Regionalentwicklung im Waldviertler Kernland durch Kur- & Präventivtourismus

Analyse des touristischen Angebots und der Anforderungen aus Kundensicht


Thesis (M.A.), 2007

211 Pages, Grade: Sehr gut


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Problemstellung der Arbeit
1.2. Zielsetzung der Arbeit
1.3. Aufbau und Methodik der Arbeit

2. Regionalentwicklung in Österreich
2.1. Begriffserklärungen
2.1.1. Region
2.1.2. Destination
2.1.3. Nachhaltige Regionalentwicklung
2.1.4. Ländlicher Raum
2.2. Regionalpolitische Strategien
2.2.1. Traditionelle Entwicklungsstrategien
2.2.2. Endogene Entwicklungsstrategien
2.3. EU-Strukturfondsförderungen
2.3.1. Veränderungen der Fondsperiode 2000-2006 auf 2007-2013
2.3.2. LEADER
2.3.2.1. LEADER-Regionsabgrenzung
2.3.2.2. LEADER-Methode
2.3.2.3. LEADER+ in Österreich
2.3.2.4. Leader+ im Waldviertler Kernland
2.3.2.5. Zukunft von LEADER

3. Region Waldviertler Kernland
3.1. Lage und Naturräumliche Ausgangssituation
3.1.1. Geographischer Bezug
3.1.2. Erreichbarkeit - Verkehrserschließung
3.1.3. Naturgeographische Voraussetzungen
3.2. Sozioökonomische Situation
3.2.1. Bevölkerungsstruktur und -entwicklung
3.2.2. Bildung
3.2.3. Beschäftigung
3.3. Gesamtwirtschaftliche Situation
3.3.1. Tourismus
3.3.1.1. Destination Waldviertel GmbH
3.3.1.2. Touristische Eckdaten
3.4. Zukunftspläne der Region
3.4.1.1. Gesundheitszentrum Ottenschlag
3.4.1.2. Moorbad Traunstein

4. Gesundheitstourismus
4.1. Begriffserklärungen
4.1.1. Gesundheit
4.1.2. Tourismus
4.1.3. Gesundheitstourismus
4.2. Gesundheitstourismus in Österreich
4.2.1. Bedeutung des Gesundheitstourismus in Österreich
4.3. Struktur des Gesundheitstourismus
4.4. Sparten des Gesundheitstourismus
4.4.1. Wellnesstourismus
4.4.2. Rehabilitationstourismus
4.4.3. Präventivtourismus
4.4.4. Kurtourismus
4.4.5. Zusammenfassende Gegenüberstellung Kur - Präventivgast
4.5. Besucher von Gesundheitsgästen
4.5.1. Definition Besucher
4.6. Zukunftsaussichten des Gesundheitstourismus
4.6.1. Alternde Bevölkerung
4.6.2. Zivilisationskrankheiten
4.6.3. Frauenpower
4.6.4. Wertewandel
4.6.5. Veränderung der Kostenträger
4.6.6. Verkürzte Aufenthaltsdauer
4.6.7. Anspruchsvolle Gäste

5. Touristisches Angebot einer Region
5.1. Begriffserklärung Angebot
5.1.1. Besonderheiten touristischer Leistungen
5.1.2. Angebot - Produkt
5.1.2.1. Dimensionen des touristischen Produktes einer Region
5.2. Angebotselemente einer Region
5.2.1. Ressourceneinteilung nach Wöhler
5.2.2. Ressourceneinteilung nach Seitz und Wolf
5.2.3. Ressourceneinteilung nach Kaspar
5.3. Angebots-Analyse-Methoden
5.3.1. Chancen-Risiken-Analyse
5.3.2. Ressourcen-Analyse (Stärken-Schwächen-Profil)
5.3.3. SWOT-Analyse
5.3.4. Portfolio-Analyse
5.4. Touristische Angebote im Waldviertler Kernland
5.4.1. Touristische Suprastruktur
5.4.2. Touristische Infrastruktur

6. Vorgangsweise der Gästeanalyse
6.1. Problemstellung und Zielsetzung
6.2. Forschungsdesign
6.2.1. Stichprobendesign
6.2.2. Erstellung der Hypothesen
6.3. Erhebungsmethodik und –design
6.3.1. Art der Erhebung
6.3.2. Gestaltung des Fragebogens
6.3.3. Struktur des Fragebogens
6.4. Ablauf der Befragung
6.5. Datenaufbereitung

7. Ergebnisse der Gästeanalyse
7.1. Analyse der Gesundheitsgäste
7.1.1. Soziodemographische Daten
7.1.2. Reisedaten
7.1.3. Anforderungen und Erwartungen an die Region
7.2. Analyse der Besucher
7.2.1. Soziodemographische Daten
7.2.2. Reisedaten
7.2.3. Anforderungen und Erwartungen an die Region
7.3. Thesenüberprüfung und Zusammenfassung
7.3.1. Thesenüberprüfung - Unterschiede Kur- und Präventivgäste
7.3.2. Thesenüberprüfung - Touristische Belebung

8. Schlussbetrachtungen – Perspektiven für das Waldviertler Kernland
8.1. Verknüpfung Gästeanalyse – Angebotsanalyse
8.1.1. Stärken-Schwächen Portfolio
8.2. Handlungsempfehlungen
8.2.1. Empfehlungen für einzelne Angebotsträger
8.2.2. Empfehlungen für kommunikationspolitische Maßnahmen
8.2.3. Allgemeine Empfehlungen und Anmerkungen für die Region

Executive Summary

Quellenverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Vorgangsweise der Diplomarbeit

Abb. 2: Organigramm der Lokalen Aktionsgruppe Waldviertler Kernland

Abb. 3: Säulen der Ländlichen Entwicklung

Abb. 4: Viertel und Bezirke Niederösterreichs

Abb. 5: Region Waldviertler Kernland

Abb. 6: Wanderungs- und Geburtenbilanz des Waldviertler Kernlands

Abb. 7: Alterspyramide des Waldviertler Kernlands

Abb. 8: Erwerbstätige im Waldviertler Kernland

Abb. 9: Land- und Forstwirtschaftliche Betriebe im Waldviertler Kernland

Abb. 10: Nächtigungsentwicklung in der Region Waldviertler Kernland von 1995 bis

Abb. 11: Nächtigungsvergleich 1995 bis

Abb. 12: Saisonale Verteilung der Ankünfte und Nächtigungen

Abb. 13: Abgrenzungen des Gesundheitstourismus

Abb. 14: Erfahrung mit einem Gesundheits-/Wellnessurlaub

Abb. 15: Kuraufenthalt und Kostenträger

Abb. 16: Abgrenzung Gesundheitsvorsorgetouristen

Abb. 17: Kern- und Zusatzleistungsebenen des touristischen Produktes

Abb. 18: SWOT-Analyse

Abb. 19: BCG-Matrix

Abb. 20: Altersverteilung der Gesundheitsgäste

Abb. 21: Durchschnittliches monatliches Nettohaushaltseinkommen in Euro

Abb. 22: Kostenträger des Gesundheitsaufenthaltes

Abb. 23: Kriterien die zur Aufmerksamkeit der Gesundheitsgäste führten

Abb. 24: Themen der Informationseinholung

Abb. 25: Informationsquellen der Gesundheitsgäste

Abb. 26: Anreiseverkehrsmittel der Gesundheitsgäste

Abb. 27: Aufenthaltsdauer der Gesundheitsgäste

Abb. 28: Zusätzlicher Konsum von nicht in der Unterkunft enthaltener Mahlzeiten

Abb. 29: Verkehrsmittelnutzung während des Gesundheitsaufenthaltes

Abb. 30: Aufenthaltsbereiche der Kurgäste außerhalb des Gesundheitszentrums

Abb. 31: Aufenthaltsbereiche der Präventivgäste außerhalb des Gesundheitszentrums

Abb. 32: Ausgabenbereiche der Kurgäste

Abb. 33: Ausgabenbereiche der Präventivgäste

Abb. 34: Zufriedenheit der Gesundheitsgäste mit dem Gesundheitszentrum

Abb. 35: Zufriedenheit der Gesundheitsgäste mit der Region

Abb. 36: Wiederbesuchsabsicht der Region von den Gesundheitsgästen

Abb. 37: Bevorzugte Urlaubsarten der Gesundheitsgäste in Österreich

Abb. 38: Wichtigkeit einzelner Angebotselemente einer Region für die Gesundheitsgäste

Abb. 39: Mittelwerte der Wichtigkeiten einzelner Angebotselemente einer Region

Abb. 40: Mittelwerte der Wichtigkeiten einzelner gastronomischer Angebote

Abb. 41: Mittelwerte der Wichtigkeiten einzelner Sportangebote

Abb. 42: Mittelwerte der Wichtigkeiten einzelner Freizeitgestaltungsangebote

Abb. 43: Altersverteilung der Besucher

Abb. 44: Reisebegleitung der Besucher

Abb. 45: Themen der Informationseinholung

Abb. 46: Informationsquellen der Besucher

Abb. 47: Aufenthaltsdauer der Besucher

Abb. 48: Aufenthaltsbereiche der Nächtigungsbesucher

Abb. 49: Ausgabenbereiche der Nächtigungsbesucher

Abb. 50: Aufenthaltsbereiche der Tagesbesucher

Abb. 51: Ausgabenbereiche der Tagesbesucher

Abb. 52: Wichtigkeit einzelner Angebotselemente einer Region für die Besucher

Abb. 53: Die Besucher legen Wert auf

Abb. 54: Die Besucher bevorzugen

Abb. 55: Grundgerüst des Stärken-Schwächen-Portfolios

Abb. 56: Portfolio – Wichtigkeit und Leistungsausprägung Angebotselemente allgemein

Abb. 57: Portfolio – Wichtigkeit und Leistungsausprägung gastronomisches Angebot

Abb. 58: Portfolio – Wichtigkeit und Leistungsausprägung bestimmter Sportangebote

Abb. 59: Portfolio – Wichtigkeit und Leistungsausprägung bestimmter Freizeitangebote

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Bevölkerungsentwicklung Vergleich Waldviertler Kernland und Niederösterreich

Tab. 2: Situation des Arbeitsmarktes im Waldviertler Kernland

Tab. 3: Pendlerbewegung im Waldviertler Kernland

Tab. 4: Aktive Betriebe nach Sektionen, Stichtag

Tab. 5: Urlaubsstile des Gesundheitstourismus

Tab. 6: Abgrenzungskriterien für Gesundheitsvorsorge- und Kur-Reha-Gast

Tab. 7: Sparten des Gesundheitstourismus in Niederösterreich ab

Tab. 8: Gegenüberstellung Kur- und Präventivgast

Tab. 9: Gebuchte Verpflegungsart der Gesundheitsgäste

Tab. 10: Gesamtausgaben der Gesundheitsgäste in Gruppen

Tab. 11: Mängel des regionalen Angebotes aus Sicht der Kurgäste

Tab. 12: Mängel des regionalen Angebotes aus Sicht der Präventivgäste

Tab. 13: Motivationsfaktoren für Wiederbesuch der Gesundheitsgäste

Tab. 14: Mängel des regionalen Angebotes aus Sicht der Besucher

Tab. 15: Motivationsfaktoren für Wiederbesuch der Besucher

1. Einleitung

„Die jahrzehntelange Randlage des Waldviertels bewirkte eine Negativspirale. Wir wollen mit einem 10-Punkte-Plan nun eine positive Entwicklung des Waldviertels einleiten“, erklärte Landeshauptmann Erwin Pröll nach einer Klausur des ÖVP-Spitzenteams.[1] Die Entwicklung des Waldviertels in den nächsten Jahren ist ein zentrales Anliegen der Landespolitik. Es sollen die wirtschaftliche Situation in der Region sowie der Arbeitsmarkt angekurbelt werden.[2]

Besonderes Augenmerk wird auf die Förderung des Tourismus im Waldviertel gelegt, welcher mit insgesamt rund € 55 Mio. finanzieller Mittel unterstützt werden soll. Der Großteil dieser touristischen Fördermittel wird in den Bau von zwei Fremdenverkehrsobjekten investiert. Mit diesen beiden Großprojekten öffnet sich wirtschaftlich und
touristisch für die Region ein Tor, das eine gute Zukunft mit touristischer Belebung in Aussicht stellt.[3]

Bei den zwei touristischen Großprojekten handelt es sich um Gesundheitszentren mit kur- und präventivmedizinischer Ausrichtung. Beide Projekte werden innerhalb einer Distanz von ungefähr 5 km in der LEADER-Region Waldviertler Kernland entstehen.

18 Gemeinden schlossen sich zu dieser LEADER-Region zusammen, um gemeinsam sinnvolle Regionalentwicklung zu betreiben. Die Mitgliedsgemeinden, welche aus den drei politischen Bezirken Zwettl, Krems und Melk kommen, sind: Albrechtsberg, Bärnkopf, Dorfstetten, Grafenschlag, Großgöttfritz, Gutenbrunn, Kirchschlag, Kottes-Purk, Maria Taferl, Martinsberg, Münichreith-Laimbach, Ottenschlag, Pöggstall, Sallingberg, Schönbach, Traunstein, Waldhausen und Yspertal.[4] Die Region kann als ländliches Gebiet bezeichnet werden, welches aufgrund von Standortnachteilen für Industrie, Gewerbe, Handel und Landwirtschaft mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat. Die Entstehung der beiden touristischen Objekte stellt eine Chance für die Entwicklung der Region in touristischer und damit auch wirtschaftlicher Sicht dar.

