Intermedialität am Beispiel der Anime Serie One Piece


Dossier / Travail, 2013

19 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Das Mittel der Intermedialität
1.2 One Piece und die Welt der Anime
1.3 Darbietung der These

2. Die Intermedialität des One Piece-Universums
2.1 Vermischung nachweisbare Referenzen
2.1.1 Anspielungen auf literarische Werke
2.1.2 Intermediale Anzeichen anderen Ursprungs
2.1.3 One Piece interne Besonderheiten
2.2 Weitere auffindbare Bezüge
2.2.1 Realitätsnahe und mythologische Überschneidungen
2.2.2 Religiöse Korrespondenz

3. Schlussgedanke

4. Anhang
4.1. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

1.1. Das Mittel der Intermedialität

Die Intermedialität ist inzwischen ein essentiell wichtiger Bestandteil der modernen Medienlandschaft geworden. Was aber früher leichter in Worte gefasst werden konnte ist heutzutage nicht mehr ohne weiteres möglich. Die verschiedenen Erzeugnisse der Literatur und der Audiovisuellen-Medien wie Film und Fernsehen hatten trotz vergleichbarer Ziele unterschiedliche Mittel um diese umzusetzen. Wie das Gedankengut im Bereich der Literatur in Form von Worten unters Volk gebracht wurde, so hatte der Film die Zuschauer mit Hilfe von Bildern und Ton angesprochen. Eine der interessantesten Varianten dieser Funktion ist allerdings eine Kombination aus diversen heterogenen Medien zu einem komplett neuen Werk. Diese vorkommende Intermedialität, auch Intertextualität in bestimmten Fällen genannt, ist der Schlüsselbegriff bei der Analyse einer Verschmelzung aus medial ungleichen Komponenten. Wie bereits erwähnt ist eine explizite wissenschaftliche Definition dieses speziellen Mittels jedoch nicht selbstverständlich. Durch die relativ häufige Umformung und Anpassung von bestehenden Erklärungen und durch die allgemein häufige Nutzung des Begriffs ist eine gültige Festlegung nicht problemlos durchzuführen. Neben den zahlreichen Neukreationen von Definitionen macht es einem hierbei das zunehmende Vorkommen an sich und das damit verbundene Überstrapazieren des Bestandes in der heutigen Zeit schwer sich auf das Wesentliche zu fixieren. Denn ähnlich wie die Ausdrücke „Medien“, „Entertainment“ und „Multimedia“, welcher 1995 zum Wort des Jahres gewählt wurde und dementsprechend an Popularität nicht nur im Alltag, sondern auch im wissenschaftlichen Bereich fast schon inflationär zunahm, lässt sich auch ein Anstieg bei der Verwendung der Begriffe „Intermedialität/intermedial“ erkennen. Eine solche Entwicklung und die damit einhergehenden Veränderungen der, dem Sachverhalt zugrunde liegenden Ausgangsituation, kann nun auf der einen Seite als Hinderung verstanden werden, jedoch kann man den hier gegebenen Spielraum auch als selbstgestalterische Freiheit verstehen und somit diesen Freiraum zum eigenen Vorteil machen. Mit dieser Arbeit soll daher keine genaue Begriffserklärung geliefert werden, sondern vielmehr eine Anwendungsmöglichkeit gezeigt und mit methodischen Beispielen dargestellt werden.

