Die Darstellung beginnt bei den klassischen Nationalökonomen und endet im Jahre 1986.
Die klassischen Nationalökonomen waren im Glauben befangen, das Geld besitze keinen realwirtschaftlichen Einfluss. Hierauf erfolgte der Pendelausschlag in die entgegengesetzte Richtung. Man glaubte nun, in der Geldpolitik das Allheilmittel gegen jegliche „Konjunkturbeulen“ gefunden zu haben.
Keynes war es, der es durch eine ganz Reihe von Prämissen schaffte, ein neues Modell zu formulieren, das den entscheidenden wirtschaftstheoretischen Einfluss auf die nächsten Jahrzehnte ausüben sollte. Fortan wurde geldpolitisches Handeln als unfähig betrachtet, konjunkturelle Schwankungen zu beheben, vielmehr sollte eine antizyklische Fiskalpolitik, die Volkswirtschaft vor jeglicher Unwucht bewahren
Seine geistigen Erben beschworen durch eine inflationsfördernde Geldpolitik eine Opposition herauf. Und so schickte sich die Gegenbewegung, der Monetarismus, Ende der 60er Jahre an, zur neuen bestimmenden Größe zu werden. Eine angebotsorientierte auf die Steuerung des Geldmengenwachstums gerichtete Geldpolitik mittels offenmarktpolitischer Feinsteuerung und freie wirtschaftliche Entfaltungsmöglichkeiten ohne die Bevormundung des Staates wurden angestrebt.
Die Bundesbank schlug als erste Notenbank der Welt ab Ende 1974 diesen Kurs ein und bindet sich seither an ein jährlich im Voraus deklariertes Geldmengenziels. Der indirekte nachfrageorientierte Steuerungsansatz traditioneller Liquiditäts- und Zinspolitik bleibt dennoch erhalten. Gleichfalls ist die Bundesbank auch weiterhin der Überzeugung, dass Geldpolitik das ganze wirtschaftliche Spektrum und nicht nur den Teilbereich, Geldmenge, zu berücksichtigen hat, auch Zahlungsbilanz und Wechselkurse. Die Bundesbank stellt sich gegen Vorschläge einer längerfristigen Festschreibung des Geldmengenziels, um genügend wirtschaftspolitischen Handlungsspielraum zu haben und durch ein potentialorientiertes Geldmengenziel eine stetige und inflationsfreie Wirtschaftsentwicklung zu gewährleisten. Das Geldmengenziel bleibt Zwischenziel und wird nicht Endziel.
Die Bundesbank hat sich nicht überzogenen Hoffnungen dogmatischer Monetaristen hingegeben, eine angemessene Geldmengenentwicklung könne alle Probleme lösen, vielmehr bemüht sie sich mit zunehmenden Erfolg einen pragmatischen Mittelweg zu gehen, der die Summe der geldpolitischen Erfahrungen der letzten 80 Jahre in sich zu vereinen sucht.