Insgesamt werden rund 170 neue Arbeitsplätze geschaffen und rund 120.000 zusätzliche Nächtigungen in der Region zu verzeichnen sein. Weiters werden durch die beiden Gesundheitszentren Wirtschaftskreisläufe in der Region entstehen, welche die lokalen landwirtschaftlichen und gewerblichen Betriebe fördern.[5]

1.1. Problemstellung der Arbeit

Die Nachricht, dass gleich zwei Gesundheitszentren in der LEADER-Region Waldviertler Kernland entstehen, wurde von der lokalen Bevölkerung mit Begeisterung aufgenommen. Vor allem die einzelnen touristischen Leistungsträger der Region entwickelten in ihrer Euphorie Pläne, wie das zusätzliche Gästepotential am besten genutzt werden kann. In den einzelnen Gemeinden wurden Ziele festgelegt und Einzelinitiativen[6] gegründet. Diese Ziele betreffen aus touristischer Sicht die Erhöhung der regionalen Wertschöpfung, die Verbesserung der Auslastung lokaler Beherbergungs- und Verpflegungsbetriebe, die Belebung von Sehenswürdigkeiten und Attraktionen durch höhere Besucherzahlen sowie die Gestaltung und Entwicklung neuer Angebote.

Doch bereits nach kurzer Zeit wurde festgestellt, dass zwar zahlreiche Ideen zur
Nutzung vorhanden wären, jedoch niemand genau wusste, welche Gäste durch die beiden zukünftigen Gesundheitszentren in die Region kommen würden und welche Ansprüche und Erwartungen diese an die Region hätten. Weiters wurde von den einzelnen Initiativen festgestellt, dass ein Mangel an finanziellen Mitteln für mögliche notwendige Angebotserweiterungen vor allem im öffentlichen Bereich herrsche.

Aus diesen Gründen übernahm der Verein Waldviertler Kernland im Rahmen des Förderprogramms für ländliche Entwicklung LEADER+ die Aufgabe, sich mit möglichen Entwicklungschancen der Region durch diese Gesundheitszentren zu beschäftigen und diese im Regionalentwicklungskonzept für die nächste Förderperiode zu integrieren um Förderungen für die Umsetzung dieser Pläne zu erhalten. Betreffend Tourismus ist der Verein Waldviertler Kernland an den Autor der vorliegenden Diplomarbeit mit dem Auftrag herangetreten, Empfehlungen für die Belebung und Weiterentwicklung der touristischen Angebote der Region zu erarbeiten.

1.2. Zielsetzung der Arbeit

Aus der Problemstellung im Kapitel 1.1. ergibt sich die Zielsetzung dieser Arbeit. Einerseits gilt es herauszufinden, inwiefern eine Region von den Gästen der Gesundheitszentren profitieren kann und andererseits Maßnahmenempfehlungen für die zukünftige Angebotsentwicklung zu geben. Dabei soll besonderes Augenmerk auf die regional vorhandenen Angebote gelegt werden, um dem LEADER-Ansatz zu entsprechen.

Um diese Zielsetzung zu erreichen, wurde folgende Forschungsfrage entwickelt:

Wie kann das Gästepotential der Gesundheitszentren für die touristische
Belebung der Region Waldviertler Kernland genutzt werden?

Die oben gestellte Forschungsfrage stellt folgende Aufgaben an die vorliegende Arbeit: Einerseits muss herausgefunden werden, welche Gäste die beiden zukünftigen Gesundheitszentren in die Region bringen sowie welche Anforderungen, Erwartungen und Wünsche diese an eine Region stellen und andererseits muss das aktuelle touristische Angebot der Region erhoben und anschließend analysiert werden.

Das touristische Erfolgspotential für weniger touristisch entwickelte Regionen liegt in einer Kombination des Marktansatzes und Ressourcenansatzes. Zukünftig gilt es, sich einerseits an den Kunden zu orientieren und andererseits die Entwicklung von internen Ressourcen voranzutreiben.[7]

Als Ergebnis soll eine umfangreiche Gästeanalyse der zukünftigen Touristen der Region erstellt werden, anhand derer ihre Reisegewohnheiten, ihre soziodemographischen Merkmale und ihre Wünsche sowie Bedürfnisse an eine Region ersichtlich werden. Diese erhobenen Daten werden dann dem IST-Angebot der Region gegenübergestellt und es wird abschließend versucht Empfehlungen für die touristische Angebotsgestaltung abzuleiten.

1.3. Aufbau und Methodik der Arbeit

Im ersten Teil dieser Arbeit (Kapitel 2 bis 5) werden die wesentlichsten Begriffe sowie Zusammenhänge anhand von verschiedenen Literaturquellen erörtert und die IST-Situation der Region dargestellt um das theoretische Grundgerüst für den empirischen Teil zu schaffen. Der Themenbereich Regionalentwicklung wird behandelt, da das Waldviertler Kernland als Region vorrangiges Interesse an dieser Arbeit hat und die Umsetzung einer touristischen Angebotsentwicklung nicht zuletzt auch aus Fördermitteln der Regionalentwicklung, im vorliegenden Fall aus dem LEADER-Programm, geschehen soll. Kapitel 3 gibt einen Überblick über die Region Waldviertler Kernland, um die bisherige wirtschaftliche und touristische Situation in dieser Region kennen zu lernen. Das vierte Kapitel stellt den zweiten theoretischen Schwerpunkt dieser Diplomarbeit dar. Es wird allgemein der Gesundheitstourismus sowie dessen Bedeutung in Österreich behandelt. Dieser Teil beschäftigt sich vor allem mit der Zielgruppendefinition für die empirische Studie. Im letzten Kapitel des Abschnittes wird auf das Thema „Angebote einer Region“ eingegangen. Hierbei wird vor allem anhand verschiedener Literaturquellen erörtert, was man unter touristischem Angebot/Produkt versteht, aus welchen möglichen vorhandenen Ressourcen eine Region touristische Angebote gestalten kann und welche Angebotsanalysemethoden es gibt. Weiters erfolgt in diesem Kapitel die quantitative Bestandsanalyse des touristischen Angebotes der Region Waldviertler Kernland.

Der zweite Teil dieser Arbeit beginnt mit der Darstellung und Begründung des gewählten Forschungsdesign für die in dieser Arbeit durchgeführten Gästebefragung. Anschließend erfolgt die Illustration der Ergebnisse der umfangreichen Befragungen. Zuerst werden soziodemographische Merkmale sowie Reisedaten dargestellt und danach die Anforderungen der Befragten an die Region ermittelt. Im letzten Kapitel werden anhand der Ergebnisse der Gästebefragung und anhand einer durchgeführten Expertenbefragung Stärken-Schwächen-Matrizen der Region erstellt, sowie Handlungsempfehlung für die Region abgeleitet.

Abb. 1:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene

2. Regionalentwicklung in Österreich

Zur Einführung in die komplexe Thematik der Regionalentwicklung erfolgen zunächst regionalpolitische Begriffserklärungen sowie die Auseinandersetzung mit traditionellen und neuen Regionalentwicklungsansätzen, um ein Grundverständnis für den zweiten Hauptteil dieses Kapitels, welcher EU-Förderungen für regionale Entwicklung vorstellt, zu schaffen. Im Speziellen wird auf die EU-Gemeinschaftsinitiative LEADER eingegangen, da diese für die Untersuchungsregion das wichtigste Förderprogramm darstellt.

2.1. Begriffserklärungen

2.1.1. Region

Der Terminus „Region“ ist häufig unklar und wird in der Literatur sowie im täglichen Sprachgebrauch beliebig für alles verwendet, was eine räumliche Komponente aufweist.

BRATL definiert Regionen als „räumlich variabel abgrenzbare entwicklungsrelevante Kontexte von regional, national und international vernetzten Systemen und Wirkungszusammenhängen“.[8] Regionen müssen räumliche Bestimmungsmerkmale sowie die Innen- und Außenorientierung regionaler Wirtschaften beinhalten und dürfen nicht als rein funktionale Gebilde dargestellt werden.[9]

Laut MAIER, TÖDTLING und TRIPPL bezeichnet der Begriff „Region“ drei verschiedene Arten von räumlichen Gebilden, nämlich sub-, supra- und transnationale Territorien. Subnationale Territorien sind Teilgebiete eines Staates wie die Bundesländer der Republik Österreich, bei supranationalen Gebieten handelt es sich um Zusammenfassungen von Staaten wie Mitteleuropa und transnationale Territorien umfassen Teilgebiete von zwei oder mehreren Staaten und gehen somit über die Staatsgrenzen hinaus wie etwa die „Europaregion Tirol“, welche Teile Österreichs und Italiens umfasst.[10]

FÜRST, KLEMMER und ZIMMERMANN verstehen unter „Region“ ein Aggregat von Raumpunkten, die in einem räumlichen Nachbarschaftsverhältnis stehen und dieses wiederum einen Teil einer übergeordneten Raumgesamtheit darstellt.[11]

Da es keine allgemein gültige Definition für den Begriff Region gibt, versucht man mit Hilfe von folgenden zwei Kriterien Regionen und deren Gemeinsamkeiten abzugrenzen:

- Funktionalitätskriterium – Gebietseinheiten werden zusammengefasst, die nach gewissen Indikatoren wie Pendlerverflechtungen zueinander in Verbindung stehen.
- Homogenitätskriterium – Gebiete, die nach gewissen Charakteristiken einander sehr ähnlich sind, werden zusammengefasst. Beispiele für solche Ähnlichkeiten sind Ballungsräume bzw. ländliche Räume, Agrarregionen oder Fremdenverkehrsregionen.[12]

SCHÄTZL ergänzt diese Differenzierung um Planungsregionen, bei denen es sich um politische bzw. administrative Gebietseinheiten handelt und deren Abgrenzung entsprechend den Planungszielen erfolgt. Weiters folgert er, dass die Wahl der Abgrenzungskriterien anhand der zu untersuchenden Problemstellung erfolgen muss.[13]

Folglich existieren unterschiedliche Regionsabgrenzungen, abhängig vom jeweiligen Gesichtspunkt – von der Kleinregion bis hin zur NUTS[14] Region. Die Untersuchungsregion entspricht einem subnationalen Territorium, das von anderen Teilgebieten nicht durch formale Grenzen und die damit verbundenen ökonomischen Barrieren getrennt wird. Zugleich stellt die Untersuchungsregion nicht einen einzelnen Raumpunkt, sondern ein Punkteaggregat dar, welches durch Homogenitätskriterien ländlicher Raum und ähnliche Landwirtschafts- und Wirtschaftsmerkmale, abgrenzt werden kann.

2.1.2. Destination

BIEGER definiert den Begriff „Destination“ als „ ein geographischer Raum (Ort, Region), den der jeweilige Gast (oder ein Gästesegment) als Reiseziel auswählt. Sie enthält sämtliche für einen Aufenthalt notwendigen Einrichtungen für Beherbergung, Verpflegung, Unterhaltung/Beschäftigung.“[15] Der Begriff „Destination“ ist aus Sicht des Nachfragers zu definieren und bezieht sich auf die Leistungskette die der Tourist im Laufe eines Aufenthaltes benötigt. Was eine Destination für einen Gast ist, hängt von der Wahrnehmung, den Bedürfnissen und der Entfernung ab. Je nach Tourist kann dies bereits ein Hotelkomplex oder auch ein ganzer Kontinent sein.[16]

Mit dem Begriff „Destination“ wird das Zielgebiet umschrieben, welches mit den lokalen Angeboten die Bedürfnisse der Zielgruppe befriedigt und ist somit räumlich nicht abgrenzbar im Gegensatz zur Region, welche sich auf verschiedene geographische Merkmale beziehen kann.[17]

Betrachtet man diese Definitionen, erkennt man, dass eine Destination eine Region sein kann, jedoch nicht jede Region zwingend eine Destination sein muss. Der Begriff Destination wird in dieser Arbeit synonym für das Wort Region verwendet.

2.1.3. Nachhaltige Regionalentwicklung

- Regionalentwicklung

Bei der Begriffsbestimmung „Regionalentwicklung“ stößt man in der Literatur auf unterschiedliche Ansichten, da Regionalentwicklung u. a. aus geographischer, ökonomischer, ökologischer, raumplanerischer und politischer Sicht definiert werden kann.

Regionalentwicklung ist laut ELLWEIN Ziel und Weg zugleich – „Ziel, weil im Vergleich zum gegenwärtigen Zustand eine Verbesserung der regionalen Situation angestrebt wird, Weg, weil es sich dabei unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht um einen exakt beschreibenden zukünftigen Zustand, sondern um eine Entwicklung handelt“.[18]

STAUDACHER versteht unter Regionalentwicklung, „einen diskontinuierlichen und kumulativen Prozess von Innovationsprozessen, durch welche die sozialen und wirtschaftlichen Systeme transformiert werden“.[19]

MAIER, TÖDTLING und TRIPPL lehnen eine allgemeine Definition des Begriffes
Regionalentwicklung ab, da dieser nur auf Grundlage von Werturteilen und einer exakten Zielvorstellung konkret festgelegt werden kann. Jedoch ist man sich einig, dass Regionalentwicklung einen Prozess beschreibt, der einerseits auf ein bestimmtes Ziel gerichtet ist und andererseits einer ständigen Veränderung unterliegt. Je nach Wertvorstellungen stehen unterschiedliche Ziele, wie beispielsweise Wirtschaftswachstum, Unabhängigkeit, Arbeit oder Partizipation im Vordergrund.[20]

Somit stellt Regionalentwicklung einen Prozess dar, der von einer Vielzahl und Vielfalt regionaler und nicht-regionaler Akteure bestimmt wird und unter einer vorher festgelegten Strategie und mit exakt definierten Zielen erfolgt.

