Zur Notwendigkeit der Musik im Religionsunterricht der Grundschule


Trabajo Escrito, 2013

22 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Die Geschichte der Musik im Religionsunterricht - Ein Überblick
1.1 Vom Mittelalter bis zum Pietismus
1.2 Von der Aufklärung bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts
1.3 Das 20. Jahrhundert

2. Musik im heutigen Religionsunterricht der Grundschule
2.1 Warum überhaupt Musik?
2.2 Warum Musik im Religionsunterricht?
2.3 Ein Blick auf das niedersächsische Kerncurriculum

3. Fazit

4. Literaturverzeichnis

Anhang

Lied: Ihr Kinderlein kommet

Einleitung

„ Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an. “

E.T.A Hoffmann (1776-1822)

Sollte E.T.A. Hoffmann mit dieser Aussage Recht behalten, so wären alle Themen innerhalb des Religionsunterrichts, die durch Sprache nicht (kindgerecht-)erklärt werden könnten, durch Musik zu beantworten. Doch die Realität sieht anders aus. Was also, wenn nicht die gesprochene Sprache ergänzen, ist der Sinn und Zweck der Musik im Religionsunterricht? Hat diese überhaupt eine Daseinsberechtigung oder ist sie lediglich eine „nette Abwechslung“ im Methodenkatalog? Was macht die Musik im Religionsunterricht notwendig? Dieser Fragestellung soll im Verlauf der vorliegenden Arbeit nachgegangen werden.

Zu diesem Zweck soll vorerst die Geschichte der Musik im Religionsunterricht beleuchtet werden. Der Fokus soll dabei auf die Zeit vom Mittelalter bis heute gesetzt werden, um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu überschreiten. Zu den expliziten Themenkomplexen gehören dabei unter anderem Luthers Rolle, während der Reformation sowie die Musik im Religionsunterricht in Verbindung mit den Gottesdiensten der jeweiligen Zeit.

Daran anschließend soll es um die Musik im heutigen Religionsunterricht der Grundschule gehen. Dabei geht es unter anderem um die Frage: Was Musik überhaupt für den Einsatz mit Kindern prädestiniert? Diesbezüglich wird eine Studie kompakt dargestellt, die die Effekte von Musik auf Grundschulkinder untersucht hat. Die Klärung der Frage nach dem Nutzen der Musik zieht nahezu automatisch die Frage nach dem Nutzen der Musik im Religionsunterricht nach sich. Diese soll deshalb ebenfalls beantwortet werden. Dabei soll es auch um die Ziele des Einsatzes der Musik gehen. Ob es sich bei der Musik um Kirchen- und/oder Kinderlieder handeln sollte, wird ebenfalls thematisiert.

Um daraufhin einen Blick in die Vorgaben hinter einer möglichen Unterrichtspraxis zu werfen, wird das Kerncurriculum des Bundeslandes Niedersachsen für das Fach Religion auf den Einsatz von Musik hin untersucht und vorgestellt.

Abschließend soll im Fazit eine Aussage darüber getroffen werden, ob und inwiefern der Einsatz von Musik im Religionsunterricht tatsächlich notwendig ist.

1. Die Geschichte der Musik im Religionsunterricht - Ein Überblick

1.1 Vom Mittelalter bis zum Pietismus

Bereits vor dem Mittelalter spielte die Auseinandersetzung von Musik und Religion eine Rolle. Dort ging es jedoch hauptsächlich um allgemeine und nicht um schulische Verbindungen. So wurde beispielsweise schon in der Bibel König David als hervorragender Musiker beschrieben. In der Antike jedoch galten einige Musikinstrumente bereits als Gaben für die Götter und waren damit heidnische Objekte. Konkrete Belege für den Gebrauch von Musik im Religionsunterricht sind jedoch erst ab dem Mittelalter zuverlässig, weshalb jener auch erst ab diesem Zeitpunkt eine Rolle in dieser Arbeit spielen soll. Außerdem erwähnt werden sollte an dieser Stelle, dass sich der geschichtliche Rückblick auf Grund von mangelnder Informationsdichte bei der Recherche auf die Schule im Allgemeinen und weniger auf die Grundschule im Speziellen konzentriert.

