Al Jazeera. Die Stimme der arabischen Welt


Seminararbeit, 2013

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einführung

2. Al Jazeera – Der Sender

3. Zum Verhältnis Medien und Krieg

4. Al Jazeera – Verhalten im Krieg
4.1 . In Afghanistan und Irak
4.2 . Während dem arabischen Frühling und im Syrien-Konflikt

5. Al Jazeera und der Westen

6. Fazit

Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

"Sie versuchen die Weltmeinung in einer Weise zu beeinflussen, die günstig für sie und ungünstig für uns ist, und wir müssen alles tun, um sicherzugehen, dass die Wahrheit siegt."

Mit diesem Zitat rückte Al Jazeera zu Beginn des Afghanistan-Krieges 2001 in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Von dem Zeitpunkt an wurde der arabische Nachrichtensender so kontrovers und kritisch gesehen, wie kaum ein anderer.

Spätestens mit dem Irak-Krieg 2003, als Al Jazeera sich zunächst auf die Opferperspektive des Krieges fokussierte[1],anschließend Bilder von gefangenen und getöteten amerikanischen Soldaten zeigte, brachte der Sender Amerika in Rage.

Aber auch arabische Autoritäten gingen mit Al Jazeera immer wieder auf Konfrontationskurs, was vor allem an den berüchtigten Fernsehdebatten liegt. Oftmals werden bei diesen, in der arabischen Welt, verpönte Themen wie z.B. Frauenrechte diskutiert. Auch unterdrückte, oppositionelle Exilanten dürfen bei Al Jazeera zu Wort kommen und sorgen für hitzige Diskussionen bei seinen Rezipienten[2].

In der westlichen Welt, vor allem in Amerika, wurde Al Jazeera lange Zeit als Jihad-TV abgehandelt. In der arabischen Welt wurde Al Jazeera durch das beleuchten von kritischen Themen nicht minder verachtet und misstrauisch gesehen.

Mit diesem Image lebt Al Jazeera seit über 15 Jahren, aber selbst die schärfsten Kritiker kommen nicht umhin zu bemerken, dass der Nachrichtensender auch positive Aspekte hat. Durch authentische Kriegsberichterstattung und nicht wie bei vielen westlichen Sendern, propagandistische Nachrichten, zeigt Al Jazeera auch die „andere Seite“ von bewaffneten Konflikten.

Mit seinem tabulosen Programm, das in Medien die unter Regierungskontrolle stehen, nicht vorkommen würde, hat sich Al Jazeera um die Jahrtausendwende einen Namen gemacht[3]. Weiter hat der Sender durch seine unabhängige Berichterstattung in der arabische Politik eine neue Plattform für politische Freiheit geschaffen[4].

2. Al Jazeera – Der Sender

Al Jazeera oder Al Dschasira, was im arabischen soviel wie „Die Insel“ heißt, ist kein staatlicher Fernsehsender. Der Sender wurde von dem Emir von Katar, Scheich Hamad bin Chalifa Al Thani 1996 ins Leben gerufen. Der Sender gilt als eigenständiges, neues und unabhängiges Produkt.

In der Post-Al Jazeera Ära gab es in der arabischen Welt kaum ein Medium das frei und unabhängig berichteten konnte. Die meisten Fernsehsender, Radiostationen, und Zeitungen waren fest in der Hand der jeweiligen Regierungen und verbreiteten dementsprechend regierungstreue Nachrichten[5].

Schon von Beginn an arbeitete Al Jazeera mit der besten und aktuellsten Technik, Live-Berichterstattung und jungen, hübschen Journalistinnen.[6] Damals alles ein Novum in der arabischen Welt, das eine Menge aufgeschlossener und interessierte Rezipienten anlockte.

Mit dem Leitspruch "die Meinung und die Meinung der anderen"[7] wurde Al Jazeera berühmt. 2004, acht Jahre nach Gründung des Senders, veröffentlichte Al Jazeera einen Ethikkodex der zehn Paragraphen umfasst. Laut dem ehemaligen Generaldirektor Wadah Khanfar dient er als "Verfassung" und wird auch in journalistischen Fragen hinzugezogen[8]. Al Jazeeras Sendeformat ähnelt stark westlichen Sendern wie CNN oder BBC, die als Vorbild dienten und nach denen Al Jazeera aufgebaut wurde. Arabische Larry Kings gibt es auch bei Al Jazeera[9], die Nachrichtensprecher sind in der arabischen Welt prominente und bekannte Personen.

