Partizipation von Kindern in Kitas

Auseinandersetzung mit einem fiktiven Negativbeispiel


Dossier / Travail, 2014

14 Pages

Susanne Siegl (Auteur)


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Partizipation von Kindern – eine Herleitung
2.1 Legitimation durch SGB und Orientierungsplan
2.2 Legitimation durch Bildungsprozesse

3. Partizipation von Kindern - Ein Elternbrief überprüft mit ausgewählter Fachliteratur

4. Fazit

Quellenverzeichnis

Internetquellen

1. Einleitung

Wenn Kinder „im Sinne von Partizipation“ in einem bestimmten Zeitraum selbst entscheiden dürfen, ob und wann sie rausgehen, sich bei der Erzieherin nur noch ab- und wieder rückmelden müssen – ist das die Umsetzung von „Partizipation von Kindern“ in Kindertagesstätten[1] ?! Ist es das was der 22. Paragraph des Sozialgesetzbuches[2] mit „Förderung der Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“ (SGB VIII § 22) meint? Weswegen ist Partizipation von Kindern damit verbunden? Alles nur wegen den Gesetzen – oder was lernen Kinder wenn sie „partizipiert“ werden? Welche Vorstellung von Partizipation von Kindern steckt hinter diesem Umsetzungsbeispiel und wie steht aktuelle Fachliteratur dazu? Diese Fragen werden behandelt.

Der Verständlichkeit wegen, werden hier die Begriffe „Partizipation“, „Bildung“ und „Wissen“ im Zusammenhang mit diesem Thema erläutert.

Das Wort „Partizipation“ übersetze ich mit „Teilhabe“, „Teilnahme“ (lat.: „pars“ Teil, „-cipere“ nehmen, sich geben lassen“). Partizipation ist eine Bedingung von Demokratie und lebt von Verantwortungsfähigkeit und Verantwortungsübernahme (vgl. Prote 2007, S. 262). Rückschließend wird Partizipation von Kindern als Kern vom „Demokratie-lernen“ gesehen (vgl. Prote 2007, S. 262). In dieser Arbeit verlangt sie „demokratische Beteiligung der Kinder“ (Knauer 2011, S. 7), um „Demokratie zu lernen“ (ebd., S. 7), mit dem Ziel eigenverantwortliches, gemeinschaftliches Denken und Handeln zu fördern. Partizipation von Kindern verlangt eine kontinuierliche Einbeziehung von Kindern in Entscheidungen bei denen sie, ihre Gruppe, ihr Kitaalltag oder ihr Umfeld betroffen sind. (vgl. Prote 2007, S. 263) Mit den „ungleichen Machtverhältnis[sen] in pädagogischen Beziehungen“ (vgl. Knauer 2010, S. 24, Hinzufügung: S.S.) wird ganz verschieden umgegangen.

Partizipation von Kindern ist Bildung? Welches Wissen wird vermittelt? In dieser Arbeit sind die Begriffe Bildung (in Bildungsprozessen) und (vermitteltes) Wissen besonders zu definieren. Bildung geschieht nicht durch klassische Wissensvermittlung; nicht nach dem Schema: Eine Frage – eine Antwort zum (Auswendig-)Lernen. Sondern Bildungsprozesse werden hier als vorhanden gesehen, wenn der sich bildende Mensch zum Nachdenken kommt, seine bisherige Haltung zur Welt und sich neu überdenkt, als unvollständig erkennt und versucht dieses neu zu konstruieren. Bildungsprozesse solcher Art entstehen bei aktiver Beteiligung, was wieder auf die Verbindung von Bildung und Partizipation hinweist. Ist dies der Grund, dass Partizipation von Kindern Einzug in die Kitas hält?

2. Partizipation von Kindern – eine Herleitung

Ein „häufig verdrängtes Thema“ überschreibt Knauer seinen Artikel „Zum Umgang mit Macht in Kitas“. Sich bewusst zu machen, welche und wie viel Macht in Kitas auf Seiten der pädagogischen Angestellten liegt, verlangt die Bereitschaft, dies zu reflektieren. Dieser erste Schritt, sich der Macht bewusst zu sein und reflektiert einzusetzen ist der Anfang von demokratischer Beteiligung von Kindern in Kitas. Die Frage „Muss das sein?“ kann mit Ableitungen aus dem SGB VIII und dem Orientierungsplan klar beantwortet werden.

2.1 Legitimation durch SGB und Orientierungsplan

Förderung der „Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit“ (SGB VIII §22) ist das oberste Ziel des §22 SGB VIII. „Partizipation hat zum Ziel, dass Menschen eigenverantwortlich und gemeinschaftlich denken und handeln.“ (Schweitzer 2010, S. 40) Schon daher kann Partizipation von Kindern als methodische Umsetzung dieses Gesetzes gesehen werden. Gesetzlich konkretisiert wurde die Forderung der Beteiligung von Kindern 2012 mit §45:

„(2) Die [Betriebs-]Erlaubnis [für eine Kita] ist zu erteilen, wenn das Wohl der Kinder und Jugendlichen in der Einrichtung gewährleistet ist. Dies ist in der Regel anzunehmen, wenn [...] (3.) zur Sicherung der Rechte von Kindern und Jugendlichen in der Einrichtung geeignete Verfahren der Beteiligung sowie der Möglichkeit der Beschwerde in persönlichen Angelegenheiten Anwendung finden.“ (SGB VIII §45, Hinzufügung u. Auslassung: S.S.)

