Für einen Vergleich von deutscher und französischer Regional- und Stadtplanung ist es zu-nächst einmal notwendig, sich mit dem gesamten System der Raumordnung bzw. mit den unterschiedlichen Strukturen von Staat und Verwaltung in beiden Staaten auseinanderzusetzen. Denn diese bestimmen, welcher politischen Ebene Raumordnungsbefugnisse zufallen.
1. Raumordnung in Frankreich und Deutschland
Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich bestehen bereits in der Staatskonstitution, d.h. auf nationaler Ebene: Deutschland ist ein Bundesstaat, Frankreich dagegen ein dezentralisierter Einheitsstaat. So fällt die Raumordnung in Deutschland in erster Linie in den Zuständigkeitsbereich der Bundesländer, in Frankreich war die Raumordnung jedoch immer vor allem eine zentralstaatliche Angelegenheit. Allerdings ist es seit der Dezentralisierungsreform 1982/83 den Regionen, Departements und Gemeinden nun ebenfalls möglich, in diesem Bereich tätig zu werden. An dieser Stelle soll auch ein kurzer Blick auf die rechtlichen Grundlagen der Raumordnung geworfen werden. So benötigt die Raumordnung in einem Bundesstaat eine verfassungs-rechtliche Grundlage, da sie die Beziehungen zwischen Bund und Ländern - und damit die verfassungsrechtlich geregelte Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern - insofern tangiert, als dass sie darauf abzielt regionale Disparitäten zwischen den Ländern abzubauen bzw. gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen. Im Einheitsstaat Frankreich spielten die rechtlichen Grundlagen von daher lange Zeit keine solch große Rolle, und als Verfassungsgebot wurde die Raumordnung sowieso nie verstanden (KISTENMACHER 1994, S.35ff). Allerdings hat die Dezentralisierungsreform auch in Frankreich zu einer Verstärkung der rechtlichen Grundlagen auf dem Gesetzeswege geführt, denn die mit der Dezentralisierung voranschreitende Übertragung von Kompetenzen auf verschiedene Gebietskörperschaften machte eine rechtliche Abgrenzung ihrer Befugnisse nötig (KISTENMACHER 1994, S.63ff, S.115). [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1. Raumordnung in Frankreich und Deutschland
- II. Stadtplanung
- 1. Einführung
- 1.1 Leitsätze in Frankreich
- 1.2 Leitsätze in Deutschland
- 2. Ebenen
- 2.1 Staat
- 2.2 Länder
- 2.3 Kommunen
- 3. Rechtliche Grundlage
- 4. Finanzierung
- 5. Akteure
- 5.1 Der Staat als Akteur
- 5.2 Die Kommune als Akteur
- 5.3 Private Akteure
- 6. Instrumente
- 6.1 Formelle Instrumente
- 6.2 Informelle Instrumente
- 7. Zusammenfassung
- III. Regionalplanung
- 1. Einordnung der Regionalplanung
- 2. Institutionen der Regionalplanung
- 3. Instrumente der Regionalplanung
- 4. Leitbilder
- 4.1 Definition „Leitbild“
- 4.2 Leitbilder der Regionalplanung in Frankreich und Deutschland am Beispiel der Regionen Languedoc-Roussillon und Heilbronn-Franken
- IV. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit vergleicht die Stadt- und Regionalplanung in Frankreich und Deutschland. Ziel ist es, die Unterschiede in Instrumenten, Institutionen und Leitbildern beider Systeme aufzuzeigen und die jeweiligen Strukturen von Staat und Verwaltung zu analysieren, die die Kompetenzverteilung in der Raumplanung beeinflussen.
- Vergleich der Raumordnungssysteme Deutschlands und Frankreichs
- Unterschiede in den politischen Ebenen und Zuständigkeiten
- Analyse der rechtlichen Grundlagen der Raumordnung in beiden Ländern
- Vergleich der Instrumente und Akteure in der Stadt- und Regionalplanung
- Untersuchung der Leitbilder und Zielsetzungen der Raumplanung
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung betont die Notwendigkeit, das System der Raumordnung und die Verwaltungsstrukturen in Deutschland und Frankreich zu vergleichen, um die Kompetenzverteilung in der Raumplanung zu verstehen. Der unterschiedliche Staatsaufbau (Bundesstaat vs. dezentralisierter Einheitsstaat) wird als zentraler Faktor hervorgehoben.
1. Raumordnung in Frankreich und Deutschland: Dieses Kapitel vergleicht die Raumordnung in Deutschland und Frankreich, wobei der unterschiedliche Staatsaufbau (Bundesstaat vs. dezentralisierter Einheitsstaat) und die daraus resultierende Kompetenzverteilung im Fokus stehen. In Deutschland obliegt die Raumordnung primär den Bundesländern, während sie in Frankreich lange Zeit eine zentralstaatliche Angelegenheit war. Die Dezentralisierungsreform von 1982/83 in Frankreich gab Regionen, Departements und Gemeinden mehr Handlungsspielraum. Der Vergleich beinhaltet auch eine Auseinandersetzung mit den rechtlichen Grundlagen der Raumordnung in beiden Systemen und deren Entwicklung. Die Einführung des "Schéma national d'aménagement et de développement du territoire" in Frankreich und die Rahmengesetzgebungskompetenz des Bundes in Deutschland werden detailliert erläutert.
