Behavioral Corporate Finance ist eine wirtschaftswissenschaftliche Disziplin, die durch empirische Erkenntnisse und Theorien aus der Wirtschaftspsychologie das Verhalten realer Marktakteure zu beschreiben versucht. Von zentraler Relevanz ist hierbei die Relaxation der Annahme rational handelnder Investoren und Manager börsennotierter Unternehmen. Bisherige Erkenntnisse des Bereichs Behavioral Corporate Finance können in zwei Ansätze unterschieden werden. Der erste Ansatz untersucht irrationales Verhalten von Managern unter der Annahme rational handelnder Investoren. Der zweite Ansatz untersucht den Einfluss irrational handelnder Investoren auf unternehmerische Entscheidungen rational handelnder Manager. Anhand dieser in der Literatur gängigen Kategorisierung der Thematik sollen auch in der vorliegenden Studienarbeit die Erkenntnisse zur Behavioral Corporate Finance vorgestellt werden.
Eine bemerkenswerte Entwicklung an den Finanzmärkten legten in den letzten 10 Jahren Unternehmen aus dem Bereich der Photovoltaik zurück. Aus diesem Sektor ist die SolarWorld AG aus Bonn ein Unternehmen, dass sich aus zwei Gründen besonders für eine Untersuchung unter Gesichtspunkten von Behavioral Corpore Finance eignet. Zum einen war das Unternehmen bis zum Jahre 2011 von einem unaufhaltsamen Wachstum geprägt, was von einer Vervielfachung des Wertes der SolarWorld-Aktie begleitet wurde. Zum Anderen wird das Unternehmen von einem Vorstandsvorsitzenden geführt, der starke Präsenz in der Öffentlichkeit zeigt. Frank Asbeck, in der Berichterstattung auch „Sonnenkönig“ genannt, steht für markige Sprüche und selbstbewusste Übernahmeankündigungen von z.B. Opel oder Bosch Solar. Aufgrund dieser Handlungen stellt sich die Frage ob Frank Asbeck bewusst Aufmerksamkeit für sein Unternehmen erweckt oder seine Aussagen und Handlungen mit Ausprägungen seiner Persönlichkeit, unter Umständen seiner Rationalität, begründet werden können. Dem schließt sich die Frage an inwiefern er durch seine Persönlichkeit unternehmerische Investitions- und Finanzierungsent-scheidungen beeinflusst werden. Weiterhin ist es von Interesse inwiefern die aktuellen Schwierigkeiten der SolarWorld AG durch das irrationale Verhalten der Investorenbedingt sein könnten. Spielen möglicherweise Fehlbewertungen der Investoren eine Rolle bei der Gestaltung der unternehmerischen Investitions- und Finanzierungspolitik?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Vorstellung der Problemstellung
- 1.2. Gang der Untersuchung
- 2. Für Behavioral Corporate Finance relevante Finanzmarktunvollkommenheiten
- 2.1. Irrationale Marktakteure
- 2.1.1. Eingeschränkte Rationalität
- 2.1.2. Übermäßiger Optimismus und übermäßiges Selbstvertrauen
- 2.1.3. Kategorisierungen
- 2.1.4. Noise
- 2.2. Begrenzte Arbitragemöglichkeiten
- 2.3. Manager mit Informationsvorteilen
- 3. Ansätze und Empirie zu Behavioral Corporate Finance
- 3.1. Der „Managerial Biases\" Ansatz
- 3.1.1. Einfluss von begrenzter Rationalität auf Investitionsentscheidungen
- 3.1.2. Einfluss von übermäßigem Selbstvertrauen und übermäßigem Optimismus auf Investitionsentscheidungen
- 3.1.3. Einfluss von begrenzter Rationalität auf Finanzierungsentscheidungen
- 3.1.4. Einfluss von übermäßigem Selbstvertrauen und übermäßigem Optimismus auf Finanzierungsentscheidungen
- 3.2. Der „Market Timing and Catering\" Ansatz
- 3.2.1. Einfluss der Irrationalität der Investoren auf unternehmerische Investitionsentscheidungen
- 3.2.2. Einfluss der Irrationalität der Investoren auf unternehmerische Finanzierungsentscheidungen
- 4. Die Schwierigkeiten der SolarWorld AG
- 4.1. Frank Asbeck
- 4.1.1. Werdegang
- 4.1.2. Selbstdarstellung
- 4.1.3. Darstellung der Person Frank Asbeck in den Medien
- 4.1.4. Berichterstattung aus dem Privatleben des Frank Asbeck
- 4.2. Die SolarWorld AG
- 4.2.1. Unternehmensprofil
- 4.2.2. Unternehmensgeschichte
- 4.2.3. Unternehmenskennzahlen
- 4.2.4. Markteinflussfaktoren für Solarmodulhersteller
- 4.2.5. Unternehmensübernahmen und Finanzierung der SolarWorld AG
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Studienarbeit befasst sich mit dem Einfluss von Behavioral Corporate Finance auf die Schwierigkeiten der SolarWorld AG. Sie untersucht die relevanten Finanzmarktunvollkommenheiten, die zu irrationalem Verhalten von Marktakteuren führen können, und analysiert verschiedene Ansätze und empirische Befunde zu Behavioral Corporate Finance. Die Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen dieser Verhaltensweisen auf Investitions- und Finanzierungsentscheidungen von Unternehmen. Im Kontext der SolarWorld AG wird die Rolle des Managements und die Bedeutung der Markteinflussfaktoren im Zusammenhang mit dem Verhalten von Investoren und der Entwicklung des Unternehmens beleuchtet.