Auch der Orientierungsplan für Bildung und Erziehung für die baden-württembergischen Kitas nennt „Eigenverantwortung und Gemeinschaftsfähigkeit“ (Kultusministerium 2007, S. 17) als allgemeines Ziel, welches Autonomie und Kompetenz (z.B. im Umgang mit Vielfalt) beinhaltet. Im darauf folgenden Absatz wird dort unter anderem selbstständiges Denken und Urteilen, „eigene Bedürfnisse und Meinungen zu äußern und Aufgaben selbst zu übernehmen“ (ebd., S. 17) als Teilziel von Eigenverantwortlichkeit genannt. Die Erfahrung der Selbstwirksamkeit werde dadurch ermöglicht. (vgl. ebd., S. 17) Das sind genau die Kompetenzen, die bei demokratischer Beteiligung angebahnt werden können. Leider ist die Partizipationsforderung in allen Plänen für Kindertageseinrichtungen in Deutschland nicht konkret, sehr theoretisch abgehandelt und meist als Querschnittsaufgabe nicht genauer beschrieben. (vgl. Schweitzer 2010, S. 41)

Ist „Demokratie-lernen“ nach Prote also die Methode um §22 SGB VIII zu erfüllen und somit die dort verlangte „aktive Mitgestaltung der Bürger in Politik und Gesellschaft“ unserer Demokratie der Grund für Partizipation von Kindern?

2.2 Legitimation durch Bildungsprozesse

Demokratie zu Lernen ist kein Schulfach. Kein Schulfach in dem „aufgefächertes Wissen“ vermittelt wird. Ist Demokratie also nicht wichtig zu lernen? Oder erst „später“ in Gemeinschaftskunde und Politikwissenschaften für Schüler und Schülerinnen erfassbar? Oder was wird bei Partizipation von Kindern „gelernt“ und „gebildet“?

Es werden sich, wenn Kinder „Lernen“ und „Zusammenleben mitgestalten“ (Prote 2007, S. 263) Prozesse bilden, bei denen nicht Wissen vermittelt wird. Die aktive Beteiligung fordert Bildungsprozesse heraus. Sie lassen Kindern und auch Pädagogen Bildung[3] erfahren, welche kaum durch theoretisches Wissensaneignen „gelernt“ werden könnte. Partizipation von Kindern regt vielfältige Bildungsprozesse in verschiedenen Kompetenzbereichen an (vgl. Knauer 2010, S. 8).

Natürlich kann und soll Partizipation von Kindern der Gesetze wegen in Kitas umgesetzt werden, bzw. sein – von den Gesetzen ausgegangen. Auch vom Kind her?

Das Engagement der Kinder Situationen zu verändern, Meinungen zu äußern und Interesse zu zeigen, teilhaben wollen um „gebildet“ zu werden, verlangt nach Partizipation von Kindern. Nach der Möglichkeitstheorie von Schäfer ist dies also zu unterstützen (vgl. Schäfer 2010, S. 13ff). Diese Begründung von Partizipation von Kindern geht neben der gesetzlichen unter.

Die Legitimation durch das SGB und den Orientierungsplan, sowie die Forderung in diversen Qualitätskatalogen/-standards[4] ist der Anlass, dass „Partizipation von Kindern“ in die Konzeptionen der Kitas aufgenommen werden. Wie ein Kindergarten versucht dieser Forderung gerecht zu werden und ob dies mit Informationen aus Fachliteratur einhergeht, wird im folgenden Punkt bearbeitet.

[...]


[1] Kindertagesstätte im Folgenden abgekürzt mit Kita

[2] Sozialgesetzbuch im Folgenden abgekürzt mit SGB

[3] Definition des Bildungs- und Wissensbegriff in der Einleitung

[4] siehe BMFSFJ (Hrsg.) (2012): Allgemeine Qualitätsstandards für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Partizipation von Kindern in Kitas
Sous-titre
Auseinandersetzung mit einem fiktiven Negativbeispiel
Université
University of Education Ludwigsburg
Auteur
Année
2014
Pages
14
N° de catalogue
V271405
ISBN (ebook)
9783656626800
ISBN (Livre)
9783656626763
Taille d'un fichier
512 KB
Langue
allemand
Mots clés
partizipation, kindern, kitas, auseinandersetzung, negativbeispiel
Citation du texte
Susanne Siegl (Auteur), 2014, Partizipation von Kindern in Kitas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271405

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