Da es keine allgemein gültige Definition von „Regionalentwicklung“ gibt und die Definition von den gesetzten Zielen, die mit dieser Entwicklung erreicht werden sollten abhängt, wird unter Regionalentwicklung für diese Diplomarbeit folgendes verstanden:

„Regionalentwicklung stellt einen Prozess dar, welcher der Region Waldviertler Kernland schrittweise zu einer besseren wirtschaftlichen und soziokulturellen Situation verhelfen soll. Diese Entwicklung muss eine nachhaltige Wirkung implizieren und die lokalen Ressourcen sollen im Vordergrund der Entwicklung stehen.“

- Nachhaltige Entwicklung

Ursprünglich stammt das Prinzip der Nachhaltigkeit aus der Forstwirtschaft im
18. Jahrhundert. Im Sinne einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung darf nur so viel Holz geschlagen werden, wie im gleichen Zeitraum wieder nachwächst. Somit sind langfristig ein hoher Ertrag sowie die Schonung der vorhandenen Ressourcen gesichert.[21]

Eine der am häufigsten verwendeten Definitionen von nachhaltiger Entwicklung stammt aus dem Jahr 1987 von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung unter der Leitung der damaligen norwegischen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland. ”Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.“[22]

Inzwischen ist klar geworden, dass dieses Prinzip der Nachhaltigkeit für die gesamte Biosphäre gelten muss und sich nicht nur auf Umweltschutz, sondern in gleichem Maße auf die Verwirklichung von sozialen und ökonomischen Zielen konzentriert. In diesem Zusammenhang spricht man von den „Drei Säulen der Nachhaltigkeit“ – ökologische, ökonomische und soziale Dimension.[23]

Auf nachhaltige Entwicklung baut auch das globale Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert, die Agenda 21, auf. Regierungen, Kommunen, Unternehmen und einzelne Konsumenten sind seit der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 aufgefordert, sich mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ auseinanderzusetzen und ihren Beitrag dazu zu leisten.[24] 1997 verpflichtete sich die
Europäische Union das Ziel der Nachhaltigkeit in den EU-Vertrag aufzunehmen.[25]

Das Konzept der Nachhaltigkeit findet man vor allem in der eigenständigen Regionalpolitik, auf welche im Kapitel 2.2.2. genauer eingegangen wird.

2.1.4. Ländlicher Raum

In der Regionalentwicklung nimmt der „ländliche Raum“ aufgrund seiner Vielfalt von Organisations- und Kulturformen, sozialer Gemeinschaften und Landschaften einen besonderen Stellenwert ein. Ländliche Gebiete sind komplexe Systeme, die sich nicht eindeutig charakterisieren lassen und sich in ihren Entwicklungsperspektiven sehr voneinander unterscheiden.[26] Eine allgemein gültige Definition von „ländlicher Raum“ ist in der Literatur nicht zu finden, da dieser beispielsweise nach Entwicklungsstrategien oder Förderungen anders abgrenzt wird. Jedoch werden vorrangig Indikatoren wie
„Bevölkerungsentwicklung“ und „Beschäftigung“ zur Abgrenzung herangezogen.

Der Begriff „ländlicher Raum“ wird oft im Zusammenhang mit „räumlichen Disparitäten“ und „peripher“ verwendet. Bei räumlichen Disparitäten handelt es sich vereinfacht ausgedrückt um eine ungleiche Entwicklung zwischen Zentrum, hier Stadt, und Peripherie, was soviel heißt wie „am Rand liegend“.[27]

Der ländliche Raum ist auch eines der sechs Themenschwerpunkte des österreichischen Raumentwicklungskonzeptes 2001, welches als Leitziel die Herstellung gleichwertiger Lebensbedingungen in allen Teilräumen Österreichs hat. In diesem Entwicklungsplan wird zwischen „Städtischen Regionen“ und „Ländlichen Regionen“ unterschieden.[28] Die ländlichen Regionen Österreichs sind künftig in ihrer Funktionsfähigkeit noch mehr gefährdet, da die Abwanderungstendenzen weiter anhalten und somit die lokale Grundversorgung nicht mehr gewährleistet werden kann. Deshalb setzt sich die österreich-ische Raumordnungskonferenz das Ziel folgende Hauptprobleme zu bekämpfen:

- Beschäftigung (Arbeitsplatzmangel, hoher Pendleranteil, eingeschränkte,
saisonalabhängige und weniger qualitative Erwerbsmöglichkeiten,...),
- Bevölkerung (Geburtenrückgang, Abwanderung der jungen, erwerbsfähigen Bevölkerung, Anteil der älteren, gebrechlichen, hilfsbedürftigen Bevölkerung steigt,...),
- Wirtschaft (Produktionserschwernisse – Rückgang der Landwirtschaftsbetriebe, mangelnde Attraktivität bzw. Entwicklung/Ausbau des Fremdenverkehrs,...),
- Infrastruktur (Erreichbarkeitsprobleme – große Entfernungen zu Zentralräumen, Rückgang der allgemeinen Versorgungsinfrastruktur,...).[29]

Da sich die Untersuchungsregion der vorliegenden Arbeit im ländlichen Raum befindet und mit den typischen Entwicklungsproblemen konfrontiert ist, wird bei der Darstellung der regionalpolitischen Strategien besonderes Augenmerk auf diese Probleme gelegt.

2.2. Regionalpolitische Strategien

Das theoretische Fundament dieses Abschnittes stammt aus der Regionalpolitik. Das österreichische Raumentwicklungskonzept 2001 – davor Raumordnungskonzept 1991 – stellt die theoretische Grundlage für die Regionalpolitik in Österreich dar.

In Anlehnung an MAIER und TÖDTLING sowie FISCHER wird in dieser Arbeit unter Regionalpolitik folgendes verstanden:

„...einen unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten differenzierten Einsatz wirtschaftspolitischer Mittel, um gesamtgesellschaftliche Ziele effizienter zu erreichen.“[30]

Eine effiziente und wirksame Regionalentwicklung setzt bestimmte regionalpolitische Instrumente, die widerspruchsfrei und zielgerichtet sind, voraus. Solche Kombinationen von Instrumenten, die auf bestimmte Ziele gerichtet sind und auf einer bestimmten
theoretischen Vorstellung gemäß der regionalen Entwicklung basieren, bezeichnet man als Strategien.[31] Folgend wird zwischen traditioneller, sprich auf externe Faktoren ausgerichtete Regionalentwicklung, und endogener Regionalentwicklung unterschieden.

2.2.1. Traditionelle Entwicklungsstrategien

Die traditionelle Regionalentwicklung ist vor allem exogen und wachstumspolitisch orientiert. Die Ansätze basieren auf Entwicklungsimpulsen von außen und zielen auf eine Ausschöpfung der in den einzelnen Regionen vorhandenen Produktionspotentiale ab. Derartige externe Impulse sind u. a. die Mobilität von Arbeit und Kapital oder interregionale Handelsbeziehungen. Diese Formen der Regionalentwicklung erfolgen „von oben“, sprich es wird der „top-down“ Ansatz verfolgt. Theorien, welche diesen Strategien zugrunde liegen, sind der neoklassische Ansatz, der keynesianische Ansatz und der Wachstumspolansatz.[32]

Man geht davon aus, dass diese Entwicklungsstrategien nur von wenigen Branchen, insbesondere jenen des sekundären Sektors, und den Städten ausgehen. Eine große Rolle bei diesen Strategien spielen Technologien, Betriebsansiedlungen durch größere Unternehmungen sowie Zuflüsse von Kapital und Know-how. Im Mittelpunkt steht eine Gewinnmaximierung, welche durch bestmögliche Nutzung der menschlichen und natürlichen Ressourcen erzielt werden soll. [33]

In der österreichischen Regionalentwicklung gehen diese traditionellen Ansätze bis in die fünfziger Jahre zurück. In dieser Zeit waren die primären Ziele eines Wirtschaftswachstums die Beseitigung der Kriegsschäden und die Verminderung des West-Ost-Gefälles. Mit Hilfe von privaten und öffentlichen Investitionen wurden Betriebsgründungen und Infrastrukturausbauten gefördert. Anfang der sechziger Jahre wurde nahezu Vollbeschäftigung erreicht, und die regionalpolitischen Bemühungen konzentrierten sich auf die Probleme wirtschaftsschwacher ländlicher Gebiete. Gefördert wurden insbesondere die Kapitalmobilität sowie die regionale und sektorale Mobilität von Arbeitskräften. Durch Investitionsanreize sollten wirtschaftliche Impulse in den peripheren Regionen gesetzt werden.[34]

In den Hochkonjunkturzeiten der siebziger Jahre erstreckte sich der „spill-over-Prozess“[35] bis in die ländlichen Gebiete und bewirkte dort kurz- bis mittelfristige Beschäftigungseffekte, welche jedoch nur aus quantitativer Sicht positiv waren. Die schlechten qualitativen Auswirkungen auf die Arbeitsplatzsituation im ländlichen Raum zeigten sich Ende der siebziger Jahre, als die gute wirtschaftliche Lage der Nachkriegszeit zu Ende ging und es zu einem Beschäftigungsabbau und Betriebsschließungen kam.[36] Der Konjunktureinbruch und die mangelnden Erfolge der bisherigen Regionalpolitik waren entscheidend dafür, dass erste Schritte in Richtung eigenständige Regionalpolitik unternommen wurden. Weiterhin spielten zwar Investitionsförderungen eine zentrale Rolle, jedoch bezogen diese stärker als bisher bestehende regionale Unternehmen und Akteure mit ein. Aber der erhoffte Erfolg auf eine Verbesserung der Wirtschafts- und Lebenssituation im ländlichen Raum blieb trotzdem aus.[37]

Wie anhand der oben dargestellten Entwicklung erkennbar, standen im Mittelpunkt dieser Strategien nur wirtschaftliche Aspekte. Die durchgeführten Maßnahmen hatten immer als Ziel eine Entwicklung von den Zentren zur Peripherie. Von einer Einbeziehung nicht-wirtschaftlicher Faktoren wie ökologische, kulturelle sowie gesellschaftliche Ansätze war keine Rede.

Kritiker dieser Strategien setzten vor allem bei den fehlenden Erfolgen und selektiven strukturellen Wirkungen an. Durch die „von oben herab“ initiierte Entwicklung, die einseitige Mobilitätsorientierung auf Infrastruktur sowie durch das Fehlen von Maßnahmenabstimmungen untereinander wurden die vorherrschenden Probleme oft noch verstärkt und die Disparitäten zwischen Zentren und Peripherie vergrößert.[38]

Die negativen Auswirkungen traditioneller Regionalentwicklung lassen sich auch in der Untersuchungsregion nachvollziehen. 80% der in den sechziger und siebziger Jahren gegründeten Betriebe im Waldviertel entfielen auf die Branchen Textil und Elektroartikel. Einerseits wurden somit zwar Arbeitsplätze in der Region geschaffen, jedoch waren diese einseitig, erforderten keine Ausbildung und wurden meist von weiblichen Anlernkräften mit niedrigem Lohnniveau besetzt. Andererseits wurde durch diese geringe Attraktivität der Arbeitsplätze die Abwanderung ausgebildeter, qualifizierter Arbeitskräfte in die Zentren gefördert. Weiters muss festgestellt werden, dass 60% der geschaffenen Arbeitsplätze im Waldviertel zwischen 1974 und 1977 wieder verloren gingen.[39]

2.2.2. Endogene Entwicklungsstrategien

Aufgrund der geringen nachhaltigen Wirkung traditioneller Entwicklungsstrategien beschäftigte sich die österreichische Regionalpolitik Ende der siebziger bzw. Anfang der achtziger Jahre mit neuen regionalpolitischen Konzepten, die vor allem das „endogene Potential“ einer Region in den Vordergrund stellten.[40] In der Literatur wird dieser Regionalentwicklungsansatz u. a. mit den Begriffen „endogene Regionalentwicklung“[41], „Entwicklung von unten“[42], „eigenständige Regionalentwicklung“[43] belegt. Diese Strategien weisen im Detail zwar Unterschiede auf, jedoch sind die Grundprinzipien im Wesentlichen gleich. Sie stellen im Gegensatz zu den traditionellen Strategien nicht externe Faktoren in den Vordergrund, sondern sind auf die Entwicklung endogener Potentiale einer Region ausgerichtet.[44] In dieser Arbeit werden diese Begriffe synonym verwendet, da nicht das Ziel der Illustration einzelner Strategien, sondern die Darstellung der Grundsätze eigenständiger Regionalpolitik verfolgt wird, um ein besseres Verständnis für das Förderungsprogramm LEADER zu schaffen.

Im Rahmen des endogenen Ansatzes wird vor allem der Frage nachgegangen, ob die in der Region vorhandenen Potentiale bestmöglich genutzt werden und wie individuelle, nachhaltige Konzepte am Besten entwickelt werden können.[45] Jedoch bevor genauer auf die eigenständige Regionalentwicklung eingegangen wird, stellt sich die Frage, was unter endogenem Potential verstanden werden kann!