Inhaltsverzeichnis
1. Wort zum Geleit
2. Vorbemerkungen
2.1. Problemorientierte Einführung: Relevanz der Theorie für die Politik
2.2. Historischer Rückblick
2.2.1. Von der Klassik bis Keynes
2.2.2. Neue Klassische Makroökonomik (Monetarismus)
2.3. Der geldpolitische Kurswechsel
2.3.1. 1973/ Aufgabe des Liquiditätssaldokonzepts
2.3.2. 1974/ Geld- und Lohnpolitik im Widerspruch - Geldmengenzieldeklarierung
3. Das Konzept der Geldmengensteuerung
3.1. Die Ziele der Geldmengensteuerung
3.2. Vorbedingung: positive Korrelation, Kausalität und Exogenität des Geldes
3.3. Zwischenzielgröße und Geldmengenindikator: Zentralbankgeldmenge
3.4. Die Festlegung des Geldmengenziels
3.5. Die technische Ausgestaltung der Zielformulierung
3.6. Steuerungssysteme: "Von der Bankenliquidität zur Geldbasis"?
4. Anmerkungen zur Neugestaltung des geldpolitischen Instru- mentariuns
4.1. Instrumente der Grob- und der Feinsteuerung
4.2. Offenmarktgeschäfte mit Rückkaufsvereinbarung S.
4.2.1. Wechselpensionsgeschäfte S.
4.2.2. Wertpapierpensionsgeschäfte S.
4.2.2.1. Institutionelle Ausgestaltung S.
4.2.2.2. Der praktische Einsatz der Wertpapierpensionsgeschäfte S.
5. Effizienzprobleme der Geldpolitik S.
5.1. Systemimmanente Schwachstellen S.
5.2. Zielkonflikte der Geldpolitik S.
6. Schlußwort S.
7. Literaturverzeichnis S.
Abbidung
Abb. 1: Gesamtwirtschaftliche Liquiditätspräferenzfunktion
Abb. 2: Liquiditätspräferenzfunktion und Geldmengenerhöhung
Abb. 3: Phillipskurve
Abb. 4: Phillipskurve in der Neuen Klassischen Makroökonomik
Abb. 5: Inflation und Arbeitslosigkeit
Abb. 6: Rechnerisches Kreditmaximum und Kreditbestand
Abb. 7: Zentralbankgeldmenge, Bruttosozialprodukt und Produktionspotential
Abb. 8: "time-lag-Evidenz"
Abb. 9: Geldbestände und Zentralbankgeldmenge
Abb. 10: Potentialorientierung in der Geldpolitik
Abb. 11: Zieltrichter
Abb. 12: Zieltrichter
Abb. 13: Zieltrichter
Abb. 14: Geldmengenziele
Abb. 15: Mengentender
Abb. 16: Zinstender
Abb. 17: Repartierung beim Zintender
Abb. 18: Kumuliertes Volumen der Wertpapierpensionsgeschäfte im Zeitablauf (1983 - April 1985)
Abb. 19: Einsatz des Wertpapierpensionsinstruments
Abb. 20: Idealtypische Mindestreservehaltung bei Dominanz von Sicherheitsüberlegungen
Abb. 21: Struktur der Zentralbankgeldbereitstellung
Abb. 22: Zinssätze der Bundesbank und Tagesgeldsatz
Abb. 23: Veränderung der Netto-Auslandsposition der Deutschen Bundesbank
Symbole
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1„ Wort zum Geleit
"Geldtheorie und Geldpolitik - Blitzlichter einer Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung neuerer Tendenzen in der Bundesrepublik Deutschland"
Zunächst kann man wohl alles oder nichts mit dem Titel verbinden. Damit ist aber auch gleichzeitig die Hauptursache für die so weite und unscharfe Formulierung angesprochen, denn gerade sie erlaubt es den Autoren, sich frei und unbedarft in ein Feld zu stürzen, das die Menschen immer schon mehr als faszinierte.
"Nach Golde drängt, Am Golde hängt Doch alles."
(Goethe, Faust - Der Tragödie erster Teil, Abend)
Dieser Wink Goethes mag genügen, uns die schiere Grenzenlosigkeit des gewählten Facharbeitsgebietes vor Augen zu führen.
Deshalb ist es unumgänglich, größere Einschränkungen vorzunehmen und aus dem Themenkomplex nur kleine Bruchstücke zu herauszuzupfen, wobei besonderes Augenmerk auf die Schnittstellen von Geldtheorie und Geldpolitik gelegt wird. Eine zumeist künstliche und den Realitäten widerstrebende Trennung von Theorie und Politik des Geldes soll dabei vermieden werden, in der Absicht den Leser in das sich fortlaufend bewegende Spannungsfeld geldtheoretischer Ansätze und geldpolitischer Einsätze zu führen.
Die Vielschichtigkeit der Materie und die geforderte Kürze der Arbeit gebieten es, zu den einzelnen Themenbereichen jeweils nur wenige als Anmerkungen zu verstehende Gedanken zu formulieren. Der vorliegende Aufsatz verkörpert insofern den Versuch, in einzelne Gänge eines Labyrinths ein schwaches Licht zu werfen, mit dem Bewußtsein, daß die getroffenen Vereinfachungen den komplizierten Sachverhalten zumeist nicht gerecht werden.
Um den Leser im Irrgarten nicht zu verlieren, sei knapp die Leitlinie aufgezeigt.
Nach einer kurzen Begriffsbestimmung erfolgt ein geraffter Abriß der wichtigsten geldtheoretischen Entwicklungstendenzen von der Klassik über Keynes bis zur Reaktivierung klassischer Gedanken in der Neuen Klassischen Makroökonomik (Monetarismus).
Unter den Begriff "Keynes" sind sowohl die orginären Gedanken von John Maynard Keynes als auch Aspekte der post-keynesianischen Makroökonomik eingeordnet. Auf eine Behandlung der im Rahmen der Monetarismusdebatte teilweise erfolgten Weiterentwicklung der keynesianischen Theorie (Neokeynesianismus) wird ebenso verzichtet, wie auf eine differenzierte Unterscheidung einzelner monetaristischer Strömungen.
Hieran schließt sich eine knappe Beschreibung des Liquiditätssaldokonzepts und der wirtschaftspolitisch relevanten Ereignisse des Jahres 1974, die wesentlich zur Festlegung eines Geldmengenziels für 1975 beitrugen, an.
Im dritten Kapitel wird der Versuch unternommen, die Zielsetzungen der neuen Geldpolitik und, darauf aufbauend, die wesentlichen Voraussetzungen, die das verwendete Zielaggregat "Geldmenge" zu erfüllen hat, wiederzugeben und die definitorische Zentralbankgeldmengenabgrenzung unter Hinweis auf Zwischenziel- und Indikatorfunktion vorzustellen.
