Brechts Lyrik im Vergleich zur Dichtung Stefan Georges


Dossier / Travail, 2003

17 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis:

1. Teil EINLEITUNG

2. Teil HAUPTTEIL
2.1. Bertholt Brechts Selbstverständnis als Künstler
2.1.1. Lyrikwettbewerb
2.1.2. Rollenbestimmung des Dichters Bertholt Brecht
2.1.3. Form- und Sprachanalyse des Gedichts „der Krieg der kommen wird“
2.1.4. Interpretation und Wirkungsabsicht
2.1.5. Aussage des Gedichtes „Schlechte Zeit für Lyrik“
2.1.6. Brechts reimlose Lyrik mit unregelmäßige Rhythmen
2.2. Brechts Kritik an Stefan George
2.2.1. Aussage des Gedichts „Als ich las das sie die Schriften“
2.2.2. Stefan George
2.2.3. Sprache und Form in Stefan Georges Dichtung
2.2.4. Stefan Georges Lebensweise
2.2.5. Algabal Dichtung

3.Teil FAZIT

4. Teil Literaturverzeichnis

1. Teil EINLEITUNG

Bei der Lektüre von Bertholt Brechts Aufsätzen über Kunst und Literatur, aber auch in einem Gedicht, welches er 1933 geschrieben hat, fällt auf, dass er einen Dichter wiederholt massiv kritisiert: Stefan George.

Ziel meiner Hausarbeit ist es, das Selbstverständnis des Künstlers Bertholt Brecht herauszuarbeiten und anschließend auf dieser Basis seine Kritik an Stefan George zu beleuchten.

Zunächst werde ich, anhand von kunsttheoretischen Aufsätzen Brechts, die sich auf einen Lyrikwettbewerb im Jahre 1926 beziehen, sein Verständnis von wertvoller Lyrik darstellen.

Anschließend möchte ich sein eigenes Rollenbild als Künstler herausarbeiten.

Hierzu scheint es mir sinnvoll, ein typisches politisches Gedicht des Künstlers zunächst auf Form und Sprache zu untersuchen und anschließend seine Wirkungsabsicht, unter Zuhilfenahme eines weiteren Gedichttextes und Besprechung der verwendeten ‚freien Verse’ ,aufzuzeigen.

Auf der Basis des ersten Hauptteils, möchte ich im zweiten, Brechts bereits angeklungene Kritik an dem Lyriker Stefan George, deutlich herausstellen.

Nach Untersuchung der Aussage des o.g. Gedichts „als ich las das sie die Schriften“, in welchem Brecht Georges Dichtkunst und Lebensweise kritisiert, wende ich mich einer kurzen Vorstellung dessen Person zu und werde anschließend die beiden angesprochenen Kritikpunkte genauer untersuchen: Als erstes die Sprache und Form von Georges Gedichten und anschließend die Lebensgestaltung des Lyrikers.

.Zum Schluss möchte ich, anhand zweier Gedichtausschnitte, Georges Selbstverständnis als Künstler untermauern und kurz auf sein Spätwerk verweisen, auf welches Brecht sich in dem o.g. Gedicht bezieht.

Im letzten Teil der Arbeit scheint mir eine ausführliche Zusammenfassung hinsichtlich des letzten Abschnitts im Hauptteil redundant; ich werde mich auf das Echo der untersuchten Dichter in der Nachwelt beziehen und versuchen, daraufhin ein

( persönliches) Wertmaß, bezüglich der behandelten lyrischen Werke anzusetzen.

2. Teil HAUPTTEIL

2.1. Bertholt Brechts Selbstverständnis als Künstler

2.1.1. Lyrikwettbewerb

1926 veranstaltet die Zeitschrift „die literarische Welt“ anlässlich ihres einjährigen Bestehens ein Preisausschreiben, welches jungen Nachwuchskünstlern die Chance geben soll, zu künstlerischem Ansehen zu gelangen.