HAHNE definiert endogenes Entwicklungspotential als „Gesamtheit der Entwicklungsmöglichkeiten einer Region im zeitlich und räumlich abgegrenzten Wirkungsbereich.“ Der von ihm entworfene Potentialfaktorenkatalog enthält Kapital-, Flächen-, Arbeitskräfte-, Infrastruktur-, Umwelt-, Markt-, Entscheidungs- und soziokulturelles Potential.[46] KERN unterscheidet zwischen natürlichen Potentialen, wie Umwelt, Fläche und Landschaft und durch den Menschen verursachte Faktoren wie Arbeit, Kapital und Infrastruktur.[47]

Der Begriff „endogenes Potential“ kann nicht durch Indikatoren abgegrenzt werden, sondern es wird je nach Interpretation und Sichtweise abgesteckt. Jedoch gilt immer, dass sich die Nutzung von lokalen Potentialen nicht nur auf quantitatives, monetäres Wachstum richtet, sondern ebenso auf qualitative Regionalentwicklung abzielt.[48]

MAIER und TÖDTLING formulierten folgende Prinzipien der eigenständigen
Regionalentwicklung:

1. Eigenständige Regionalentwicklung soll nicht nur quantitatives Wirtschaftswachstum bewirken, sondern auch eine qualitative Verbesserung der Wirtschaftsstrukturen und der Lebensbedingungen, welche an die sozioökonomischen, natürlichen und kulturellen Eigenheiten der betreffenden Region angepasst sind.
2. Die treibenden Kräfte dieser Entwicklung stellen lokale Akteure, wie Unternehmen und Arbeitskräfte, dar. Eine breite Beteiligung regionaler Interessensgruppen ist wünschenswert, da diese die Möglichkeit haben, den Entwicklungsprozess an den eigenen Zielen auszurichten und zu kontrollieren.
3. Vorhandene regionale Potentiale und Ressourcen sollen optimal und vor allem nachhaltig genutzt bzw. weiterentwickelt werden. Weiters ist eine sektorübergreifende Nutzung dieser Potentiale erstrebenswert, um Synergiebildungen zu bewirken. Es sollen auch die oft vernachlässigten Sektoren wie Dienstleistungen und Landwirtschaft in regionale Entwicklungskonzepte miteinbezogen werden.
4. Klein- und Mittelunternehmen sollen modernisiert und bezüglich ihrer Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden.[49]

Somit versucht endogene Regionalentwicklung in einem weitgefassten Aktionsradius Regionalentwicklung nachhaltig zu betreiben und umfasst im Wesentlichen alle ökonomischen, ökologischen, kulturellen, politischen und sozialen Faktoren einer Region.

Endogene Regionalentwicklung bedeutet das Erarbeiten von Strategien die „von innen“, sprich von der betroffenen Bevölkerung der Region selbst, ausgehen. Voraussetzungen für eine funktionierende eigenständige Regionalentwicklung sind, die Möglichkeit regionaler Selbstbestimmung, Entscheidungskompetenz, eine gute innerregionale Kommunikation und vor allem die Beteiligung der Bürger.[50] Somit ist eine Grundvoraussetzung für diese Entwicklung „von unten“ die Selbstidentifikation einer Region aus welcher wiederum Regionsbewusstsein aufgebaut werden kann. Dies ist jedoch nicht im Sinne einer übertriebenen „nationalistischen“ Freiheitsbestrebung zu betrachten.[51]

Einem Missverständnis gilt es an dieser Stelle vorzubeugen. Das Konzept der eigenständigen Regionalentwicklung ersetzt nicht die anderen regionalpolitischen Instrumente und impliziert nicht, dass benachteiligte Regionen sich selbst überlassen werden, sondern weiterhin von Bund und Ländern unterstützt werden. Jedoch soll durch den „Bottom-up“ Ansatz die Motivation der Bevölkerung zur Eigeninitiative erhöht werden. „Insgesamt wird unter endogener, eigenständiger Entwicklung ein wirtschaftliches, politisches und kulturelles Konzept verstanden, das zwar zur Realisierung auch der Hilfe „von oben“ bedarf (Solidaritätsprinzip), aber entscheidend in der Region geprägt und getragen wird (Subsidaritätsprinzip).“[52]

In Österreich wurde von den endogenen Ansätzen die eigenständige Regionalentwicklungsstrategie ausgewählt und in Form der „Sonderaktion für entwicklungsschwache Berggebiete“, welche danach in „Förderungsaktion für eigenständige Regionalentwicklung“ (FER) umbenannt wurde, im Jahr 1979 von der damaligen Bundesregierung umgesetzt.[53] Jedoch wies dieses Konzept bald Schwächen wie Innovationsmangel, Informations- und Bildungslücken der lokal Beteiligten auf. Um diese zu beseitigen, wurde die Strategie um eine innovationsorientierte sowie weiterbildungsorientierte Regionalpolitik ergänzt.[54] Im Rahmen der FER wurde 1983 die Österreichische Arbeitsgemeinschaft für eigenständige Regionalentwicklung gegründet und es wurden Regionalbeauftragte in die Regionen entsendet um Beratungsleistungen durchzuführen.[55]

Weitere wesentliche Veränderungen in der österreichischen Regionalpolitik brachte der EU-Beitritt mit sich. Die EU-Regionalpolitik beeinflusst die nationale Entwicklungspolitik einerseits durch eigene Programme und andererseits durch Beihilfenkontrollen.[56]

Erfahrungen aus bisher durchgeführten Maßnahmen zeigen, dass endogene Strategien besser auf die Erfordernisse der jeweiligen Region eingehen und somit mehr Rücksicht auf regionale Besonderheiten nehmen als die traditionellen Regionalentwicklungsstrategien. Weiters wird durch die Projektentwicklung vor Ort eine höhere Beteiligung von lokalen Interessensgruppen erreicht und die qualitativen Wirkungen wie Qualität am Arbeitsplatz und Innovationsfähigkeit der Betriebe erhöht.[57] Eine grundlegende Schwäche stellt aber das theoretische Fundament dieses Ansatzes dar, da dieser großteils als Negativbild zur Ansiedlungsstrategie entwickelt wurde und somit dem Ansatz die theoretische Konsistenz fehlt. Weiters lässt sich feststellen, dass dieser Ansatz für einige periphere Regionen alleine nicht reicht, da das lokale Potential an Betrieben, Qualifikationen und natürlichen Ressourcen zu gering ist, um eine positive Entwicklung hervorzurufen.[58] Jedenfalls zeigt dieser regionalpolitische Ansatz bedeutende Unterschiede zur traditionellen Regionalpolitik auf; sektorenübergreifende Strategien, Hervorhebung endogener Potentialfaktoren, Bottom-up-Prinzip sowie Nachhaltigkeitsziele sind nur einige davon.

Zieht man die theoretischen Kenntnisse der eigenständigen Regionalentwicklung zu einer Betrachtung der Untersuchungsregion heran, scheint der Weg geebnet zu sein. Es stellen vor allem die Gegebenheiten ortsgebundenes Heilvorkommen, ansprechende Landschaft und vorhandenes Arbeitskräfteangebot Potentiale für eine endogene Regionalentwicklung dar.

„Den Waldviertlern muss man die Augen öffnen und ihnen zeigen, wie schön es hier ist und dass hier ein Potential brachliegt, das man nur erkennen und richtig einsetzen muss. Diese regionale Entwicklung des Waldviertels braucht den vollen Einsatz seiner Menschen.“[59]

Diese Aussage beim Spartenstich des Gesundheitsprojektes Traunstein verdeutlicht, wie wichtig Eigeninitiative und Selbstständigkeit sind. Diese Eigenschaften zeichnen eine endogene nachhaltige Regionalentwicklung aus.

Jedoch kommt selbst eine eigenständige Regionalentwicklung im ländlichen Raum nicht ohne finanzielle Unterstützung aus. Ohne Förderungen beispielsweise von Land, Bund oder EU ist die Umsetzung von Ideen in langfristige, wirtschaftlich tragfähige Projekte nur schwer vorstellbar. Die Regionalentwicklung des Waldviertels wird von zahlreichen Programmen, wie Ziel 2-Gebiet unterstützt, jedoch das wichtigste stellt die Gemeinschaftsinitiative LEADER dar, welche den endogenen Entwicklungsansatz verfolgt.[60]

2.3. EU-Strukturfondsförderungen

In diesem Abschnitt wird das Förderprogramm LEADER und dessen Zukunft erläutert. Jedoch wird zuerst ein Überblick über die EU-Strukturförderungen gegeben, um Basiswissen für das LEADER-Programm zu schaffen. Die folgenden Informationen wurden großteils aus Onlinequellen bezogen, da diese den Vorteil der Aktualität aufweisen.

Im EU-Vertrag (Art. 158 und 160) ist das Ziel der Gemeinschaft, den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt zu stärken, um eine harmonische, ausgewogene und nachhaltige Entwicklung der Gemeinschaft zu fördern, verankert. Ziel ist es, vor allem wirtschaftlich benachteiligte Gebiete zu entwickeln um die territorialen Disparitäten zu verringern. Für diese Zielerreichung stellt die Europäische Union beträchtliche Förderinstrumente, wie beispielsweise den Strukturfonds und die Europäische Investitionsbank zur Verfügung.[61]

Um eine Förderung zu erhalten, müssen Mitgliedsstaaten folgende Prinzipien einhalten:

- Prinzip der Kofinanzierung: Die Förderprogramme erfordern eine Mitfinanzierung von Bund, Land bzw. Privaten, um eine höhere Mitverantwortung bei der Auswahl und Durchführung von Entwicklungsvorhaben sicherzustellen.
- Prinzip der Konzentration: Fördermittel werden nur für strukturverbessernde Ziele mit regionaler und sektoraler Schwerpunktsetzung vergeben.
- Prinzip der Programmplanung: Um eine nachhaltige Wirkung der Förderprogramme zu gewährleisten, müssen Ziele, Instrumente sowie ein Finanzplan aufgestellt und eine mehrjährige Programmlaufzeit garantiert werden.
- Prinzip der Partnerschaft: Die Beteiligung aller regionalpolitisch relevanter Akteure an der Konzeption und Umsetzung der Programme muss sichergestellt werden.[62]

2.3.1. Veränderungen der Fondsperiode 2000-2006 auf 2007-2013

Aufgrund der Erweiterung auf 27 Mitgliedsstaaten 2007 haben sich die ökonomischen und strukturellen Unterschiede innerhalb der EU enorm vergrößert. Dies fordert eine Anpassung der Förderpolitik, welche im neuen Strukturfonds 2007-2013 Berücksichtigung findet. Da diese Diplomarbeit im Zeitraum des Strukturfondswechsels verfasst wird, folgt nun eine kurze Gegenüberstellung dreier Veränderungen dieser zwei Fondsperioden, welche aus Sicht des Autors wesentlich für das LEADER-Programm sind. Folgende Angaben basieren auf dem Wissenstand Oktober 2006.

a) Zusammensetzung der Strukturfondsförderung

Bisher gab es drei Strukturfonds wobei der aktuelle 2006 zu Ende geht und 2007 die 4. Strukturfondsperiode beginnt. Die aktuelle Periode ist mit € 213 Mrd. finanzieller Mittel ausgestattet und für die künftige Periode sollen € 307,6 Mrd. zur Verfügung gestellt werden.[63] Für jede Strukturfondsperiode sind bestimmte Finanzierungsinstrumente vorgesehen. Folgende Instrumente werden zu den Strukturfonds für die Haushalts-periode 2000-2006 im engeren Sinne gezählt:

- Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE),
- Europäische Sozialfonds (ESF),
- Europäische Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft (EAGFL),
- Europäische Fischereifonds (EFF)

Weitere Instrumente sind der Kohäsionsfonds und der Landwirtschaftsfonds.[64]

Die Strukturfondsperiode 2007- 2013 umfasst folgende Finanzierungsinstrumente:

- Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE),
- Europäischer Sozialfonds (ESF),
- Kohäsionsfonds.

Der Europäische Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft (EAGFL) und der Europäische Fischereifonds (EFF) zählen nicht mehr zu den Strukturfonds im engeren Sinne, sondern werden ab 2007 von den Generaldirektionen verwaltet.[65]

b) Zielgebietsregelung

EU-weit wurden für die Periode von 2000 bis 2006 drei vorrangige Ziele festgelegt, welche mit Mitteln des Strukturfonds unterstützt werden.

Ziel-1 Gebiet, welches die Entwicklung und die strukturelle Anpassung von Regionen mit hohem Entwicklungsrückstand unterstützt. Darunter fallen ultraperiphere Regionen und sehr dünn besiedelte Gebiete. Es leben 22% der EU-Bürger in Ziel-1 Gebieten.

Ziel-2 Gebiet soll die wirtschaftliche und soziale Umstellung von Gebieten mit strukturellen Schwierigkeiten fördern und bezieht auch städtische Problemgebiete sowie vom Dienstleistungssektor stark abhängige Gebiete mit ein.

Ziel-3 Gebiet konzentriert sich auf die Anpassung und Modernisierung von Bildungs-, Ausbildungs- und Beschäftigungssystemen.[66]

Neben diesen Zielgebietsregelungen gibt es noch die sogenannten Gemeinschaftsinitiativen, auf welche im Punkt c) eingegangen wird. Der Untersuchungsraum Waldviertler Kernland befindet sich vollständig im Förderbereich des Ziel-2 Gebietes.

