Großsteingräber und Feldsteinkirchen

Über die Nutzung von Feldsteinen im Laufe der Zeit


Libro Especializado, 2014

37 Páginas


Extracto


Einleitung

Unsere Landschaft ist ein Ergebnis der letzten Eiszeit. Eine ihrer auffälligsten Hinterlassenschaften sind die vielen Steine auf den Feldern. Nicht von ungefähr spricht man auch von der „steinreichen Uckermark“. Oft sind weite Feldflächen von Steinen durchsetzt. Besonders nach starken Regenfällen, wenn die anhaftende Ackerkrume abgespült ist, heben sich die Steine gut vom Ackerboden ab. Die Feldsteine sorgen für Abwechslung in den Ackerfluren und stellen einen wichtigen Rohstoff für den Mauer-, Kirchen- oder Häuserbau dar. Wer mit offenen Augen durch unsere Landschaft geht oder fährt wird schnell erkennen, dass Natursteinbauten für die Uckermark typisch sind. Fast jedes Dorf hat eine Feldsteinkirche. Steinmauern schützten in früheren Zeiten die Städte vor Angreifern. Auch heute werden sie noch vielfältig genutzt.

Außer der zweckbestimmten Bedeutung für die Herstellung von Werkzeugen und Bauwerken übten die Feldsteine seit jeher eine starke Anziehungskraft auf uns Menschen aus. Besonders die großen Findlinge beschäftigten schon seit Urzeiten die Phantasie der Menschen, die diese als Opfer- oder Grabsteine nutzten und sie für heilig hielten.

Im Folgenden unternehmen wir eine Exkursion durch die Geschichte der Feldsteinnutzung. Wir schauen uns an, welche Bedeutung die Feldsteine in der Ur- und Frühgeschichte für die Menschen hatten und welche Werkzeuge sie benutzten. Den Großsteingräbern wird dabei ein eigenes Kapitel gewidmet. Über die Nutzung als Baumaterial im Mittelalter und in der Neuzeit kommen wir zum Abschluss auch auf die heutigen Nutzungsmöglichkeiten von Feldsteinen zu sprechen. Es wird dargestellt und an ausgewählten Beispielen illustriert, wie die Menschen im Laufe der Zeit die Verarbeitung der Feldsteine verbesserten und neue Möglichkeiten der Nutzung fanden. Da in meiner Heimat, der Uckermark schon seit Jahrtausenden Feldsteine den Menschen als Rohstoff und Baumaterial dienten, möchte ich mich bei den Beispielen vorrangig auf diese Region beziehen. Diese Arbeit erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich möchte interessierte Menschen anregen, mit offenen Augen durch die Natur zu gehen und sich an den wunderschönen Feldsteinbauten in der Uckermark zu erfreuen.

Die für die Erstellung genutzten Quellen habe ich im Literaturverzeichnis zusammengefasst. Damit möchte ich den Lesern, die sich näher mit der Materie befassen möchten, einige Anregungen geben.

Begriff und Herkunft der Feldsteine

Der Begriff Feldstein bezeichnet in der Architektur und dem Bauwesen einen Naturwerkstein und Baustoff, selten wird er auch als Synonym zu Lesestein benutzt. Feldsteine sind Lesesteine und untergeordnet auch im Tagebau (Steingruben) gewonnene Geschiebe aus eiszeitlichen Lockergesteinen Nordostdeutschlands. Feldsteine als Lesesteine sind auf Wiesen, Weiden und Äckern liegende Steine und Blöcke, die abgelesen und an den Feldrändern gesammelt oder auch abgefahren werden. In Norddeutschland sind sie durch den glazialen Transport meist gut gerundet und lassen sich in der Regel nicht schichten, sondern wurden in Feldsteinhaufen und -wällen gesammelt. In den Regionen, die mit eiszeitlichen Lockergesteinen bedeckt sind, sind die Feldsteine die einzigen Festgesteine.

