Der Überfall auf die Westgate Shopping Mall in Nairobi am 21. September 2013 hat großes mediales Interesse hervorgerufen und die Weltöffentlichkeit ausführlich über den Anschlag informiert, der knapp 70 Menschenleben forderte und zu dem sich die somalische Al Shabaab Miliz bekannte.
Viel weniger medien- und öffentlichkeitswirksam war dagegen die nachfolgende Entscheidung, die das Leben von 1,1 Millionen somalischer Flüchtlinge grundlegend verändern wird. Kaum zwei Monate nach dem Anschlag, am 10. November 2013, haben die beiden Regierungen von Kenia und Somalia auf Drängen Kenias zusammen mit der UN-Flüchtlingskommission (UNHCR) einen Vertrag über die freiwillige Rückführung der somalischen Flüchtlinge abgeschlossen (vgl. The Economist 2013, 30). Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen demnach die 610.000 offiziell anerkannten und die 500.000 illegal in Kenia lebenden Flüchtlinge das Land verlassen und in ihre Heimat zurückkehren (vgl. epo.de 2013, Eine Million Flüchtlinge). Kenia will so weiteren islamistischen Übergriffen vorbeugen.
Was aber veranlasste die Regierungen zu einer derart konsequenten Rückführungspolitik? In dieser Arbeit erkunde ich die Hintergründe. Dazu stelle ich folgende Forschungsfrage: Wie verhalten sich die beiden ostafrikanischen Nachbarstaaten Kenia und Somalia zu den somalischen Flüchtlingen und wodurch lässt sich ihr Verhalten erklären? Ich untersuche also erst einmal, wie sich die beiden Staaten zu den somalischen Flüchtlingen verhalten, um in einem nächsten Schritt wichtige Erklärungsvariablen ihres Verhaltens zu identifizieren, sie systematisch und plausibel zu beschreiben und ihre Interdependenzen aufzuzeigen.
Dabei werde ich ethnologische, historische, religiöse, außen- und innenpolitische Konfliktkomponenten berücksichtigen. So soll der zwischenstaatliche Konflikt um die somalischen Flüchtlinge übersichtlich aufgearbeitet und seine Komplexität sichtbar gemacht werden.
Die Darstellung des Konflikts in seiner Vielschichtigkeit ist ein konkretes Anliegen dieser Arbeit. So wird die Brisanz des Eingreifens externer Akteure deutlich, aber auch die Herausforderung für nationale und internationale Akteure, bei der politischen Entscheidungsfindung die verschiedenen Komponenten einzubeziehen. Die Relevanz einer ausführlichen Situationsanalyse und einer systemischen Betrachtungsweise im Konfliktlösungsprozess wird herausgestellt.
Die Arbeit gibt nicht zuletzt Einblicke in die politische Realität am Horn von Afrika.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aktueller Anlass
- Forschungsfrage
- Forschungsdesign
- Analyserahmen
- Methoden
- Aktuelle Situation
- Die Situation der somalischen Flüchtlinge
- Das Verhalten Somalias zur Flüchtlingsproblematik
- Das Verhalten Kenias zur Flüchtlingsproblematik
- Erklärungsvariablen für das Verhalten der ostafrikanischen Nachbarstaaten
- Fragile Staatlichkeit Somalias
- Ethnien und Grenzkonflikte
- Clanstruktur, Gewohnheitsrecht und traditionelle Führerschaft
- Religiöser Konflikt
- Kenianische Militärinterventionen
- Somalische Anschläge
- Interessen externer Akteure
- Herausforderungen für die Konfliktberuhigung
- Lösungsansätze
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Hintergründe der aktuellen Flüchtlingspolitik von Kenia und Somalia, die zur zwangsweisen Rückführung somalischer Flüchtlinge führt. Die Arbeit strebt an, das Verhalten der beiden ostafrikanischen Nachbarstaaten gegenüber den somalischen Flüchtlingen zu verstehen und die zugrundeliegenden Erklärungsvariablen zu identifizieren.
- Die Situation der somalischen Flüchtlinge in Kenia
- Die Politik von Kenia und Somalia in Bezug auf die Flüchtlingskrise
- Die Rolle von ethnischen Konflikten, Clanstrukturen und religiösen Spannungen
- Die Auswirkungen externer Akteure auf die Flüchtlingspolitik
- Herausforderungen für die Konfliktberuhigung und die Suche nach Lösungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den aktuellen Anlass für die Arbeit dar, den Überfall auf die Westgate Shopping Mall in Nairobi 2013, der zu einer verstärkten Rückführungspolitik von Kenia gegenüber somalischen Flüchtlingen führte. Die Forschungsfrage der Arbeit zielt darauf ab, das Verhalten der beiden ostafrikanischen Nachbarstaaten zu den somalischen Flüchtlingen zu erklären.
Im Kapitel "Forschungsdesign" wird der neorealistische Ansatz als theoretischer Rahmen für die Analyse des Konflikts um die somalischen Flüchtlinge vorgestellt. Die Methoden und der Analyseaspekt werden ebenfalls erläutert.
Das Kapitel "Aktuelle Situation" beleuchtet die Lage der somalischen Flüchtlinge in Kenia, die Politik Somalias und Kenias in Bezug auf die Flüchtlingsproblematik.
Das Kapitel "Erklärungsvariablen für das Verhalten der ostafrikanischen Nachbarstaaten" untersucht verschiedene Faktoren, die das Verhalten der beiden Staaten erklären, wie etwa die fragile Staatlichkeit Somalias, ethnische Konflikte, Clanstrukturen, religiöse Konflikte, kenianische Militärinterventionen und somalische Anschläge. Auch die Interessen externer Akteure werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themenbereiche der somalischen Flüchtlinge, der Flüchtlingspolitik von Kenia und Somalia, ethnischen Konflikten, Clanstrukturen, religiösen Spannungen, der Rolle externer Akteure, Konfliktberuhigung und Lösungsansätzen. Wichtige Konzepte der International Relations (IR) werden im Zusammenhang mit den politischen Gegebenheiten am Horn von Afrika angewandt.
- Citar trabajo
- Kathrin Warweg (Autor), 2014, Somalische Flüchtlinge in Interessenkonflikten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271443