Zum 01. Januar 2003 trat in Deutschland stufenweise eine umfassende Gesetzesänderung in Kraft, deren
Name „Gesetz für Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ ist. Das Gesetz ist heute besser bekannt un-
ter den Namen Hartz I – IV (Bauer 2004, S. 1017). Einerseits wurde es bei seiner Einführung von der Politik,
als die „Mutter aller Reformen“ (Claus 2008, S. 148) bezeichnet und sei überlebensnotwendig für den Stand-
ort Deutschland im globalisierten Weltmarkt, andererseits, läutete es einen massiven Paradigmenwechsel in
der Sozialpolitik ein. Der Grundsatz, ein menschenwürdiges Leben auch bei Armut zu erhalten, wurde durch
den Grundsatz des Forderns und Förderns substituiert. Das primäre Ziel dieses Wechsels sollte eigentlich
die Entbürokratisierung, Vereinfachung und Optimierung des Sozialsystems sein (Bauer 2004, S. 1021). Den
neuen Paradigmen liegt der Gedanke des aktivierenden Staates zugrunde. Aktivierend in dem Sinne, als das
er durch seine Fördermaßnahmen und seinen Anspruch auf Gegenleistung den Bürger dazu bringen möch-
te, möglichst bald wieder einer Arbeit nachzugehen (Claus 2008, S. 165). Als Mittel hierfür wird neben der
Vermittlung einer neuen Arbeit auch die gezielte Weiterbildung des Arbeitslosen gesehen. Eine Beratung im
Sinne eines Aufzeigens von Handlungsoptionen im Bereich der Weiterbildung ist hier naheliegend. Dass dies
jedoch leichter gedacht als getan, nicht wirklich unproblematisch und nicht unbedingt im Sinne des pädagogischen Beratungsbegriffs ist, möchte ich in dieser Arbeit diskutieren. Ziel meiner Arbeit ist es, das Sein und
Schein dieses Reformpaketes zu untersuchen und dieses im Spannungsfeld von pädagogischer Beratung
und Ausübung staatlicher Macht zu verorten.
Dazu erläutere ich zunächst, was überhaupt pädagogische Beratung ist und stelle die für meine Arbeit wesentlichen Instrumente der Foucault'schen Machttheorie dar, um darüber einen geistigen Zugang zur Macht
der Behörde „Jobcenter“ zu erhalten. Schließlich beziehe ich die Macht des Jobcenters und seine Tätigkeit
wieder auf den eingangs erarbeiteten Begriff der pädagogischen Beratung, um mein Vorhaben der Verortung
von Hartz IV zwischen Macht und pädagogischer Beratung zu vervollständigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Pädagogische Beratung und Foucault'sche Macht
- Der Begriff der pädagogischen Beratung
- Pastoralmacht, Gouvernementalität und das Wesen der Prüfung
- Hartz IV zwischen pädagogischer Beratung und Machtapparat
- Hartz IV als Machtinstrument
- Analyse der Macht
- Pastoral- und Disziplinarmacht
- Pädagogische Beratung im Schatten der Macht ?
- Hartz IV als Machtinstrument
- Resüme
- Was lässt sich abschließend für diese Arbeit festhalten?
- Was war mir bei dieser Arbeit besonders wichtig? Ein Ausbilck...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Hartz IV-System und untersucht seine Positionierung im Spannungsfeld zwischen pädagogischer Beratung und staatlicher Machtausübung.
- Definition und Entwicklung des Begriffs der pädagogischen Beratung
- Anwendung der Machttheorie von Michel Foucault auf das Hartz IV-System
- Analyse der Machtstrukturen und -mechanismen im Hartz IV-Kontext
- Bewertung der Rolle der pädagogischen Beratung im Kontext von Hartz IV
- Beurteilung der Wirksamkeit und ethischen Implikationen des Hartz IV-Systems
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Hartz IV ein und erläutert die umfassende Gesetzesänderung, die im Jahr 2003 in Kraft trat. Der Autor beleuchtet die Intentionen der Reform und den Paradigmenwechsel in der deutschen Sozialpolitik, der durch Hartz IV eingeleitet wurde. Das Ziel der Arbeit ist es, das Hartz IV-System im Spannungsfeld von pädagogischer Beratung und Machtausübung zu verorten.
Kapitel 2 behandelt den Begriff der pädagogischen Beratung und stellt die wichtigsten Konzepte der Machttheorie von Michel Foucault vor. Der Autor veranschaulicht die Entwicklung des Beratungsbegriffs und betont dabei die Bedeutung der Selbsthilfe und die kritische Weltsicht, die in der pädagogischen Beratung eine zentrale Rolle spielen. Die Machttheorie von Foucault bietet eine theoretische Grundlage, um die Machtverhältnisse im Hartz IV-System zu analysieren.
Kapitel 3 untersucht das Hartz IV-System aus der Perspektive der Machtausübung und der pädagogischen Beratung. Der Autor analysiert die Machtinstrumente des Jobcenters und diskutiert die Frage, ob die Beratung im Hartz IV-Kontext tatsächlich im Sinne der pädagogischen Beratung verstanden werden kann.
Schlüsselwörter
Pädagogische Beratung, Hartz IV, Machttheorie, Michel Foucault, Pastoralmacht, Gouvernementalität, Disziplinarmacht, Sozialpolitik, Aktivierender Staat, Jobcenter, Weiterbildung, Selbsthilfe, Integration.
- Arbeit zitieren
- Lennart Sieg (Autor:in), 2012, Hartz IV. Zwischen Machtinstrument und pädagogischer Beratung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272101