In Verbindung mit einer auf die Verstetigung des Geldmengenwachstums gerichteten Politik stellt sich die Aufgabe, ein Ableitungsverfahren zur Bemessung der Zuwachsraten der Zentralbankgeldmenge zu erstellen. Darauf wird im Kapitel 3.4. eingegangen, bevor nach der Analyse der grunsätzlichen Wirkungsmacht der Notenbank das in der Bundesrepublik Deutschland praktizierte Geldsteuerungskonzept durch die Auseinandersetzung mit dem Geldbasiskonzept geldtheoretisch zwar nicht eingegrenzt - dies ist wohl kaum je möglich -, so doch Nichtzutreffendes ausgegrenzt wird.
Im vierten Kapitel werden einige Charakteristika der größtenteils seit 1979 neugeschaffenen bzw. verstärkt angewandten Feinsteuerungsinstrumente beispielhaft an Hand von Wechseln und Wertpapierpensionsgeschäften herausgearbeitet.
Die Einsicht, daß die Bundesbank trotz institutioneller Verbesserungen und verstärkter außenwirtschaftlicher Absicherung mit Effizienzproblemen zu kämpfen hat, die nicht zuletzt durch das unserer Meinung nach positiv zu bewertende gesamtwirtschaftliche Verantwortungsbewußtsein der Bundesbank hervorgerufen werden, soll im fünften Kapitel vermittelt werden.
Insbesondere bei der Erstellung der letzten Kapitel hatten wir mit der Schwierigkeit zu kämpfen, in den Besitz neuerer Literatur zu gelangen, da die vor 1975 erschienenen geldtheoretischen und geldpolitischen Abhandlungen verständlicherweise nicht auf neuere Tendenzen eingehen können, und erst ab 1982/83 Feinsteuerungsmaßnahmen der Bundesbank explizit Erwähnung finden.
Es sei noch darauf verwiesen, daß auf eine strenge Gliederung der Sachverhalte bewußt verzichtet wurde. Das dadurch teilweise etwas verworrene Bild entspricht vielleicht mehr der augenblicklichen geldtheoretischen Diskussion, als es dies ein exaktes Strukturprinzip vermöchte.
2. Vorbemerkungen
2.1. Problemorientierte Einführung: Relevanz der Theorie für die Politik
Am Anfang dieses Aufsatzes über neuere Entwicklungen der deutschen Geldsollten wir kurz versuchen, den Beriff Geldpolitik zu definieren. Dickertmann und Siedenberg verstehen unter monetärer Politik, "die Politik der Notenbank, die über die Beeinflussung der monetären Ströme und der monetären Bestände in der Volkswirtschaft einen Beitrag zur Erfüllung der allgemeinen Ziele der Wirtschaftspolitik zu leisten sucht'U- ( Dickertmann, 1984, S. 1 ) .
Eine viel leichtnotwendige genauere Erläuterung dieser Definition wollen wir uns ersparen und uns damit begnügen, unter Geldpolitik die Gesamtheit "der Aktivitäten der Zentralbank" ( Duwendag, 1985, S. 301 ), begonnen bei der klassischen Diskontpolitik bis hin zum "moral suasion" und denöffentlichen Stellungnahmen notenbankpolitisch Verantwortlicher, wie den Organen der Bundesbank und ihrer Mitarbeiter, zu verstehen.
Wie wirken sich aber die ergriffenen notenbankpolitischen Maßnahmen oder gerade deren Unterlassen auf das letztlich angesteuerte Ziel - Preisniveaustabilität - aus?
Um in der Lage zu sein, dies hinreichend zu beantworten, bedürfte es sowohl einer genauen Analyse als auch einer genauen Kenntnis "derökonomischen Struktur einer Volkswirtschaft hinsichtlich der quantitativen und dynamischen Zusammenhänge" ( Jarchow, Bd. 2, S. 174 ).
Dies zu leisten, ist Aufgabe der Geldtheorie.
Für eine vernünftige, adäquate Geldpolitik der Notenbank wäre es also . unabdingbare Voraussetzung, daß ihr die Wissenschaft die notwendigen Grundtatsachen der sehr komplexen und interdependenten Wechselwirkungen der Vielzahl monetärer und realwirtschaftlicher Aggregate vermittelt, aus denen sich dann gleichsam eine Richtschnur für das notenbankpolitische Handeln gewinnen und ableiten ließe.
Geldtheorie und Geldpolitik sind wie ein siamesischer Zwilling, der eine kann sich vom andern nicht lösen:
Geldpolitik nicht von der Geldtheorie, dadurch würde die Politik ihrer Verhaltensrichtlinien beraubt werden.