Berthold Brecht ist als Preisrichter für das literarische Genre der Lyrik berufen worden.

Es kommt zu öffentlichen Protesten als Brecht keinem der 400 jungen Lyriker den Preis für ihr Gedicht verleiht und statt dessen den nicht nominierten Verfasser eines Songs aus einem aktuellen Radsportmagazin auszeichnet, welchen er auf Grund seiner Aktualität, Schlichtheit, Singbarkeit und eines gewissen „dokumentarischen“ Wertes, für Beachtenswert hält.

Die eingesandten Gedichte hingegen, zeugen seiner Meinung nach von Weltfremdheit, Sentimentalität und Unechtheit und erfüllen in keiner Weise das maßgebliche Bewertungskriterium für sein Urteil: einen direkten Nutzen für den Leser.[1]

In einem Entwurf für einen Bericht über den Wettbewerb schreibt Brecht, er hätte das Gefühl gehabt, er müsse „diese Leute mit einem schallenden Hohngelächter empfangen“[2]. Die abschätzige Formulierung ist motiviert durch seine Feststellung, dass sich die Werke der jungen Autoren in keiner Weise positiv von denen der letzten Generation abheben. Er erkennt in ihnen vielmehr den gleichen, als bourgeoise betitelten Schreibstil.

Da sind ja wieder diese stillen, feinen, verträumten Menschen, empfindsamer

Teil einer verbrauchten Bourgeoisie mit der ich nichts zu tun haben will[3].

Als Paradebeispiele für gerühmte Lyriker der vorhergegangenen Epoche, deren rein lyrischen Werken er jeglichen Wert abspricht, nennt Brecht Rilke, Werfel und George. „Hübsche Bilder“ und „aromatische Wörter“[4] welche den Inhalt der Gedichte ausmachen, können zwar Stimmungen hervorrufen und die Genussfähigkeit und Empfindsamkeit des Rezipienten fördern[5], sie haben aber in keiner Weise einen ‚Gebrauchswert’ und werden deshalb von Brecht abqualifiziert.

2.1.2. Rollenbestimmung des Dichters Bertholt Brecht

Mit dem Begriff „Gebrauchsdichtung“ geht eine Rollenbestimmung des Lyrikers einher. Schon in der frühen Lyrik Brechts zeigt sich ein didaktischer Grundzug, der besonders deutlich in der „Hauspostille“ zu Tage tritt ( die Gedichte dieser Sammlung wurden zwischen 1916 und 1925 verfasst). Durch die schon im Untertitel erwähnte „Anleitung zum Gebrauch“ werden die verschiedenen Stadien- und Umstände des Gebrauches festgelegt. Und auch die Einteilung in Lektionen sowie die Bezeichnung der Gedichte als Kapitel, weisen die Texte als Gebrauchsgegenstände aus und stellen den Dichter als Leseführer und Kommentator vor.[6]

Diese Hauspostille ist für den Gebrauch der Leser bestimmt.

Sie soll nicht sinnlos hineingefressen werden.[7]

In der Stabilisierungsphase der Weimarer Republik ( 1924-1929 ), in deren Zeit auch der beschriebene Lyrikwettbewerb einzuordnen ist, prägen sich die Bestrebungen Brechts auf öffentliche Wirkung und Orientierung am Leser verstärkt aus.

Wie soll Kunst die Menschen bewegen, wenn sie nicht

selber von den Schicksalen der Menschen bewegt wird?[8]

Mit dieser Einstellung distanziert er sich immer deutlicher von der reinen Ausdruckslyrik, welche auf „isolierte ästhetische Eigenständigkeit pocht“[9].

1933 muss der Künstler vor den Nationalsozialisten ins dänische Exil fliehen. Die dort entstehenden „Svendborger Gedichte“ stehen unter einem Motto, welches die Verbundenheit des geflohenen Dichters zu den Menschen im Land des Krieges ausdrückt und die folgenden Gedichte als Gebrauchslyrik ausweist, indem der Aspekt der Verwendbarkeit herausstellt wird.

