„Vorübergehende Spannungen entstanden über die Frage des Namens
der neuen Partei. Nach mancherlei Vorschlägen fand sich schließlich die
einfachste Lösung. Man gab der neuen Partei den Namen ihres Kernsge-dankens, den Namen einer >Union<, der >Union< der christlichen und
demokratischen Gruppen, der >Union< der Stände und Berufe, der >U-
nion< der Klassen und Schichten, der >Union< aller Kreise im Geiste ei-
ner neuen allumfassenden Volkspartei.“ 1
Durch den in diesem Zitat benutzen Begriff der ‚Union’ wird das allgemeine Ziel der am 26. Juni 1945 in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) gegründeten Partei ‚Christlich-Demokratische Union Deutschlands (CDUD 2 )’ ve rdeutlicht: Die Gründungsväter wollten nicht, wie es in der Weimarer Republik üblich gewesen war, eine bestimmte Klasse oder Gruppe ansprechen, sondern stattdessen eine Volkspartei schaffen, die die Interessen der aus möglichst vielen verschiedenen Schichten stammenden Wähler vertreten sollte. Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung der CDU von ihrer Gründung 1945 bis zur Gleichschaltung 1952, um so den Transformationsprozeß zur ‚Blockpartei’ in der sowjetischen besetzten Zone zu beschreiben. Die Entstehung des Parteiensystems in der SBZ war von Beginn an am Modell der Sowjetunion ausgerichtet, obwohl diese Anpassung von der ‚Sozialistischen Einheitspartei’ (SED) erst auf ihrer II. Parteikonferenz 1952 mit der Parole vom ‚Aufbau des Sozialismus’ öffentlich proklamiert wurde. Im Gege nsatz zum Einparteiensystem der Sowjetunion existierten in der SBZ im Jahre 1945 jedoch mit der SPD (‚Sozialdemokratische Partei Deutschlands’), KPD (‚Kommunistische Partei Deutschlands’), CDU und der LDP (‚Liberal- Demokratische Partei Deutschlands’) vier formal gleichberechtigte Parteien. Bis zum Jahr 1952 hatte sich die Situation aber grundlegend geändert: Die Parteien hatten faktisch die gleiche Aufgabe wie die Massenorganisationen, die die Politik der kommunistischen Staatspartei in die Bevölkerung hineintrugen und die Führung über die Stimmung der Bürger informierten. 3 Die SED dominierte somit in ihrer Führungsrolle die verbleibenden vier Parteien CDU, LDP, NDPD (‚Nationaldemokratische Partei Deutschlands’) und DBD (‚Demokratische Bauernpartei Deutschlands’) weitgehend.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Voraussetzung - die Konzeption des Parteiensystems in der sowjetisch besetzen Zone 1945/1946
- Die Zulassung von Parteien in der SBZ 1945
- Die Einheitsfront, der "Block der antifaschistisch-demokratischen Parteien"
- Die Ost-CDU 1945/1946
- Eine neue Partei - die CDU
- Die CDU als oppositionelle Partei: Der Konflikt um die Bodenreform 1946
- Die CDU unter Jakob Kaiser 1946
- Die Wahlen in der SBZ 1946
- Der Wandel der Ost-CDU 1947-1952
- Einheitsbestrebungen
- Reichspartei CDU ?
- Nationale Repräsentation
- Der Kampf um die Unabhängigkeit
- Die Ost-CDU als Wegbereiter der SED im Westen?
- Die Absetzung Kaisers
- Die Münchener Konferenz
- Auf Konfrontationskurs
- Der Eingriff der SMAD
- Der Weg zur Blockpartei
- Einheitsbestrebungen
- Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Entwicklung der Christlich-Demokratischen Union (CDU) in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) von ihrer Gründung 1945 bis zur Gleichschaltung 1952. Ziel ist es, den Transformationsprozess der CDU zur "Blockpartei" zu beleuchten und die Rahmenbedingungen sowie das politische Vakuum jener Zeit zu berücksichtigen. Die Arbeit untersucht die Rolle der CDU im Parteiensystem der SBZ und die Reaktion der SMAD (sowjetische Militäradministration Deutschlands) auf das oppositionelle Verhalten der CDU.
- Die Konzeption des Parteiensystems in der SBZ
- Die Rolle der CDU als oppositionelle Partei
- Die Einbindung der CDU in das sozialistische Parteiensystem
- Der Einfluss der SMAD auf die Entwicklung der CDU
- Der Transformationsprozess der CDU zur "Blockpartei"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der CDU-Gründung in der SBZ 1945 dar und skizziert die Forschungsfrage nach der Transformation der Partei zur "Blockpartei". Das zweite Kapitel behandelt die Konzeption des Parteiensystems in der SBZ, beleuchtet die Zulassung von Parteien und die Entstehung der "Einheitsfront". Kapitel drei analysiert die Ost-CDU in den Jahren 1945/1946 und die Rolle der CDU als oppositionelle Partei, insbesondere im Kontext der Bodenreform. Die Entwicklung der Ost-CDU von 1947 bis 1952 steht im Mittelpunkt von Kapitel vier. Hier wird die Einbindung der Partei in das sozialistische Parteiensystem und der Kampf um die Unabhängigkeit untersucht. Kapitel fünf, die Schlußbemerkung, wird in dieser Vorschau nicht zusammengefasst.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Entwicklung der Christlich-Demokratischen Union (CDU) in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und die Transformation der Partei zur "Blockpartei". Die Hauptelemente sind das Parteiensystem in der SBZ, die Rolle der CDU als oppositionelle Partei, die Einbindung der CDU in das sozialistische Parteiensystem, der Einfluss der SMAD (sowjetische Militäradministration Deutschlands) und die Rahmenbedingungen des politischen Vakuums in der Zeit der "Stunde Null".
- Quote paper
- Andrea Becker (Author), Uwe Deutschmann (Author), 2000, Zwischen Widerstand und Kooperation: Der Weg der CDU zur "Blockpartei", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27066