Für die vorliegende Arbeit sind Ernst Jüngers Schriften aus der Zeit zwischen 1919 und 1933 von Relevanz. Sie stellen seinen Beitrag zur Konservativen Revolution dar. Er widmet sich der Erörterung mehrerer schlagwortartiger Konstrukte, die seiner Meinung nach für die Entwicklung eines bestimmten neuen Menschentyps kennzeichnend sind. Besonders häufig greift er Begriffe wie „Blut“, „Frontsoldatentum“, „Nationalismus“, „Rasse“ oder „Technik“ auf und konstruiert, aufbauend auf Nietzsche und Sorel, eine neue, streckenweise noch schärfere Form des sog. heroischen Nihilismus.
Es sind im Besonderen Jüngers „persönlicher Erfolg“ während des Ersten Weltkrieges, „Nationalismus, Heimatgefühle, Patriotismus, religiöse Gefühle“, das „Preußentum“ als Konstrukt ideengeschichtlicher Überlegungen, der „Nietzscheanismus“, das „Gemeinschaftserlebnis“, das Empfinden und Leben des Krieges als „Abenteuer“, eine gewisse, in ihrer Intensität unübersehbare „Jagd-, Sport- und Duellmetaphorik“ sowie der besondere „Realismus“, mit dem er es vermag, seine Erlebnisse an der Front zu schildern, stets mit dem Ziel, eine politische Botschaft – verkleidet in einen eigentümlichen Ästhetizismus.
Ziel der Arbeit soll sein, die politische Kurzpublizistik Jüngers zwischen 1919 und 1933 anhand ausgewählter Beispiele auf drei Kernelemente seiner Schriften zu überprüfen und eventuelle Unterschiede herauszuarbeiten. Es sind dies seine Überlegungen zum sich durch den Ersten Weltkrieg im Entstehen befindenden neuen Typ eines Soldaten, dem Frontsoldaten, sein Konzept eines Neuen Menschchen, das maßgeblich Elemente des Frontsoldaten verarbeitet, sowie seine Interpretation des auf den Geschehnissen des August 1914 aufbauenden neuen Nationalismus. Wie positioniert er sich gegenüber Kaiserreich, Weimarer Republik und Nationalsozialismus, auch wenn dieser noch nicht „verstaatlicht“ ist? Auch der Frage, ob er lediglich „Seismograph“ gesellschaftlicher Zustände oder aber Agitator und Propagandist eines bestimmten Konzeptes eines Neuen Menschen in der Zeit der Weimarer Republik gewesen sei, versucht die Arbeit nachzugehen. War er Ideologiegeber der Nationalsozialisten oder zumindest der Initiator eines neuen und äußerst gefährlichen Lebensgefühls?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung
- Aufbau
- Forschungsstand
- Ernst Jünger zu Krieg und Frieden - Agitator und Apologet oder „Barometer“ und „Seismograph“
- Vom Soldat zum Krieger – Was „Der“ Krieg im Menschen bewirke
- Der Neue Mensch - Symbiose aus Frontsoldat und Arbeiter
- „Nationalismus“ vs. Nationalismus
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die politische Kurzpublizistik Ernst Jüngers zwischen 1919 und 1933, um seinen Beitrag zur Konservativen Revolution zu beleuchten. Sie untersucht, wie Jünger die gesellschaftlichen Entwicklungen des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik interpretierte und welche neuen Konzepte er für einen „Neuen Menschen“ entwickelte.
- Jüngers Konzepte zum Frontsoldaten als neuem Typ eines Soldaten
- Jüngers Vorstellung vom Neuen Menschen, einer Symbiose aus Krieger und Arbeiter
- Jüngers Interpretation des Nationalismus und seine Abgrenzung von traditionellen Formen
- Jüngers Positionierung gegenüber Kaiserreich, Weimarer Republik und Nationalsozialismus
- Die Rolle Jüngers als „Seismograph“ gesellschaftlicher Zustände oder Agitator
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung, den Aufbau und den Forschungsstand der Arbeit vor. Das zweite Kapitel widmet sich Jüngers Überlegungen zum neuen Typ des Soldaten, der durch den Ersten Weltkrieg geprägt wurde. Es beleuchtet die Merkmale des neuen „Kriegers“ und die daraus resultierende Vorstellung von einem „Neuen Menschen“.
Das dritte Kapitel befasst sich mit Jüngers Interpretation des Nationalismus. Es untersucht, wie er den neuen Nationalismus, den er zu erkennen meint, von traditionellen Formen abgrenzt. Abschließend soll die Schlussbetrachtung eine Systematisierung und Zusammenfassung der Ergebnisse liefern.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Begriffe der Arbeit sind Konservative Revolution, Ernst Jünger, „Neuer Mensch“, Frontsoldat, Nationalismus, Weimarer Republik, „Seismograph“, Agitator, heroischer Nihilismus, Nietzscheanismus und Preußentum.
- Quote paper
- M.A. Michael Kunze (Author), 2004, Ernst Jünger - Agitator oder 'Seismograph', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27030