Die vorliegende Ausarbeitung und die mündliche Prüfung zum Thema „Soziale Konstruktion von Differenz durch exklusive Schriftsprache“ beinhalten eine Reflexion der Kontroverse über gendergerechte Sprache anhand eines gezielten Eingriffs in den Sprachgebrauch: Die Grundordnung der Universität Leipzig vom 06. August 2013 verwendet ausschließlich „grammatisch feminine Personenbezeichnungen gleichermaßen für Personen männlichen und weiblichen Geschlechts“ (Universität Leipzig 2013, S.52/1, Fußnote) und sorgte damit für ein breites, zumeist negatives Medienecho.
Vor bildungswissenschaftlichem Hintergrund soll analysiert werden, warum dieser Eingriff als notwendig erschien und warum er Ablehnung provozierte. Hierfür wird das Thema Sprache als soziales Handeln betrachtet; bezugnehmend auf Pierre Bourdieus soziokulturelle Klassentheorie und seine Herausarbeitung von Kapitalsorten insbesondere die Aspekte Strukturen sozialer Gruppen sowie Produktion und Reproduktion legitimer Sprache; ferner werden Ursula Webers (2010) Abhandlung zu Sprache als Funktion sozialen Handelns und als Medium der Widerspiegelung soziokultureller Systeme sowie Analysen von Luise Pusch (1984 und 1990) zu Struktur der Sprachen als Männergeschichte und Männerstruktur diskutiert. Es folgen Vorstellungen der Grundordnung der Universität Leipzig und öffentlicher Reaktionen darauf sowie Vorstellungen von Stellungnahmen des Gleichstellungsbeauftragten und der Rektorin der Universität, anschließend wird die Kontroverse unter Bezugnahme auf die dargelegten theoretischen Ansätze analysiert. Bildungswissenschaftliche Überlegungen beschäftigen sich, unter Berücksichtigung von Rudolf de Cillias (2010) Ergebnissen zu Ein- und Mehrsprachigkeit, mit Möglichkeiten zur Verwendung gendergerechter Schriftsprache. Das Fazit widmet sich der Bedeutung, die die Verwendung des generischen Femininums für die Entwicklung des öffentlichen schriftlichen Sprachgebrauchs in Richtung einer gendergerechten Sprache haben kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definitionen
- Definition Schriftsprache
- Definition gendergerechte Schriftsprache
- Sprache als soziales Handeln
- Pierre Bourdieu: Strukturen sozialer Gruppen, Produktion und Reproduktion legitimer Sprache
- Ursula Weber: Sprache als Funktion sozialen Handelns und als Medium der Widerspiegelung soziokultureller Systeme
- Luise Pusch: Struktur der Sprachen als Männergeschichte und Männerstruktur
- Untersuchungsgegenstand: Kontroverse über die Grundordnung der Universität Leipzig
- Die Grundordnung der Universität Leipzig vom 06.08.2013
- Reaktionen auf das generische Femininum in der Grundordnung der Universität Leipzig
- Stellungnahmen des Gleichstellungsbeauftragten und der Rektorin der Universität Leipzig
- Analyse der Kontroverse über die Grundordnung der Universität Leipzig
- Bildungswissenschaftliche Überlegungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Ausarbeitung analysiert die Kontroverse um gendergerechte Sprache anhand der Grundordnung der Universität Leipzig, die das generische Femininum einsetzt. Ziel ist es, die Notwendigkeit dieses Eingriffs und seine Ablehnung vor einem bildungswissenschaftlichen Hintergrund zu beleuchten.
- Sprache als soziales Handeln im Kontext von Pierre Bourdieus Soziologie
- Analyse der Produktion und Reproduktion legitimer Sprache
- Sprachgebrauch als Medium der Widerspiegelung soziokultureller Systeme
- Struktur der Sprachen als Männergeschichte und Männerstruktur
- Bildungswissenschaftliche Überlegungen zur Verwendung gendergerechter Schriftsprache
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Kontroverse um die Grundordnung der Universität Leipzig als Ausgangspunkt der Analyse vor.
- Im Kapitel "Definitionen" werden die Begriffe Schriftsprache und gendergerechte Schriftsprache definiert.
- Das Kapitel "Sprache als soziales Handeln" beleuchtet die Bedeutung von Sprache im sozialen Kontext, insbesondere im Hinblick auf Pierre Bourdieus Theorie von Kapital und Habitus sowie die Ansätze von Ursula Weber und Luise Pusch.
- Das Kapitel "Untersuchungsgegenstand: Kontroverse über die Grundordnung der Universität Leipzig" stellt die Grundordnung und die darauf folgenden Reaktionen sowie Stellungnahmen von Gleichstellungsbeauftragtem und Rektorin vor.
- Im Kapitel "Analyse der Kontroverse über die Grundordnung der Universität Leipzig" wird die Kontroverse anhand der vorgestellten theoretischen Ansätze analysiert.
- Das Kapitel "Bildungswissenschaftliche Überlegungen" befasst sich mit Möglichkeiten zur Verwendung gendergerechter Schriftsprache.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter der Arbeit sind: gendergerechte Sprache, generisches Femininum, soziale Konstruktion von Differenz, Sprache als soziales Handeln, Pierre Bourdieu, Habitus, Kapital, soziale Felder, Ursula Weber, Luise Pusch, Bildungswissenschaft, Grundordnung der Universität Leipzig.
- Quote paper
- Meike Schuster (Author), 2014, Soziale Konstruktion von Differenz durch exklusive Schriftsprache, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/271445