Im Gegensatz zu den meisten anderen arabischen Medien, die oft den jeweiligen Despoten zu Propagandazwecken missbraucht werden bzw. wurden, galt Al Jazeera lange Zeit als weitestgehend unabhängig. Gerade dies dürfte einen großen Teil des Erfolgs in und außerhalb des Emirats Katar erklären, wo Al Jazeera auch seinen Hauptsitz hat[10].

Der Sender wurde 1996 gegründet und konnte sein Fundament auf ehemalige entlassene Journalisten des gescheiterten arabischen BBC-Ablegers Orbit-TV bauen. Durch die plötzliche Schließung von Orbit-TV waren 250 erfahrene, arabischen Fernsehleute von einem Tag auf den anderen arbeitslos. Al Jazeera nahm etwa die Hälfte von ihnen unter Vertrag.

Al Jazeera sendet rund um die Uhr, ist an dem meisten Orten kostenlos zu empfangen und sendet aus einer arabischen Hauptstadt (Doha). Weitere Gründe für den Erfolg des Nachrichtensenders in der arabischen Welt sind, das Al Jazeera „News […] for Arabs by Arabs“ produziert und dabei immer aus den Augen eines Arabers sendet[11].

Al Jazeera wird allein der arabischen Welt in mehr als 50 Millionen Haushalten empfangen. Hinzu kommt außerdem, dass in der arabischen Welt die Zahl der Analphabeten immer noch sehr hoch ist und Zeitungen noch nicht die Verbreitung der westlichen Welt erreichen. Das Fernsehen ist die wichtigste Nachrichtenquelle[12].

2006 wurde ergänzend zum auf arabische sendenden Produkt Al Jazeera, der englische Nachrichtenkanal Al Jazeera English gegründet. Der Schwestersender von Al Jazeera war der erste englischsprachige Nachrichtensender in der arabischen Welt. Al Jazeera English erreicht über 190 Millionen Menschen und wird in über 100 verschiedenen Ländern empfangen.

Bei Al Jazeera wird größten Wert auf Objektivität und Unabhängigkeit gelegt, die katarische Herrscherfamilie hat laut eigenen Angaben keinen Einfluss auf den Sender, obwohl sie diesen mit beträchtlichen Mitteln finanziell unterstützen[13]. “Die Herrscherfamilie als Geldquelle bewahrt den Sender davor, kommerzieller zu werden und damit Werbekunden annehmen zu müssen"[14], so die Meinung von Nachrichtenchef Mustafa Souag.

Ursprünglich sollte sich der Sender durch Werbung, den Verkauf von Exklusiv-Beiträgen oder die Vermietung technischer Ausrüstung selbst finanzieren. Bisher ist das allerdings nicht gelungen, neben finanzieller Unterstützung durch den Emir, musst Al Jazeera Anteile an private Investoren oder auch an die Regierung verkaufen[15].

Aus Al Jazeera ist seit der Gründung ein extrem mächtiges und einflussreiches Instrument geworden, dem Sender kommt in der Modernisierung der arabischen Medienwelt eine Hauptrolle zu. So mächtig, das vermutet wird das Al Jazeera durchaus in der Lage sei die arabische öffentliche Meinung und die arabische Politik erheblich zu beeinflussen[16].

Das Image des unabhängigen, authentischen und freien Nachrichtensenders Al Jazeera begleitete den Sender berechtigterweise lange Zeit. Seit einigen Jahren werden allerdings zunehmend Stimmen von arabischen Liberalen, aber auch ehemaligen Redakteuren des Senders laut, Al Thanis politischer Einfluss auf den Sender habe zunehmend zugenommen und gefährde eine unabhängige Berichterstattung.

3. Zum Verhältnis Medien und Krieg

Um die Rolle Al Jazeeras im Informationskrieg in zu behandeln, muss zunächst die Beziehung der Medien und des Militärs allgemein zu bewaffneten Konflikten herausgearbeitet werden.

