Das mediale Interesse und die mediale Begleitung von Gerichtsverfahren oder der bereits im Vorfeld stattfindenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Vermehrt wird in der Presse von juristischen Auseinandersetzungen und Verfehlungen von Organisationen, deren Führungskräften, Politikern oder anderen Prominenten berichtet. Im Gedächtnis der Menschen bleiben die Ereignisse haften. Beispielhaft sind der medienwirksam begleitete Mannesmann-Prozess in Verbindung mit dem Victory-Zeichen von Josef Ackermann oder der Deutsche Telekom-Prozess sowie der Prozess um Jörg Kachelmann. Im Vordergrund stehen nicht mehr nur die Gerichtsprozesse an sich, sondern auch die rechtlichen Auseinandersetzungen im Vorfeld. Beispielhaft ist der jüngste Steuerhinterziehungsfall der Deutschen Bank in Verbindung mit der öffentlichen Razzia. Die einhergehende Aufmerksamkeit der Medien und damit der Öffentlichkeit hat mitunter weitreichende negative Folgen für die in der Rechtsstreitigkeit involvierten Personen. Denn die juristische Auseinandersetzung wird auf zwei Schauplätzen ausgetragen. Zum einen im Gerichtssaal selbst und zum anderen im Court of public opinion – dem Gerichtssaal der öffentlichen Meinung. Dem Angeklagten kann von dem Gericht frei gesprochen werden und somit „sieghaft“ aus dem Prozess hervorgehen. Doch damit einhergehend ist nicht der Sieg und damit die Anerkennung in der Öffentlichkeit. Diese bildet sich durch die mediale Gerichtsberichterstattung eine eigene Meinung und spricht ein eigenes Urteil, welches konträr zu dem Gerichtsurteil stehen kann. Die Folge ist die Zerstörung der Reputation des Angeklagten. Eine rein juristische Lösung reicht nicht mehr aus. Die kommunikative Begleitung wird zu einem essentiellen Einflussfaktor für juristische Auseinandersetzungen, um die negative Publizität mit einer Gegenreaktion und Veröffentlichung der eigenen Sicht der Dinge kompensieren zu können.
Kann die Reputation des Angeklagten bzw. des Reputationsträgers mit Hilfe von strategischer Rechtskommunikation - Litigation-PR – bewahrt werden? Die Konzentration auf die rechtliche Lösung der juristischen Auseinandersetzung kann nicht nur als einziges Ziel im Fokus stehen.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Reputation — Grundlagen
- 2.1. Image und Reputation
- 2.2. Definition Reputation
- 2.3. Reputation und Vertrauen
- 2.4. Reputation und deren Wirkung
- 2.5. Reputation — Gefährdung durch Rechtsstreitigkeiten
- 2.5.1. Die Medialisierung der Justiz
- 2.5.2. Nachrichtenfaktoren gerichtlicher Auseinandersetzungen
- 2.6. Fazit
- III. Litigation-PR
- 3.1. Ursprünge
- 3.2. Definition und Beschreibung
- 3.2.1 Public Relations — Öffentlichkeitsarbeit
- 3.2.2 Litigation-PR
- 3.3. Ziele
- 3.3.1. Litigation-PR und das Reputationsmanagement
- 3.3.2. Litigation-PR in Abgrenzung zum Krisenmanagement
- 3.4. Einsatzgebiete und Funktion
- 3.4.1. Einsatzgebiet: Zivilprozesse
- 3.4.2. Einsatzgebiet: Strafprozesse
- 3.5. Fazit
- IV. Schutz der Reputation durch Litigation-PR
- 4.1. Rechtliche Grundregeln
- 4.1.1. Pressekodex — Regeln zur Gerichtsberichterstattung
- 4.1.2. Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG)
- 4.1.2.1. Beleidigung
- 4.1.2.2. Üble Nachrede
- 4.1.2.3. Verleumdung
- 4.1.3. Informationsinteresse der Öffentlichkeit
- 4.2. Kommunikative Handlungsstrategien für Litigation-PR
- 4.2.1. Die Zusammenarbeit mit den Medien
- 4.2.1.1. Der richtige Zeitpunkt der Litigation-PR
- 4.2.1.2. Macht der Bilder, Kompetenz, Erscheinungsbild
- 4.2.1.3. Kein Kommentar
- 4.2.1.4. Wahrheitsgehalt einer Information und Transparenz
- 4.2.2. Fazit
