Emotionserkennung über die menschliche Stimme


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2012

22 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

1. Einleitung und Fragestellung

2. Definition von Emotionen und Unterscheidung von anderen Erlebniszuständen

3. Funktionen von Emotionen

4. Der Ausdruck von Emotionen in der Stimme
4.1 Die Entstehung der menschlichen Stimme
4.2 Vokale Aspekte der nonverbalen Kommunikation in der Paralinguistik
4.3 Stimmdimensionen und Emotionen
4.4 Die Stimmhöhe als besondere Eigenschaft
4.5 Erkennen von Emotionen über die menschliche Stimme

5. Fazit

6. Kritik: Überlegungen zu weiteren Studien

Literatur

Internetquellen

Zusammenfassung

Über Veränderungen in Mimik, Gestik und Stimme können Menschen  Erlebniszustände erkennen (vgl. Ekman, 2009; Mehrabian, 1981). In den letzten Jahren zeigt sich ein wachsendes Interesse an der Erforschung der Wirkung der menschlichen Stimme (vgl. Laukka, Juslin & Bresin, 2005; Spackman, Brown & Otto, 2009).

Einleitend wird der Begriff der Emotion betrachtet. Es folgt eine Übersicht zum Forschungsfeld der Paralinguistik sowie eine Erklärung zur Physik der Stimme. Anhand von Studien werden die wesentlichen Dimensionen geschildert, die für das Erkennen von Emotionen in der menschlichen Stimme entscheidend sind.

Es folgt eine Analyse einer empirischen Untersuchung von Spackman et al. (2009), in der erforscht wurde, ob Versuchspersonen tatsächlich mit Hilfe der menschlichen Stimme Emotionen erkennen können. Abschließend werden offene Forschungsfragen des Forschungsfeldes aufgezeigt und kritische Überlegungen zu den dargestellten Studien diskutiert. Hauptkritikpunkte sind die fehlende Realitätsnähe durch den Einsatz von trainierten Sprechern und die Möglichkeit, dass die Probanden Tonaufnahmen wiederholt anhören konnten.

1.Einleitung und Fragestellung

Emotionen sind ein zentraler Bestandteil des menschlichen Alltags, sie sind für die Erlebnisqualität unseres Lebens mitverantwortlich (vgl. Ekman, 2007). In jeder Beziehung sind sie präsent, ob am Arbeitsplatz oder in einer Liebes- bzw. Freundschaftsbeziehung. Sie bestimmen maßgeblich unsere Ziele, da sie nicht von Motivation zu trennen sind. Vielmehr sind Emotionen die Folge von motivierendem Verhalten (Weiner, 1994). Laut Ulich (1994) ist „die Unterscheidung von Motiv und Emotion (…) sehr schwierig und manchmal gar nicht möglich“ (S. 20).

Der Ausdruck von Emotionen begleitet uns somit permanent in unserem Alltag, z.B. beim Lächeln, Lachen oder Weinen. Doch gibt es auch Gelegenheiten, in denen wir unsere Emotionen und Gefühle nicht unbedingt zeigen möchten, z.B. wenn wir lügen oder wenn wir unsere Nervosität bei einem Vorstellungsgespräch verschleiern wollen. In verschiedenen Studien zur Erkennung von Lügen konnte Ekman zeigen, dass es nicht immer hinreichend möglich ist, Lügen zu entlarven (vgl. Ekman, & O’Sullivan, 1991; Ekman, O’Sullivan & Frank, 1999). Können Menschen dagegen in anderen Lebenssituationen die Emotionen ihrer Mitmenschen erkennen?