Kriegerische Auseinandersetzungen, sei es eine Invasion, wie beispielsweise die Amerikaner in Afghanistan und im Irak durchführten, Unruhen wie die Präsidentschaftswahlen im Iran, der arabische Frühling oder auch ein Bürgerkrieg wie aktuell in Syrien, sind für Nachrichtensender die Möglichkeit in einem höchst aggressiven Konkurrenzkampf ihren Marktwert zu steigern.

Glaubwürdigkeit ist die wichtigste Ware in der Kriegsberichterstattung[17]. Um sie kämpfen Regierungen, Militärs und Medien teilweise noch erbitterter, als um den Ausgang eines Krieges. Das gesteigerte öffentlichen Interesse das ein Krieg mit sich bringt, treibt die Zuschauerzahlen eines Nachrichtensenders in die Höhe und bietet zudem die Möglichkeit sich international zu profilieren. Das bedeutet allerdings auch, das Nachrichtensender hart um das knappe Gut Aufmerksamkeit[18] kämpfen müssen. Die angebotenen Nachrichten werden dabei auf die Rezipienten zugeschnitten. Sensations-Meldungen, Human Touch-Stories und Exklusivität haben oftmals Vorrang vor eigentlichen wichtigeren journalistischen Kriterien wie Objektivität, Unabhängigkeit und einer freien Berichterstattung.

In ganz anderem Verhältnis steht dabei die Verbindung des Militärs zu Medien und Kriegen. Seit dem Vietnam-Krieg stehen Militärs und Regierungen den aus Kriegen berichtenden Medien kritisch und misstrauisch gegenüber. Die ungehindert und frei filmenden Kamerateams, zeigten damals im Vietnam-Krieg, die brutale Realität und Kriegswirklichkeit und schreckten auch vor Bildern von toten amerikanischen Soldaten nicht zurück. Das führte dazu, dass die amerikanische Bevölkerung den Krieg abzulehnen begann und schließlich den Rückzug der Soldaten forderte.

Erst seit Ende der 1990er Jahre begann beim Militär ein Umdenken und Kriegsmedien wurden nicht mehr als Störfaktoren gesehen, sondern zunehmend als Kriegswaffen eingesetzt. Seither spielen perfekt geplante, medial aufbereitete und später als erfolgreich verkaufte Operationen eine wichtige Rolle in der Propaganda des Militärs.

[...]


[1] Strunz & Villinger, S.155

[2] ebd., S.160-161

[3] Schäfer, S.92

[4] http://www.welt.de/debatte/die-welt-in-worten/article13668813/Katar-geheimer-Motor-des-Arabischen-Fruehlings.html

[5] Zayani, the changing face of arab news media, S.183

[6] Saghi, S.42

[7] Jurkiewicz, S.51

[8] ebd, S.49-50

[9] Fandy, (un)civil war of words, S.129

[10] http://www.sueddeutsche.de/politik/al-dschasira-und-die-arabische-welt-beobachter-mit-einfluss-1.1048842-2

[11] Seib, S.143

[12] Miles, S.36

[13] http://alles-schallundrauch.blogspot.de/2012/01/emir-von-katar-heimlich-in-israel.html

[14] http://www.welt.de/politik/ausland/article13691112/Al-Dschasira-Sender-der-arabischen-Revolution.html

[15] Miles, S.31

[16] Zayani, muslims and the new media, S.178

[17] Kreimeier, S.315

[18] Strunz & Villinger, S.156

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Al Jazeera. Die Stimme der arabischen Welt
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg  (Institut für Kommunikationswissenschaft)
Veranstaltung
"Die Unabhängigkeit des Journalismus"
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
18
Katalognummer
V269459
ISBN (eBook)
9783656606611
ISBN (Buch)
9783656606499
Dateigröße
434 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Al Jazzera, Al-Jazeera, Kriegsberichterstattung, Krisenberichterstattung, Unabhänigkeit im Journalismus
Arbeit zitieren
Maximilian Brommer (Autor:in), 2013, Al Jazeera. Die Stimme der arabischen Welt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269459

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