Die Struktur- und Kohäsionspolitik ab 2007 baut auf den Zielen aus der vorhergehenden Periode auf, und wird sich an den unten aufgezählten drei Hauptzielen orientieren.

Ziel „Konvergenz“ ähnelt dem derzeitigen Ziel-1 Gebiet. Durch gezielten Einsatz von Fördermitteln sollen Voraussetzungen für Wachstum und Beschäftigung in jenen Regionen geschaffen werden, deren Brutto-Sozialprodukt pro Einwohner unter 75% des EU-Durchschnittes liegt. Dies wird vor allem auf die neuen Mitgliedsstaaten zutreffen.

Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ kann für alle Regionen, deren Brutto-Sozialprodukt pro Einwohner über 75% des EU-Durchschnittes liegt, angewendet werden.

Ziel „Europäische territoriale Zusammenarbeit“ soll grenzüberschreitende und transnationale Zusammenarbeit sowie den Erfahrungsaustausch innerhalb der EU fördern.[67]

Das Waldviertler Kernland befindet sich im Zielgebiet „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ und kann außerdem durch grenzüberschreitende Projekte finanzielle Mittel aus dem Ziel „Europäische territoriale Zusammenarbeit“ erhalten.

c) Gemeinschaftsinitiativen

Gemeinschaftsinitiativen sind als Interventionsinstrument gekennzeichnet, da die
Europäische Kommission selbst die Aktionsbereiche der Programme sowie die Zielvorstellungen definiert, obwohl die Mitgliedsstaaten in die Konzeption mit einbezogen werden. Die Gemeinschaftsinitiativen werden als Ergänzung zu den finanziell weit höher dotierten Zielgebietsprogrammen gesehen.[68]

In der Periode 2000-2006 werden 94% der Strukturfondsgeldern für die drei unter b) erläuterten Ziele herangezogen. Weitere 5,35% der Gesamtsumme sind für die Gemeinschaftsinitiativen (GI) vorgesehen. Der restliche Betrag wird auf Förderungen von innovative und FIAF[69] Maßnahmen aufgeteilt.[70]

Bereits seit der 2. Strukturfondsperiode gibt es die Gemeinschaftsinitiativen. Es werden Mittel gezielt für Maßnahmen, die im besonderen Interesse für die Gemeinschaft sind, eingesetzt. In der 2. Periode waren es noch 13 Gemeinschaftsinitiativen, in der 3. Periode wurden diese auf folgende vier begrenzt:[71]

- INTERREG III: Förderung grenzübergreifender, transnationaler und interregionaler Zusammenarbeit und ausgewogener räumlicher Entwicklung,
- EQUAL: Förderung neuer Methoden zur Bekämpfung von Diskriminierung und Ungleichheiten am Arbeitsmarkt,
- URBAN II: wirtschaftliche und soziale Wiederbelebung krisenbetroffener Städte und Stadtviertel,
- LEADER+: Entwicklung des ländlichen Raumes durch integrierte Entwicklungs- und Kooperationsprogramme lokaler Aktionsgruppen.[72]

Für die neue Periode, beginnend mit 2007, gibt es erhebliche Änderungen betreffend der Gemeinschaftsinitiativen. Dieses Instrument ist im Sinne der Periode 2000-2006 nicht weiter vorgesehen. Gemeinschaftsinitiativen werden nicht mehr als eigene Programme betrachtet, jedoch bleiben Ansätze dieser weiterhin in der EU-Politik bestehen.

Folgend wird nur auf die Gemeinschaftsinitiative LEADER+ eingegangen, da diese am Wesentlichsten für die Untersuchungsregion ist.

2.3.2. LEADER

Die Gemeinschaftsinitiative LEADER dient der Förderung von Innovationen und Ko-operationen im ländlichen Raum. LEADER steht für "Liaison entre actions de développement de l´économie rurale", was Deutsch übersetzt, „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“ bedeutet.[73]

LEADER+ ist die aktuelle Programmperiode für den Zeitraum 2000 bis 2006. Davor waren die beiden Vorgänger LEADER I (1991-1993) und LEADER II (1994-1999).[74] Von den 5,35% der Strukturfonds-Finanzmittel, welche für Gemeinschaftsinitiativen vorgesehen sind, entfallen 19,3% (€ 2.020 Mio.) auf LEADER+.[75]

2.3.2.1. LEADER-Regionsabgrenzung

LEADER+ ist zum Unterschied zu den Zielgebietsprogrammen im gesamten ländlichen Raum möglich. Jedoch sind für die Teilnahme drei Voraussetzungen zu erfüllen:

1. Gebietsabgrenzung: Die Fördergebiete müssen nach geographischen, wirtschaftlichen und sozialen Kriterien eine homogene Einheit bilden und es müssen mindestens 10.000 Einwohner, jedoch höchstens 100.000 Einwohner, in dieser Region leben. Die maximale Bevölkerungsdichte beträgt 120 Einwohner/km².
2. Organisation: Die Teilnahme am LEADER+ Programm ist nur im Rahmen einer „Lokalen Aktionsgruppe“ (LAG) möglich. Darunter versteht man einen Zusammenschluss von privaten und öffentlichen Personen und Institutionen der Region. Die LAG soll die Bevölkerung repräsentieren.
3. Regionaler Entwicklungsplan: Von den „Lokalen Aktionsgruppen“ muss ein regionaler Entwicklungsplan erarbeitet werden. Dieser muss eine Entwicklungsstrategie für das Fördergebiet enthalten, welche sich an einem Schwerpunkt-thema des LEADER+ Programms orientiert. Bevorzugt werden integrierte regionale Entwicklungsstrategien gegenüber sektorspezifischen Aktionen.[76]

2.3.2.2. LEADER-Methode

Der Begriff „LEADER“ charakterisiert das Zusammenwirken von „sieben besonderen Merkmalen“ bzw. „Handlungsprinzipien“.

- Territorialer Ansatz: Die Entwicklungsstrategie muss sich an Besonderheiten, Stärken und Schwächen einer Region orientieren.
- Bottom-up-Ansatz: In die Entscheidungsfindung werden alle lokalen Akteure miteinbezogen.
- Partnerschaftlicher Ansatz: Die lokal gegründete Aktionsgruppe (LAG) stellt den Motor sowie die Plattform der lokalen Entwicklung dar.
- Innovationswert der Aktionen: Die durchgeführten Aktionen sollen erstmalig sein und auch eine Hebelwirkung für eine dauerhafte Veränderung mit sich bringen.
- Multisektoraler Ansatz: Primär geht es nicht um erfolgreiche Einzelaktionen, sondern um die Integration von Aktionen in ein koordiniertes Gesamtkonzept.
- Vernetzung und grenzübergreifende Zusammenarbeit: Es wird die Bildung von Entwicklungspartnerschaften unterschiedlicher ländlicher Regionen angestrebt.
- Dezentrale Management- und Finanzierungsmodalitäten: Grundsätzlich sollen genug Spielräume für die Eigenverantwortung der lokalen Partnerschaften und programmverantwortlichen Stellen geboten werden.[77]

Die LEADER-Förderungen teilen sich auf folgende Aktionen auf:

1. Förderung integrierter gebietsbezogener Entwicklungsstrategien mit Pilotcharakter auf der Grundlage eines Bottom-up-Konzeptes,
2. Förderung der Zusammenarbeit zwischen ländlichen Gebieten,
3. Vernetzung und
4. Technische Hilfe.

Die Durchführung von Aktion 1 erfolgt über die LAGs und erhält den größten Anteil der Förderung für die Umsetzung regionaler Entwicklungskonzepte. Unter Aktion 2 werden gebietsübergreifende Projekt-Kooperationen gefördert. Aktion 3 begünstigt die Erstellung eines Netzwerkes mit dem Ziel des Erfahrungsaustausches. Ein weiterer jedoch geringer Förderungsprozentsatz betrifft Technische Hilfe.[78]

Anhand der oben dargelegten Informationen erkennt man, dass der LEADER-Ansatz aus der endogenen Regionalentwicklung stammt. Wesentliche Bestandteile des Leader+ Programms sind zusammengefasst die Bildung von Lokalen Aktionsgruppen, das weite Förderspektrum und die auf regionalen Besonderheiten aufbauende Entwicklung. Neben der Verbesserung von Lebensqualität, Wirtschaftsstruktur, Arbeitsplatzsituation wird auch der Aufbau von Wertschöpfungsketten durch Kooperationen von Landwirtschaft, Handel, Gewerbe und Tourismus verfolgt.

2.3.2.3. LEADER+ in Österreich

Das „LEADER+ Programm Österreich“ für die Strukturfondsperiode 2000-2006 wurde am 26. März 2001 durch die Europäische Kommission genehmigt.[79] Das Leitziel dieses österreichischen Programms ist es, „den ländlichen Raum in seiner Funktionsfähigkeit als möglichst eigenständigen Lebens- und Wirtschaftsraum unter Bewahrung regionaler und lokaler Identitäten zu erhalten und zu entwickeln und dabei seiner ökologischen Sensibilität ebenso gerecht zu werden, wie seiner Funktion als Erholungsraum“.[80]

Alle interessierten und als „Lokale Aktionsgruppe“ organisierten Regionen Österreichs hatten die Möglichkeit zur Beteiligung am LEADER+ Programm durch Vorlegen eines regionalen Entwicklungsplanes. Die endgültige Auswahl der teilnehmenden Regionen erfolgte durch ein Gremium, zusammengesetzt aus Vertretern des Bundes und der Länder. Aus den acht Bundesländern (Wien ausgeschlossen) wurden 56 Regionen, die insgesamt 1.119 Gemeinden umfassen, ausgewählt. In Niederösterreich nehmen 15 Regionen an diesem Projekt teil.[81]

Das LEADER+ Programm Österreich weist für die Strukturfondsperiode 2000-2006 ein Finanzvolumen von etwa € 161,5 Mio. auf, wovon € 75,5 Mio. vom Strukturfonds,
€ 28 Mio. von Bund, Land sowie von der österreichischen LEADER-Verwaltungsbehörde dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft und Umwelt und € 58 Mio. von privaten Beteiligungen stammen.[82]

Im vergangenen österreichischen LEADERII-Programm kamen 34% der Förderungen Tourismusprojekten, 15% Vermarktungsprojekten regionaler Agraprodukte und 14% Schulungs- und Beratungsprojekten zu Gute; der restliche Förderbetrag wurde für Technische Hilfe, Umwelt- und Naturschutzgebiete, Veranstaltungen sowie Telematik- und IT-Projekte verwendet. In Niederösterreich wurden sogar 47% der öffentlichen Mittel für den Tourismus zur Verfügung gestellt.[83]

Bezüglich der Programmevaluierung seitens der EU ist eine dreistufige Bewertung von LEADER+ vorgeschrieben. Vor Beginn der Programmumsetzung erfolgt eine ex-ante-Bewertung, während der Durchführung der Initiative findet eine Zwischenbewertung statt und abschließend wird eine Ex-post-Bewertung durchgeführt.[84]

Für die Programmperiode bis 2006 liegt noch keine Ex-post-Bewertung vor, jedoch aus der Endbewertung der vergangenen Periode lässt sich feststellen, dass das LEADER-Programm in Österreich als Erfolg bezeichnet wird. Es hat sich herauskristallisiert, dass das LEADERII-Programm vor allem in jenen Regionen sehr erfolgreich war, in denen es bereits vor Programmbeginn gut funktionierende Kooperationsstrukturen gab. Regionen, in denen es noch keine Kooperationen gab, hatten Anfangs Probleme bezüglich Konkurrenzdenkens. Nicht alle Regionen konnten ihre erstellten Entwicklungskonzepte erfüllen, da oft „die Latte zu hoch gesteckt“ war. Außerdem stellte sich heraus, dass die gezielte Schulung der LAGs-Mitglieder entscheidend für den Programmerfolg war, vor allem in Niederösterreich erzielte die professionelle Beratung sehr positive Wirkungen.[85]

2.3.2.4. Leader+ im Waldviertler Kernland

„Hohe Qualität der Produkte und Dienstleistungen, Engagement der Bevölkerung sowie die wunderschöne Natur sind die Zugpferde in der Region Waldviertler Kernland“.[86]

Unter dem Regionsnamen "Waldviertler Kernland" haben sich 18 Gemeinden aus den Bezirken Zwettl, Krems und Melk für die allgemeine Strukturverbesserung zu einer LEADER-Region zusammengeschlossen. In Form des Regionalvereins „Waldviertler Kernland“ wird das Leader-Management, welches die Aufgabenbereiche Koordinierung, Begleitung sowie Unterstützung des LEADER+-Forums bei der Durchführung der regionalen Entwicklungsstrategie umfasst, durchgeführt.[87]

Wie es der LEADER-Ansatz vorschreibt, besteht eine LAG unter dem Namen „LEADER Forum Waldviertler Kernland+“, welche 52 Mitglieder umfasst. Aus diesem LEADER-Forum wurde eine Steuerungsgruppe gewählt, welche das Bewertungs-, Entscheidungs- und Controllinggremium zum LEADER+-Aktionsprogramm darstellt. Diese Steuerungsgruppe ist dazu verpflichtet, Ergebnisse und Berichte dem LEADER+ Management vorzulegen. Die weiteren Entscheidungsmechanismen sind im „Regionsvertrag“ geregelt.[88] Das Projektbudget 2000-2006 des Waldviertler Kernlands betrug insgesamt € 6,6 Mio. wovon 45% für die Entwicklung des Tourismus in der Region ausgegeben wurden. Mit dem restlichen Budget wurden Projekte in den Bereichen Marketing und Qualifizierung gefördert sowie allgemeine Investitionen getätigt. Für die kommende Periode wird ein Budget von € 8 Mio. erwartet.[89] Abb. 2 verbildlicht die Organisationsstruktur.