Die Landschaft Norddeutschlands wurde durch die Inlandsvereisungen im Pleistozän geprägt. Es sind drei Vereisungen bekannt, die Elster-, die Saale- und die Weichseleiszeit. Vor allem die letzte und jüngste Phase der Weichseleiszeit hat das Gesicht der Landschaft in der Uckermark geprägt. Die Feldsteine sind Geschiebe, die während der Eiszeit von den Gletschern aus Skandinavien in unsere Region transportiert wurden und beim Abschmelzen der Gletscher abgelagert wurden. Der Anteil an metamorphen und magmatischen Gesteinen (z.B. Granite, Gneise, Porphyre) ist entsprechend dem Anstehenden im skandinavischen Ursprungsgebiet meist sehr hoch, Sedimentgesteine (z.B. Kalk- und Sandsteine) sind daher sehr untergeordnet vertreten. Durch Verwitterung, Erosion und durch bodenmechanische Vorgänge, aber auch durch die Bodenbearbeitung wurden und werden sie an die Erdoberfläche gebracht.

Sie sind in den eiszeitlichen Lockergesteinen jedoch nicht gleichmäßig verteilt. Man findet Feldsteine zum Beispiel häufig auf Grundmoränen oder Endmoränen. Besonders große Feldsteine bezeichnet man auch als Findlinge.

Nutzung von Feldsteinen in der Ur- und Frühgeschichte

Wie schon beschrieben sind die Form und die Oberfläche der Uckermark ein Ergebnis von Vorgängen während der pleistozänen Vereisung. Vor etwa 15000 Jahren begann mit einer deutlichen Klimaverbesserung das Abtauen des Eises und damit die Endphase der Weichseleiszeit. Zurück blieb eine vielfältig gegliederte Landschaft mit ausgedehnten Grundmoränenflächen mit häufig wechselnden Bodenarten sowie Endmoränenzüge denen sich südlich Sanderflächen anschlossen. Sehr viele See,Tümpel, Sölle und Wasserläufe, aber auch Moore und Niederungen prägen die Region. Im Allgemeine kann man sagen, dass während aller ur- und frühgeschichtlicher Besiedlungsperioden in der Uckermark günstige Bedingungen herrschten. Durch wirtschaftliche Faktoren wurden in den verschiedenen Phasen unterschiedliche Gebiete bevorzugt.Generell kann gesagt werden, dass sich die ersten Spuren von Menschen bis in das 10. Jahrtausend v.u.Z. zurückverfolgen lassen. Die ersten am Ende der Altsteinzeit (Paläolithikum) auftretenden Menschen waren spezialisierte Rentierjäger, die den zyklisch wandernden Herden in den Norden folgten. Während der kurzen Jagdsaison schlugen sie ihre Zelte in der Region auf. Die Jäger und Sammler der Altsteinzeit nutzen als Steinwerkzeuge Faustkeile, Schaber, Spitzen für Speere, Pfeile und Harpunen sowie Messer.Mit der einsetzenden Klimaerwärmung und Bewaldung sowie der damit verbundenen Zunahme der Jagdtierarten und des Wildreichtums begannen Jäger, Sammler und Fischer der Mittelsteinzeit (Mesolithikum) unsere Region fest in ihren Lebensraum einzubeziehen. Die Wohnplätze wurden periodisch zur Ausübung der saisonalen Jagd und Sammeltätigkeit aufgesucht. Es wurde sandige Stellen in unmittelbarer Wassernähe bevorzugt. Indikatoren für diese Jäger und Sammler sind Funde zahlreicher Feuersteinabschläge und -werkzeuge. Zu den charakteristischen Formen gehören oft winzige „Mikrolithen“ (Abb.1). Das sind aus kleinen Klingen hergestellte Trapeze, Dreiecke und Kreissegmente, die als Schneideeinsätze in hölzernen oder knöcheren Geräten und Waffen dienten. Auch als Pfeilspitzen fanden sie Verwendung. Weitere Geräte aus Feuerstein waren Klingen, Schaber und Kratzer sowie Kern- und Scheibenbeile.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Mikrolithe

