Reiseberichte zählen sicherlich mit zu den interessantesten, jedoch auch mitunter problematischen, Quellen des Mittelalters. Reisen in weit entfernte Länder oder gar zu anderen Kontinente war lediglich einem kleinen, erlesenen Personenkreis der europäischen Bevölkerung vorbehalten.
Entsprechend großen Anklang fanden die Berichte derjenigen, die von fernen Länder und Kulturen aus eigenen Erfahrungen berichten konnten. Sie waren nicht nur beim einfachen Volk beliebt, das niemals selbst auch nur ähnlich exotisches wie die Küsten Asiens oder Afrikas mit eigenen Augen gesehen hatte, oder jemals sehen würde. Auch in den europäischen Herrscherhäusern waren Fernreisende und ihre Berichte gern gesehene Gäste. Neben der bloßen Unterhaltungsfunktion, die diese Erzählungen erfüllten, spielten jedoch auch wirtschaftliche und später auch kolonial-politische Interessen eine Rolle.
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Zu dieser Gruppe ist sicherlich auch Ludovico de Varthema zu zählen, dessen „Reisen im Orient“ eine der beiden im Folgenden näher zu untersuchenden Reiseberichtsquellen aus dem frühen 16. Jahrhundert darstellt. Wie Folker Reichert in seinem Vorwort der von ihm angefertigten Übersetzung aus dem Jahr 1996 bereits erläutert, gibt es zahlreiche
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Die zweite Quellengrundlage stellt ein Reisebericht des portugiesischen Apothekers Tomé Pires dar, welcher seine Erlebnisse und Eindrücke, die er während seines Aufenthaltes von 1512-1515 entlang der Malabarküste bis hin zu den südostasiatischen Inseln gesammelt hatte, beschreibt.
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Insbesondere die stark wirtschaftlich geprägten Interessen der Portugiesen könnten zu Bündnissen mit den hinduistischen Herrschern geführt haben, die ebenso darauf bedacht gewesen sein dürften, die Vormachtstellung der muslimischen Händler im südasiatischen Raum zu brechen. Doch auch Interessenkonflikte mit den vermeintlichen Bündnispartnern im Hinblick auf koloniale Bestrebungen der portugiesischen Krone dürften im Fokus der Reisenden gestanden haben.
Weiterhin stellt sich die Frage, welche konkreten Kriegshandlungen beide Autoren in ihren Berichten beschreiben und welche Wirkung sie damit bei ihrem Zielpublikum zu erzielen erhofften, bzw. welchem Zweck ihre Beschreibungen dienten.
In diesem Zusammenhang wird auch zu erläutern sein, welche Besonderheiten der Kriegsführung Südasien im beginnenden 16. Jahrhundert bot, bzw. welche Unterschiede zur Kriegsführung in Europa den Autoren auffielen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Politische Akteure und bestehende Konflikte zu Beginn des 16.Jahrhunderts im südasiatischen Raum
- Zusammensetzung der Armeen und Besonderheiten der Kriegsführung in Südasien
- Interessenkonflikte der Portugiesen mit regionalen Machthabern in Südasien
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text analysiert die kriegerischen Auseinandersetzungen in Südasien, wie sie in den Reiseberichten von Ludovico de Varthema und Tomé Pires aus dem frühen 16. Jahrhundert dokumentiert werden. Der Fokus liegt auf der Darstellung der politischen Akteure, der Konfliktursachen und der Besonderheiten der Kriegsführung in dieser Zeit.
- Politische Landschaft und Konflikte in Südasien zu Beginn des 16. Jahrhunderts
- Zusammensetzung und Organisation der Armeen in Südasien
- Interessenkonflikte der Portugiesen mit lokalen Mächten
- Bedeutung und Auswirkungen der kriegerischen Auseinandersetzungen auf die Region
- Die Perspektive der Reiseberichte als Quelle für die Erforschung von Krieg und Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt Reiseberichte des Mittelalters als problematische, aber dennoch interessante Quellen vor. Sie skizziert den Hintergrund der Reisen, die Motive der Reisenden und die Relevanz ihrer Berichte für die europäische Gesellschaft. De Varthema und Tomé Pires werden als Schlüsselfiguren vorgestellt und ihre Reiseziele sowie ihre Reiseberichte im Kontext der Zeit erläutert. Die Einleitung hebt die unterschiedlichen Schwerpunkte der beiden Autoren hervor und stellt die Forschungsfragen der Arbeit vor.
Politische Akteure und bestehende Konflikte zu Beginn des 16.Jahrhunderts im südasiatischen Raum
Dieses Kapitel beleuchtet die politische Landschaft des südasiatischen Raums zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Es beschreibt die verschiedenen Königreiche, ihre religiösen Prägungen (hinduistisch und muslimisch) sowie die bestehenden Spannungen und Konflikte. Die Rolle der Portugiesen im Kontext der regionalen Machtkämpfe wird erläutert, insbesondere ihr Interesse am Gewürzhandel und ihre Suche nach Bündnispartnern.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter des Textes umfassen Südasien, Indien, Reiseberichte, Ludovico de Varthema, Tomé Pires, 16. Jahrhundert, Krieg, Kriegsführung, politische Konflikte, Interessenkonflikte, Portugiesen, Hinduismus, Islam, Handel, Gewürze, Kolonialismus.
- Arbeit zitieren
- René Feldvoß (Autor:in), 2013, Kriegerische Auseinandersetzungen in Südasien (Indien). Untersuchung der Reiseberichte von Ludovico de Varthema und Tomé Pires, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271381