Geldtheorie kaum von der Geldpolitik, dadurch verlöre die Theorie erstens das Feld der Praxis, auf dem sich Erfahrungen gewinnen lassen, und zweitens die utilitaristische Begründung.
Wäre nun die Kenntnis derökonomischen Struktur völlig eindeutig gegeben , so wäre Wirtschaftspolitik kein Kampffeld sich widersprechender Meinungen und Ansichten.
Aber leider ist dem nicht so, denn diese "Kenntnis ist beim gegenwärtigen Stand unseres Wissens unvollkommen und wird auch nie vollkommen sein" (Duwendag, 1985, S. 303).
Was zu tun bleibt, besteht folglich darin, Wirtschaftsmodelle zu entwickeln, die in einem steigenden Grade mit der Realität in Einklang stehen.
2.2. Historischer Rückblick
Bevor wir uns aktuellen monetären Tendenzen zuwenden, soll, in gröbster Weise vereinfacht, der historische Weg der Geldtheorie und somit auch indirekt der Geldpolitik angerissen werden.
2.2.1. Von der Klassik bis Keynes
In der sog. klassischen Nationalökonomie des 18./19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, die durch Namen wie Adam Smith (1723 - 1790), John Stuart Mill (1806 - 1873) oder Walras repräsentiert wird, wurde dem Geld oder genauer der nominalen Geldmenge entsprechend der "naiven" Quantitätstheorie keine Wirkung auf das reale Volkseinkommen zuerkannt. Die Aussage der Quantitätstheorie läßt sich aus der Quantitätsgleichung unter den Annahmen eines nur von realwirtschaftlichen Faktoren beeinflußten realen Volkseinkommens und einer längerfristigen Konstanz der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes gewinnen.
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Somit können Veränderungen der nominalen Geldmenge nur proportionale Preisniveauveränderungen nach sich ziehen.
John Mill schrieb hierzu: "Es kann wahrscheinlich kein unbedeutenderes Phänomen in einer Volkswirtschaft als das Geld geben, mit Ausnahme seiner Funktion als Zeit und Arbeit sparende Erfindung. Es ist ein Mechanismus, der es ermöglicht, etwas schnell und bequem zu erledigen, was ohne ihn ohnehin, wenn auch nur weniger schnell und bequem erledigt würde ... ." ( zitiert nach Friedman, S. 18 )
Dieser Sachverhalt wird auch als klassische Dichotomie (= Unabhängigkeit des realem vom monetären Wirtschaftsbereich ) oder,davon abgeleitet, als klassische Neutralität des Geldes bezüglich realer Transaktionen bezeichnet.
( vgl. Baßeier, S. 287 ff. )
Machen wir nun einen kleinen Schritt vorwärts, und begeben wir uns in die Zeit der Weltwirtschaftskrise (1929 - 1931/32), die von einer bis dahin nicht gekannten Massenarbeitslosigkeit geprägt war. Die hieraus щ resultierende Diskrepanz zwischen der immensen Arbeitslosenquote und der vom System der Klassik angenommenen optimalen Selbststeuerungsfähigkeit der Marktwirtschaft hin zu einem Vollbeschäftigungsgleichgewicht (vgl. auch den heute häufig gebrauchten Ausdruck "Selbstheilungskräfte der Wirtschaft") ließ das alte System praktisch scheitern.
(nach Baßeier, S. 290)
Die Zeit war gekommen, auf der Grundlage der jüngeren Erkenntnisse eine neue Phase derökonomischen Theorie einzuleiten. Dies leistete der Engländer John Maynard Keynes (1883 - 1946) mit der 1936 veröffentlichten "(The) General Theory of Employment, Interest, and Money".
Der Kern seiner geldtheoretischen Überlegungen, die Liquiditätspräferenztheorie, beschreibt die gewünschte Kassenhaltung der Wirtschaftssubjekte in Abhängigkeit von Zins und Einkommen:
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Abb. 1
Gesamtwirtschaftliche Liquiditätspräferenzfunktion
(5) M(N) = M(Y,i)
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Je höher der herrschende Zinssatz, desto geringer die angestrebte Kassenhaltung.
Eine Geldmengenvariation durch die Notenbank, bei gegebener Geldillusion, zieht nach Keynes gleichgerichtete Veränderungen des realen Sozialprodukts, der Beschäfftigung und des Preisniveaus nach sich. (Dieser Sachverhalt, der sich treffend im IS/LM System aufzeigen läßt, wurde später in der Fiskalisten/Monetaristen Kontroverse desöfteren unterschlagen.)
