Für Erwachsene sind Zeichnungen von Kindern häufig faszinierend, da sich in diesen Zeichnungen die individuelle kindliche Gefühls- und Geisteswelt ausdrückt. In einer pädagogisch-wissenschaftlichen Betrachtungsweise fällt auf, dass die Zeichnungen von Kindern, die sich im selben Entwicklungsabschnitt befinden, erstaunliche Parallelen aufweisen, sodass von relativ eindeutigen Zusammenhängen zwischen Entwicklungsstand und Zeichenart und –inhalt ausgegangen werden kann.
In Anlehnung an das Werk „Aus dem Tagebuch der kleinen Kinder: Ein Blick in die Kleinkindzeichnungen“ von Helga Zumpfe können die Entwicklungsabschnitte der Kinder in drei Phasen eingeteilt werden. Dies sind die Phasen von 0 bis 2 1/3 Jahre, von 2 1/3 bis 4 2/3 Jahre sowie von 4 2/3 bis 7 Jahre. Zu jeder dieser Phasen werden in der vorliegenden Arbeit zunächst die körperlichen und seelischen Entwicklungsmerkmale verdeutlicht. Anschließend wird jeweils untersucht, wie sich diese Entwicklungsmerkmale in den Zeichnungen der Kinder widerspiegeln. Somit werden die verschiedenen Zeichnungsarten (insbesondere Kritzeleien in Phase 1, Kopffüßler in Phase 2, Entdeckung des Raumes in Phase 3) in Verbindung zur physischen und seelischen Entwicklung der Kinder gesetzt.
Zum Schluss der Arbeit soll aufgezeigt werden, welche Rolle die Erwachsenen in Bezug auf das Zeichnen von Kindern einnehmen sollen, also welche pädagogische Herangehensweise gemeinhin als empfehlenswert gilt. Zudem soll auf die Rolle der verwendeten Farben eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Entwicklungsabschnitte und ihr Ausdruck in den Bildern
2.1 Erste Phase 0- 2 1/3 Jahre
2.1.1 Körperliche und seelische Entwicklung
2.1.2 Ausdruck in den Zeichnungen
2.2 Zweite Phase 2 1/3 – 4 2/3 Jahre
2.2.1 Körperliche und seelische Entwicklung
2.2.2 Ausdruck in den Zeichnungen
2.3 Dritte Phase 4 2/3 – 7 Jahre
2.3.1 Körperliche und seelische Entwicklung
2.3.2 Ausdruck in den Zeichnungen
3. Rolle des Erwachsenen
4. Rolle der Farben
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Für Erwachsene sind Zeichnungen von Kindern häufig faszinierend, da sich in diesen Zeichnungen die individuelle kindliche Gefühls- und Geisteswelt ausdrückt. In einer pädagogisch-wissenschaftlichen Betrachtungsweise fällt auf, dass die Zeichnungen von Kindern, die sich im selben Entwicklungsabschnitt befinden, erstaunliche Parallelen aufweisen, sodass von relativ eindeutigen Zusammenhängen zwischen Entwicklungsstand und Zeichenart und –inhalt ausgegangen werden kann.
In Anlehnung an das Werk „Aus dem Tagebuch der kleinen Kinder: Ein Blick in die Kleinkindzeichnungen“ von Helga Zumpfe können die Entwicklungsabschnitte der Kinder in drei Phasen eingeteilt werden. Dies sind die Phasen von 0 bis 2 1/3 Jahre, von 2 1/3 bis 4 2/3 Jahre sowie von 4 2/3 bis 7 Jahre. Zu jeder dieser Phasen werden in der vorliegenden Arbeit zunächst die körperlichen und seelischen Entwicklungsmerkmale verdeutlicht. Anschließend wird jeweils untersucht, wie sich diese Entwicklungsmerkmale in den Zeichnungen der Kinder widerspiegeln. Somit werden die verschiedenen Zeichnungsarten (insbesondere Kritzeleien in Phase 1, Kopffüßler in Phase 2, Entdeckung des Raumes in Phase 3) in Verbindung zur physischen und seelischen Entwicklung der Kinder gesetzt.
Zum Schluss der Arbeit soll aufgezeigt werden, welche Rolle die Erwachsenen in Bezug auf das Zeichnen von Kindern einnehmen sollen, also welche pädagogische Herangehensweise gemeinhin als empfehlenswert gilt. Zudem soll auf die Rolle der verwendeten Farben eingegangen werden.
