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Das lyrische Ich in Eichendorffs "Wärs dunkel..."

Title: Das lyrische Ich in Eichendorffs "Wärs dunkel..."

Term Paper , 2012 , 6 Pages , Grade: 2,3

Autor:in: Yannick Allgaier (Author)

German Studies - Modern German Literature
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Die Hausarbeit soll dem Leser das "lyrische Ich" anhand von Eichendorffs "Wärs dunkel..." näherbringen. Hierbei werden insbesondere Roland Barthes und Gerhard Kaiser zu Rate gezogen.

Excerpt


Das lyrische Ich

Das lyrische Ich ist die Stimme des Gedichts. Es erzählt, berichtet, erinnert sich, beschreibt, jubiliert, klagt, ist Erzähler und Protagonist zur gleichen Zeit. Eine Gedichtinterpretation ohne die Einbeziehung des lyrischen Ichs ist nahezu unmöglich, und auch nicht sinnvoll.

Leider wird das lyrische Ich jedoch allzu häufig mit dem Autor gleichgestellt. So heißt es bei Barthes, auf den ich später noch ausführlicher kommen werde: „Unsere heutige  Kultur beschränkt die Literatur tyrannisch auf den Autor, auf seine Person, seine Geschichte, seinen Geschmack, seine Leidenschaften.“

Ich möchte das lyrische Ich in diesem Werk in den Vordergrund stellen, und verschiedene Positionen dazu erläutern. Zu diesem Zwecke sei allen Bemühungen das Gedicht „Wärs dunkel...“ von Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff vorangestellt. Die Analyse desselben soll einen Einblick in die interpretatorische Bedeutung des lyrischen Ichs geben.

Bei besagtem Gedicht ist das lyrische Ich selbst, wie so oft, nicht außenstehender Erzähler, sondern mitten im Geschehen.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen zu je vier Versen. Auffallend ist, dass jede Strophe mit einem Reimschluss endet. Es handelt sich jeweils um umarmende Reime mit einem Zwischenvers ohne Reim in den ersten beiden Strophen und um einen Kreuzreim in der letzten Strophe, wobei die Schlussreime in Strophe eins und zwei jeweils die selbe Endung aufweisen, wobei es sich um die Endung -acht handelt. Ihr geht jeweils nur ein Buchstabe voraus, so dass es sich durchgehend um einsilbige Wörter handelt, derweil das Wort Nacht zwei mal vorkommt (V. 4 und 19).

Das Gedicht weist einen dreihebigen Jambus auf, der jedoch mit Daktylus- und Anapästeinschüben versetzt ist. Er wird in Vers 11 auch durch einen einzeiligen vierhebigen Jambus und in Vers fünf durch einen einzeiligen Amphibrachisvers unterbrochen. Ansonsten bleibt das Gedicht, ob die Verse gebunden sind oder nicht, durchgängig dreihebig. Es sind jedoch die Bindungen teilweise Enjambements vorangestellt. So sind zum Beispiel die Verse zwei und drei gebunden, von Vers drei zu Vers vier taucht aber ein Enjambement auf. Das selbe Phänomen taucht auch in den Zeilen sechs bis acht und zehn bis zwölf auf. Es werden an diesen Stellen drei Verse durch zwei verschiedene Bindungsarten zu einem Gefüge zusammengefasst.

Die Wortwahl des Gedichts zeugt von innerer Ruhe. Worte wie „Walde“ (V. 1/2), „Sternenmantel“ (V. 3), „Bächlein“ (V.5) oder „singen“ (V. 12) klingen weich und beruhigend, sie sind angenehm zu hören und zu lesen und stehen eigentlich im Gegensatz zur Vorstellung eines nächtlichen Waldes, der den meisten sehr unheimlich und unangenehm ist. Bei Eichendorff wird er jedoch nicht zum angsterregenden Abenteuer, sondern zum Ruhepol. Dafür spricht auch, dass das lyrische Ich darüber redet, den Wald nicht zu durchschreiten, sondern in ihm zu liegen und irgendwann zu schlafen, nachdem es „noch lange den Nachtigallen zu[gehört hat]“ (V. 7f). Der eigentliche Schlaf wird aber im Gedicht gar nicht mehr thematisiert, da es endet, als das lyrische Ich sich unter den Bäumen liegen sieht.