Schon Darwin hatte sich mit dem Ausdruck von Emotionen auseinandergesetzt: In seinem Buch „The Expression of the Emotions in Man and Animals“, veröffentlicht zum ersten Mal im Jahre 1872, erklärt er, dass Emotionen den Gefühlsausdruck verursachen würden (Darwin, 2009). Dies bedeutet, dass körperliche Veränderungen für denjenigen oder diejenige, der oder die in einem bestimmt Moment eine bestimmte Emotion empfindet, wahrzunehmen seien. Diese Veränderungen sind in der Mimik, Gestik, Körperhaltung, Stimme und in weiteren beobachtbaren physiologischen Veränderungen (z.B. Erröten) zu spüren bzw. zu beobachten (vgl. Darwin, 2009). Viele Wissenschaftler sind auf dem Gebiet der Emotionsforschung bekannt geworden, da sie im letzten Jahrhundert eine begrenzte Anzahl von basalen Emotionen bestimmen konnten (Sokolowski, 2008). Jedoch hatte aber bereits Darwin die Suche nach interkultureller Beurteilung des Emotionsausdrucks begonnen (Darwin, 2009). Auch wenn Darwins Forschungsmethoden nicht heutigen wissenschaftlichen Kriterien entsprochen haben, haben seine Studien einen hohen heuristischen Wert und damit andere Wissenschaftler in ihren Überlegungen weitergeführt. Die meisten Studien beschränkten sich aber auf die Mimik bzw. auf den Gesichtsausdruck (vgl. Darwin, 2009; Ekman, 2007). Die Wissenschaft scheint sich allerdings in den letzten Jahren vermehrt für die Bedeutung der Stimme und der paraverbalen Kommunikation zu interessieren (siehe z.B. Bochorowski, 1999; Spackman et al., 2009).

Eine der ersten Studien über Stimme und Wirkung des Sprechers wurde 1931 durchgeführt (Herzog, 1933). Weitere Studien hierzu konnten in den letzten Jahren dank moderner Apparaturen und Computertechnologie adäquatere Ergebnisse hervorbringen, die die Komplexität des Stimmklanges genau erfassen konnten.

Ein Großteil der Untersuchungen zur Kommunikation von Emotionen über die Stimme versucht zwei zentrale Fragen zu beantworten:

1.Ist es möglich, Emotionen durch Stimme adäquat zu erkennen?
2.Welches sind die Eigenschaften in der Stimme, die Rückschlüsse auf bestimmte Emotionen erlauben?

Weiterhin wird in zahlreichen Studien untersucht, ob die Erkennung von Emotionen mit Hilfe der Stimme über die Kulturen hinweg gleichermaßen ausgeprägt ist (vgl. Spackman et al., 2009). Diese Frage soll aber nicht Gegenstand dieser Arbeit sein.

Bevor im Folgenden auf die Analyse und Ergebnisse unterschiedlicher Studien eingegangen wird, die für die Beantwortung der vorangestellten Fragen hilfreich sein können, werden die grundständigen theoretischen Begriffe zu Emotionen, Stimme und Paralinguistik erläutert.

2.Definition von Emotionen und Unterscheidung von anderen Erlebniszuständen

Das Wort Emotion wird erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts verwendet und stammt vom lateinischen Verb „emovere“ ab, das mit „sich bewegen“, „herausbewegen“ und „vertreiben“ übersetzt werden kann (vgl. Sokolowski, 2008; Weiner, 1994).

Der Begriff Emotion wird oft im Alltag anstatt von anderen Erlebniszuständen wie Gefühle, Affekte und Gefühle gebraucht (Sokolowski, 2008). Genauer definiert reden wir von Emotionen, wenn wir von längeren, aber weniger intensiven Erlebniszuständen sprechen. Sie unterscheiden sich von Stimmungen, da sie objektbezogen, d.h. immer auf etwas gerichtet sind. Stimmungen sind außerdem weniger intensiv und länger anhaltend. Gefühle drücken dagegen das subjektive Erleben einer Emotion aus. Unter Affekten werden kurze und intensive Erlebniszustände mit höherer Verhaltensnähe verstanden (Sokolowski, 2008).

3.Funktionen von Emotionen

Emotionen haben grundsätzlich drei wichtige Funktionen (vgl. Sokolowski, 2008):

- Bewertung: Der Mensch kann mit Hilfe von Emotionen, Situationen und Umweltreize bewerten, um sich in der Umwelt orientieren zu können
- Verhaltensregulation: Anhand der Bewertung einer Situation kann jeder Mensch durch das Zusammenwirken der kognitiven, affektiven, physiologischen und behavioralen Komponenten entscheiden, welche Handlung bzw. Antwort in der bestimmten Situation angemessen ist
- Kommunikation: Mitmenschen werden über die wahrgenommenen Erlebniszustände und Valenzänderungen informiert. Dies kann mittels Mimik, Gestik, Körpersprache und Stimme zum Ausdruck gebracht werden (Ekman, 2009). Wir können in diesem Fall von „Vorteilen des Lebens in der Gruppe“ sprechen (Sokolowski, 2008, S. 312).