2. Entwicklungsabschnitte und ihr Ausdruck in den Bildern
2.1 Erste Phase 0- 2 1/3 Jahre
2.1.1 Körperliche und seelische Entwicklung
Bei der Geburt des Kindes ist der Kopf am meisten ausgebildet, zumal er in einem Größenverhältnis von 1 zu 4 zum übrigen Körper steht. Die Säuglingsgestalt, die bis etwa 1 ½ Jahren bestehen bleibt, ist dadurch charakterisiert, dass der Kopf die Breite des ganzen Brustkorbes hat, der Hals fast komplett fehlt und die Schulterpartie breiter als das Becken ist. In der Phase bis 2 1/3 Jahren lernt das Kind sich aufzurichten und Schritte zu setzen. Diese können als Ausdruck seiner individuellen Persönlichkeit aufgefasst werden. Zudem erlernt das Kind die Muttersprache und lebt sich damit gewissermaßen in eine bestimmte Volksmentalität ein. Darüber hinaus formt und differenziert das Kind seine Denkorgane. Diese Entwicklungsschritte finden zu einer Zeit statt, in der das Kind seinen eigenen Mittelpunkt noch nicht gefunden hat. Das Kind hat sein „Ich“ noch nicht erkannt, sondern ist vielmehr mit den Menschen und Gegenständen seiner Umwelt verbunden.[1]
In dieser Phase zeigt sich bereits die Offenheit des Kindes gegenüber seiner Umwelt. Das Kind nimmt alles aus seiner Umwelt ohne seelischen Widerstand auf und begegnet der Welt mit unbegrenztem Vertrauen. Beim Kind, das gewissermaßen in paradiesischer Unschuld lebt, stehen sämtliche Sinnesorgane offen. Durch Imitation und Nachahmung lernt das Kind Sprechen, wodurch sich die Tür zum menschlichen Geistesleben sukzessive öffnet.[2]
2.1.2 Ausdruck in den Zeichnungen
Kennzeichnend für diese Phase sind die Kritzelzeichnungen, die von den Kindern aus der unmittelbaren, willensgeführten Bewegung heraus gemalt werden. So werden die Bewegungsspuren nicht zielgerichtet gezeichnet und es erscheint, dass sie sich im Raum bewegen, das Blatt streifen und sich wieder im Raum verlieren. Die schwungvolle und willensgeführte Linie wird im dritten Lebensjahr aufgegeben und es ordnen sich die Wirbel zum geschlossenen Kreis.[3]
Die Kritzeleien drücken aus, dass das Kind im Raum schwebt und mit seiner kosmischen Umgebung vereint ist und die Erde noch nicht berührt hat. Das Kind durchforscht das Universum und probiert seine Kräfte in pendelnden Schwingungen aus, die mit den Bahnen der Planeten verglichen werden können. Das Kind unternimmt den Versuch, zur Erde hinab zu sinken und zieht sich schnell wieder zurück. Schritt für Schritt wird das Kind jedoch von den irdischen Kräften eingefangen und verliert seinen kosmisch-schwebenden Zustand im Universum. Aus der kosmischen Lebenskraft „entsteht die runde Form mit den langen Ausläufern, und von der Erde wird es durch den irdischen Willen und dessen Kraftelement durchdrungen, was sich in vielen übereinander gelegten Strichen manifestiert, in die das Kind viel Willenskraft investiert“[4].
[...]
[1] Vgl. Zumpfe, Helga: Aus dem Tagebuch der kleinen Kinder; Verlag CH. Möllmann, Borchen 2002, S.16 f
[2] Vgl. Lievegoed, Bernardus: Entwicklungsphasen des Kindes, 4. Auflage, J.CH. Mellinger Verlag, Stuttgart 1986, S.12
[3] Vgl. Zumpfe, Helga: Aus dem Tagebuch der kleinen Kinder; Verlag CH. Möllmann, Borchen 2002, S.18 ff
[4] Brochmann, Inger: Die Geheimnisse der Kinderzeichnungen; 2. Auflage, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2000, S.52
- Arbeit zitieren
- Diplom-Soziologe / PR-Berater (DPRG) Tilmann Wörner (Autor:in), 2011, Kinderzeichnungen aus Perspektive der Waldorfpädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/270523