Abb. 2
Liquiditätspräferenzfunktion und Geldmengenerhöhung
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Doch diese Aussage wird, um der damaligen wirtschaftlichen Situation zu genügen, dreifach eingeschränkt (der dritte Fall sei hier nicht erwähnt):
- Bei vollkommen zinselastischem Verlauf der Liquiditätspräferenzkurfe (= Liquiditätsfalle) oder
- bei vollkommen zinsunelastischer Investitionsfunktion (= Investitionsfalle) ist eine Zinssenkung via Geldmengenerhöhung durch die Notenbank im erstem Fall unmöglich und im zweiten zwar durchführbar, jedoch realwirtschaftlich wirkungslos^
(vgl. Jarchow, Bd. 1, S. 93 ff.).
Diese Aspekte wurden vor allem bis Mitte der 50er Jahre betont. Geldpolitik hatte nach Meinung der Keynes interpretierenden Wissenschaften nur für ein möglichst niedriges Zinsniveau, wenn überhaupt, zu sorgen, um so bei eventuell zinselastischen Investitionsverhalten investitionsfördernd zu wirken.
"Money does't matter", so charakterisiert Milton Friedman die Grundthese dieser Schule, die die Geldpolitik vorerst zur Bedeutungslosigkeit verurteilte, (Friedman, S. 9),
Beginnend 1958, wird von den Keynesianern ein weiteres Basiselement in ihr theoretisches Konzept eingebaut oder präziser, ein schon im Ansatz vorhandener ausgebaut: die Phillipskurve
Die modifizierte Phillipskurve geht auf eine empirische Untersuchung des Engländers Alban W. Phillips, die in eben diesem Jahr veröffentlicht wurde, zurück, in der die Beziehung zwischen der prozentualen Preissteigerungsrate (ursprünglich der prozentualen Änderungsrate des Nominallohmsatzes = orginäre Phillipskurve) und der prozentualen Arbeitslosenquote durch eine zum Ursprung konvexe Funktion beschrieben wird/ (nach Bender, S. 237) „
Abb. 3
Phillipskurve
Г Hieraus wurde eine theoretische Substitutionsbeziehung (trade-off) zwischen Inflations- und Arbeitslosenrate abgeleitet - kräftige Geldmengenexpansion -*- hohe Inflationsrate -*- hoher Beschäftigungsgrad - , die lange Zeit erheblichen Einfluß auf die Geld- und Fiskalpolitik ausübte. Der Ausspruch des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt "lieber 5% Inflation als 5% Arbeislosigkeit" (zitiert nach Baßeier, S. 359) bringt dies überzeugend zum Ausdruck.
Diese Interpretation der Phillipskurve konnte nun auch als Beweis für Keynes Ansicht, Geldmengenerhöhungen indizierten sowohl Preisniveausteigerungen als auch positive Beschäfftigungseffekte, herangezogen werden.
Beachtet werden sollte auch, daß der Geldpolitik konsequenterweise wieder mehr Aufmerksamkeit gezollt wurde und nach der Auffassung Milton Friedmans Mitte der 60er Jahre die Gefahr bestand, "der Geldpolitik eine bedeutendere Rolle beizumessen als sie letztlich auszufüllen vermag" oder "sie vor Aufgaben zu stellen, die sie nicht zu lösen vermag" . (Friedman, S. 12)
Der Geldpolitik wurde also eine gestärkte Bedeutung innerhalb der damals sehr beliebten keynesianischen Globalsteuerung zugedacht. Keynes folgend, wird der Staat innerhalb dieses Entwurfs ermuntert, in wirtschaftlich rezessiven Zeiten verstärkt als Nachfrager auf den Güter- und Dienstleistungsmärkten aufzutreten. Notfalls sollten die zusätzlichen Ausgaben durch Kreditaufnahme finanziert werden (deficit spending). In Boomphasen sollte die Fiskalpolitik nachfragedämpfend wirken, z.B. durch den Aufbau einer Konjunkturausgleichsrücklage. Es ist also keine Deflationspolitik à la Brüning, sondern ein "New Deal" à la Roosevelt gefordert.
Die Idee einer diskretionären, antizyklischen, also einer den jeweiligen konjunkturellen Erfordernissen Rechnung tragenden Politik fand 1967 im "Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft"
(StWG) ihren gesetzgeberischen Niederschlag und wurde gleichzeitig unter dem Eindruck der Phillipskurvendiskussion auch auf die Geldpolitik ausgeweitet. Der Notenbank, die ja nicht direkt als Nachfrager auf den realwirtschaftlichen Märkten auftreten kann, wird die mittelbare Fun/ktion auferlegt, "über bestimmte Aktionsparameter das Verhalten der als Nachfrager auftretenden Wirtschaftssubjekte (Investoren und Konsumenten)" zu steuern (Globalsteuerung)^(Dickertmann, 1984, S. 5).
Dies sollte durch:
- die Zinspolitik, die eine Erhöhung oder Senkung der Investitonsneigung mittels Senkung oder Erhöhung des Zinsniveaus zum Ziel hat, und
durch die Liquiditätspolitik, die eine "Variation der Investitionsfähigkeit aufgrund von Veränderungen der Kreditaufnahmemöglichkeiten der privaten Unternehmen" mittels Einflußnahme auf die "Liquidität des Bankensystems" (Dickertmann, 1984, S. 6) und damit auf das Kreditangebot zum Ziel hat, erreicht werden.