II. Stadtplanung: Das Kapitel "Stadtplanung" beginnt mit einer Einführung, die die Bedeutung der Siedlungen als Kern des Lebensraums der Bevölkerung und die Notwendigkeit einer gründlichen Stadtplanung hervorhebt. Es wird der dynamische Charakter der Stadtplanung in Anbetracht von sozialen, wirtschaftlichen und demografischen Veränderungen betont. Der Bezug zur übergeordneten Raumplanung wird ebenfalls erläutert. Die folgenden Abschnitte (1.1 und 1.2) beschreiben die Leitsätze der Stadtplanung in Frankreich und Deutschland, indem sie die jeweiligen politischen Ziele und Ansätze darlegen. In Frankreich wird die Stadtpolitik unter Jospin mit ihren drei Säulen (Aufstellung von „Schémas nationaux de services publics“, Entwicklung von vertraglichen Maßnahmen und Wiederbelebung interkommunaler Beziehungen) behandelt, während im deutschen Kontext die Ziele nachhaltiger Planung im Vordergrund stehen.
2. Ebenen: Dieser Abschnitt behandelt die verschiedenen Planungsebenen, wobei der Unterschied zwischen der hierarchischen räumlichen Konkretisierung in Deutschland und dem Fehlen einer solchen Hierarchie in Frankreich hervorgehoben wird. Die Rolle des Staates in beiden Ländern wird im Detail betrachtet, mit einem Fokus auf die Dezentralisierungsreform in Frankreich und die Kompetenzverteilung im föderalen Deutschland. Die jeweiligen Verantwortlichkeiten und Handlungsspielräume von Staat, Ländern und Kommunen werden abgegrenzt.
Schlüsselwörter
Raumordnung, Stadtplanung, Regionalplanung, Frankreich, Deutschland, Bundesstaat, Einheitsstaat, Dezentralisierung, Kompetenzverteilung, rechtliche Grundlagen, Instrumente, Akteure, Leitbilder, nachhaltige Entwicklung.
FAQ: Vergleich der Stadt- und Regionalplanung in Frankreich und Deutschland
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht die Stadt- und Regionalplanung in Frankreich und Deutschland. Der Fokus liegt auf den Unterschieden in Instrumenten, Institutionen und Leitbildern beider Systeme sowie der Analyse der Strukturen von Staat und Verwaltung, welche die Kompetenzverteilung in der Raumplanung beeinflussen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Vergleich der Raumordnungssysteme Deutschlands und Frankreichs, Unterschiede in den politischen Ebenen und Zuständigkeiten, Analyse der rechtlichen Grundlagen der Raumordnung, Vergleich der Instrumente und Akteure in der Stadt- und Regionalplanung und Untersuchung der Leitbilder und Zielsetzungen der Raumplanung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur Stadtplanung und Regionalplanung sowie einen Schluss. Die Einleitung hebt die Bedeutung des Vergleichs der Raumordnungssysteme und Verwaltungsstrukturen hervor. Das Kapitel zur Stadtplanung behandelt Leitsätze, Planungsebenen, rechtliche Grundlagen, Finanzierung, Akteure und Instrumente. Das Kapitel zur Regionalplanung befasst sich mit der Einordnung, Institutionen, Instrumenten und Leitbildern am Beispiel der Regionen Languedoc-Roussillon und Heilbronn-Franken.
Welche Unterschiede in der Stadtplanung zwischen Frankreich und Deutschland werden hervorgehoben?
Die Arbeit hebt den Unterschied in der hierarchischen räumlichen Konkretisierung in Deutschland und dem Fehlen einer solchen Hierarchie in Frankreich hervor. Es werden die unterschiedlichen Leitsätze der Stadtplanung in beiden Ländern betrachtet, die französische Stadtpolitik unter Jospin mit ihren drei Säulen und die deutschen Ziele nachhaltiger Planung. Die Rolle des Staates, der Länder und Kommunen in der Planung wird ebenfalls differenziert dargestellt.
Wie werden die rechtlichen Grundlagen der Raumordnung verglichen?
Der Vergleich beinhaltet eine Auseinandersetzung mit den rechtlichen Grundlagen der Raumordnung in beiden Systemen und deren Entwicklung. Die Einführung des "Schéma national d'aménagement et de développement du territoire" in Frankreich und die Rahmengesetzgebungskompetenz des Bundes in Deutschland werden detailliert erläutert. Die Arbeit beleuchtet auch die Unterschiede im Staatsaufbau (Bundesstaat vs. dezentralisierter Einheitsstaat) und die daraus resultierende Kompetenzverteilung.
Welche Rolle spielen Leitbilder in der Regionalplanung?
Die Arbeit untersucht Leitbilder der Regionalplanung in Frankreich und Deutschland am Beispiel der Regionen Languedoc-Roussillon und Heilbronn-Franken. Es wird eine Definition von "Leitbild" gegeben und die Bedeutung dieser Leitbilder für die Planungsprozesse in beiden Ländern analysiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Raumordnung, Stadtplanung, Regionalplanung, Frankreich, Deutschland, Bundesstaat, Einheitsstaat, Dezentralisierung, Kompetenzverteilung, rechtliche Grundlagen, Instrumente, Akteure, Leitbilder, nachhaltige Entwicklung.
- Quote paper
- Silke Eggert (Author), 2002, Stadt- und Regionalplanung in Frankreich und Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27029