Weltausstellungen haben in ihrer fast 160-jährigen Geschichte stets mehrere Rollen gespielt. Als Bühnen des Welthandels, als Foren zur Förderung von Wissenschaft und Bautechnik und als Verkünder neuer Rohstoffe und Industrien faszinieren sie seit jeher die Massen. Darüber hinaus boten sie immer Gelegenheit zur nationalen Selbstdarstellung, dienten als Schaufenster für architektonische Gestaltung, als Vergnügungsparks aber auch als Vorläufer moderner Museen und Industriemessen. Im Hinblick auf die Architektur haben Weltausstellungen durch ihren Charakter und ihr Ausmaß einen wichtigen Beitrag zur Geschichte dieser Disziplin geleistet. Die Pavillons zeigten sich auf den nicht dauerhaften, prestigeträchtigen Ausstellungen häufig innovativ und spektakulär. Deutsche Beiträge, wie etwa der Barcelona-Pavillon von Ludwig Mies van der Rohe von 1929, die Pavillongruppe von Egon Eiermann und Sep Ruf für Brüssel 1958 oder der markante Zeltbau in Montreal 1967 von Frei Otto und Rolf Gutbrod, sind bis heute Meilensteine der modernen Architekturgeschichte.
Weltausstellungen wurden und werden von zahlreichen Nationen als Möglichkeit zur aufwendig inszenierten nationalen Repräsentation genutzt. Der Stellenwert der architektonischen Umsetzung des jeweiligen offiziellen Selbstbildes innerhalb der Gesamtkonzeption einer Ausstellungsbeteiligung wird durch den enormen Planungsaufwand und die Inszenierung der nationalen Pavillons verdeutlicht. Weltausstellungen können im Allgemeinen aber auch speziell vor dem Hintergrund des Kommunikationsinstruments Architektur als Wirtschaftskommunikation begriffen werden. Die vorliegende Arbeit über die Entwicklung der deutschen Ausstellungsarchitektur in Bezug auf die veränderten politischen Systeme ist ein Beitrag zur Auseinandersetzung mit dieser Thematik.
Ziel ist es, die Entwicklung der Weltausstellungen vorrangig aus Sicht des Kommunikationsinstruments Architektur darzustellen. Am Beispiel der deutschen Beteiligung an exemplarisch ausgewählten Weltausstellungen des 20. Jahrhunderts wird die Entwicklungsgeschichte der Ausstellungsarchitektur aufgezeigt. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach dem Stellenwert der Architektur innerhalb der nationalen Repräsentation. Vor dem Hintergrund des Wandels der politischen Systeme wird die Ausstellungsarchitektur als Instrument der Kommunikation hinsichtlich des politischen und kulturellen Selbstverständnisses des deutschen Staates abgebildet.
Inhaltsverzeichnis
- Eine Annäherung.
- Weltausstellungen als Wirtschaftskommunikation
- Deutsche Beteiligungen auf Weltausstellungen
- Deutsche Ausstellungsarchitektur im Wandel
- Brüssel 1958 und Montreal 1967
- Brüssel 1910, Barcelona 1929 und Paris 1937
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Entwicklung der deutschen Ausstellungsarchitektur auf Weltausstellungen im 20. Jahrhundert. Sie untersucht den Wandel der Architektur im Kontext der jeweiligen politischen Systeme und beleuchtet, inwieweit die Architektur als Instrument der Kommunikation diente, um das politische und kulturelle Selbstverständnis Deutschlands zu repräsentieren.
- Die Rolle der Weltausstellungen als Wirtschaftskommunikation.
- Die Entwicklung der deutschen Ausstellungsarchitektur im Wandel der politischen Systeme.
- Der Stellenwert der Architektur innerhalb der nationalen Repräsentation auf Weltausstellungen.
- Der Einfluss von politischen und kulturellen Faktoren auf die Ausstellungsarchitektur.
- Die Analyse der deutschen Ausstellungsarchitektur anhand exemplarischer Beispiele.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in das Thema Weltausstellungen und stellt ihre vielfältigen Rollen in der Geschichte heraus. Es wird auf die Bedeutung der Architektur für die Gestaltung der nationalen Repräsentation auf Weltausstellungen hingewiesen. Im zweiten Kapitel werden Weltausstellungen aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht betrachtet und als Interaktionsmodelle interpretiert. Der Fokus liegt auf der Architektur als Kommunikationsinstrument der Wirtschaftskommunikation. Das dritte Kapitel liefert einen Überblick über die Geschichte der deutschen Beteiligung an Weltausstellungen und erläutert das Engagement Deutschlands im Kontext des Topos Weltausstellung. Im vierten Kapitel werden anhand exemplarischer Beispiele die deutsche Ausstellungsarchitektur und ihre Entwicklung im Kontext der jeweiligen politischen Systeme näher untersucht.
Schlüsselwörter
Weltausstellungen, Ausstellungsarchitektur, Wirtschaftskommunikation, nationale Repräsentation, politische Systeme, Kommunikationsinstrument, deutsche Geschichte, Architekturgeschichte, Design, Moderne Architektur, Kommunikationswissenschaft.
- Arbeit zitieren
- B.A. Christian Rietz (Autor:in), 2010, Weltausstellungsarchitektur als Kommunikationsinstrument, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/270459