Übersicht 1
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Kreditangebot
Kreditnachfrage
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Wirtschaftliche Aktivitäten (Investition, Konsum)
— Primärwirkungen
Sekundärwirkungen (Dickertmann, 1984, S. 6)
Zu erwähnen bleibt noch, daß sowohl Zins- als auch Liquiditätspolitik auf die Konsumausgaben privater Haushalte in ähnlicher Weise Einfluß nehmen sollen.
2.2.2. Neue Klassische Makroökonomik (Monetarismus)
Nach diesem kleinen Abriß des nachfrageorientierten (Neo-, Post-) Keynesianismus können wir sie beginnen lassen, die monetaristi sehe Gegenrevolution.
Diese Gegenbewegung wurde insbesondere durch die Erfahrung sich verstärkender inflationärer Entwicklungen nach 1945 - hauptsächlich Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre -, in Verbindung mit erheblichen Schwankungen der gesamtwirtschaftlichen Produktion, inspiriert.
Das deutet schon daraufhin, daß im Gegensatz zur Keynes'sehen Theorie der Monetarismus einen besonderen Wert auf eine strikte Trennung realer und nominaler Größen legt (reales - nominales Bruttosozialprodukt, realer - nominaler Zinssatz). In der Berücksichtigung des Realkasseneffekts (real-balance-Effekt, Pigoueffekt) zeigt sich dies explizit.
Pigou verweist darauf, daß für die Konsumausgaben der Haushalte nicht das nominale, sondern das reale Einkommen (Vermögen,Kassenhaltung) von entscheidender Bedeutung ist.
Deflation
—* Erhöhung des realen Vermögens der Haushalte —* Erhöhung der realen Konsumgüterausgaben Ebenso wird die von Keynes unterstellte Geldillusion durch neuere empirische Untersuchungen falsifiziert und durch den den Pigoueffekt ergänzenden Preiserwartungseffekt kontrapunktisch äbgelöst^ (vgl. ifo,S. 3 ff.). Danach antizipieren die Wirtschaftssubjekte die zukünftig erwarteten Preissteigerungen bereits bei ihren aktuellen Entscheidungen (z.B. Zinsfestsetzung bei Kreditvergabe, Lohnforderungen). Desweiteren werden im Gegensatz zu Keynes wirtschaftspolitische Maßnahmen streng nach kurz-, mittel-, und langfristigen Auswirkungen aufgeschlüsselt.
Konsequenterweise folgt hieraus, daß Handlungs- und Wirkungsverzögerungen (time lags) erstmals einer genaueren Untersuchung unterzogen werden, wobei sie für die monetaristische Wirtschaftspolitik dann zu einem zentralen Aufhänger werden.
Anders als Keynes widmet sich der durch Friedman und Brunner geprägte Monetarismus unter dem Eindruck der amerikanischen Inflationserfahrungen der 60er Jahre intensiv der Diskussion von Inflationserklärung und Inflationsbekämpfung.
"Der Neo-Keynesianismus hat sich nie von der Vorliebe für 'deficit spending" und 'cheap money' lösen können und ist an der von ihm selbst geförderten chronischen Nachkriegsinflation gescheitert^" (Emminger, S. 286).
Ohne theoretische Begründung seien nun éinige monetaristische Grundthesen genannt, die besonders klassisches Gedankengut wiederaufnehmen.
(Nicht grundlos werden einige Vertreter dieser neuen Schule auch als Neoquantitätstheoretiker betitelt.)
- Der private Sektor ist wirtschaflieh äußerst stabil.
- Schwankungen der gesamtwitschaftlichen Aktivität werden im wesentlichen durch zu späte und übermäßige monetäre und staatliche Impulse verursacht. Antizyklisch gedachte Eingriffe können unter Einbeziehung nicht prognostizierbarer und sich ständig veränderlicher time lags prözyklisch wirken.
Gleichwohl ist es unmöglich, eine quantitative Aussage über die Wirkungsintensität der ergriffenen monetären Maßnahmen auf gesamtwirtschaftliche Größen, wie Preisniveau oder Beschäftigung, zu treffen. Ein zu langer, unbekannter Transmissionsprozeß steht dem entgegen. Ein Ausspruch Keynes, obwohl in etwas anderem Zusammenhang geäußert, mag dies klar vor Augen bringen: "Wenn wir ... versucht sind, zu behaupten, daß das Geld der Trank ist, der das Wirtschaftsleben zur Tätigkeit anregt, so müssen wir uns daran erinnern, daß sich noch vieles zwischen dem Becher und den Lippen ereignen kann/1 (zitiert nach Obst, S. 97).
