Diese Arbeit beschäftigt sich im Besonderen mit der Konzeption des Weiblichen in Goethes Torquato Tasso, weshalb einer umfassenden Klärung von biografischen und stofflichen Hintergründen kaum mehr Platz eingeräumt werden kann, als für das Verständnis der geschlechterkonzeptionellen Besonderheiten unbedingt nötig. Im Grunde sollen die Eigenschaften des statuarischen Frauenbilds im Text sichtbar gemacht werden.
Das 1790 erschienene Werk zog bereits zu Lebzeiten Goethes große Aufmerk-samkeit auf sich, was nicht zuletzt die zahlreichen Aufsätze und Stellungnahmen von namhaften Zeitgenossen Goethes eindrucksvoll belegen können . Viele dieser Schriften ließen den Aspekt des Weiblichen noch weitgehend außer Acht und legten den Fokus eher auf das Geniedasein des Dichters Tasso. Grundsätzlich wird in den Aufsätzen der Zeit zumeist der sensible Dichter thematisiert, obwohl die statuarische Körperkonzeption durchaus einen Platz im allgemeinen Diskurs der Zeit eingenommen haben dürfte. Immerhin macht Goethe selbst in seinen Briefen und autobiografischen Schriften nicht unbedingt ein Geheimnis aus seiner Bewunderung für die Person Winckelmanns, dessen Statuenbeschreibungen überregional bekannt waren und durchaus großen Einfluss nahmen.
Bei der Recherche für diese Arbeit wurde sehr schnell klar, dass es zwar Unmengen an Literatur zu Torquato Tasso gibt, allerdings wird kaum und wenn, dann nur oberflächlich und am äußersten Rande, der Aspekt des Weiblichen bzw. die Kodierung des statuarischen Frauenbildes thematisiert. Deshalb muss sehr genau am Primärtext selbst gearbeitet und argumentiert werden, um zu nachvollziehbaren Erkenntnissen zu kommen.
Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen also – der Thematik entsprechend – die weiblichen Figuren, vor allem jedoch die Figur der Prinzessin. Dabei sollen auch die einen oder anderen Vergleiche mit Leonore Sanvitale und den männlichen Figuren gezogen werden, um etwaige Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Für eine anschauliche Darstellung der Konzeption des Frauenbildes sollen – soweit dies möglich ist – Fremd- und Selbstbild einander gegenübergestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
- VORBEMERKUNG
- ANNÄHERUNGEN
- Personal
- Das facettenreiche 18. Jahrhundert: die Darstellung des weiblichen Körpers in der Literatur
- KONZEPTION DES WEIBLICHEN IM TEXT
- Der weibliche Ruhepol
- Körperliche Ruhe und Immobilität
- Didaktischer Aspekt des Weiblichen
- Die Frau als Mittelpunkt der Kunst
- GEGENÜBERSTELLUNG PRINZESSIN – TASSO
- DEUTUNG
- Die Statue, die nicht wirken kann
- Ein Ende, das eigentlich keines ist
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit analysiert Goethes "Torquato Tasso" mit dem Fokus auf die Konzeption des Weiblichen. Die Arbeit befasst sich vor allem mit der statuarischen Darstellung des Frauenbildes im Text und untersucht die Bedeutung der weiblichen Figuren, insbesondere der Prinzessin, für die gesamte Dramenhandlung.
- Die statuarische Darstellung des weiblichen Körpers in Goethes "Torquato Tasso"
- Die Rolle der Prinzessin als Gegenpol zur männlichen Dynamik
- Die Verbindung von Körperlichkeit und Geist im weiblichen Bild
- Der Einfluss des 18. Jahrhunderts auf die Darstellung des Weiblichen in der Literatur
- Die Bedeutung von Platonischer Liebe und die Rolle des Intellekts in der Beziehung zwischen den Figuren
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit widmet sich der Einführung in das Thema und den Kontext der Untersuchung. Es werden die zentralen Aspekte der Arbeit erläutert und die Forschungslücke im Hinblick auf die statuarische Darstellung des Frauenbildes in "Torquato Tasso" hervorgehoben. Das zweite Kapitel befasst sich mit den wichtigsten Figuren in Goethes Schauspiel und stellt die Figuren vor, die in den weiteren Analysen eine wichtige Rolle spielen werden. Neben der Darstellung der Charaktere wird auch die historische Einordnung der Figuren im Hinblick auf ihre Vorbilder diskutiert. Im dritten Kapitel analysiert die Arbeit die Konzeption des Weiblichen in "Torquato Tasso". Es wird gezeigt, wie Goethe den weiblichen Körper durch Statuarität und Ruhe darstellt, und wie diese Konzeption mit dem geistigen und moralischen Wert des Weiblichen verbunden ist. Das vierte Kapitel setzt sich mit der Gegenüberstellung von Prinzessin und Tasso auseinander. Es wird untersucht, wie die beiden Figuren in ihrer Beziehung miteinander interagieren und welche Rolle das statuarische Frauenbild in dieser Beziehung spielt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen "Torquato Tasso", "Goethe", "weibliche Körper", "statuarische Darstellung", "Konzeption des Weiblichen", "Prinzessin", "Platonische Liebe", "Literatur des 18. Jahrhunderts" und "Geschlechterkonzeption".
- Citation du texte
- Christoph Lederhilger (Auteur), 2013, Die Statue. Entschlüsselung der Konzeption des Weiblichen in Goethes 'Torquato Tasso', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271359