Abb. 2: Organigramm der Lokalen Aktionsgruppe Waldviertler Kernland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Waldviertler Kernland+, Regionaler Entwicklungsplan 2002, S. 45

Aufgrund von einer durchgeführten Stärken/Schwächen-Analyse der Region hat das LEADER-Management folgende Zielsetzungen für das Waldviertler Kernland festgelegt.

- Sektorübergreifende Kooperationen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit,
- Aufbau eines integrierten professionellen Marketings zur Positionierung,
- Weiterentwicklung des Waldviertler Kernlands unter Ressourcenschonung,
- Schaffung und Sicherung von qualifizierten Arbeitsplätzen für Frauen und Jugend,
- Miteinbeziehung der Frauen und der Jugend in regionale Entwicklungsprozesse,
- Nachhaltige Entwicklung und Aufwertung der natürlichen Potentiale und
- Erhaltung der Landschaft sowie Erzeugung gesunder Produkte.[90]

Ein bereits erfolgreich durchgeführtes Projekt betreffend Tourismus stellt das „Gustostückerl Waldviertler Kernland“ dar. 22 Betriebe aus der Region schlossen sich zusammen und betreiben unter dieser Marke eine gemeinsame Produktvermarktung.[91] Durch dieses Projekt wurde ein Investitionsschub von fast € 2 Mio. ausgelöst und sechs neue Arbeitsplätze geschaffen. Außerdem erwartet man sich eine Absatzsteigerung der Produkte sowie eine Ankurbelung des Ausflugstourismus in der Region.[92]

2.3.2.5. Zukunft von LEADER

Die neue Strukturfondsperiode 2007-2013 wird einige Reformen, wie die Abschaffung der Gemeinschaftsinitiativen, mit sich bringen. Da aber LEADER als erfolgreiche Gemeinschaftsinitiative von der EU wahrgenommen wird, sieht man in der zukünftigen Periode eine Weiterführung und Weiterentwicklung des LEADER-Konzepts vor. Die LEADER-Initiative wird in der Strukturförderperiode 2007-2013 nicht mehr ein eigenes Programm, sondern ein integrierter Bestandteil der ELER-Verordnung[93] sein.[94]

Die ELER-Verordnung formuliert drei allgemeine Ziele für die ländliche Entwicklung, die jeweils eine der drei Schwerpunktachsen darstellt. Jede Achse umfasst Unterziele sowie Maßnahmenbündel. Weiters sieht diese Verordnung eine querschnittsorientierte Achse, die LEADER-Achse, vor. LEADER ist somit ein Teil des jeweiligen Entwicklungsprogramms und soll übergreifend über alle drei Ziele wirken.[95]

Abb. 3: Säulen der Ländlichen Entwicklung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: in Anlehnung an Kaltenegger 2006, S. 18, online pdf

Das LEADER-Konzept als lokale Entwicklungsstrategie umfasst folgende Elemente:

- Gebietsbezogenes Programm – Territorialer Ansatz,
- Lokale Aktionsgruppen,
- Bottom-up-Ansatz,
- Sektorübergreifende Integration und Vernetzung lokaler Partnerschaften.

Diese oben genannten Elemente sind im Wesentlichen von den 7 Handlungsprinzipien aus LEADER+ bekannt. Jedoch verlangt die neue Verordnung nicht explizit die Umsetzung innovativer Konzepte sowie die Durchführung von Kooperationsprojekten. Alle Mitgliedsstaaten sind trotzdem aufgefordert, bei der Regionsauswahl Entwicklungskonzepte, die auf Kooperationen basieren, zu bevorzugen. Ebenfalls vorgesehen, wie in der laufenden Periode, sind die nationalen und europäischen Netzwerke.[96]

Für die Weiterführung des LEADER-Ansatzes kann sich grundsätzlich jede ländliche Region bewerben, die entweder an LEADER II oder LEADER+ beteiligt war bzw. dem LEADER-Konzept entsprechend konstituiert ist. Eine Änderung gibt es bezüglich des Abgrenzungskriteriums „Bevölkerung“. In Zukunft besteht größere Flexibilität, da kein Dichtekriterium festgelegt wurde und somit neue Formen regionaler Partnerschaften, wie etwa Stadt-Umland-Partnerschaften, möglich sind. Außerdem wurde die Spanne der Einwohneranzahl erweitert. Es muss sich nunmehr um ein zusammenhängendes Gebiet, das mindestens 5.000 und maximal 150.000 Einwohner umfasst, handeln.[97] Am 12. September 2006 hat die Europäische Kommission die jährliche Mittelaufteilung für die Entwicklung des ländlichen Raums für den Zeitraum 2007 bis 2013 beschlossen. Für die ländliche Entwicklung in dieser Periode durch den ELER sind € 77,663 Mrd. angesetzt.[98]

Zusammengefasst ist der wesentlichste Unterschied zu LEADER+, dass es kein eigenes Programm mehr ist, aber im Hauptförderprogramm verankert und somit besser ausgestattet ist. Jedoch ist die Vielfalt der Projekte in dieser neuen Form im Gegensatz zu
LEADER+ thematisch beschränkt. Maßnahmen aus dem früheren ESF und EFRE, die über die ELER-Achsen hinausgehen, sind künftig nicht mehr über LEADER förderbar. Die Förderung von Tourismusprojekten im ländlichen Raum wird weiterhin eine große Rolle einnehmen. Für die zukünftige Periode sollen noch mehr Fördermittel in diese Branche fließen, da nachhaltiger Tourismus als besonders geeignet für die regionale Entwicklung des ländlichen Raumes betrachtet wird.[99]

3. Region Waldviertler Kernland

Um die Notwendigkeit einer gezielten Regionalentwicklung für die Untersuchungsregion aufzuzeigen, folgt nun eine Darstellung der LEADER-Region Waldviertler Kernland aus verschiedenen Blickwinkeln. Zu Beginn wird auf die Lage sowie auf die Bevölkerung und deren Beschäftigungssituation eingegangen. Anschließend wird ein Einblick in die gesamtwirtschaftliche Situation mit dem Schwerpunkt Tourismus gegeben. Der letzte Unterpunkt dieses Kapitels erläutert die Zukunftspläne der LEADER-Region.

3.1. Lage und Naturräumliche Ausgangssituation

3.1.1. Geographischer Bezug

Das Waldviertler Kernland befindet sich in Niederösterreich, welches mit einer Fläche von 19.177 km² das größte Bundesland Österreichs darstellt.[100] Niederösterreich ist landschaftlich in Viertel unterteilt. Im nordwestlichen Viertel, dem Waldviertel, mit einer Fläche von rund 4.600 km² und einer Bevölkerung laut Volkszählung 2001 von ungefähr 225.000 Personen, befindet sich die Untersuchungsregion.[101]

Im Herzen des Waldviertels befindet sich auf einer Seehöhe zwischen 600 und 1.000 m die Region Waldviertler Kernland. Zur Orientierung bildet die nördliche Grenze die Gemeinde Zwettl, im Süden die Donau, im Westen die Grenze zu Oberösterreich und im Osten das Kamptal. Auf einer Fläche von etwa 690 km² mit rund 21.700 Einwohnern ist das Waldviertler Kernland eine durchschnittlich große Kleinregion in Österreich.[102]

18 Gemeinden schlossen sich zu dieser Region zusammen, um gemeinsam sinnvolle Regionalentwicklung zu betreiben. Die Mitgliedsgemeinden, welche aus den drei politischen Bezirken Zwettl, Krems und Melk kommen, sind: Albrechtsberg, Bärnkopf, Dorfstetten, Grafenschlag, Großgöttfritz, Gutenbrunn, Kirchschlag, Kottes-Purk, Maria Taferl, Martinsberg, Münichreith-Laimbach, Ottenschlag, Pöggstall, Sallingberg, Schönbach, Traunstein, Waldhausen und Yspertal.[103]

Abb. 4: Viertel und Bezirke Niederösterreichs

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Wikimedia foundation Inc. o.J., online

Abb. 5: Region Waldviertler Kernland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Waldviertler Kernland o.J., online

3.1.2. Erreichbarkeit - Verkehrserschließung

Die verkehrstechnische Erreichbarkeit des Waldviertler Kernlands ist mittels privaten Verkehrsmitteln durch die Hauptverbindungen B36 – von Zwettl nach Persenbeug mit Anschluss an die B3 Donaubundesstraße und die B217 von Spitz nach Ottenschlag – gut erschlossen. Zusätzlich gibt es zahlreiche kleine Straßenverbindungen, welche sowohl im Sommer als auch im Winter von den fünf lokal verantwortlichen Straßenmeistereien gepflegt werden. Die Verkehrssituation dieser Region hinsichtlich des Straßenzustands hat vor allem in den letzten Jahren einen guten Standard erreicht.

Für die künftige Verkehrsentwicklung gibt es noch Ausbaumöglichkeiten und diesbezügliche Pläne liegen bereits vor.[104]

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Region nicht allzu gut ausgestattet. Allgemein wird die Region durch Postbusse und einzelne private Busunternehmen bedient. In der Region gibt es keinen Bahnhof. Die umliegenden Bahnhöfe befinden sich in Zwettl, Melk, Ybbs sowie in Krems. Innerhalb der Region ist die öffentliche Verkehrsmittelsituation akzeptabel, da mittels Postbusse die Schüler zu ihren Ausbildungsstätten transportiert werden, jedoch innerhalb der Schulferien verkehren die Postbusfahrten sehr beschränkt. Die öffentliche Anreise aus Großstädten wie z.B. Wien oder Linz ist aufgrund der oben erläuterten Situation nur beschränkt möglich und nimmt viel Zeit in Anspruch. Beispielsweise dauert die Fahrt mittels privater Fahrzeuge aus Wien und Linz in die Region je nach Gemeinde ca. 1,5 Stunden; mittels öffentlichen Verkehrsmitteln vom Westbahnhof Wien mit Umsteigen bis zum Bahnhof Zwettl rund 2,5 Stunden und vom Linzer Hauptbahnhof bis Zwettl rund 3 Stunden. Danach gibt es oft Probleme vom Bahnhof öffentlich zu den gewünschten Gemeinden zu kommen, vor allem an Wochenenden. Dieses Problem wirkt sich auch negativ auf den Tourismus aus und deshalb sollte eine Verbesserung der öffentlichen Verkehrsmittelsituation angestrebt werden.

3.1.3. Naturgeographische Voraussetzungen

Unter naturgeographischen Voraussetzungen versteht man die ursprüngliche Ausstattung einer Region mit natürlichen Ressourcen wie Relief, Gewässer, Klima, Fauna und Flora, welche meist nicht vom Menschen geschaffen, sondern nur erschlossen und erhalten werden.[105] Die naturgeographischen Faktoren stellen das Grundkapital des Tourismus dar. Sie bilden einen Teil des ursprünglichen Angebotes von Tourismusorten und sind für viele Gäste entscheidend bei der Wahl der Urlaubsdestination.[106]

Die Grundlage der Untersuchungsregion bildet die Rumpffläche der Böhmischen Masse, welche sich vom Mühlviertel her über das Waldviertel bis zur Donau im Süden erstreckt. Im Waldviertel verläuft der Übergang von der Granit- zur Gneiszone.[107] Zu den höchsten Punkten der Region Waldviertler Kernland zählen der Große Peilstein (1061m) und der Weinsberg (1041m).[108] In dieser Zone findet man unruhige Kuppenformen vor und die Landschaft ist reich an Wald und Moor.

Im Weinsberger Wald findet man zahlreich sogenannte Wackelsteine und entlang der oberösterreichischen Landesgrenze erstrecken sich große geschlossene Wälder. Der Großteil des Waldviertler Kernlands gehört der baltischen Stufe mit Buchen-, Eichen, Tannen- und Fichtenmischwäldern an. Fast 40% der gesamten Katasterfläche der
Region sind der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung gewidmet. Der Waldanteil in der Region beträgt 56%.[109] Dieser dient nicht nur zur Lufterneuerung und Lärmdämmung, sondern liefert auch einen wichtigen, oft unterschätzten touristischen Beitrag. Der Waldreichtum bietet neben den Erholungs- und Wandermöglichkeiten ästhetische und seelische Vorzüge, die womöglich für Gesundheitsurlauber eine enorme Bedeutung einnehmen. Diese Wälder sind aber auch Lebensräume für Rot- und Rehwild, Hasen, Wildschweine sowie verschiedene Amphibien und Vögel.

Die wichtigsten Gewässer in dieser Region sind die Flüsse Kamp, Zwettl, kleine Krems, Ysper und Weitenbach. Neben den Flüssen gibt es auch zahlreiche kleine Seen und Teiche, welche vor allem für Schwemm- und Fischzuchtzwecke verwendet werden. Die bekanntesten sind der Edlesberger Teich, Weyerteich sowie der Hubertusteich.