- Eine negativ geneigte Phillipskurve existiert nur kurzfristig. . Mittel- und langfristig ergibt sich, vor allem durch den Wegfall der Geldillusion in den letzten Jahrzehnten und durch die somit gegebene praktische Relevanz des Preiserwartungseffekts, eine Senkrechte zur Abszisse. Geldmengenerhöhungen bedingen langfristig, wenn sie über das von der Volkswirtschaft benötigte Maß hinausgehen, lediglich Preisniveauerhöhungen und keine dauerhaften Beschäftigungseffekter(Baßeier, S. 358).
Abb. 4
Phillipskurve in der Neuen Klassischen Makroökonomik
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"Die vorübergehende Diskrepanz" (wie sie die negativ geneigte Phillipskurve beschreibt) zwischen Inflation und Unterbeschäfftigung "resultiert nicht aus der Inflation an sich, sondern aus einer nicht erwarteten Inflation.d.h. generell aus einer steigenden Inflationsrate/' (Friedman, S. 17)
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Abb. 5
Inflation und Arbeitslosigkeit im Durchschnitt der Industrieländer
Seit den 70er Jahren kann nur noch von "Phillipsschleifen" sprechen.
(Quelle: Leibfritz, S. 6) (Quelle: Leibfritz, S. 7)
Nur eine sich beschleunigende Preisniveauerhöhung, nicht ein hohes Preisniveau, kann Beschäftigungseffekte zeitigen (monetaristisehe Akzelerationshypothese).
Als Ergebnis empirischer Untersuchungen "erscheint die direkte Verwendbarkeit der Phillipsphänomene als 'menu of choice' der Wirtschaftspolitik fraglich" (Kubin, S. 301).
(vgl. Abb. 5)
Aus der Analyse solcher und ähnlicher Sachverhalte deduzierten die Monetaristen Ansprüche an eine in ihrem Sinne richtig verstandene Geldpolitik:
- Von konjunkturorientierten ad hoc Entscheidungen soll Abstand genommen werden.
- Die "Funktion, die die Geldpolitik erfüllen kann, besteht in der Schaffung eines stabilen Rahmens für die Volkswirtschaft - d.h. darin, die Maschine gut zuölen" (Friedman, S. 19).
- Dies wird durch eine konsequente Verstetigungspolitik erreicht, konkret mit Hilfe einer weitgehend gleichbleibenden, an der Wachstumsrate des realen Sozialprodukts orientierten Wachstumsrate der Geldmenge.
(nach Jarchow, Bd. 1, S. 274)
- Es wird für eine angebotsorientierte Geldmengensteuerung, deren Träger die Zentralbank ist, plädiert, wobei Zins und Bankenliquidität sowohl als Indikatorvariable als auch als Zielgröße der Geldpolitik unbrauchbar sind. Diese Aggregate sollen nur Resultanten einer kontrollierten monetären Expansion sein^ (vgl. Dickertmann, 1984, S. 7).
2.3. Der geldpolitische Kurswechsel
Inwieweit hatten nun diese handfesten geldpolitischen Empfehlungen Auswirkungen auf das Handeln der Deutschen Bundesbank?
Wann schlug oder präziser, wann schlugen sie nun, die Geburtsstunden, der "neuen Geldpolitik"?
Der entscheidende Wandel der deutschen Geldpolitik vollzog sich bereits im Jahre 1973 und wurde durch die Formulierung eines Geldmengenziels 1974 konsequent fortgesetzt.
2.3.1. 1973/ Aufgabe des Liquiditätssaldokonzepts
Г ' ' Die Deutsche Bundesbank verfolgte bis Anfang 1973 das bereits erwähnte Konzept der Steuerung der freien Liquiditätsreserven (FLR) , bzw. des Liquiditätssaldos , das sich formelmäig etwa wie folgt fassen läßt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dieser Ausdruck kann wie folgt interpretiert werden:
Bei gegebenem Liquiditätssaldo (LS) und konstantem Reservesatz (r), ist der Kreditbestand (K) der Banken von der freien Liquiditätsquote (FLQ) und damit von der Entscheidung der Banken, in welchem Umfang sie freie Liquiditätsreserven in Relation zu ihren reservepflichtigen Einlagenbestand halten wollen, abhängig.
Hiernach stellt sich der noch vorhandene, also unausgeschöpfte rechnerische Kreditschöpfungsspielraum (RKS) so dar:
(7) RKS = -J- x FLR
Die freien Liquiditätsreserven (FLR) bilden die Basis für eine über den aktuellen Kreditbestand (K) hinausgehende Kreditexpansion der Banken. Deshalb besteht die Problematik nun darin, daß die Notenbank nur die Kontrolle über die gesamten Kreditbestände ausüben kann, wenn die Geschäftsbanken "z.B. bei einer Einengung des KreditschöpfungsSpielraums mit einer Zurückhaltung in ihrer Kreditgewährung reagieren und nicht mit einer erhöhten Ausnutzung des Kreditschöpfungsspielraums" (Duwendag, 1977, S. 120), sprich mit einer starken Verminderung der freien Liquiditätsquote (FLQ).