Die Kommunikation kann aber auch innerhalb eines Organismus stattfinden: Gefühle (subjektives Erleben einer Emotion) sind gleichzeitig „Auslöser, Ausgangspunkt und Erfolgskriterium für eine erfolgreiche Emotionskontrolle“ (Sokolowski, 2008, S. 311).

Das Erkennen von Emotionen ist eine der wichtigsten Eigenschaften von emotional intelligenten Menschen und ermöglicht damit eine bessere und schnellere Orientierung in der Gemeinschaft mit der Folge, eine bessere Kommunikation gestalten und persönliche Ziele einfacher erreichen zu können (Maltby, Day & Macaskill, 2010). Obwohl der vokale Ausdruck in diesem Zusammenhang in der Vergangenheit weniger Aufmerksamkeit als der Gesichtsausdruck erhalten hat, haben Forscher in letzter Zeit mehr Interesse für Stimme und paraverbale Kommunikation gezeigt (siehe z.B. Laukka et al., 2005; Spackman et al., 2009).

4.Der Ausdruck von Emotionen in der Stimme

Unsere Sprache ist ein akustisches Signal, das viele persönliche Informationen des Sprechers enthält (Bochorowski, 1999). Viele Menschen kennen das Gefühl einer zittrigen Stimme, wenn jemand vor einem Publikum spricht oder den Ausdruck von Aggression, wenn jemand uns aus Wut anschreit.

Zusätzlich zu dieser allgemeinen Eigenschaft der menschlichen Stimme, gibt es auch eine starke persönliche Komponente, die beim Erkennen von Emotionen eine große Rolle spielt: jede Stimme ist aus physikalischen und physiologischen Gründen einzigartig und keine Stimme ist folglich wie die andere (Schürmann, 2007).

Trotz dieser Komplexität sind Sprachproduktion und Stimmwahrnehmung Facetten eines breiten Untersuchungsfeldes der Wissenschaft. Diese Untersuchungen versuchen genauer zu verstehen, wie persönliche Informationen des Sprechers (insbesondere Emotionen) durch akustische Signale unabhängig vom Inhalt zum Ausdruck gebracht werden (vgl. Bochorowski, 1999).

Im Folgenden wird die Entstehung der Stimme skizziert und in das Forschungsfeld der Paralinguistik mit ihren zentralen Definitionen und Funktionen eingeführt.

4.1 Die Entstehung der menschlichen Stimme

Die Lautgebung, die auch als Phonation bezeichnet wird, entsteht durch die periodische Öffnung und Verschließung der Stimmritze (Öffnung zwischen den Stimmbändern) bei gespannten Stimmlippenmuskeln. Die Stimmlippen bilden hierbei das obere Ende der Luftröhre. (Gobrecht, 1974). Während dieses Vorgangs strömt die Ausatemluft durch die Stimmbänder und der Stimmklang entsteht. Wir formen dann die Worte und geben dem Klang unserer Stimme durch die Öffnung des Kiefers und die Zungen- und Lippenbewegung eine Form. Auch die Zähne (Position und Größe) haben Einfluss auf den Klang, sowie z.B. die Größe der Zunge und die Aktivität der Muskel des Rachens (Deckert, 2007).

[...]

Fin de l'extrait de 22 pages

Résumé des informations

Titre
Emotionserkennung über die menschliche Stimme
Université
University of Cologne
Note
1,0
Auteur
Année
2012
Pages
22
N° de catalogue
V270799
ISBN (ebook)
9783656622635
ISBN (Livre)
9783656622567
Taille d'un fichier
495 KB
Langue
allemand
Mots clés
emotionserkennung, stimme
Citation du texte
Elena Tecchiati (Auteur), 2012, Emotionserkennung über die menschliche Stimme, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/270799

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