1.2. Der Anime One Piece

Eine Serie in der sich viele Aspekte der Intermedialität finden lassen ist der durch Film und Fernsehen umgesetzte Anime One Piece des japanischen Zeichners Eiichiro Oda. Dieser beruht auf der, seit 1997 laufenden, gleichnamigen Manga- Reihe, welche sich nicht nur mit internationaler Bekanntheit rühmen kann, sondern im Hinblick auf Verkaufszahlen auch als erfolgreichste Manga-Serie aller Zeiten gilt. Der Ausdruck Anime wird in Deutschland meist als Verkürzung des japanischen Lehnwortes animēshon verstanden, welches vom englischen Begriff animation abgeleitet ist und bezeichnet hauptsächlich aus Japan stammende Zeichentrickfilme. In ihrem Herkunftsland Japan selbst werden mit Anime sowohl nationale als auch importierte Animationsfilme aller Art bezeichnet. Dort ergeben sich durch den Anime Kult auch einige für die Wirtschaft entscheidende Faktoren, wie zum Beispiel durch derartige Verfilmungen, die zu den erfolgreichsten Kinofilmen des Landes zählen oder umsatzstarke Manga-Serien, deren Anzahl auf dem Markt stetig ansteigt. Die Haupthandlung der untersuchten Serie dreht sich um den Piraten Monkey D. Ruffy (japanisch: Luffy), der mit seiner Crew und seinem Strohhut die Welt im großen Zeitalter der Piraten umsegelt. Ziel seiner Reise ist es den legendären Schatz des ehemaligen Piratenkönigs Gol D. Roger, das „One Piece“, zu finden und selbst der nächste König der Piraten zu werden. Die Geschichte spielt in einer fiktiven Welt, die in bestimmten Ansichten an die Realität des 17. Jahrhunderts erinnert. Zu dieser Zeit erhielt die Bezeichnung „Pirat“ ihre romantische und metaphysische Bedeutung an welche noch in der Gegenwart in Romanen und Kinofilmen angeknüpft wird. Figuren aus dem Anime werden genauso an diese Deutung angelehnt, wie auch an die heutzutage noch gängige Beschreibung des dämonischen Freibeuters. Mangaka Oda unterteilt den Anime neben zahlreichen Filler- und Neben-Stories in mehrere Haupthandlungsbögen die auch als One Piece-Sagas oder Arcs bekannt sind. In diesen werden des Öfteren Hintergründe von einzelnen Mitgliedern der sogenannten Strohhut-Piratenbande erläutert. Obwohl diese Sagas in sich geschlossen sind ist es nicht unüblich, dass bestimmte Details, Begebenheiten und Charaktere erneut auftreten und eine komplett neue oder nun tragende Rolle für die Gesamtentwicklung einnehmen.

1.3. Darbietung der These

Die ersten Anzeichen von nachweisbarer Intertextualität lassen sich bereits in den aller ersten Sätzen der Serie finden, denn die in One Piece oft verwendete Redewendung „Das Goldene Piratenzeitalter“1 fand seinen Ursprung als genau solche in dem Buch A General History oft the Pyrates aus dem Jahr 1724. Es wurde unter dem Pseudonym Captain Charles Johnson veröffentlicht, jedoch geht man inzwischen davon aus, dass es sich bei dem Autor um Daniel Defoe handelt, der wohl für sein Werk Robinson Crusoe die meiste Bekanntheit erlangt hat. Der Umstand, dass solche bereits existierenden Erzeugnisse wieder aufgegriffen werden ist nicht nur in Animes zu finden, sondern ist mittlerweile immer häufiger in ausgewählten Sendungen und Filmen aller Art zu finden. Gerade bei diesem Anime lässt sich allerdings feststellen, dass dieses Mittel als tragende Säule im Gesamtkonzept der Serie dient. Zu einem Pfeiler dieses Aufbaus wird die Intermedialität durch ihr an sich häufiges Auftreten und ihre nachvollziehbare Platzierung in der Geschichte die in vielen Fälle einen nahezu katalytischen Effekt auf die Geschehnisse verursacht. Am Beispiel von One Piece lässt sich daher also die These vertreten, dass sich aus der intermedialen Kombination von verschiedenen, bereits vorhandenen, medialen Aspekten und einem neuerdachten, der Serie höchsteigenem Grundgerüst, ein komplett neues Medium ergibt, welches bei genauerer Betrachtung eine spezielle Form der Reflexion und Fusion gleichermaßen darstellt. Dabei können nicht nur klar voneinander getrennte Gattungen zusammengeführt, sondern auch explizite Attribute der jeweiligen Genres ergänzt werden. Ähnlich wie das von dem Autor Christopher Vogler beschriebene Modell der traditionellen Heldenreise und den dazugehörigen Punkten, wie zum Beispiel der Zuordnung der Archetypen oder dem Nachweis der zwölf Stationen2, stützt sich auch die These dieser Arbeit auf ein Schema, das auf einem Rhythmus abzuarbeitender Schritte basiert. Beginnend mit dem Erkennen einer Referenz an sich muss man im Anschluss eben diese freistellen und analysieren. Dabei ist die Erfolgsrate bei einer Serie wie One Piece davon abhängig wie viele variierende Kenntnisbereiche man im Speziellen abdecken kann. Der nächste und abschließende Schritt bezieht sich daraufhin dann auf den Deutungsversuch einer nachgewiesenen Anspielung. Dieses Vorgehen beinhaltet vor allem die Klärung nach der metaphysischen Intention aber auch nach den für die Handlung ausschlaggebenden Beweggründen.