Die Bundesbank vertraute darauf, daß nur ein bestimmter Teil des von ihr bereitgestellten aktuellen und potentiellen Zentralbankgeldes zur Kreditvergabe verwendet wird oder - mit anderen Worten - daß eine mittelfristige Konstanz der freien Liquiditätsquote als gegeben vorausgesetzt werden darf.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
c) Keine Maßnahmen der Bundesbank, aber Änderung der freien Liquiditätsquote aufgrund des Bankenverhaltens
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Seit Anfang der 70er Jahre akzeptierten die Banken die Konstanz der freien Liquiditätsquote nicht mehr, indem sie den Kreditschöpfungsspielraum restlos zur tatsächlichen Kreditvergabe ausnutzten (vgl.
Abb. 6).Daraufhin verließ die Deutsche Bundesbank notgedrungen dieses Steuerungskonzept und ging zur Kontrolle der Zentralbankgeldmenge über. Die von der Notenbank bewußt betriebene Ausschaltung des Bankeneinflusses schlug sich in einer Reduzierung der freien Liquiditätsreserven auf nahezu Null im Verlauf des Jahres 1973 nieder.
Zur Vervollständigung sei noch erwähnt, daß erst mit der Freigabe des Wechselkurses der DM und anderer europäischen Währungen gegenüber dem amerikanischen Dollar (block-floating) die Konzeptänderung vollends ermöglicht wurde. Der Zusammenbruch des Festkurssystems von Bretton Woods am 15. März 1973 und die damit geschaffene außenwirtschaftliche Absicherung befähigten die Notenbank, die wahllose Zentralbankgeldschöpfung durch pflichtgemäße Dollarstützungskäufe und den damit gleichsam automatischen Zugriff der Geschäftsbanken auf Notenbankgeld durch Devisenverkäufe an die Notenbank wirksam zu unterbinden und so die Grundbedingungen für eine Geldmengensteuerung zu kreieren^
(Duwendag, 1977, S. 118 ff.; vgl. auch Sachverständigengutachten 1973/74, Ziffern 171 ff.).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 6 (Quelle: Sachverständigengutachten 1973/74, S. 71)
RECHNERISCHES KREDITMAXIMUM,
KREDITBESTAND UND RECHNERISCHER KREDITSCHÖPFUNGSSPIELRAUM
2.3.2. 1974/ Geld- und Lohnpolitik im Widerspruch - Geldmengenziel- deklarierung
Den endgültigen Übergang zu einer Politik monetärer Zielvorgaben lösten letztendlich die Ereignisse des Jahres 1974 aus.
Durch die Ölpreisexplosion gegen Ende 1973 erwartete man in Deutschland allgemein ein Ansteigen der Inflations rate des nächsten Jahres bis auf 10%. Diese Erwartungshaltung fand in Nominallohnsteigerungen von 12 bis 15% ihren tarifpolitischen Niederschlag. Da jedoch die Bundesbank nicht bereit war,eine zweistellige Inflationssteigerung Wirklichkeit werden zu lassen, verfolgte sie bis weit in das Jahr 1974 eine stark restriktive Politik, die zwar die Preissteigerungsrate auf 7% begrenzte, aber um den Preis von knapp einer Million Arbeitsloser gegen Ende 1974.
(Duwendag, 1985, S. 334 ff. ; vgl. auch Sacherständigengutachten 1974/75 Ziffern 295 ff.)
Um das nochmalige Auftreten einer so fatalen Inkonsistenz von geld- und wirtschaftspolitischen Entscheidungen zu vermeiden, empfahl der Sachverständigenrat im Gutachten vom November 1974: "Außerordentlich bedeutsam erscheint uns, daß der Kurs der Geldpolitik im voraus allen bekannt ist. ... Eine klare Zielvorstellung ist für die Geldpolitik nicht weniger dringlich und zumutbar als etwa für die Finanzpolitik. Im Gegenteil, sie ist besonders dringlich, und zwar vor allem dann, wenn es zu den Spielregeln gehören soll, daß alle den Kurs der Geldpolitik zu respektieren haben."
(Sachverständigengutachten 1974/75, Ziffer 316)
Die Bundesbank nahm diese Anregung durch das Festsetzen und Verkünden einer anzustrebenden 8%igen Wachstumsrate der Zentralbankgeldmenge (im Jahresverlauf 1975) an.
[...]
- Citation du texte
- Michael Hies (Auteur), 1986, Geldtheorie und Geldpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272608