Geflüchtet unter das dänische Strohdach, Freunde/ Verfolg ich euren Kampf/[…]/

Verwendet, was euch erreicht davon, mit Vorsicht![10]

[...]


[1] Vgl. Bertholt Brecht: Kurzer Bericht über 4oo (vierhundert) junge Lyriker. In: Bertholt Brecht Gesammelte Werke VIII Schriften 2. Zur Literatur und Kunst, zur Politik und Gesellschaft. Hrsg. von Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1967. S. 56

[2] Bertholt, Brecht: Entwurf für einen Bericht über junge Lyriker. In: Bertholt Brecht gesammelte Werke VIII Schriften 2. Zur Literatur und Kunst, zur Politik und Gesellschaft. Hrsg. Von Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit E. Hauptmann. Suhrkamp Verlag: Frankfurt am Main 1967. S. 54

[3] B. Brecht: kurzer Bericht über 400 ( vierhundert) junge Lyriker

[4] B. Brecht: Kurzer Bericht über 400 ( vierhundert) junge Lyriker. S. 55

[5] Vgl. Bertholt Brecht: Die Lyrik als Ausdruck. In: Bertholt Brecht gesammelte Werke VIII Schriften 2. Zur Literatur und Kunst, zur Politik und Gesellschaft. Hrsg. von Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1967.S. 59

[6] Vgl. Brecht Handbuch. Band 2. Hrsg. Von Jan Knopf. J.B. Stuttgart, Weimar: Metzler Verlag 2002. S. 149- 150

[7] Bertholt Brecht: Hauspostille. In: Bertholt Brecht. Ausgewählte Werke in sechs Bänden. Band drei. Gedichte I. Hrsg. von Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1997. S. 39

[8] Bertholt Brecht: Kunst oder Politik? In: Bertholt Brecht Gesammelte Werke VIII Schriften 2. Zur Literatur und Kunst, zur Politik und Gesellschaft. Hrsg. von Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Elisabeth Hauptmann. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1967. S. 251

[9] Hans- Peter Bayerdörfer: Das gebrauchsfähige Gedicht. In: Geschichte deutscher Lyrik vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Hrsg. Von Walter Hinderer. 2. Auflage. Würzburg: Verlag Königshausen & Neumann GmbH. 2001. S. 463

[10] Bertholt Brecht: Svendborger Gedichte. In: Bertholt Brecht. Ausgewählte Werke in sechs Bänden. Band drei. Gedichte I. Hrsg. von Suhrkamp Verlag. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 1997 S.271

[11] Bertholt Brecht: Svendborger Gedichte, Der Krieg der kommen wird. S.277

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Brechts Lyrik im Vergleich zur Dichtung Stefan Georges
Université
University of Göttingen  (Deutsches Seminar)
Cours
Proseminar
Note
1,0
Auteur
Année
2003
Pages
17
N° de catalogue
V27037
ISBN (ebook)
9783638291859
ISBN (Livre)
9783638760386
Taille d'un fichier
532 KB
Langue
allemand
Annotations
Bei der Lektüre von Bertholt Brechts Aufsätzen über Kunst und Literatur, aber auch in einem Gedicht, welches er 1933 geschrieben hat, fällt auf, dass er einen Dichter wiederholt massiv kritisiert: Stefan George. Ziel meiner Hausarbeit ist es, das Selbstverständnis des Künstlers Bertholt Brecht herauszuarbeiten und anschließend auf dieser Basis seine Kritik an Stefan George zu beleuchten.
Mots clés
Brechts, Lyrik, Vergleich, Dichtung, Stefan, Georges, Proseminar
Citation du texte
David Wieblitz (Auteur), 2003, Brechts Lyrik im Vergleich zur Dichtung Stefan Georges, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27037

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