- 4.3. Die Media-Checkliste
- 4.4. Das CIR-System
- 4.4.1. Erster Schritt: Control
- 4.4.2. Zweiter Schritt: Information
- 4.4.3. Dritter Schritt: Response
- 4.5 Fazit
- V. Bewertung und Ausblick der neuen Kommunikationsdisziplin für den Reputationsschutz
- Reputation und deren Bedeutung in der heutigen Gesellschaft
- Die Gefährdung der Reputation durch Rechtsstreitigkeiten und die Rolle der Medien
- Die Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten von Litigation-PR
- Rechtliche Rahmenbedingungen und kommunikative Handlungsstrategien der Litigation-PR
- Die Bedeutung von Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Transparenz im Kontext der Litigation-PR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelor Thesis befasst sich mit der neuen Kommunikationsdisziplin Litigation-PR. Ziel ist es, die rechtlichen Grundregeln und kommunikativen Handlungsstrategien der Litigation-PR zu analysieren, um zu beantworten, ob diese den Reputationsschutz von Personen oder Organisationen während juristischer Auseinandersetzungen gewährleisten kann. Die Arbeit soll die Frage klären, inwiefern Litigation-PR dazu beitragen kann, dass der Reputationsträger aus einer rechtlichen Auseinandersetzung gestärkt und positiv hervorgeht.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel II beleuchtet die theoretischen Grundlagen des Begriffs Reputation. Es werden die Unterschiede zwischen Image und Reputation erläutert, die Bedeutung von Vertrauen für die Reputation hervorgehoben und die Auswirkungen einer intakten Reputation auf das Unternehmens- und Konsumentenverhalten dargestellt. Weiterhin werden die Risiken für die Reputation durch Rechtsstreitigkeiten, insbesondere im Kontext der Medialisierung der Justiz, analysiert.
Kapitel III beschäftigt sich mit der Entstehung und Entwicklung der Litigation-PR. Es wird eine Definition des Begriffs Litigation-PR gegeben und die wichtigsten Ziele dieser neuen Kommunikationsdisziplin vorgestellt. Die Arbeit analysiert die enge Verzahnung von Litigation-PR mit dem Reputationsmanagement und grenzt sie von der Krisenkommunikation ab. Schließlich werden die Einsatzgebiete von Litigation-PR in Zivil- und Strafprozessen beleuchtet.
Kapitel IV untersucht die rechtlichen und kommunikativen Möglichkeiten des Reputationsschutzes durch Litigation-PR. Es werden die Regeln des Pressekodex für die Gerichtsberichterstattung, die strafrechtlichen Möglichkeiten bei Verletzung der Persönlichkeitsrechte und das Informationsinteresse der Öffentlichkeit analysiert. Darüber hinaus werden wichtige kommunikative Handlungsstrategien für die Zusammenarbeit mit den Medien, wie die richtige Wahl des Zeitpunkts für die Kommunikation, die Bedeutung von Bildern und die Vermeidung von „Kein Kommentar"-Aussagen, erläutert. Abschließend wird die von Haggerty entwickelte CIR-Methode vorgestellt, die eine strukturierte Vorgehensweise für die Planung und Kontrolle der Kommunikation während juristischer Auseinandersetzungen bietet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Reputation, Litigation-PR, Medien, Recht, Kommunikation, Vertrauen, Glaubwürdigkeit, Transparenz, Gerichtsverfahren, Strafrecht, Zivilrecht, Medienberichterstattung, Reputationsmanagement, Krisenkommunikation, Stakeholder, Image, Court of Public Opinion, Pressekodex, Persönlichkeitsrecht, Informationsinteresse, Media-Checkliste, CIR-System, Control, Information, Response.
- Quote paper
- Jessica Buchaly (Author), 2013, Kommunikation in Form von Litigation-PR während juristischer Auseinandersetzungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272047