Die Thematik des Lesen- und Schreibenlernens spielt eine zentrale Rolle in der Gesellschaft, die nicht nur für den Anfangsunterricht von Bedeutung ist. Schließlich ist die Schrift eines der wichtigsten Werkzeuge der menschlichen Kommunikation (vgl. Nickel, 2006). Ab Schuleintritt greifen wir zum Austausch oder zur Speicherung von Informationen täglich auf diese beiden Fähigkeiten zurück und benutzen sie weitestge-hend automatisch. Ein effektiver Unterricht zu ihrem Erwerb scheint deswegen von besonderer Wichtigkeit. Seit Jahrzenten hält so eine Debatte um die optimale Methode der Schriftsprachaneignung an, die analytische und synthetische Ansätze bereits hinter sich gelassen und zu einer Entwicklung verschiedener neuer Methoden geführt hat. Als populäres und viel diskutiertes Konzept wurde in diesem Zuge vor 20 Jahren Lesen durch Schreiben von Jürgen Reichen eingeführt, das sich inzwischen weit verbreitet hat. Doch es häufen sich die Gegenstimme zu diesem Ansatz,- angeregt durch unterschiedliche Studien wie PISA, IGLU oder DESI, die eine geringe Lese- und Orthografiekompetenz, insbesondere bei Schülern aus einem sozial schwachen Umfeld, bescheinigen (vgl. Bredel/Müller/Hinney, 2010). Verschärft wurde diese Diskussion gegenwärtig durch den Spiegelartikel „Die Rechtschreibkatastrophe“, der Lesen durch Schreiben verantwortlich macht für die „Schlechtschreibung“ deutscher Schüler (s. Spiegel, 25/2013). Die Aktualität dieser Thematik aufgreifend, möchte ich den Ansatz Reichens vorstellen und mit einem Modell vergleichen, das sehr gegensätzlich funktioniert und sich zur Zeit immer stärker etabliert: Die silbenanalytische Methode nach Christa Röber. Dafür werde ich zunächst einleitend die Grundzüge des deutschen Schriftsystems darlegen und einen kurzen Umriss zu den Theorien über den Vorgang und die Voraussetzungen des Schriftspracherwerbs geben sowie über die Funktion des Grundschulunterrichts in diesem Zusammenhang. Im Anschluss daran, werde ich anhand von Vergleichspunkten die beiden Methoden eingehender erläutern, um daran anknüpfend ihre gravierendsten Unterschiede aufzugreifen und zu erklären. Abschließend sollen die Ergebnisse der drei Kapitel diskutiert und ausgewertet werden. Ich möchte darauf hinweisen, dass ich nicht auf die Umsetzung der Methoden eingehe und aufgrund von Platzmangel auch nur einen kurzen Exkurs zu empirischen Befunden machen kann. Im Zentrum meiner Arbeit stehen die sprachwissenschaftlichen Grundlagen der Konzepte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Unsere Schrift
- Das deutsche Schriftsystem
- Thesen zum kognitiven Schriftspracherwerb
- Die Funktion des Grundschulunterrichts beim Schriftspracherwerb
- Die Methoden
- Lesen durch Schreiben nach Jürgen Reichen
- Grundlagen von LdS
- Was ist Lesen?
- Die Lernausgangslage: Der Schrifterwerb in Anlehnung an den Spracherwerb
- Das didaktische Vorgehen
- Schreiben mit der Buchstabentabelle
- Die drei Prinzipien der Methode
- Grundlagen von LdS
- Die silbenanalytische Methode nach Christa Röber
- Grundlagen der SaM
- Was ist die Silbe?
- Die Lernausgangslage: Die kindliche Segmentierungsleistung der Sprache in Silben und Rhythmen
- Das didaktische Vorgehen
- Die vier Wortgestalten der betonten Silbe und ihr Schreiben durch das Häusermodell
- Lesen mit dem Cowboy
- Grundlagen der SaM
- Lesen durch Schreiben nach Jürgen Reichen
- Der Methodenvergleich
- Die Gewichtung der Orthographie
- Das didaktische Vorgehen
- Eine intuitive versus einer bewussten Aneignung der Schriftsprache
- Akustische Analyse einzelner Laute versus einer Lautanalyse durch die Silbe
- Empirischer Befund nach Weinhold
- Zusammenfassung der Diskussion und Kritikpunkte
- Literaturverzeichnis
- Quellen
- Darstellungen
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit einem Methodenvergleich im Anfangsunterricht Lesen und Schreiben. Sie stellt die Methode Lesen durch Schreiben von Jürgen Reichen gegenüber der silbenanalytischen Methode nach Christa Röber. Die Arbeit erläutert die Grundlagen beider Methoden und vergleicht ihre didaktischen Vorgehensweisen. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Methode effektiver für den Schriftspracherwerb im Anfangsunterricht ist.
- Das deutsche Schriftsystem und seine Prinzipien
- Theorien zum kognitiven Schriftspracherwerb
- Die Rolle des Grundschulunterrichts beim Schriftspracherwerb
- Die didaktischen Ansätze von Lesen durch Schreiben und der silbenanalytischen Methode
- Der Vergleich der beiden Methoden in Bezug auf Orthographie, didaktisches Vorgehen und empirische Befunde
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik des Lesen- und Schreibenlernens in den Kontext der gesellschaftlichen Bedeutung der Schrift als Werkzeug der Kommunikation. Sie führt in die aktuelle Debatte um die optimale Methode des Schriftspracherwerbs ein und erläutert den Fokus der Arbeit auf die Methoden von Jürgen Reichen und Christa Röber.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Grundlagen der deutschen Schrift und des kognitiven Schriftspracherwerbs. Es beschreibt die Funktionsweise des deutschen Schriftsystems und die wichtigsten Theorien zum Prozess der Schriftspracherwerbs.
Im dritten Kapitel werden die Methoden Lesen durch Schreiben und die silbenanalytische Methode im Detail vorgestellt. Es werden die Grundlagen der jeweiligen Methoden, die Lernausgangslage und die didaktischen Vorgehensweisen erläutert.
Das vierte Kapitel vergleicht die beiden Methoden anhand verschiedener Kriterien. Es werden die Gewichtung der Orthographie, die didaktischen Vorgehensweisen und empirische Befunde zur Effektivität der Methoden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Schriftspracherwerb, die Methoden Lesen durch Schreiben und die silbenanalytische Methode, die Orthographie, die phonologische Bewusstheit, den Grundschulunterricht und die Effektivität von Lehrmethoden. Die Arbeit analysiert die beiden Methoden im Vergleich und diskutiert ihre Vor- und Nachteile im Hinblick auf den Schriftspracherwerb im Anfangsunterricht.
- Arbeit zitieren
- Annig Held (Autor:in), 2013, Ein Methodenvergleich im Anfangsunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272098