- Behavioral Corporate Finance und seine Relevanz für die Finanzmärkte
- Irrationales Verhalten von Marktakteuren und seine Auswirkungen auf Investitions- und Finanzierungsentscheidungen
- Die Rolle des Managements im Kontext von Behavioral Corporate Finance
- Analyse der Schwierigkeiten der SolarWorld AG im Lichte von Behavioral Corporate Finance
- Markteinflussfaktoren und ihre Bedeutung für die Entwicklung von Unternehmen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Problemstellung der Studienarbeit ein und erläutert den Gang der Untersuchung. Das zweite Kapitel behandelt die relevanten Finanzmarktunvollkommenheiten, die zu irrationalem Verhalten von Marktakteuren führen können. Es wird auf die eingeschränkte Rationalität, den übermäßigen Optimismus und das übermäßige Selbstvertrauen von Investoren, sowie auf die Kategorisierung von Informationen und das Noise-Trading eingegangen. Des Weiteren werden die begrenzten Arbitragemöglichkeiten und der Einfluss von Managern mit Informationsvorteilen betrachtet. Das dritte Kapitel widmet sich verschiedenen Ansätzen und empirischen Befunden zu Behavioral Corporate Finance. Es wird der „Managerial Biases\" Ansatz vorgestellt, der die Auswirkungen von begrenzter Rationalität und übermäßigem Selbstvertrauen auf Investitions- und Finanzierungsentscheidungen untersucht. Zudem wird der „Market Timing and Catering\" Ansatz betrachtet, der den Einfluss der Irrationalität der Investoren auf unternehmerische Entscheidungen analysiert. Das vierte Kapitel analysiert die Schwierigkeiten der SolarWorld AG. Es wird der Werdegang und die Selbstdarstellung von Frank Asbeck, dem Gründer und ehemaligen CEO, untersucht. Die Darstellung der Person Frank Asbeck in den Medien und die Berichterstattung aus seinem Privatleben werden beleuchtet. Des Weiteren wird das Unternehmensprofil, die Unternehmensgeschichte, die Unternehmenskennzahlen und die Markteinflussfaktoren für Solarmodulhersteller behandelt. Schließlich werden die Unternehmensübernahmen und die Finanzierung der SolarWorld AG untersucht.
Schlüsselwörter
Behavioral Corporate Finance, Finanzmarktunvollkommenheiten, Irrationalität, eingeschränkte Rationalität, übermäßiger Optimismus, übermäßiges Selbstvertrauen, Noise-Trading, Arbitragemöglichkeiten, Informationsvorteile, Investitionsentscheidungen, Finanzierungsentscheidungen, SolarWorld AG, Frank Asbeck, Unternehmensprofil, Unternehmensgeschichte, Unternehmenskennzahlen, Markteinflussfaktoren, Unternehmensübernahmen, Finanzierung.
- Arbeit zitieren
- Simon Eckart (Autor:in), 2013, Erkenntnisse zu Behavioral Corporate Finance und die Schwierigkeiten der SolarWorld AG, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/270380