Da die Region durch keine Gebirgszüge geschützt ist, wirken Niederschläge und Winde besonders extrem. Ein raues Klima mit lang andauernden, kalten und schneereichen Wintern ist typisch. Die Jahresdurchschnittstemperaturen betragen im mittleren Waldviertel 6-7°, im Osten 7-8° und im südlichen Teil 8-9°. Die Region ist somit vom gemäßigten Reizklima geprägt, welches für eine heilende Wirkung unerlässlich ist.[110]

Im Waldviertel gibt es über 160 Moorarten, welche insgesamt eine Fläche von 200 ha einnehmen, wobei der Großteil vom Typus des Hochmoores ist. Die Bildung von Mooren ist aufgrund des rauen Klimas, der Nährstoffarmut des Bodens und der Niederschläge besonders begünstigt.[111] Für die Region Waldviertler Kernland ist das Spielberger Heilmoor der regionale Lieferant.

3.2. Sozioökonomische Situation

Betreffend der folgenden Darstellungen wurde versucht, die statistischen Daten bis auf Regionsebene herunterzubrechen; dies war jedoch nur anhand der Volkszählung 2001 möglich. Es gibt zwar aktuelleres statistisches Zahlenmaterial, jedoch ist hierbei die niedrigste Ebene die Bezirksebene, und diese würde nicht aussagekräftig sein, da sich die Region auf drei Bezirke verteilt und keine der wirtschaftlich besser gestellten Bezirkshauptstädte zu den Mitgliedsgemeinden zählen.

3.2.1. Bevölkerungsstruktur und -entwicklung

In der Untersuchungsregion leben laut Volksbefragung 2001 rund 21.625 Personen, von denen 10.783 (49,9%) männlichen und 10.842 (51,1%) weiblichen Geschlechtes sind. Die Bevölkerungsdichte der Region beträgt 31,46 Personen pro km² und liegt sowohl unter dem Durchschnitt Österreichs als auch Niederösterreichs. Sowohl in der Region als auch im gesamten Waldviertel ist die Bevölkerungsentwicklung seit den letzten zwanzig Jahren rückläufig und diese Tendenz wird auch in Zukunft weiterhin bestehen bleiben. Abgesehen von vier positiven Beispielen weist die Region eine negative Bevölkerungsentwicklung auf. Die Gesamtregion hat mit -7,2% seit 1981 erheblich an Einwohnern verloren. Der Bezirk Zwettl nimmt sogar Platz 9 in einer Statistik über die bevölkerungsrückgängigsten Bezirke Österreichs im Zeitraum 1.1.2004 bis 1.1.2005 ein.[112] Wie Tab. 1 zeigt, ist in Niederösterreich hingegen die Bevölkerungszahl gestiegen.

Tab. 1: Bevölkerungsentwicklung Vergleich Waldviertler Kernland und Niederösterreich

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Rohdaten Statistik Austria o.J., online, regionsbezogene Zahlen nach eigener Berechnung

Betrachtet man die Wanderungs- und Geburtenbilanz in Abb. 6, so erkennt man, dass diese seit längerem negativ ist. Im Jahr 2001 gab es in der Region um exakt 100 mehr Abwanderungen als Zuzüge. Ebenso war die Geburtenbilanz in der Region im Jahr 2001 negativ, wohingegen diese 1999 noch positiv war. In nur sieben Gemeinden der Region ist die Geburtenbilanz positiv, was auf keine Verbesserung in der Zukunft schließen lässt. Demgegenüber wird für das Bundesland Niederösterreich mit einem Anstieg der Geburtenrate gerechnet.[113]

Abb. 6: Wanderungs- und Geburtenbilanz des Waldviertler Kernlands

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Rohdaten Amt der Niederösterreichischen Landesregierung o.J., online

Laut Alterspyramide sind 56,5% der Bewohner der Region zwischen 20 und 64 Jahren alt und 25,6% befinden sich zwischen dem 1. und 19. Lebensjahr. Die restlichen 17,9% gehören zur Altersgruppe älter als 65 Jahre. Abb. 7 gibt einen detaillierteren Überblick.

Abb. 7: Alterspyramide des Waldviertler Kernlands

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Rohdaten Amt der Niederösterreichischen Landesregierung o.J., online

3.2.2. Bildung

Betrachtet man das Ausbildungsniveau im Waldviertler Kernland so kann man erkennen, dass der Trend eindeutig in Richtung fundierte Ausbildungen geht. Im Laufe der Dekade 1991 bis 2001 ist der Anteil der Hochschulabsolventen um 21,5% bzw. der Absolventen von ähnlichen Ausbildungen um 47,9% gegenüber der Vorperiode gestiegen. Auch die Abgängerzahl von berufsbildenden höheren Schulen ist um 47,8% und der Fachschulabsolventen um 28,0% gestiegen. Der Anteil der Personen mit Lehrabschluss ist nur leicht um rund 2% gesunken. Die Pflichtschulabgängeranzahl hat sich in den Jahren 1999 bis 2001 um über 10% reduziert.[114] Somit kann man feststellen, dass in der Region qualifiziertes Arbeitspotential vorhanden ist. Vor allem merkt man, dass immer mehr junge Leute aus landwirtschaftlichen Betrieben Fachschulen oder ähnliche Bildungsstätten besuchen um sich neben technischen Kompetenzen auch Wissen in Bereichen wie Marketing anzueignen, welches für die zukünftige wirtschaftliche Vermarktung notwendig sein kann.

3.2.3. Beschäftigung

Die Analyse der Arbeitsstätten in den Mitgliedsgemeinden der Region Waldviertler Kernland zeigt deutlich den Kurs weg vom land- und forstwirtschaftlichen Sektor hin zum Dienstleistungsbereich. Der primäre Sektor hat um 11,5% verloren und der tertiäre Sektor stieg um 10,7% von 1999 auf 2001.

Abb. 8: Erwerbstätige im Waldviertler Kernland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Rohdaten Amt der Niederösterreichischen Landesregierung o.J., online

Die Erwerbsquote[115] steigerte sich von 43,2% im Jahre 1999 auf 45,3% im Jahre 2001.[116] Jedoch erhöhte sich auch die Arbeitslosenquote. Im Jahr 2001 waren laut Volkszählung durchschnittlich 431 Menschen in der Region arbeitslos. Vergleicht man die unten angeführten Arbeitslosenquoten der einzelnen Bezirke mit der Quote von Niederösterreich (6,2), so liegt diese in den meisten Fällen deutlich über dem Landesschnitt von Niederösterreich.

Tab. 2: Situation des Arbeitsmarktes im Waldviertler Kernland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Rohdaten Amt der Niederösterreichischen Landesregierung o.J., online

Ein weiteres Kennzeichen der wirtschaftlich schlechteren Situation ist die Pendlerbewegung in der Region. Tab. 3 macht ersichtlich, dass es in der Region eine große Tendenz zum Auseinanderfallen zwischen Wohn- und Arbeitsort gibt. Bedenkt man, dass es in der ganzen Region 9.493 Erwerbstätige gibt, so pendeln rund 60% von ihnen täglich zwischen Wohn- und Arbeitsstätte. Erfreulich ist jedoch, dass von den 5.773 Auspendlern rund die Hälfte in andere Gemeinden desselben politischen Bezirkes und etwa 30% in andere Bezirke des Bundeslandes Niederösterreich pendeln. Die restlichen 20% der Pendler üben ihren Beruf in anderen Bundesländern Österreichs oder sogar anderen Ländern aus. Von jenen, die nicht über die Grenzen des Bundeslandes pendeln, sind 92% Tagespendler und nehmen täglich teilweise lange Distanzen auf sich. Es ist nicht überraschend, dass der Pendlersaldo (Einpendler minus Auspendler) in der Region negativ ist. Dies ist ein typisches Charakteristikum des ländlichen Raumes.

Tab. 3: Pendlerbewegung im Waldviertler Kernland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Rohdaten Amt der Niederösterreichischen Landesregierung o.J., online, regionsbezogene Zahlen nach eigener Berechnung

3.3. Gesamtwirtschaftliche Situation

Die Region Waldviertler Kernland hat wie der Großteil des Waldviertels aufgrund der räumlichen Lage mit einigen wirtschaftlichen Grundproblemen zu kämpfen. Beispiele dafür sind:

- Standortnachteile für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft,
- Arbeitsmarktprobleme und
- Handel und Gewerbe spüren deutlich die abnehmende Kaufkraft.[121]

Trotz dieser Probleme besitzt die Region 870 aktive Betriebsstandorte. Tab. 4. zeigt, dass 37% der Unternehmen in der Region im Handel tätig sind und 29% der Branche Gewerbe/Handwerk angehören. Jedoch nimmt auch die Branche Tourismus und Freizeitwirtschaft mit 14% einen beachtlichen Teil der regionalen Unternehmen ein.

Tab. 4: Aktive Betriebe nach Sektionen, Stichtag 31.12.2005[122]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Rohdaten Wirtschaftskammer Niederösterreich 2006, online, regionsbezogene Zahlen nach eigener Berechnung

Neben den in Tab. 4 dargestellten Unternehmensbranchen nehmen auch die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in der Region eine wesentliche Stellung ein. Wie bereits erwähnt, nehmen landwirtschaftliche Flächen fast 40% der Gesamtregion ein. Da sich der Boden dieser Region und die klimatischen Bedingungen nicht sehr für einen progressiven Ackerbau eignen, kann man in der Region einen Weg zum biologischen Landbau und zur Erzeugung von Alternativprodukten, wie Mohn, Gewürz- und Heilkräuter, Schaf- und Ziegenkäse sowie Qualitätsfleisch aus artgerechter Tierhaltung erkennen. Weiters werden Kartoffel, Roggen und Hafer angebaut.

Nach der aktuellsten Studie auf Gemeindeebene aus dem Jahre 1999 gab es in der Region Waldviertler Kernland insgesamt 2.298 land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Im Vergleich dazu waren es im Jahr 1995 noch um rund 16% mehr. Die Entwicklung, die sich in ganz Niederösterreich niederschlägt, kann auch in der Region Waldviertler Kernland sehr gut beobachtet werden. In jeder Mitgliedsgemeinde ist die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe gesunken.[123]

Abb. 9 visualisiert das bäuerliche Sterben in der Region und macht ersichtlich, dass vor allem die Anzahl der Nebenerwerbsbetriebe gesunken ist.

Abb. 9: Land- und Forstwirtschaftliche Betriebe im Waldviertler Kernland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Rohdaten Statistik Austria o.J., online

3.3.1. Tourismus

3.3.1.1. Destination Waldviertel GmbH

Aus touristischer Managementsicht wird Niederösterreich in sechs Destinationen gegliedert: Donau Niederösterreich, Mostviertel, Wiener Alpen, Weinviertel, Wienerwald und Waldviertel. 17 Mitgliedsgemeinden des Waldviertler Kernlandes befinden sich aus touristischer Managementsicht in der Destination Waldviertel. Nur eine Gemeinde –Maria Taferl – gehört der „Destination Donau Niederösterreich“ an, jedoch wird auf
diese Organisation hier nicht näher eingegangen.

Die „Destination Waldviertel GmbH“ wurde 1999 mit dem Ziel der Umsetzung des Destination Managements im Waldviertel gegründet. Sie war die erste regionale Tourismusorganisation in Niederösterreich. Die Gesellschafter sind das Land Niederösterreich, die fünf Tourismusverbände und die Beherbergungswirtschaft. Die Aufgabenschwerpunkte der offiziellen Tourismus- und Marketingorganisation des Waldviertels sind:

- Planung und Durchführung von Marketingmaßnahmen,
- Öffentlichkeitsarbeit,
- Organisation von Veranstaltungen,
- Wirtschaftskooperationen und
- Touristischer Informationsdienst.

Die Destination Waldviertel GmbH versucht mit Hilfe von verschiedenen Strategien die Marke „Waldviertel“ als Ganzes zu vermarkten. Die Marke „Waldviertel“ steht für still, unberührt, geborgen, kurios, taufrisch, rein, archaisch, kräftigend und versöhnlich. Der Slogan „Wo wir sind ist oben“ soll die Frische und Dynamik des Waldviertels sowie die nordische Urkraft und geographische Lage unterstreichen.[124] Die Destination Waldviertel GmbH scheint ihre Aufgaben gut zu erfüllen, denn seit der Gründung hat das Waldviertel um rund 29.000 Ankünfte mehr zu registrieren.[125]

Im Jahr 2005 verzeichnete das Waldviertel ungefähr eine Million Nächtigungen, davon 440.000 im Gesundheits- und 60.000 im Golfbereich. Die direkte Wertschöpfung aus den Nächtigungen betrug € 91 Mio. und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer war
4,1 Tage. Der durchschnittliche Waldviertelurlauber gab € 91,- pro Nacht aus.[126]

3.3.1.2. Touristische Eckdaten

Leider kann man in der Region Waldviertler Kernland von keiner allzu hohen touristischen Nutzung sprechen. Die Region bietet zwar ein breites touristisches Angebot sowohl an Natur- als auch an Kulturdenkmäler und Sehenswürdigkeiten an, jedoch verfügt sie über keine großen und weithin bekannten Besonderheiten. Zu den bedeutend-sten Anziehungspunkten und Frequenzbringern zählen der Wallfahrtsort Maria Taferl, welcher rund die Hälfte aller Ankünfte der Region im Jahr 2005 verzeichnete und die Ysperklamm in der Gemeinde Yspertal mit fast 20% aller Ankünfte. Die Zahl der Ankünfte 2005 mit insgesamt 37.411 hat sich zwar gegenüber 1995 um 5% erhöht, jedoch betraf diese Erhöhung nur 4 Gemeinden, die restlichen 15 Gemeinden mussten Ankunftseinbußen im Laufe der Jahre verzeichnen. Insgesamt erbrachte die Region nur 15% aller Ankünfte des gesamten Waldviertels im Jahr 2005.