Etwa 5000 v.u.Z. wanderten aus dem Südosten Menschen in unsere Region ein, die neue Techniken und eine neue Lebensweise mitbrachten. Diese Menschen waren keine Jäger und Sammler mehr die von dem lebten, was man erlegen, fischen oder sammeln konnte. Die Einwanderer gestalteten die Umwelt nach ihren Bedürfnissen. Sie rodeten den Wald, um z.B. Einkorn, Emmer, Gerste und Erbsen anzubauen. Außerdem hatten sie Haustiere, wie Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine. Es wurde ein Überschuss erwirtschaftet, der es den Menschen der Jungsteinzeit ermöglichte auch andere Projekte zu verwirklichen. Die Einwanderer brachten die Jungsteinzeit, das Neolithikum, nach Norddeutschland. Diese Zeit schuf die Basis für zahlreiche unserer Errungenschaften, aber auch für etliche unserer Probleme in Gesellschaft und Ökologie.

Die Menschen wurden sesshaft. Neue Formen der Gemeinschaft bildeten sich heraus. Durch Gesellschafts-, Familien- und Privateigentum an Land und Häusern veränderte sich das Zusammenleben. Neue handwerkliche Techniken, wie z.B. in der Steinverarbeitung, der Keramikherstellung und der Verwendung des Kupfers, waren Innovationen, die das Leben veränderten.

Welche Geräte aus Stein nutzten die Menschen zu dieser Zeit? Ein wichtiger Rohstoff, den die Eiszeit hinterließ war der Feuerstein, der in Norddeutschland sehr häufig vorkommt. Es ist ein sehr hartes Gestein, welches aber sehr leicht zu spalten ist. Mit etwas Geschick konnte man durch Schläge mit weicheren Steinen oder durch Druck mit einem Knochen- oder Geweihstab von Feuersteinknollen lange Klingen mit messerscharfen Kanten absplittern. Besonders gut ließ sich bergfrischer Feuerstein aus den naturgegebenen Lagerstätten bearbeiten. In Kreidelagerstätten in Polen, Dänemark, Belgien und Nordfrankreich sind Schächte und Stollen jungsteinzeitlichen Bergbaus auf Feuerstein gefunden worden. Man kann davon ausgehen, dass mit Feuerstein ein reger Handel betrieben wurde.

Im Neolithikum kam es zu erheblichen technologischen Verbesserungen bei der Herstellung von Steinwerkzeugen. Äxte und Beile spielten bei den jungsteinzeitlichen Bauern eine bedeutsame Rolle. In der Archäologie werden als „Äxte“ solche Steingeräte bezeichnet, die zur Aufnahme des Schaftes durchbohrt werden. Geräte ohne Bohrung mit „keulenartiger“ Schäftung werden als „Beile“ bezeichnet.

Beile aus Feuerstein waren die wichtigsten Werkzeuge der Bauern (Abb. 2 und 3) . Mit ihnen wurden die Wälder in Norddeutschland für landwirtschaftliche Nutzflächen gerodet und Holz als Baumaterial für die Hütten oder als Brennholz gewonnen. Feuersteinbeile konnten auch als Waffen im Nahkampf eingesetzt werden. Bei der Jagd und der Schlachtung von Haustieren wurden sie sicherlich auch verwendet. Ein echter technologischer Fortschritt war die Fähigkeit, Steine zu schleifen. Die Steinschläger des Mesolithikums konnten zwar messerscharfe Kanten schlagen, diese sind jedoch bei Beilen recht brüchig. Beim mesolithischen Kernbeil musste die abgestumpfte oder unbrauchbare Schneide durch einen präzisen Schlag von der Beilklinge abgeschlagen werden. Dadurch wurde eine neue scharfe Schneidenkante geschaffen. Mit jedem Schneidenschlag wurde das Beil dementsprechend kürzer. Durch das Schleifen konnte im Neolithikum die stumpfe oder schartige Kante nachgeschärft werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Feuersteinbeil (Heimatmuseum Fürstenwerder)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Feuersteinbeile