Eine umfassende Darstellung von rund 500 Jahren Geschichte, die die Musik im Religionsunterricht umfasst, würde den Rahmen dieser Arbeit bei weitem sprengen. Um dies zu vermeiden, werden lediglich die wichtigsten Eckdaten und - informationen aufgezeigt, um eine Übersicht zu ermöglichen.

Im Mittelalter waren kirchliche Hymnen besonders im Sprach- und Gesangsunterricht in den Schulen präsent. Sie wurden in ersterem genutzt, um die lateinischen Liedtexte ins Deutsche zu übersetzen sowie im Gesangsunterricht, um die Schülerinnen und Schüler1 auf das Singen im Gottesdienst vorzubereiten. Die Liedtexte wurden demnach lediglich übersetzt und memoriert, nicht aber inhaltlich bearbeitet. Die Texte wurden höchstens durch die Pfarrer, während der Predigten, thematisiert, aber auch das war überaus selten.2

Als die Zeit der Reformation anbrach, war es besonders Martin Luther, der sich für das Dasein der Musik in Schule und Religionsunterricht einsetzte. Zum Thema Musik sagte er:

„ Ich liebe die Musik. […] Denn die Musik ist 1. ein Geschenk Gottes und nicht der Menschen; 2. sie macht das Gemüt froh; 3. sie verjagt den Teufel; 4. sie bereitet unschuldige Freude. Darüber vergehen Zorn, Begierden, Hochmut. Den ersten Platz nach der Theologie gebe ich der Musik. “ 3

Auch Luthers Freund und Unterstützer Philipp Melanchthon war ein Verfechter der Musik innerhalb der Schule. Beeinflusst von diesen beiden wichtigen Männern ihrer Zeit, wurde in die Stundenpläne jeweils eine Singstunde pro Tag eingefügt. Dabei ging es beim Singen der Kirchenlieder besonders um die Weitergabe der christlichen Lehre, indem man andere zum (Mit-)Singen animierte. Inhaltlich wurden die Liedtexte auch zu diesem Zeitpunkt innerhalb der Schule nicht behandelt oder gar interpretiert.4

Erst im Pietismus kam es auch zu einer methodischen Auseinandersetzung mit den Kirchenliedern. War im Vorfeld, durch Comenius inspiriert, bereits eine Aufnahme des Gesangs und der Kirchenlieder in den offiziellen Lehrplan erfolgt (1642), so wurde durch August Hermann Francke eine katechetische Auslegung der Kirchenlieder innerhalb der Schulen veranlasst (1702).5 Schünemann schreibt diesbezüglich in seinem Werk „Geschichte der Deutschen Schulmusik“:

„ Im Sinne Frankes soll die Musik zum lebendigen Christentum führen. Choräle müssen an jedem Tage mit Andacht gesungen, aber nicht hergeplappert werden […]. 6

Die Auslegung der Liedtexte befasste sich insbesondere mit den Liedern des nächsten Gottesdienstes. Da der Pietismus für die Konzentration auf das individuelle Erleben und Sein stand, war dieses auch bei der Interpretation der Lieder ausschlaggebend. Die SuS sollten aus ihnen Erkenntnisse für den individuellen Glauben und ihr Wesen erfassen. So wurden Ende des 18. Jahrhunderts erste Liederkatechismen für Schulen veröffentlicht, die besonders auf die Erbauung der SuS setzten sowie Angaben zur weiteren Bibellektüre enthielten.7 Pirner bezeichnete die Kirchenlieder dieser Zeit daher als eine Art „Lebens- und Glaubenshilfe“8 .