Die Region Waldviertler Kernland ist touristisch gesehen im Nächtigungstourismus ein eher unverbrauchtes Gebiet. Insgesamt verzeichnete die Region im Jahr 2005 95.284 Nächtigungen, welche rund 10% der Gesamtnächtigungen im Waldviertel ausmachten. Betrachtet man die Abb. 10, muss man leider einen deutlichen und auch kontinuier-lichen Abwärtstrend feststellen. Waren es 1995 noch rund 135.000 Nächtigungen so sind es im Jahr 2005 nur mehr knapp über 95.000. Das bedeutet, in den letzten zehn Jahren war ein Nächtigungsrückgang von fast 30% zu verzeichnen. Alle Gemeinden der Region mussten teilweise sogar Einbussen über 50% hinnehmen, nur in Maria Taferl konnten die Nächtigungen um 7% erhöht werden.

Abb. 10: Nächtigungsentwicklung in der Region Waldviertler Kernland von 1995 bis 2005

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Niederösterreich Werbung, interne Daten, online

Setzt man die Nächtigungen der Region Waldviertler Kernland in Vergleich mit denen des Bundeslandes Niederösterreich, so erkennt man einen Gegentrend. Niederösterreich musste zwar in den Jahren 2000 bis 2002 auch Einbussen hinnehmen, jedoch in den letzten Jahren ist ein deutlicher Aufwärtstrend feststellbar.

Abb. 11: Nächtigungsvergleich 1995 bis 2005

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Niederösterreich Werbung, interne Daten, online

Wie bei den Nächtigungen muss auch bei der Aufenthaltsdauer ein Rückgang verzeichnet werden. War die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Jahr 1995 im Waldviertler Kernland noch 4,6 Tage, so konnte man im Jahr 2005 nur mehr von 3 Tagen sprechen. Die Gemeinde Maria Taferl mit fast 50% aller Ankünfte und 35% aller Nächtigungen der Region weist leider mit Abstand die niedrigste Aufenthaltsdauer mit 1,7 Tagen auf. Trotzdem muss positiv erwähnt werden, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der Region Waldviertler Kernland höher ist als jene im gesamten Bundesland Niederösterreich mit 2,8 Tagen.[127]

Ein weiteres Problem stellt die Saisonalität dar. Wie Abb. 12 auf der nächsten Seite zeigt, kommen weit mehr Gäste in der Sommersaison (Mai bis Oktober) ins Waldviertler Kernland als in den Wintermonaten. Rund 80% der Nächtigungen (95.284) entfallen auf die Sommermonate und nur rund 20% auf die Wintermonate.

[...]


[1] Ramharter 2006, online

[2] vgl. Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, LAD1/Pressedienst 2006, online

[3] vgl. Ramharter 2006, online

[4] vgl. Waldviertler Kernland o.J., online

[5] vgl. Gabmann 2006, persönliches Gespräch

[6] u. a. Tor zum südlichen Waldviertel - Ausschuss Tourismus; Direktvermarktung Traunstein

[7] vgl. Pechlaner/ Fischer/ Hammann 2006, S. 40f.

[8] Bratl 1996, S. 12

[9] vgl. Bratl 1996, S. 12f.

[10] vgl. Maier/ Tödtling/ Trippl 2006, S. 13f.

[11] vgl. Fürst/ Klemmer/ Zimmermann 1976, S. 14

[12] vgl. Maier/ Tödtling/ Trippl 2006, S. 15f.

[13] vgl. Schätzl 2003, S. 99

[14] Nomenclature des unités territoriales statistiques – wichtigste räumliche Bezugseinheiten der Amtlichen Statistik in den EU-Mitgliedsländern

[15] Bieger 2005, S. 56

[16] vgl. Bieger 2005, S. 55f.

[17] vgl. Mundt 2001, S. 286

[18] Ellwein 1996, S. 89

[19] Staudacher 2005, S. 423

[20] vgl. Maier/ Tödtling/ Trippl 2006, S. 17f.

[21] vgl. Baumgartner/ Röhrer 1998, S. 15

[22] UN Department of Economic and Social Affairs 2002, S. 4, online pdf

[23] vgl. Baumgartner/ Röhrer 1998, S. 17f.

[24] vgl. UN Department of Economic and Social Affairs 2002, S. 6f., online pdf

[25] vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaft (b) 2001, S. 2, online pdf

[26] vgl. Dax/ Hovorka/ Wiesinger 2003, S. 9f.

[27] vgl. Hahne 1985, S. 14f.

[28] vgl. Österreichische Raumordnungskonferenz (b) 2002, S. 6f.

[29] vgl. Österreichische Raumordnungskonferenz (c) 2006, S. 27ff.

[30] vgl. Fischer 1998, S. 70f. und vgl. Maier/ Tödtling/ Trippl 2006, S. 143

[31] vgl. Maier/ Tödtling/ Trippl 2006, S. 152

[32] vgl. Kern 1999, S. 32ff. und vgl. Staudacher 2005, S. 427ff.

[33] vgl. Schätzl 2003, S. 153f.

[34] vgl. Maier/ Tödtling 2002, S. 202f.

[35] Überschwappen konjunktureller Impulse von den Zentren auf Randregionen

[36] vgl. Fürst/ Klemmer/ Zimmermann 1976, S. 33f.

[37] vgl. Maier/ Tödtling 2002, S. 204ff.

[38] vgl. Gerhardter/ Gruber 2001, S. 15

[39] vgl. Glatz/ Scheer 1981, S. 21

[40] vgl. Gerhardter/ Gruber 2001, S. 14

[41] vgl. u. a. Brugger 1985, o.S., zit nach Maier/ Tödtling/ Trippl 2006, S. 157

[42] vgl. u. a. Stöhr 1981, o.S., zit nach Maier/ Tödtling/ Trippl 2006, S. 157

[43] vgl. u. a. Hummelbrunner 1989, o.S.; ÖRK 1981, o.S., zit. nach Gerhardter/ Gruber 2001, S. 14

[44] vgl. Maier/ Tödtling/ Trippl 2006, S. 156f.

[45] vgl. Fischer 1998, S. 187

[46] vgl. Hahne 1985, S. 60

[47] vgl. Kern 1999, S. 35

[48] vgl. Fischer 1998, S. 187f.

[49] vgl. Maier/ Tödtling/ Trippl 2006, S. 158

[50] vgl. Staudacher 2005, S. 451

[51] vgl. Gründinger 1990, S. 22

[52] Sedlacek 1994, S. 137, zit. nach Staudacher 2005, S. 451

[53] vgl. Schön 1997, S. 108

[54] vgl. Gerhardter/ Gruber 2001, S. 14ff.

[55] vgl. Maier/ Tödtling 2002, S. 207

[56] vgl. Gerhardter/ Gruber 2001, S. 20

[57] vgl. Maier/ Tödtling/ Trippl 2006, S. 159

[58] vgl. Maier/ Tödtling 2002, S. 195f.

[59] Gabmann 2006, persönliches Gespräch

[60] vgl. Heindl 2006, persönliches Gespräch

[61] vgl. Österreichische Raumordnungskonferenz 2006, online

[62] vgl. Kunze 2006, S. 4, online pdf und vgl. Österreichische Raumordnungskonferenz 2006, online

[63] vgl. Kunze 2006, S. 3 und S. 26, online pdf

[64] vgl. Österreichische Raumordnungskonferenz 2006, online

[65] vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaft (c) 2006, S. 12ff., online pdf

[66] vgl. Österreichische Raumordnungskonferenz 2006, online

[67] vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaft (c) 2006, S. 13ff., online pdf

[68] vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaft (a) 1999, S. 5f., online pdf

[69] Sollen die Modernisierung von Fischereiflotten, Hafenanlagen fördern und bestimmte Meeresgebiete schützen

[70] vgl. Österreichische Raumordnungskonferenz 2006, online

[71] vgl. Kunze 2006, S. 25, online pdf

[72] vgl. Österreichische Raumordnungskonferenz 2006, online

[73] vgl. LEADER Netzwerk Österreich o.J., online

[74] vgl. LEADER Netzwerk Österreich o.J., online

[75] vgl. Kunze 2006, S. 26, online pdf

[76] vgl. LEADER Netzwerk Österreich o.J., online

[77] vgl. LEADER Netzwerk Österreich o.J., online

[78] vgl. LEADER+ Contact Point o.J., online

[79] vgl. LEADER Netzwerk Österreich o.J., online

[80] BMLFUW 2001, S. 47, online pdf

[81] vgl. LEADER Netzwerk Österreich o.J., online

[82] vgl. BMLFUW 2001, S. 78f., online pdf

[83] vgl. Österreichische Raumordnungskonferenz (a) 2002, S. 7ff.

[84] vgl. LEADER+ Deutsche Vernetzungsstelle o.J., online

[85] vgl. Österreichische Raumordnungskonferenz (a) 2002, S. 19ff.

[86] Holzer 2006, persönliches Gespräch

[87] vgl. Waldviertler Kernland o.J., online

[88] vgl. Waldviertler Kernland+, Regionaler Entwicklungsplan 2002, S. 44ff.

[89] vgl. Heindl 2006, persönliches Gespräch

[90] vgl. Waldviertler Kernland+, Regionaler Entwicklungsplan 2002, S. 18

[91] vgl. Gustostückerl Betriebe, Prospektmaterial

[92] vgl. Holzer 2006, persönliches Gespräch

[93] [Verordnung (EG) Nr. 1698/2005 des Rates vom 20. September 2005 über die Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums durch den ELER, veröffentlicht im Amtsblatt L 277]

[94] vgl. LEADER-Netzwerk Österreich, LEADER Magazin Österreich 2006, S. 2

[95] vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaft 2006, online

[96] vgl. LEADER+ Deutsche Vernetzungsstelle o.J., online

[97] vgl. LEADER+ Deutsche Vernetzungsstelle o.J., online

[98] vgl. Kommission der Europäischen Gemeinschaft 2006, online

[99] vgl. Fidlschuster 2006, persönliches Gespräch

[100] vgl. Amt der Niederösterreichischen Landesregierung o.J., online

[101] vgl. Waldviertel Management o.J., online

[102] vgl. Waldviertler Kernland+, Regionaler Entwicklungsplan 2002, S. 2ff.

[103] vgl. Waldviertler Kernland o.J., online

[104] vgl. Heindl 2006, persönliches Gespräch

[105] vgl. Freyer 2006, S. 255

[106] vgl. Müller 2003, S. 127

[107] vgl. Weninger 2003, S. 38

[108] vgl. Freizeitkarte Waldviertel, Prospektmaterial

[109] vgl. Waldviertler Kernland+, Regionaler Entwicklungsplan 2002, S. 2 und S. 10

[110] vgl. Weninger 2003, S. 39

[111] vgl. Weninger 2003, S. 40

[112] vgl. Statistik Austria o.J., online

[113] vgl. Amt der Niederösterreichischen Landesregierung o.J., online

[114] vgl. Amt der Niederösterreichischen Landesregierung o.J., online

[115] Anteil der Beschäftigten, gemessen an der Gesamtbevölkerung

[116] vgl. Amt der Niederösterreichischen Landesregierung o.J., online

[117] Summe der Arbeitnehmer, die in der jeweiligen Gemeinde wohnen, unabhängig davon, wo sie ihren Arbeitsplatz haben.

[118] Summe der Arbeitnehmer, die tatsächlich in der jeweiligen Gemeinde ihren Arbeitsplatz haben, unabhängig davon, wo sie wohnen. Die Arbeitsbevölkerung entspricht der Anzahl der Arbeitsplätze im Bezirk.

[119] Summe der Arbeitnehmer, die auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz die Gemeindegrenzen überschreiten.

[120] Summe der Arbeitnehmer, die in gleicher Weise wie die Einpendler auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz die Gemeindegrenzen überschreiten, jedoch in entgegensetzter Richtung.

[121] vgl. Waldviertler Kernland+, Regionaler Entwicklungsplan 2002, S. 5

[122] Gesamtzahl der aktiven Betriebsstandorte, wobei ein Betrieb in mehreren Sektionen aufscheinen kann, daher gibt es Abweichungen von der absoluten Quersumme.

[123] vgl. Statistik Austria o.J., online

[124] vgl. Destination Waldviertel GmbH, o.J., online

[125] vgl. Niederösterreich Werbung, interne Daten, online

[126] vgl. Destination Waldviertel GmbH, o.J., online

[127] vgl. Niederösterreich Werbung, interne Daten, online

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Details

Title
Regionalentwicklung im Waldviertler Kernland durch Kur- & Präventivtourismus
Subtitle
Analyse des touristischen Angebots und der Anforderungen aus Kundensicht
College
FH Vienna
Grade
Sehr gut
Author
Year
2007
Pages
211
Catalog Number
V272079
ISBN (eBook)
9783656633433
ISBN (Book)
9783656633402
File size
2254 KB
Language
German
Keywords
regionalentwicklung, waldviertler, kernland, kur-, präventivtourismus, analyse, angebots, anforderungen, kundensicht
Quote paper
Christina Mutenthaler (Author), 2007, Regionalentwicklung im Waldviertler Kernland durch Kur- & Präventivtourismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272079

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