2. Die Intermedialität des One Piece-Universum

2.1 Vermischung nachweisbare Referenzen

Die Romanistin Irina Rajewsky beschreibt Intermedialität als die „Gesamtheit aller Mediengrenzen überschreitenden Phänomene“3 und als die Summe aus mindestens zwei klassischen Medien, die unterschiedlich wahrgenommen werden. Die Phänomene von denen sie spricht teilt sie in drei Bereiche auf. Die erste Form, die sogenannte „Medienkombination“, fand sich schon relativ früh zum Beispiel in der Vereinigung von Text und Musik bei der Oper. Bei einer weiteren Art, dem „Medienwechsel“, geht man von einer Transformation vom einem Medium zum anderen aus, wie es bei Literaturverfilmungen der Fall ist. Der dritte Bereich befasst sich mit den „Intermedialen Bezügen“, bei denen eine Bezugnahme innerhalb eines Films unter anderem auf Literatur oder umgekehrt erfolgen kann. Auf diese Art der Intermedialität richtet sich, in Betracht der Analyse von One Piece, das Hauptaugenmerk dieser Niederschrift. Denn obwohl ein auf einem Manga basierendes Anime generell als Literaturadaption angesehen und durch die Kombination aus Text, Bild und Musik, die im Übrigen auch klassischen Werke mit einschließt, als Zusammenspiel von Medien eingeordnet werden muss, lässt sich die Verbindung von One Piece zu der restlichen Medienwelt am gezieltesten über die verwendeten Bezüge herstellen. Wie bereits erwähnt kann man in thematisiertem Anime eine Vielzahl an Anzeichen für Intermedialität erkennen. Da aber die Menge an Anhaltspunkten, die dafür sprechen, weit über die Notwendigkeit für diese Studie hinausgeht soll sich der verfasste Text auf einige prägnante und aussagekräftige Beispiele konzentrieren, die ausgewählt wurden um den Rahmen der Hausarbeit zu wahren und die effiziente Umsetzung des Leitfadens zu fördern. Die zusätzliche Untergliederung an dieser Stelle ist sinnvoll und notwendig um zu zeigen, dass sich intermediale Aspekte in Bezug auf mehrere unterschiedliche Ausgangsmedien herausfiltern lassen. Darüberhinaus bietet diese Aufteilung eine genauere Betrachtungsmöglichkeit der jeweiligen Kategorien und schließt somit ein mögliches Ignorieren von unterschiedlichen artspezifischen Einzeleinheiten aus.

2.1.1 Anspielungen auf literarische Werke

Bei der zuvor exemplarisch erwähnten Intertextualität ist es üblich einen bestehenden Text aus dem einen Medium den Formen eines anderen anzupassen und so neu zu verwenden. Dies kann wie im bereits aufgeführten Beispiel durch wortgetreue Übernahme eines Textes erfolgen oder aber durch die sinngemäße Übertragung der Bedeutung besagten Textes. So lassen sich in One Piece viele Anspielungen auf große Klassiker der Literaturgeschichte finden, die vereinzelt an der bloßen Sprache erkannt, aber größtenteils durch den adaptierten Inhalt unmissverständlich aufgenommen werden können. Oftmals ist der Fall, dass bekannte Romanfiguren von Charakteren der Anime-Serie verkörpert werden. Lysop (japanisch: Usopp), Mitglied der Strohhutpiraten, soll den Zuschauer sogar an zwei Kinderbuchfiguren zugleich erinnern. Zum einen an die Holzmarionette „Pinocchio“4 mit der er sich neben einer ähnlich langen Nase auch seine markanteste Eigenschaft teilt, das Lügen. Die andere Figur ist der Schäfers Junge aus dem Märchen, der die Dorfbewohner immer mit dem Spruch „Die Wölfe kommen, die Wölfe kommen!“ in Angst versetzt hat. Denn in diesem Fall wurde diese Geschichte in angepasster Form sogar direkt übernommen, so hat Lysop sein gesamtes Dorf mit dem falschen Notruf „Die Piraten kommen, die Piraten kommen!“ tyrannisiert bis ihm niemand mehr glaubte, als der Fall wirklich eingetreten ist.

[...]


1 Defoe, D., A General History of the Pyrates, (Dover Publications, 1999)

2 Vogler, C., Die Odyssee des Drehbuchschreibers, (Frankfurt: Zweitausendeins, 2004), S. 118 6

3 Rajewsky, I. O., Intermedialität, (Tübingen: Francke, 2002), S. 19

4 Collodi, C., Die Abenteuer des Pinocchio, (Oldenburg: Lappan Verlag, 2011) 8

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Intermedialität am Beispiel der Anime Serie One Piece
Université
University of Bayreuth
Note
1,7
Auteur
Année
2013
Pages
19
N° de catalogue
V272031
ISBN (ebook)
9783656636625
ISBN (Livre)
9783656636571
Taille d'un fichier
549 KB
Langue
allemand
Mots clés
Intermedialität, One Piece
Citation du texte
David Buchwald (Auteur), 2013, Intermedialität am Beispiel der Anime Serie One Piece, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272031

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