1.2 Von der Aufklärung bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts

Die Zeit der Aufklärung ist nahezu gespalten, was die Verwendung von Musik im Religionsunterricht betrifft. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts kommt es vorerst zu einem rapiden Abfall der Gesangsqualität in den Schulen und Kirchen. Dies reicht von nicht-erscheinen des Chors zu betrunkenen Kantoreimitgliedern.9 Die Grnde sind in der Aufklärungsbewegung selbst zu finden. Zu jenen gehörte insbesondere die durch die Industrialisierung gefestigte Meinung, dass lediglich die Dinge von Nutzen seien, die unmittelbar hilfreich fr den Staat und/oder das Individuum seien. Den einzelnen Menschen betreffend, bedeutete dies vor allen Dingen, dass nur jenes von Nutzen war, dass zum Verdienen von Geld zu gebrauchen war. Musikunterricht war in diesem Zusammenhang wenig ntzlich und auch der Religionsunterricht kämpfte um seine Daseinsberechtigung. Andere Unterrichtsfächer wurden wichtiger, nahmen mehr Zeit ein. Die Stunden fr Musik-, Gesangs- und Religionsunterricht im Stundenplan wurden reduziert. Die Kantoren der Schulen mussten nun auch andere Fächer unterrichten, somit wurde auch ihre Zeit fr Musik stark dezimiert.10

Anderseits war die Aufklärung auch die Zeit von Jean-Jacques Rousseau. Seine Auffassung von einer nötigen Kindgemäßheit der Pädagogik fhrte zu einer regelrechten Verbannung von alten Kirchenliedern. Deren Texte waren in seinen Augen zu umfangreich und unverständlich fr Kinder. Die Folge war ein großes Aufkommen an neuen christlichen Kinderliedern. Auch das sonst so gepriesene Memorieren der Liedtexte erfuhr einen Umbruch und katechetische Methoden wurden vermehrt angewandt. Gegensätzlich zu dieser Entwicklung, denn es verlangte das Auswendiglernen der Lieder, stand nach wie vor bei den Zielen im Einsatz von Musik im Religionsunterricht der Gottesdienst und das dortige Singen an erster Stelle.11

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert wurde die Musikdidaktik erstmals professionalisiert. Im Zuge dessen kam es zwar zu einer besseren Musikausbildung fr Lehrer und erstmals zu Lehrplänen fr den Gesangsunterricht, dennoch hing die Praxis der aufstrebenden Theorie hinterher. Die Qualität der Musik im Unterricht besserte sich nicht merklich. Trotzdem nahm die Bedeutung der Musik fr den Menschen, durch einflussreiche Gestalten wie Wilhelm Humboldt zu. Durch die Neuordnung der deutschen Länder und den daraus folgenden Aufbruch der konfessionellen Geschlossenheit, kam es zu einer Zusammenfhrung von evangelischem und katholischem Religionsunterricht. Innerhalb des neuen Religionsunterrichts gab es zwei verschiedene Strömungen.12

Auf der einen Seite gab es eine aufklärerisch-pädagogische Richtung, die fr eine sittlich-religiöse Erziehung stand. Einer ihrer prominentesten Vertreter war Adolph Diesterweg. Er gilt bis heute als Symbolfigur der Lehrerbewegung dieser Zeit. Diesterweg setzte sich fr eine klare Trennung von Kirche und Schule ein und dementsprechend auch fr einen rein vom Staat kontrollierten Religionsunterricht. Im Zuge dessen beurteilte er auch Kirchenlieder negativ, weil „die Lieder einerseits meist alt und unverständlich, andererseits oft zu sehr konfessionell-dogmatisch geprägt seien.“13 Doch auch Diesterweg war nicht gegen eine komplette Ausschließlung der Kirchenlieder aus dem Religionsunterricht. Er forderte weniger Dominanz der Lieder und demnach eine Einfgung derer in die Lesebcher, anstatt einem Vorhandensein in eigenen Liederbchern und außerdem eine Kindgemäßheit der Texte.14

Dem entgegen stellte sich die kirchlich-konfessionelle Richtung. Sie lehnte den methodischen Aspekt der Katechetik ab und forderte inhaltliches arbeiten. Die Kirche stellte sich auf ihre Seite und sah Kirchenlieder im Religionsunterricht als Hilfe bei der berwindung der Aufklärung. Ein prominenter Vertreter dieser Richtung war Karl Bormann. Er äußerte sich zur Thematik wie folgt:

„ Indem die Schule dem Kinde eine Anzahl von Kernliedern der evangelischen Kirche aneignet, macht sie es nicht nur geschickt zu einer gesegneten Teilnahme an demöffentlichen Gottesdienst, sondern sie macht es auch bekannt mit den edelsten Erzeugnissen deutscher Dichtkunst, fhrt es ein in das Verständni ß [sic!] derselben, und macht sie ihm zu einem Eigenthum [sic!], das zu jeder Zeit und an jedem Ort zur Verwendung und Verwerthung [sic!] in Bereitschaft ist, und je länger man es braucht um desto lieber wird. “ 15

Demnach schloss sich Bormann auch der künstlerischen Seite dieser Zeit an, die das Singen von Liedern als Ausdruck und Förderung der Gefühle ansah.

Innerhalb der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es durch die sehr angesehenen Werke von beispielsweise Richard Wagner oder Gustav Mahler zu einem enormen Aufschwung im bürgerlichen Musik(er)leben.16 Die Qualität der Musik innerhalb der Schule erfuhr im Zuge dessen zwar einen Anstieg an Popularität, blieb jedoch weiterhin wenig bewundernswert.

1.3 Das 20. Jahrhundert

Um der weiteren Entwicklung der Verwendung von Musik im Religionsunterricht folgen zu können, sind besonders die historischen Ereignisse der nächsten Jahrzehnte ausschlaggebend und deren Einfluss auf das religiöse Selbstverständnis von Kirche und Gläubigen. Aus diesem Grund soll im Folgenden ein verstärkter Blick auf diese Hintergründe geworfen werden.

Der Beginn des 20. Jahrhunderts war durch stark subjektives Denken geprägt. Die Psychologie befand sich mit Persönlichkeiten wie Sigmund Freund auf einem ihrer Höhepunkte und sowohl Kunst, als auch Religion wurden als Ausdruck des Irrationalen gefeiert. Die Reformpädagogik zwang den Religionsunterricht zur Neuorientierung und durch Darwin kam es zudem zu einer starken Entkirchlichung. Ein liberales Theologieverständnis breitete sich daraufhin aus und es kam zu einer Neuinterpretation der Theologie:

„ Die Unterwerfung der Natur sowie die sittliche Vervollkommnung des Menschen werden als göttliche Bestimmung und christlicher Auftrag des Menschen begriffen und auf diese Weise theologisch fundiert. “ 17

[...]


1 Im Folgenden als SuS bezeichnet.

2 Vgl. Priner (1999), S.57.

3 Luther (1964), S.696.

4 Vgl. Priner (1999), S.57-60.

5 Vgl. A.a.O., S.60-61.

6 Schünemann (1968), S.246.

7 Vgl. Pirner (1999), S.61-65.

8 A.a.O., S.65.

9 Vgl. Schnemann (1968), S.229.

10 Vgl. Pirner (1999), S.82-83.

11 Vgl. A.a.O., S.117-120.

12 Vgl. Pirner (1999), S.150-175.

13 A.a.O., S.189.

14 Vgl. A.a.O., S.189-192.

15 Bormann (1872), S.137.

16 Vgl. Pirner (1999), S.229.

17 A.a.O., S.291.

Final del extracto de 22 páginas

Detalles

Título
Zur Notwendigkeit der Musik im Religionsunterricht der Grundschule
Universidad
University of Osnabrück  (Evangelische Theologie)
Calificación
1,3
Autor
Año
2013
Páginas
22
No. de catálogo
V271329
ISBN (Ebook)
9783656631309
ISBN (Libro)
9783656631279
Tamaño de fichero
474 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
notwendigkeit, musik, religionsunterricht, grundschule
Citar trabajo
Marlen Rossol (Autor), 2013, Zur Notwendigkeit der Musik im Religionsunterricht der Grundschule, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271329

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