Anscheinend hält sich das lyrische Ich generell gerne im Wald auf. Das nächtliche „rausch[en]“ (V. 2) des Waldes ist für das lyrische Ich nicht unheimlich, wie für die meisten, sondern „sacht“ (V. 2) ein zweifelsfrei positiv, eigentlich sogar synonym für „zärtlich“ verwendetes Wort. Es mutet beinahe so an, als würde das lyrische Ich vom Walde, von den Zweigen der Bäume gestreichelt werden wollen. Dieser Eindruck wird verstärkt durch die Nacht, die das lyrische Ich im Gedicht „bedecket“ (V. 4), zudeckt. Der Leser gewinnt den Eindruck, als ob sich das lyrische Ich in ein vom Wald symbolisiertes Bett legt, und lange noch seiner, von der Nacht dargestellten Mutter in den Schlaf gesungen wird. „...ich hör noch lange den Nachtigallen zu“ (V. 7f) heißt es am Ende der zweiten Strophe, und so lässt sich das lyrische Ich von den Gesängen der Nacht einlullen. Die „Wipfel“ die über dem lyrischen Ich „schwanken“ (V. 9) wiegen es in den Schlaf und wiegen selbst hin und her, wie eine am Bett sitzende Mutter, die zu ihrem eigenen Gesang im Takt mit wiegt.

Bezogen auf die syntaktische Darstellung des Gedichts zeigt sich eine großteils recht simple Konstruktion. Eindrucksvoll zeigt sich dies an der mittig in Vers sechs stehenden rhetorischen Frage des lyrischen Ichs an sich selbst: „Ob ich schon schlafen tu?“ Die nahezu kindliche Ausdrucksweise lässt ebenfalls wieder auf das Mutter-Kind-Motiv schließen, dass sich durch das gesamte Gedicht zieht. Es ist generell recht einfach zu verstehen und wartet nur wenig mit syntaktischen Phänomenen auf, die der Laie oder Volksmund als sonderlich raffiniert bezeichnen würde. Der geneigte Leser und Literaturkenner erkennt jedoch auch die äußerste Zweckdienlichkeit der Einfachheit der Sprache in dem Gedicht.

Es finden sich aber doch auch kleine Finessen. So zum Beispiel in dem Vers „...Es klinget die ganze Nacht...“ (V. 10). Das „Es“ ist hier ein sogenanntes 'explitives Es', ein Platzhalter, der ein Subjekt ersetzen kann. In diesem Fall steht der Satzteil “die ganze Nacht“ als temporales Adverbiale. Irgendetwas, das „Es“, bezogen auf das Gesangsmotiv wohl ein Schlaflied, klingt die ganze Nacht hindurch. Gleichzeitig kann aber der Satz „die ganze Nacht klingt“ auch alleine stehen. So wird die Nacht tatsächlich personifiziert, was das Mutter-Kind-Motiv zusätzlich belegt. 

[...]

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Details

Title
Das lyrische Ich in Eichendorffs "Wärs dunkel..."
College
University of Tubingen
Course
PS I Lyrik
Grade
2,3
Author
Yannick Allgaier (Author)
Publication Year
2012
Pages
6
Catalog Number
V271319
ISBN (eBook)
9783656633006
ISBN (Book)
9783656632993
Language
German
Tags
eichendorffs wärs
Product Safety
GRIN Publishing GmbH
Quote paper
Yannick Allgaier (Author), 2012, Das lyrische Ich in Eichendorffs "Wärs dunkel...", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271319
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