, die beispielsweise bestimmen, was als Nahrungsmittel angesehen wird - und was nicht. Dies macht deutlich, dass der Mensch während seines Sozialisations- und Enkulturationsprozesses bestimmten Faktoren und Einflüssen ausgesetzt ist, welche seine Ernährungsgewohnheiten und Verhaltensmuster bestimmen. Somit kommt der Küche die Bedeutung eines kulturalen Systems zu, mit dem jeweils bestimmte soziale Bedürfnis-Situationen bewältigt werden. Doch Essen ist beim Menschen einfach gesagt mehr als die bloße Nahrungsaufnahme: die Mahlzeit ist ein „soziales Totalphänomen“, denn die Tischkultur spiegelt das gesamte gesellschaftliche Leben wider. Es wird also nicht nur Hunger befriedigt, sondern auch soziale Bedürfnisse.
Im Folgenden wird die ‚Mahlzeit‘ als Grundeinheit und Ausgangspunkt ethnologischer Betrachtungsweise angesehen.
Kritischer Kommentar zum Text „Nahrungsforschung“ von Ulrich Tolksdorff
„Zwischen Bedürfnis (Hunger) und Befriedigung (Essen und Trinken) setzt der Mensch das ganze kulturelle System der Küche“.[1]
Während Tiere instinktiv auf Nahrungsmittelsuche gehen und dies lediglich tun, um ihren Hunger zu stillen, ist der „Mensch von klein auf bei Auswahl, Zubereitung und Aufnahme von Nahrungsmitteln auf gesellschaftliche Hilfe angewiesen, d.h. er befriedigt seine organischen Bedürfnisse fast ausschließlich mit tradierten, erlernten Methoden“.[2] Es sind also die Normen und Konventionen einer Gesellschaft, die beispielsweise bestimmen, was als Nahrungsmittel angesehen wird - und was nicht. Dies macht deutlich, dass der Mensch während seines Sozialisations- und Enkulturationsprozesses bestimmten Faktoren und Einflüssen ausgesetzt ist, welche seine Ernährungsgewohnheiten und Verhaltensmuster bestimmen. Somit kommt der Küche die Bedeutung eines kulturalen Systems zu, mit dem jeweils bestimmte soziale Bedürfnis-Situationen bewältigt werden.[3] Doch Essen ist beim Menschen einfach gesagt mehr als die bloße Nahrungsaufnahme: die Mahlzeit ist ein „soziales Totalphänomen“, denn die Tischkultur spiegelt das gesamte gesellschaftliche Leben wider. Es wird also nicht nur Hunger befriedigt, sondern auch soziale Bedürfnisse.[4]
Im Folgenden wird die ‚Mahlzeit‘ als Grundeinheit und Ausgangspunkt ethnologischer Betrachtungsweise angesehen.
G. Wiegelmann hat in Deutschland als erster auf die ‚Mahlzeit‘ als Grundeinheit der ethnologischen Nahrungsforschung hingewiesen:
„Alle ethnologisch wichtigen Aspekte der Nahrung bündeln sich in der Mahlzeit […]. Die Mahlzeit erfüllt alle Bedingungen, die man an eine Grundeinheit stellen kann: Sie ist zu allen Zeiten und in allen Sozialgruppen gleichermaßen vorhanden, sie ist in den generellen Zielen der Disziplin zugeordnet, fordert geradezu abstrahierende Betrachtung, sie bietet durch die Nähe zum Lebensrhythmus vielfache Querbezüge zu anderen Sachbereichen des Lebens und wirkt dabei für die Disziplin integrierend.“[5]
[...]
[1] Tolksdorf, Ulrich: n: Brednich, Rolf W. (Hrsg.): Grundriss der Volkskunde. Einführung in die Forschungsfelder der Europäischen Ethnologie, 1976, 67.
[2] Ebd. S. 239.
[3] Vgl. Ebd. S. 239.
[4] Vgl. Neuloh/ Teuteberg, 1976, 397.
[5] Zitiert nach Teuteberg, Hans J. / Wiegelmann, Günter: Unsere tägliche Kost. Geschichte und regionale Prägung. Studien zur Geschichte des Alltags Bd. 6, Münster 1986, S. 29 in Tolkendorf, U.: S. 140.
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- Sabrina Wehrl (Autor), 2013, Ulrich Tolksdorf "Nahrungsforschung". Ein kritischer Kommentar mit anschließender Reflexion, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269279