Beile aus Feuerstein waren die wichtigsten Werkzeuge der Bauern (Abb. 2 und 3) . Mit ihnen wurden die Wälder in Norddeutschland für landwirtschaftliche Nutzflächen gerodet und Holz als Baumaterial für die Hütten oder als Brennholz gewonnen. Feuersteinbeile konnten auch als Waffen im Nahkampf eingesetzt werden. Bei der Jagd und der Schlachtung von Haustieren wurden sie sicherlich auch verwendet. Ein echter technologischer Fortschritt war die Fähigkeit, Steine zu schleifen. Die Steinschläger des Mesolithikums konnten zwar messerscharfe Kanten zu schlagen, diese sind jedoch bei Beilen recht brüchig. Beim mesolithischen Kernbeil musste die abgestumpfte oder unbrauchbare Schneide durch einen präzisen Schlag von der Beilklinge abgeschlagen werden. Dadurch wurde eine neue scharfe Schneidenkante geschaffen. Mit jedem Schneidenschlag wurde das Beil dementsprechend kürzer. Durch das Schleifen konnte im Neolithikum die stumpfe oder schartige Kante nachgeschärft werden.

Feuerstein kann nicht gebohrt werden. Deshalb ist es nicht möglich, die Beilklinge mit einem Loch, z.B. zur Befestigung eines Schaftes, zu versehen. Kristalline und metamorphe Gesteine, in der Archäologie unter dem Begriff „Felsgesteine“ zusammengefasst, können gebohrt werden. Dadurch können Beile und Äxte mit einem Schaftloch versehen werden (Abb.4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Felsgesteinaxt mit Bohrung (Heimatmuseum Fürstenwerder)

Da beim Abschlagen keine geeigneten Kanten und Schneiden entstehen, können sie erst mit einem Schliff zu Beilen und Äxten geformt werden. Einige Äxte waren für die Bearbeitung von Holz technisch ungeeignet. Wegen ihrer aufwendigen Herstellungsweise und ihrer exklusiven Formen wurden sie als Waffen, als Streitäxte, bezeichnet. In Nord- und Mitteleuropa wurden während der gesamten Jungsteinzeit Streitäxte hergestellt und auch verwendet. In der Archäologie spricht man in Nord- und Mitteleuropa von „Streitaxtkulturen“.

Gegen Ende der Jungsteinzeit erreichten die Steinschläger höchste Kunstfertigkeit in der Herstellung von Feuersteindolchen. Neben Äxten, Beilen und Dolchen wurden natürlich noch viele Werkzeuge aus Feuerstein genutzt. Einige Beispiele sind Pfeile, Speere, Bohrer, Spinnwirtel. Nicht zu vergessen sind die Mahl- bzw. Reibesteine (Abb. 5) mit denen Getreide gemahlen wurde. Auch in den der Steinzeit folgenden Epochen (Bronzezeit, Eisenzeit) wurden Feldsteine weiterhin genutzt. Als Beispiel möchte ich hier die schon erwähnten Mahl- bzw. Reibesteine (Abb. 6) erwähnen. Man geht davon aus, dass bis weit in die Bronzezeit hinein in unserer Region noch Werkzeuge aus Stein hergestellt wurden.

Im Heimatmuseum Fürstenwerder sind einige Mahlsteine zu besichtigen. Außerdem gibt es dort bronzezeitliche Trogmühlen sowie germanische und slawische Handdrehmühlen.

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Detalles

Título
Großsteingräber und Feldsteinkirchen
Subtítulo
Über die Nutzung von Feldsteinen im Laufe der Zeit
Autor
Año
2014
Páginas
37
No. de catálogo
V269776
ISBN (Ebook)
9783656642596
ISBN (Libro)
9783656642589
Tamaño de fichero
3727 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
großsteingräber, feldsteinkirchen, über, nutzung, feldsteinen, laufe, zeit
Citar trabajo
Dipl.-Ing. Olaf Jentzsch (Autor), 2014, Großsteingräber und Feldsteinkirchen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/269776

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Título: Großsteingräber und Feldsteinkirchen



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